Krieg und Frauenraub bei den Wilden

wife adduction
A historically inspired, artistic image depicting the complex social dynamics of wife abduction in a primitive tribal society. The image is intended to capture the scene in an allegorical and symbolic manner, with a focus on depicting the social and emotional impact of this practice. Rather than direct violence or conflict, the image is intended to highlight the interpersonal relationships and social tensions that arise from this practice. The scene could take place in a natural, tribal setting such as a forest or plain, with figures in traditional clothing depicted in a complex interaction. The artistic style should be more metaphorical and abstract to reflect the sensitivity of the subject and emphasize the cultural meaning rather than the literal plot. Colors such as earth tones and muted colors could be used to reflect the mood and historical period. –ar 16:9 –s 750

Noch mehr Zitate von Pierre Clastres‘ Archäologie der Gewalt. Mit den „Wilden“ bzw. „Primitiven“ meint er eine klassenlose Urgesellschaft (im marxistischen Sinn).

Der allgemeine Krieg hätte genau das gleiche Ergebnis wie die allgemeine Freundschaft: die Negation des primitiven gesellschaftlichen Seins. Im Fall der Freundschaft aller mit allen würde die Gemeinschaft durch die Auflösung ihrer Unterschiedenheit, ihre Eigenschaft autonomer Totalität verlieren. Im Fall des Krieges aller mit allen ginge durch den Einbruch gesellschaftlicher Teilung ihr Charakter einer homogenen Einheit verloren. Die primitive Gesellschaft ist in ihrem Sein ungeteilte Totalität. Sie kann den universellen Frieden nicht gutheißen, der die Dreingabe ihrer Freiheit ist, und sie kann sich nicht voll und ganz dem allgemeinen Krieg hingeben, der die Aufhebung ihrer Gleichheit ist. Bei den Wilden ist es weder möglich, Freund von allen noch Feind von allen zu sein. (66)

wife abduction
A realistic image depicting wife swapping in a primitive tribal society. The focus is on a scenic representation of a village or community in which members of different tribes interact in traditional clothing. A peaceful and respectful ceremony should be depicted at the center of the image, where women and men from different groups come together to strengthen relationships or form alliances. The background should include natural elements such as trees, mountains or a river that reflect the tribe’s surroundings. The color palette should be earthy and natural, with emphasis on shades of brown, green and blue. The artistic style should be realistic to emphasize the authenticity and cultural context of this ancient tradition. –ar 16:9

Das wird am deutlichsten gerade am Verbindungspunkt zwischen Frauentausch und Gewalt. Man weiß, dass der Raub von Frauen derjenige Kriegszweck ist, den jede primitive Gesellschaft mit allergrößtem Nachdruck für sich geltend macht. Man greift die Feinde an, um sich ihrer Frauen zu bemächtigen. Dabei ist es wenig entscheidend, ob die dafür angegebene Begründung ein wirklicher Anlass oder nur ein Vorwand für Feindseligkeiten ist. Hier zeigt die Tatsache des Krieges am deutlichsten, dass die primitive Gesellschaft nur mit sehr großem Widerwillen dazu bereit ist, sich auf die Spielregeln des Tauschs einzulassen. Beim Frauentausch gewinnt unbestritten eine Gruppe eine Anzahl Frauen hinzu, verliert aber auch eben so viele, während beim Krieg um die Frauen die siegreiche Gruppe eine Anzahl Frauen gewinnt, ohne eine einzige zu verlieren. Das Risiko ist zwar beträchtlich (Verletzung, Tod), dafür aber auch der Gewinn: Er ist total, die Frauen sind umsonst. Eigennützige Erwägungen würden also immer dazu führen, den Krieg dem Tausch vorzuziehen: Das aber bedeutete den Kriegszustand aller gegen alle, dessen Unmöglichkeit hier dargelegt worden ist. (71)

wife swapping

Der Krieg stellt den Tausch als Gesamtheit soziopolitischer Beziehungen verschiedener Gemeinschaften untereinander in Frage. das aber nur, um ihn zu begründen, um ihm vermittelt über das Bündnis seine volle Berechtigung zukommen zu lassen. (74)

Der Kriegszustand zwischen den Gruppen macht die Bemühungen ums Bündnis notwendig, und dieses macht den Frauentausch erforderlich.

Der Krieg fügt sich in den Aufbau der primitiven Gesellschaft als solche (auch darin ist er universell), er ist eine ihrer Funktionsweisen.

Für jede lokale Gruppe sind alle Anderen Fremde: Die Figur des Fremden bestätigt die jeweilige Gruppe in ihrer Überzeugung vom autonomen Wir als ihrer Identität. (75)

Der Kriegszustand ist permanent, aber die Wilden verbringen dennoch nicht entsprechend viel Zeit damit, Krieg zu führen.

wife swapping

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Kommentare

4 Kommentare zu “Krieg und Frauenraub bei den Wilden”

  1. Godwin am Dezember 24th, 2023 7:18 pm

    Mit den „Wilden“ bzw. „Primitiven“ meint er eine klassenlose Urgesellschaft (im marxistischen Sinn).

    Das ist der Wunsch Vater des Gedanken.
    Es bleibt wohl so, dass er mit „Wilden“ und „Primitiven“ eben jene bezeichnet, die im kolonialistischen Sinn als „aus der Zeit gefallen“ angesehen werden.
    Nur weil er sich selber als Anarchist sieht, macht ihn das nicht frei, vom kolonialistischen Herren-Blick…

    Die Zitate sind erneut ein gutes Beispiel für burks’sche Ambivalenz:
    das eine mal ist dieses Geschwurbel unverständliches Blabla – das andere mal ist viel schlimmeres Geschwurbel wunderbar wissenschaftliches Auf-den-Punkt…

    gucken wir halt einfach mal hier:
    https://www.youtube.com/watch?v=f1YNitdHR0U

  2. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 25th, 2023 9:07 am

    Segmentation ist allgegenwaertig auch in Zeiten, die als Frieden empfunden werden. Die Diversifikation schreitet immer weiter voran – auf allen erdenklichen Ebenen (nicht nur in der Baeckerei, wo es zum plumpen, wohlschmeckenden Broetchen nun auch Kuemmel-, Meersalz-, Dinkel- und Biospeckbroetchen gibt, die alternativ in Plastik- oder Baeume freundlichen Papiertueten verpackt werden).
    So koennte man auch den Zustand des Friedens als aeusserst gewalttaetig ansehen, was den Ueberlebenskampf kapitalistischer Gueter betrifft.

    Nur im Keller trifft man noch auf den Waren Frieden und – alles zischt ganz undivers…hx

  3. blu_frisbee am Dezember 25th, 2023 7:28 pm

    Nix in der Biologie macht Sinn außer im Licht der
    Evolutionstheorie.
    Wir empfehlen den Affenfilm.
    https://www.youtube.com/watch?v=mvS3f8SE76I
    Der Film endet wo die Horde anfängt sich zu splitten, vermutlich weil die Dunbar-Number
    überschritten ist.

    Kulturscheiß sind Girlanden um den Affen.
    Status. Heiratsregeln. Erbrecht etc.

    Auch in den USA bilden sich 2 unversöhnliche Parteien.
    Wenns ganz schlimm kommt nimmt man Gewalt.
    https://www.youtube.com/watch?v=74TlZtAlhUw
    https://www.youtube.com/watch?v=WQ0g8uhNhJA

  4. Godwin am Dezember 26th, 2023 11:06 am

    Nimmt man weiterhin an, dass das Sein das Bewusstsein bestimme, dann wäre die Frage was das Sein der KI wäre oder ob man verschiedene Bewusstsein simulieren kann…
    Jeder zusätzliche Prozessor müsste es ja dann verändern…

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