Im Krieg

violence
extreme violence; among indigenous people, jungle –no animals –ar 3:2 –s 750

Gerade angefangen zu lesen: Pierre Clastres‘Archäologie der Gewalt.

Entgegen der Auffassung, daß Staatenbildung den notwendigen Endpunkt der Entwicklung menschcher Gesellschaften darstellt, entwickelt Clastres die These, dass manche Stammesgesellschaften Gewalt nach außen systematisch praktizieren, gerade um zu verhindern, dass sich in ihrem Inneren das „kalte Monster des Staates« erhebt — und dass sie einen personalisierten Träger der Gewalt im Inneren zugleich nicht kennen. Seine ebenso überraschende wie radikale Erkenntnis: die primitive Gesellschaft ist eine Gesellschaft im permanenten Kriegszustand. Die aktiv ausgelebte Feindschaft gegenüber anderen Gruppen verhindert die politische Fusion und garantiert die Autonomie der (Klein-)Gruppe und ihren Fortbestand in ungeteilter Totalität. Der Staat hingegen wirkt seit jeher als Vereinheitlichungsmaschine zur Unterdrückung kleinteiliger Gruppen und zur Tilgung jeglicher Differenz.

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Das verspricht eine spannende Lektüre zu werden…

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Kommentare

4 Kommentare zu “Im Krieg”

  1. Fritz am Dezember 16th, 2023 7:54 am

    Jared Diamond schreibt, dass isoliert lebende Stämme im Amazonas-Gebiet, die keinen Kontakt mit der westlichen Zivilisation hatten, ihre Alte Lebensweise beim ersten Kontakt sofort aufgeben und die westliche annehmen.

    Immer genug zu essen und keine ständigen Überfälle anderer Stämme ist einfach besser.

  2. Godwin am Dezember 16th, 2023 10:32 am

    „Das verspricht eine spannende Lektüre zu werden…“

    glaube ich auch
    Aber fraglich, inwiefern die Thesen noch haltbar und auf der höhe der Zeit sind.
    In der Diskussion um den angeblichen Missbrauch durch Kollegen Lizot, ging es auch immer wieder darum, dass gerade die franz. Anthropologen im den „Primitiven“ eher das gesehen haben, was sie eben in ihnen sehen wollten…
    Wieso sollten Stämme, die ggf. gar keine staatliche Struktur kennen, eben jene unbedingt verhindern wollen?

    Der Einwurf von Fritz scheint auch nicht ganz verkehrt:
    Bourdieu beschreibt ähnliches für die Kabylen.
    Die Stämme in Papua-Neuguinea, die vor 60-70 Jahren noch in der Steinzeit lebten, haben Kopfjagd etc. wohl auch längst aufgegeben…

    auch in unseren Gesellschaften wird immer mal wieder „Krieg“ ausgerufen
    z.B. Fußballfans und ihr „Krieg“ gegen DFL und DFB…
    als ob etwas Randale und 12 Min „Boykott“ irgendwen beeindrucken würden.
    Auch die „Ultras“ sollten einsehen, dass die einzig wirksame Waffe, das Geld ist.
    Statt weiter ins Stadion zu gehen, damit Eintritt zu zahlen und die Show stattfinden zu lassen, sollten sie
    NICHT mehr hingehen,
    das Station von außen bestreiken, damit auch andere nicht mehr hin können,
    damit also die Show verhindern
    und damit für Investoren unattraktiv machen.

    Sowas wird aber nicht passieren.
    Weil Fußball, Stadion, Fan-sein – also Teil der Show sein der einzige Lebensinhalt ist.
    Polizeieinsätze und etwas Randale sind halt auch Entertainment – und rechtfertigen weitere Repressionen…

  3. blu_frisbee am Dezember 16th, 2023 2:59 pm

    Ich find den Affenfilm spannend
    https://www.youtube.com/watch?v=mvS3f8SE76I

    Lies auch John C. Scott, Against the Grain

    Blöderweise wird die Wärmekatastrofe zuschlagen mit einer Gewalt die lokale politische wegfegt.
    Die Affen streiten um ein paar Bäume dieweil der Urwald brennt, Menschen streiten um die richtige Religion.
    Jede Kritik beginnt mit einer Kritik der Religion.

  4. Wolf-Dieter Busch am Dezember 21st, 2023 10:10 pm

    Na da bin ich dann doch überrascht. Holla die Waldfee!

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