The Carenage und die tragische Revolution von Grenada

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On March 13, 1979, the leaders of Grenada’s New Jewel Movement overthrew the hated and feared neocolonial puppet, Prime Minister Eric Gairy, setting in motion a memorable revolutionary experiment in Caribbean history. Those who lived through the 1979-83 Grenadian Revolution were forever transformed.

Das Foto zeigt den Yachthafen („The Carenage“) von St. George’s, Grenada, während der Revolution 1982. Als ich mir das Foto genau ansah, fiel mir auf, dass dort heute ein Gebäude fehlt – das auf dem Hügel oberhalb des Jachthafens der Marina (sorry, kleine Wortschatzübung). Auf heutigen Bildern ist da nichts mehr.

Das langgestreckte Gebäude auf meinem Foto ist das ehemalige Hauptquartier des Militärs und später des New Jewel Movement. Vermutlich wurde es nach dem Einmarsch der US-Truppen im März 1983, den Ronald Reagan zu verantworten hat, demoliert und abgerissen.

Das tragische Ende der Revolution auf Grenada ist lehrreich: Alle Linken müssen sich fragen, wie es so weit kommen konnte. Der charismatische Anführer des sozialistischen New Jewel Movement, Maurice Bishop, wurde von stalinistischen Putschisten der eigenen Partei ermordet.

Am 13. März 1979 hatte Bishop mit nur 40 bewaffneten Leuten den korrupten Diktator Eric Gairy gestürzt. Eine Revolution, die nur eine halbe Stunde dauerte und weitgehend unblutig war! Davon träumt man doch! Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung unterstützte Bishop. Vermutlich war das auch, wenn es die Kategorie gäbe, die „kleinste“ Revolution der Welt.

Gairys private Schlägertruppe, die Mongoose Gang, war von den Putschisten in Chile geschult worden. Seine Biografie ähnelt sehr der des heutigen Diktators von Nicagagua, Daniel Ortega. Gairy, ein Gewerkschaftler, organisierte in den 50-er Jahren erfolgreiche Streiks und spielte eine wichtige Rolle, als es darum ging, das allgemeine und gleiche Wahlrecht einzuführen. Warum drehen sich solche Leute politisch um die eigene Achse und werden Teil des Unterdrückungsapparats, den sie ursprünglich bekämpften? (Schöne Frage an die Künstliche Intelligenz!)

Man müsste die Revolution von Grenada strukturell vergleichen mit anderen erfolgreichen Umstürzen in der 3. Welt: Haiti, Kuba, Mexiko und Algerien. Das Schicksal der Nicaraguanischen Revolution ist bekannt. Maurice Bishops Rolle ist in etwa vergleichbar mit der Alexander Dubceks: Beide wurden vom Volk unterstützt, jener von Stalinisten der eigenen Bewegung umgebracht, dieser durch eine Intervention der stalinistischen „Bruderstaaten“ hinweggefegt.

Die traumhaft schöne „Gewürzinsel“ Grenada war und ist, wenn man sie mit anderen Inselstaaten der Karibik vergleicht, ein wirtschaftliches Schwergewicht: „… unter anderem der zweitgrößte Hersteller von Muskatnuss, dem Hauptexportprodukt des Staates. Etwa jede fünfte dieser Nuss weltweit stammt von der kleinen Karibikinsel.“ Eine ökonomische Basis für eine Arbeiterbewegung im klassischen Sinn ist vorhanden, wenn auch eher in der Landwirtschaft.

…the revolution made a series of gains. All the anti-worker trade union laws were repealed by the PRG in 1980. 14 percent of the budget was allocated to health expenditure, making it one of the highest in the Commonwealth Caribbean. The PRG ended the corruption in the health sector and used St. George’s University to train up new doctors and clinical staff for their hospitals. Mobile health teams were also set up for remote areas.

Die Probleme, die die Revolutionäre damals versuchten zu lösen, existieren heute immer noch, wenn auch nicht in so krasser Form. Grenada ist eine zwar offenbar stabile Gesellschaft, aber nur noch pro Forma unabhängig: Der Staat hat seit der US-Invasion 1983 kein stehendes Heer, die Verteidigung ist Aufgabe der USA. Wie könnte eine progressive Bewegung dort erfolgreich sein, wenn eine Kompanie Lederjacken ausreichte, um jeden Widerstand zu beenden?

In einem Staatsstreich wurde Bishop im Oktober 1983 von Mitgliedern des linken Flügels unter dem Vize-Premierminister und Minister für Finanzen, Handel und Planung Bernard Coard gestürzt und mit anderen Parteimitgliedern inhaftiert. Als es in der Bevölkerung Demonstrationen gegen die Verhaftung Bishops gab, wurden diese mit Gewalt beendet, etwa 100 Menschen wurden erschossen. Am 19. Oktober 1983 wurden schließlich unter anderem Bishop, Außenminister Whiteman und die Bildungsministerin Creft exekutiert, obwohl sie sich ergeben hatten.

Kurz darauf marschierten die USA ein. (Getty Images würde ich, wenn ich könnte, sofort enteignen lassen. Das sind Schmarotzer, sogar für kapitalistische Verhältnisse.)

In Gegensatz zu Nicaragua hat Grenada die vier Jahre Revolution aufgearbeitet und öffentlich diskutiert. Man muss also nicht befürchten, wie in Nicaragua oder auch in China (wenn es um die Kulturrevolution geht), Probleme zu bekommen und im Gefängnis zu landen, wenn man Fragen nach der Geschichte stellt.

Es ist witzig, dass ich immerhin zwei Revolutionen live erlebt habe, wenn auch nicht die militärische Phase – Nicaragua und Grenada. Ich habe auch keine anderen Fotos von Reisenden aus der Zeit von 1979-1983 gefunden. Außer den reichen Besitzern der Jachten, die auch damals in Grenada ankerten, und den Tagesurlaubern der wenigen Kreuzfahrtschiffe gab es keine Touristen. Wir waren die einzigen. Gibt es niemanden sonst, der die zum Teil lustigen Propaganda-Tafeln dort fotografiert hat?

new Jewel Movement

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