Unter künstlichen Intelligenzen

artificial intelligence
Portrait erzeugt von Stable Diffusion via prodia

Vor ein paar Tagen habe ich mir einen Vortrag (live!) über künstliche Intelligenz und deren Folgen für den Journalismus angehört. Leider war der Referent Rechtsanwalt (mit dem ich mich schon vor Gericht herumgestritten hatte, zum Glück erfolgreich, weil die Gegenseite den Schwanz einkniff die Klage zurücknahm) und fokussierte sich mehr auf das Thema Urheberrecht als auf die technischen Implikationen. Trotzdem war es spannend. Ich erfuhr aus dem Publikum, das mehrheitlich aus Journalistinnen bestand, dass in vielen Redaktionen, auch im Hörfunk (gibt es das noch?), künstliche Intelligenz schon eingesetzt wird, um zum Beispiel „vorzuformulieren“.

Aufhänger war ein Bild Boris Eldagsens. Der hatte den Sony World Photography Award 2023 gewonnen hatte, aber sich weigerte, den Preis anzunehmen, weil er sein Foto mit Künstlicher Intelligenz (AI) erzeugt hatte.

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Bild erzeugt von Stable Diffusion via prodia, Suchworte vintage like photo from macchu pichu peru

Die Diskussion um AI erinnert mich start an eine Mischung aus Don Quichote und Sisyphos. Der Kampf ist schon verloren, bevor er begonnen hat. Ein Nebenkriegsschauplatz sind die Quellen, wie zum Beispiel LAION, ein Verein, dessen Website Bilder anbietet, die irgendwoher stammen. Leider habe ich nichts über die Logik bzw. die Boolsche Algebra gefunden. Die Ergebnisse diverser Suchanfragen waren bei mir eher suboptimal und nicht befriedigend.

„LAION fordert Superrechner zur Entwicklung von Open-Source-KI, um große Modelle wie GPT-4 zu replizieren und als Community gemeinsam zu erforschen“, schreibt Heise. Wie in den Urzeiten des Internet: Alle bekunden, lieb und nett zueinander sein und das gemeine Wohl fördern zu wollen. Aber die Realität sieht natürlich anders aus: Es werden schon die ersten anwaltlichen Schreiben hin- und hergeschickt.

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Bild erzeugt von Stable Diffusion via prodia, Suchworte analog style portrait of a cute young naked woman with brunette hair and tiny tits and visible nipples

Zur Auswahl stehen zum Beispiel noch Dall-E 2, das bekannte Midjourney, für das man einen Discord-Account benötigt, und – für Bildquellen – Deviant Art.

Man kann also urheberrechtlich geschützte Bilder hochladen und die künstliche Intelligenz bitten, daraus etwas anderes zu machen. Ich gehe davon aus, dass eventuell vorhandene Wasserzeichen dabei geschreddert werden. Was, wenn der Fotograf meint, das Ergebnis sei immer noch ein nicht zulässiges Großzitat? Und wie will er das beweisen?

Ergo: Der Kommunismus der Daten kommt – auf technischer Basis -, und niemand kann ihn aufhalten. Nur dass die Chinesen hier nicht an vorderster Stelle stehen. Aber man wird sehen. Für Blogger ist das alles natürlich paradiesisch, da man zu jedem Thema irgendetwas Schönes erzeugen kann, wenn man gerade nichts zur Hand hat, und kein Abmahnanwalt etwas dagegen haben kann.

Der Nachteil ist, dass man jetzt schon wieder zahllose fucking manuals lesen muss… Und ich bin noch nicht einmal mit denen zum Bearbeiten von Videos fertig.

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Kommentare

8 Kommentare zu “Unter künstlichen Intelligenzen”

  1. Godwin am Mai 29th, 2023 3:46 pm

    „Kommunismus der Daten“
    Ich erinnere mich noch an die späten 90er, ganz frühen 2000er.
    Da hofften ja auch noch viele, dass der freie Datenaustausch zahllose Möglichkeiten bieten würde (vor allem möglichst kostenlos)…
    Da stand bei der Idee zu „sozialen Netzwerken“ noch die Idee des „sozialen“ im Vordergrund
    Die kurze Phase des Internet-Anarchismus war recht fix beendet.
    So wird man auch hier das (Urheber-)Recht anpassen, um die reichen noch reicher zu machen.
    Wo kämen wir dahin, wenn die leute Zeit hätten?
    Das bringt die nur auf dumme Ideen.
    Machiavelli lässt grüßen.

  2. nh am Mai 29th, 2023 4:40 pm

    Chatgpt – der neue Hype, KI allerorten, spart das doch die Arbeitskräfte, die im Roman ´1984´ alles händisch umschreiben mussten.
    Ich bin mir mittlerweile sicher, was auf uns zukommt. In unserer Strasse werden alle 250m Stromkästen aufgestellt incl. neuer Leitung nebst Androhung einer Kostenbelastung für zu installierende sog. Smartmeter. Komplett vernetzt kann dann die angebotsorientierte Stromzuteilung erfolgen.
    Sylvestertröte raus an alle E-Auto-Jünger, die mal eben ein paar 100 kWh per Wallbox lutschen wollen.
    Man kann eben nur das durch einen Schlauch schicken, was er fähig ist zu transportieren. Ab da wird abgeregelt/-geklemmt per WAN. Jau.
    Zu den Beispielbildern ist zu sagen, dass sie mich an den Terminator erinnern. Der hatte auch immer ein Auge zu gross.
    Wie wärs mit Befehlszeilenerweiterung : Lutschmund, aber vollsymmetrisch ?
    Zum derzeitigen Journalismus ist zu bemerken, dass da nur noch halbdebile copy+paste – Affen sitzen, denen das Hirn extrahiert und mit Gendergülle gefüllt wurde. Wer den ganzen Schmierladen beherrscht kann sich jeder an 4 Fingern abzählen.
    Früher war Gleichschaltung der Medien voll Naadsie, heute gelebte links-grüne Sektenkultur.
    Man muss sich vorstellen, diese Blase noch zwangsweise unterstützen zu müssen, obwohl einem bei einem ÖRR-Beitrag gleich welcher Sparte die Suppe hochkommt. Und die zocken richtig ab und lügen uns in die Fresse.
    Da passt etwas ganz gewaltig nicht.

  3. Scorcher am Mai 29th, 2023 9:34 pm

    „Ich gehe davon aus, dass eventuell vorhandene Wasserzeichen dabei geschreddert werden.“

    Nicht unbedingt. Bei Stable Diffusion sehe ich immer wieder Modelle, wo die Uploader offenbar zu faul waren, die Wasserzeichen in den Trainingsdaten wegzuretuschieren und die dann fröhlich reproduziert werden.
    Wenn ich mich recht entsinne, hat da doch vor einiger Zeit GettyImages geklagt, weil Leute ihre KI auf deren Bilder trainiert hat, Wasserzeichen inklusive. Dabei gibt da dafür doch auch schon was, natürlich mit KI.

  4. Godwin am Mai 30th, 2023 6:52 am

    Evtl ist das auch nur solange gefahrlos nutzbar, bis man technische und rechtliche Möglichkeiten gefunden hat, es in einen finanziell verwertbaren Rahmen zu gießen.
    Quasi als Teil der Markteinführung erstmal frei nutzbar bis es alle haben und brauchen und dann kassieren.
    Ähnlich der cloud….

  5. ... der Trittbrettschreiber am Mai 30th, 2023 8:33 am

    @nh

    „Gendergülle“ – das ist der Hybrid-Dünger für Bauer sucht Frau Ökocontrolling.

    https://www.youtube.com/watch?v=Vw02aJwZpOc

  6. Die Anmerkung am Mai 30th, 2023 9:30 am

    Den beiden Fotos mit den Damen mangelt es an Fehlern. Es gibt nur zwei bis drei Menschen mit absolut makellos äußerer Erscheinung, die zu fotografieren reichlich schwierig ist, weil das menschliche Gehirn dabei stutzig wird, denn es kennt nur Menschen mit Makeln.

    Insofern sind beide Bilder keine Hinkucker, da banal uninteressant.

  7. blu_frisbee am Mai 30th, 2023 11:19 am

    Bei Technischem geht das Unikat verloren
    https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kunstwerk_im_Zeitalter_seiner_technischen_Reproduzierbarkeit
    Menschen wollen Identität.
    Der Buddah sagt Unikat ist nur fiktiv.
    Im Kapitalismus freilich bringts Geld.
    https://www.youtube.com/watch?v=K46SbZij4Io

  8. nh am Mai 30th, 2023 3:30 pm

    @Trittbrettschreiber
    Danke, aber wer ist der Bauer und wer die Frau ? Wir werdens nie erfahren.
    Weil voll gegendert müsste das wie bei z.B. Schnecken ablaufen. Braunschnecke trifft Nacktschnecke. Im Garten werden die mit Bier aus nordfriesischer Braukunst erledigt, bevor die sich an unserem bio-öko-Salat Jevergehen.
    Plopp

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