Qualitätsmedien berichten noch schlechter als erwartet

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Bislang sei keine Ortschaft der Ukraine vom Bolschewismus von [bitte selbst ausfüllen] „befreit“ worden. Oder vielleicht doch? Die Qualitätsmedien sind sich offenbar noch nicht einig. Das würde ich bald gleischschalten, sonst könnte das dumme Volk aufhören, die Nachrichten einfach so zu glauben.

Die gesamte deutsche Presse hat sich, mit wenigen Ausnahmen, komplett der Kriegshetze verschrieben und dabei gleich alle anderen journalistischen Standards ebenso über Bord geworfen. Es ist zum Fremdschämen. Vermutlich wäre jeder Text, von einer künstlichen Intelligenz erzeugt, wahrhaftiger oder zumindest neutraler.

Ich frage mich, was die Herrschaften wie zum Beispiel der oben krakeelende Russenhasser denken, wie das Publikum reagierte? Es macht doch nicht jeder die Welt, wie es ihm gefällt?! Man kann das nicht mehr irgendwie mit den Kategorien „links“ oder „rechts“ verstehen. Es kommt auch niemand auf die Idee, ein Streitgespräch zum Thema Krieg mit Leuten zu organisieren, die unterschiedlicher Meinung sind. Die gibt es gar nicht mehr, oder sie trauen sich nicht aus der Deckung. Ich kenne kein Land, in dem Pressefreiheit herrscht, in dem der öffentliche Diskurs so stromlinienförmig ist.

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Vielleicht muss man bis 1848 zurück. Die deutsche Bourgeoisie hat – im Gegensatz zu Frankreich – noch nicht einmal eine bürgerliche Revolution hingekriegt. Woher soll ein demokratisches Selbstbewusstsein der Untertanen gegenüber der Obrigkeit oder dem Gruppendruck der gefühlten Mehrheit kommen? Die Deutschen waren immer brav, während die Franzosen, Italiener und die Polen als aufsässig gelten. Die polnische Regierung hat keine Corona-Zwangsmaßnahmen ergriffen, weil sie genau wusste, dass sie ausgelacht worden wäre. Die deutschen Gewerkschaften sind die zahmsten in ganz Europa. Generalstreik ist sogar per Gesetz verboten. In Frankreich wird immer irgendwo gestreikt. Und den Italienern ist ihre Regierung herzlich egal. Woher sollen Kritik oder der Zweifel am Mainstream hierzulande kommen?

Und die alte und neue Kleinbourgeoisie ist, schon wegen ihrer ökonomischen Position, per se feige, ängstlich und opportunistisch. Was will man da von deutschen Journalisten, die fast alle aus derselben Klasse stammen – eben dieser! – verlangen! Sie schauen zuerst, wohin der Wind weht, und drehen dann ihre Winkelemente dorthin.

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