Mobile Homes oder: American Way of Life

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Mobile Homes, sogar ein ganzer Park davon, irgendwo im Süden der USA, fotografiert Ende September 1979. Das Original-Dia hatte einen starken Grünstich, weil durch die getönten Scheiben eines Greyhound-Busses geknipst.

„2018 gab es in Amerika etwa 8,5 Millionen Mobilheime, das entspricht etwa 10 % des Wohnungsbestands. Mobilheime sind ein überwiegend amerikanisches Phänomen…“ Ich sah so etwas zum ersten Mal und staunte. Was muss das für ein Lebensgefühl sein? Mit „Camping“ hat das nichts zu tun. Welche soziale Kompetenz muss man haben? Sich sofort „anfreunden“ zu können? Keinen Wert auf langfristige Loyalität oder Freundschaften zu lesen? Oder ist es aus der Not und Wohnungsnot geboren? Einen Steinway-Flügel kann man so nicht mit sich herumschleppen.

Aus meinem Reisetagebuch, 25.09.1971: Im Busbahnhof [von Houston] zwei Engländer, die sich darüber beschweren, dass niemand ihre Flagge kennt. Abfahrt abends 8:00 in Richtung Roswell – Santa Fe. Busfahrt beginnt ab Fort Stockton interessant zu werden. Stundenlang Prairie und nur wenige Ranches. Graubrauner Acker mit Büschen und Gras. Bis Santa Fe hügeliger und Western-Filmkulisse. Quatsche ältere Frau an, die etwas über Indianer erzählt. US-Government baut Häuser, Indianer aber wohnen weiter in Pueblos.

Ankunft Santa Fe fünf Uhr nachmittags. Sehr schöne Häuser im Puenlo-Stil. 35.000 inhabitants. Rasenv om Busbahnhof zum nicht vorhandenen Informationszentrum, landen wieder im Busbahnhof. Telefonauskunft weiß weder von einem YMCA noch von irgendeinem Youth Hostel. Versuchen es bei [einem] Popen, der schickt uns zur Heilsarmee, doch die hat geschlossen.

Landen in einer schicken Kneipe mit Freaks. 2 Leute empfehlen De Vargas Hotel [Heute Hotel St. Francis] genau am Busbahnhof. Zimmer für 22 $ mit Bad [kostet heute 400 $ pro Nacht].

By the way. Greyhound wurde von Flixbus aufgekauft. Dazu braucht man nur zwei Informationen. 1) „Greyhound hat wegen der Pandemie im letzten Geschäftsjahr einen Betriebsverlust von umgerechnet zehn Millionen Euro eingefahren.“ 2) „Mit Greyhound übernimmt man allerdings 1200 Busse samt Fahrer. Über die Jahre will Flixmobility aber auch in den USA den Busbetrieb auf externe Partner umstellen.“ Das heißt: Die firmeneigenen Fahrer werden langfristig rausgeworfen, das variable Kapital also outgesourced. American way of Life.

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Kommentare

4 Kommentare zu “Mobile Homes oder: American Way of Life”

  1. André Dreilich am September 13th, 2023 7:44 am

    Ja, bei solchen Fotos lernt man den (händischen) Weißabgleich im Photoshop lieben. Das gilt übrigens nicht nur bei getönten Autoscheiben, sondern auch bei nicht farbechten (früher) Gasentladungs- und (heute) LED-Leuchten.
    BTW: Ich weiß nicht, ob ich trailer parks oder Wagenplätze schlimmer finde.

  2. bentux am September 13th, 2023 10:14 am

    Was verstehst Du unter sozialer Kompetenz? Ohne Einkommen kein Auskommen. Irgendwas muss die Miete oder Hypothek bezahlen, so ein bisschen was nebenbei für Futter ist auch nicht schlecht. Wenn der Platz es nicht mehr hergibt, dann wird gewechselt. What’s the deal? Der nächste Job? Ab 100km Entfernung zum Job ist es sowieso egal. Da dann ne neue Bleibe fällig ist.
    So ein Zeltplatz oder Mobile Home hat seine Vorteile, speziell für den Anfang. Wenn das Einkommen nicht so pralles ist. So kann auch die Umgebung erkundet werden. Nach was besser Wohnbahren. Leben ist Veränderung. Was ist schon von Dauer?

  3. ... der Trittbrettschreiber am September 13th, 2023 11:30 am

    Armut muss man sich heutzutage schon leisten können.
    So ein Wohnwagen kostet neu bis um die 80 Tausend Euro – ohne Grotian-Steinweg-Monster im Bürgergeld-Salon.
    Wo einst die von Draußen (Z-, A-, N- und J-Wörter) notgedrungen improvisierten, hat sich ein luxuriöser gehobener Mittelstands-Lifestyle entwickelt, der Schlechtmenschen das Bio-Container-Frühstück aus den gepiercten Antlitzen schleudert.
    Wie soll man dem entkommen? Vielleicht mit einem modernen Schäferkarren aus dem D3-Drucker mit Software gesteuerter „Human-Deichsel“, um per pedes unentdeckt von den akademisch verblödet wiedereinsozialiserten Wölfen und Bären durch die Wälder zu streichen und sich dem Koala gleich auf ein Nahrungsmittel, z.B.die Moosbeere, zu spezialisieren?
    In einem Land, in dem man fürs Pinkeln hart zur Hose gebeten wird, gibt es nur eine Antwort auf Fragen der Mitmenschlickeit: [bitte selbst ausdenken].
    Dazu brauchts aber leider einen vollen Darm…hx.

  4. nh am September 13th, 2023 3:20 pm

    Der Trend geht zum Tinyhouse auf 2 Rädern, gezogen von einem Esel mit eine Möhre vor dem Schädel.
    Sozusagen die bulgarische Version von Wohnen und Reisen.
    Mir ist nur unklar, wer der wahre Esel ist :
    Das Tier vornedran oder der grünlinkswählende Volldepp hierzulande.

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