Kvisch Achad zur nassen Wüste

Kvisch Achad

Heute bin von Jerusalem nach Metsoke Dragot mit dem Bus gefahren. Es geht über die Kvisch Achad bis zur Nationalstrasse 90 und dann nach Süden. Ich wollte ursprünglich einige zwei Tage in Metsoke Dragot bleiben, aber das wurde gecancelt, weil ich der einzige Tourist gewesen wäre. Geld gab es natürlich zurück.

In Israel fahren die Busse auf die Minute genau ab. Erstaunlicherweise verkehren die sogar quer durch die Einöde stündlich. Alle sind klimatisiert: Wenn man einige Zeit in der Sonne war und dann in den Bus steigt, ist es, als beträte man einen Kühlschrank. Das kannte ich schon aus den USA.

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Ich war schon in vielen Wüsten, aber jede ist anders. Nach einer Weile bekommt man ein Gefühl für die Landschaften, wie sie sich zusammensetzt und welche Details sie von anderen unterscheidet. Das ist im Dschungel auch so: Zuerst ist alles nur grün, und nach einer Weile nimmt man Einzelheiten wahr.

In den Bergen um Jerusalem dominieren weiße große Felsen („boulder“), übersät mit dunkelgrüne Gebüsch und garniert mit Palmen und Zypressen und anderen Gewächsen der Schefelah. Je weiter man sich dem toten Meer nähert, um so mehr verschwinden die Pflanzen zugunsten bloßen Gerölls. Ganz unten dominieren dann riesige rötliche Felswände mit vielen Höhlen. Qumram lag auf dem Weg, aber das mache ich nächstes Jahr, auch das Wadi Murabba’at.

It was here in caves that Jewish fighters hid out during the Bar Kochba revolt, leaving behind documents that include some letters signed by Simon Bar Kochba.

Das Tal spielte wohl eine ähnliche Rolle wie Ollantaytambo, wo sich die letzten Aufständischen der Inka gegen die Spanier versteckten. Nearly one third of the Roman army took part in the campaign against Bar Kokhba.

Das müsste man mit heutigen Mitteln und ohne Kitsch verfilmen – ganz großartige Geschichte! Der kommandierende römische General – der Fähigste, den das Imperium zu bieten hatte – kam extra aus Britannien. Die Reise von Londinium nach Jerusalem (Helyacapitolina) dauerte damals ungefähr ein halbes Jahr.

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Das Wadi Murabba’at war zu Fuß zu erreichen. Ich kam aber erst um elf Uhr an, und es waren schon 27 Grad – und es wurde noch heißer. Der Abstieg vom Kontrollposten der IDF am Abzweig nach Metsoke Dragot, wo auch die Bushaltestelle ist, powerte mich in der prallen Sonne extrem aus. Unten traf ich noch einen Kerl, der in einer Bretterbude hauste, aber ein Auto besaß, und der von sich behauptete, er sei ein guide.

Am Ufer sinkt man tief im Schlamm ein – ich bekam kaum meine Sandalen wieder heraus. Geschwommen bin ich nicht, es war auch keine optimale Stelle. Immerhin war ich bis zu den Knien drin und anschließend total eingesaut, sowohl mit Salz als auch mit Matsch. Da ziehe ich die Karibik vor.

Wieder am Kontrollposten angelangt hätte ich die schattenfreie Straße, die sich in Serpentinen nach oben windet, hochmarschieren müssen, aber das war mir dann doch zu viel. Metsoke Dragot ist nur ein winziges Nest. Ich war mir nicht sicher, ob überhaupt irgendetwas geöffnet war gewesen wäre.

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Ich musste nicht lange auf den Bus warten und währenddessen unzählige Fliegen abwehren. Kann sein, dass man beim Glamping in der Wüste auch Moskitonetze braucht.

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Der Bus machte im Kalya Kibbutz kurz halt. Der Gegensatz war schreiend: Aus der Wüste in eine blühende Oase, mit Teichen, Palmen, alles außerordentlich gepflegt in sattem Grün. Dort gibt es nur ein Hotel, das mir aber zu teuer wäre.

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The international community considers Israeli settlements in the West Bank illegal under international law, but the Israeli government disputes this. Wer soll denn die „internationale community“ sein? Ich gehöre bestimmt nicht dazu.

Kalya has a population of 300 and depends mainly on agriculture, primarily consisting of dairy farming and raising date palms, watermelons and cherry tomatoes. The kibbutz also runs the Israel Nature and Parks Authority visitor’s centre of the nearby Qumran Caves, where the Dead Sea Scrolls were found. At one time, the kibbutz operated a water park.

Wenn man dieses wunderschöne Oase den Arabern überließe, wäre alles binnen kurzer Zeit ruiniert und voller Müll. Wie das dann aussähe, kann man im Westjordanland betrachten. (Hier sind doch wahrhaftige volksrepublikanische Chinesen im Hostel! Die einzigen Touristen außer mir. Sie sprechen aber kein Englisch.)

However, Palestinians were regularly barred from reaching any Dead Sea beaches for fear that Arab presence would cause loss of Jewish customers for establishments along the shore. This was enforced by the Israeli military at Beit Ha’arava checkpoint on Route 90. Tja.

Entlang der Straße nach Jerusalem sieht man mehrere „Siedlungen“ von Beduinen, eher Slums, oft halb zerfallen, und ein paar eingezäunte Schafherden.

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Man fährt an dem antiterroristischen Schutzwall der großen Mauer vorbei, die Israel vor terroristischen Anschlägen schützt. (Tut mir leid, wenn jetzt den deutschen „Palästinenser“-Verstehern die Tränen kommen. Übrigens ist heute sogar in Jerusalem eine Rakete eingeschlagen. Was sagt die international community?)

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Die Häuser in den Außenbezirken Jerusalems sind auf die Felsen gebaut worden, so dass sie aussehen wie Wehrburgen. Die haben alle gute Aussicht.

Heute ist der letzte Tag in Jerusalem. Morgen werde ich am Auge Gottes auf dem Wasser wandeln oder es zumindest versuchen.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Kvisch Achad zur nassen Wüste”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 16th, 2023 8:52 pm

    Alles sieht sehr arabisch aus dort, zumindest aus meiner Kellerperspektive hier unten.
    Alkoholfreie Datteln – Zisch-und Chipsersatz zum Burksdiaabend…Slalom und hx.

  2. Corsin am Oktober 16th, 2023 9:21 pm

    Unterwegs bitte keine Flaschenkürbisse kaufen und immer beide Sandalen anbehalten. Es herrscht da unten schon genug Unruhe.

    Frage am Rande: Kann man am See Genezareth Stand-Up Paddelboards mieten?

  3. admin am Oktober 16th, 2023 9:30 pm

    Auf jeden Fall Kajaks.

  4. Godwin am Oktober 16th, 2023 9:45 pm

    „Übrigens ist heute sogar in Jerusalem eine Rakete eingeschlagen. Was sagt die international community?“

    Keine Ahnung
    Aber dein Freund hat ausnahmsweise was passendes:

    „Mal sehen was passieren würde, sollte eine Rakete auf die Al-Aqsa-Moschee in Jerusalem fallen.“

    Mit dem Schlamm kann man sich einreiben.
    Soll wohl gut für die Haut sein.
    Wie viel Wasser ist eigentlich noch drin?
    Das war damals schon stark zurück gegangen…

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