Es war einmal ein Palästina

tom segev palestine Ich lese gerade Tom Segevs Es war einmal ein Palästina. Ganz großartig! Warum hat Segev noch nicht den Nobelpreis für Literatur? Bei jedem seiner Bücher habe ich das Gefühl, ich könnte sie unendlich lange weiterlesen, ohne dass es langweilig würde. (Die deutsche Übersetzung ist natürlich nicht neutral, ich las gerade „Arbeitgeber“ und „Arbeitnehmer“. Vermutlich werden sie Segev bald auch gendern. Dann muss ich seine anderen Bücher auf Englisch kaufen.)

In den zwanziger Jahren [des 19. Jahrhunderts] kamen Juden und Araber hauptsächlich im Rahmen der jüdischen Bemühungen, Land zu erwerben, miteinander in Kontakt. Und dıe Araber waren durchaus zum Landverkauf bereit. Im Allgemeinen wurde mehr Land angeboten, als sich die zionistische Bewegung mıt den ihr zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln leisten konnte. Manche der arabischen Landbesitzer lebten außerhalb Palästinas; die Verkäufer waren teils Grundstücksmakler, teils Bauern, die ihren Besitz direkt potenziellen Käufern anboten. Sogar maßgebliche Persönlichkeiten der arabischen Nationalbewegung verkauften Grund und Boden – Patrioten nach außen, Verräter im Innern. (…)

Zu Beginn der britischen Besatzung hatten die Zionisten fünf Millionen Dunam innerhalb von fünf Jahren angepeilt. Letzten Endes gehörte ihnen jedoch nur ungefähr ein Zehntel des Landes, und gemessen an der Wunschkarte, die die Zionisten bei den Friedensverhandlungen in Versailles vorgelegt hatten, war es sogar noch weniger. Zieht man jedoch das nicht bewohnbare Land — die Negev-Wüste — ab, belief sich der zionistische Grundbesitz auf ungefähr 25 Prozent der Fläche Palästinas.(…)

Arabische Landbesitzer wurden nicht zum Verkauf gezwungen. Sie kooperierten mit den Zionisten gegen das nationale Interesse ihres eigenen Volkes.

Der bekannte arabische Anwalt Aouni Abd al-Hadi etwa half Josua Hankin beim Ankauf von Land im Wadi Hawarat, das auf Hebräisch Hefer-Tal [עֵמֶק חֵפֶר] genannt wurde. Die Transaktion erforderte die Vertreibung von Bauern, die das Land gepachtet hatten, und noch während das Geschäft abgewickelt wurde, wandte sich Abd al-Hadi an den Hochkommissar und forderte ihn auf, alle Landverkäufe an Juden zu verbieten.