Mount Arbel am Wadi Hamam, an den Hörnern von Hittin gepackt

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Der Mount Arbel, von Migdal aus (in römischer Zeit Tarichaeae) gesehen

Ich muss das Publikum mit einem Diavortrag mit einer ungeplanten Bergtour belästigen (die Fotos sind nur eine Auswahl). Ich wandelte auf den Spuren des Flavius Josephus (was für ein Leben!) Jeder Stein hier ist geschichtsträchtig. Der Berg und das Wadi (das Wort „Wadi“ kenne ich von Karl May) Hamam haben viel Blut und Tränen gesehen, und das schon seit zwei Jahrtausenden.

Das Wandeln begann nicht so gut. Erst ging der Lokalbus irgendwie kaputt (vielleicht, weil ich mitfuhr) und wurde von einem herbeigeeilten Service-Techniker per Laptop repariert. Dann fuhr ich eine Haltestelle zu weit bis nach Migdal und musste wieder zurücklaufen bis Magdala, wo die Straße zum arabischen Hamaam abzweigt. Ich bin recht früh los, aber es waren schon 29 Grad.

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Blick auf Hamaam mit der modernen Moschee. Der Ort ist ein ehemaliges Beduinendorf, der Name bedeutet „Tal der Tauben“.

Nach Hamaam zweigt der Mount Arbel Trail nach Süden ab. Dann geht es los wie beim Inka-Trail: Steinstufen noch und nöcher, nur sind die nicht alt. Das ist alles schön, aber eine Stunde Treppensteigen ist auch nicht bequem.

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Auf halbem Weg nach oben war die Sicht schon großartig, und ich war ebenso großartig erschöpft. Man erkennt von unten, dass in den hoch ragenden Felsen ganz oben zahlreiche Höhlen sind, die garantiert nicht künstlich geschaffen wurden.

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Ich habe es langsam angehen lassen. Ich erinnerte mich vage daran, dass ich vor einiger Zeit eine Operation hatte, und fragte mich, ob sich das auf das Bergsteigenwandern irgendwie auswirken würde. Tat es nicht.

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Wadi Hamam – Panoramafotos

The Great Revolt between Jews and Romans began in the Galilee, in the year 66. In an attempt to protect the people of Arbela, Galilee commander Yoseph ben Matityahu added walls and other fortifications to the town’s caves: „Moreover, he built walls about the caves near the lake of Gennesar, which places lay in the Lower Galilee“. (The Times of Israel zitiert Flavius Josephus: Jüdischer Krieg – ich habe hier meine deutsch-lateinische Ausgabe nicht zu Hand).

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Die Guerilla, die hier kämpfte, konnte nur besiegt werden, als die römischen Truppen sich mit Körben an Seilen von ganz oben herunterließen:
Yet although he fought and defeated most of the opposition, Herod could not vanquish the guerrilla cave dwellers of Arbela. In fact, his troops found it impossible to reach the caves, which were well-fortified, and situated within extremely steep cliffs atop a very deep valley. Herod’s soldiers only gained entrance after being lowered in chests, precariously, from the top of the cliffs. Most of the people inside the caves were soon killed by the Roman soldiers. Those who survived preferred death to captivity and jumped into the riverbed below…

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Ich war schon an den Ruinen der ottomanischen Höhlenfestung vorbei, als der Pfad plötzlich verschwand. Nach einer Weile begriff ich die Idee: Man musste sich weiter an Griffen und Stahlseilen hochhangeln. Zum Glück hatte ich keinen schweren Rucksack dabei, aber es war nicht einfach – und nach unten ging es senkrecht hinab. Wer nicht fit ist, kommt da nicht hoch.

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Die Aussicht von der Westflanke des Mount Arbel

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Panoramafotos

Von der anderen Seite – von Arbel aus – kann man mit dem Auto bis zur Aussichtsplattform fahren. Ich hatte zufällig keines dabei und kam auch von der anderen Seite. Außerdem wäre das uncool gewesen.

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Ich kam gegen halb vier Uhr oben an, und das freundliche Mädel, das in einer Touristengetränkebude die Stellung hielt, erklärte mir die Strecke zum Sea of Galilee Lookout, ich hätte aber nur eine halbe Stunde Zeit, weil der Park dann geschlossen werde. Es stand noch ein Parkranger dabei, der aber kein Englisch sprach. Vermutlich hätte er eingegriffen, wenn ich erklärt hätte, dort oben übernachten zu wollen.

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Panoramafoto zum See Kinnereth (Genezareth)

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Ich war die ganze Zeit völlig allein gewesen. Auf dem Berg saß nur ein Paar stumm herum, Eine Familie kam per Auto und war schneller wieder weg als ich. Man war sich einig, dass ich die Straße würde heruntermarschieren müssen, was ich auch tat, nachdem ich die Aussicht genossen hatte.

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Horns of Hattin (in der Mitte)

Man kann von dort aus auf die Gegend blicken, wo die Kreuzritter am 4. Juli 1187 endgültig besiegt wurden. Die Schlacht bei Hattin war die größte militärische Niederlage der Kreuzfahrer und führte zum Verlust großer Teile der Kreuzfahrerstaaten einschließlich des Königreichs Jerusalem an die Muslime. Das Schlachtfeld befand sich zwischen Akkon und dem See Genezareth, südlich der doppelten Hügelspitze, die Hörner von Hattin genannt wurde. Der See Genezareth liegt in Sichtweite. (…)

Raimund, der vom Hauptteil des Heeres abgeschnitten worden war, durchbrach schließlich mit der ihm unterstehenden Vorhut die feindlichen Linien und entkam durch das Wadi al-Hammam in Richtung Nordosten…

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Ich marschierte wohlgemut die Straße nach Arbel und schaute mir noch die Ruinen der Synagoge aus dem 4. Jahrhundert an. You can see that the structure has a basilica shape, it has three columns, forming a shape of the letter U. Just a brief clarification about a basilica – it is a type of building that originated in Roman architecture, which served as the important public building in the city.

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Moovit zeigte mir an, dass eine Bushaltestelle in der Nähe sei. Aber die Route ging über Trampelpfade und durch Gebüsch, so dass ich schon annahm, die App würde mich verarschen in die Irre führen. Mitnichten: Am Ortsrand, mitten in der Pampa zwischen einstöckigen Häuschen der Marke Eigenheim, war ein Busstop – und der kam sogar nach einer halben Stunde.

In Tiberias war es kurz vor Sonnenuntergang. Ich aß noch eine wunderbare Falafel mit einem exzellenten Mini-Salätchen (Fast-Food-Restaurant-Empfehlung!) und ging dann ins Bett.

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Kommentare

3 Kommentare zu “Mount Arbel am Wadi Hamam, an den Hörnern von Hittin gepackt”

  1. NonKon am Oktober 19th, 2023 8:30 am

    Schon witzig, ich habe fast dieselbe Reise gemacht, allerdings 1977. Und auch damals ging eine Stunde nach einem Besuch in der Jerusalemer Altstadt eine Bombe hoch, manche Dinge ändern sich leider nie. Der See Genezareth war damals auch eines meiner Highligths, wir wohnten in einem ehemaligen Stall den Benediktinermönche zum Gästehaus umgebaut hatten, es gab dort auch eine Heilquelle in deren Rinne wir gebadet hatten und die, laut dem Abt, jedes deutsche Kurbad wegen ihres Mineralieninhaltes neidisch gemacht hätte. Und gaaanz viel alter Scheiß überall, das war schon beeindruckend. Ich würde da gerne nochmal hin.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 20th, 2023 5:13 pm

    „Man musste sich weiter an Griffen und Stahlseilen hochhangeln.“

    Sieht nach Schlangenlinien-Climbing aus – ich dachte immer die Israelis trinken kein JEVER.

    Ich sags ja. Man lärmt nie aus.

    https://www.youtube.com/watch?v=xNyNHZbz-9o

  3. Götz am Oktober 21st, 2023 8:13 am

    Heißt das wirklich Magdala? So nennt sich die Stelle bei Jena, wo die A4 eine sportliche Steigung bereithält. Auch so ein Fall von: „Wer nicht fit ist, kommt da nicht hoch.“

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