Die Lage an allen Fronten

ukraine

Ich muss das Publikum schockieren dergestalt, dass ich Dinge zusammenposte, die gar nicht zusammengepostet gehören.

1. Wir sind bekanntlich im Krieg. Die Lage an der Ostfront:

Die geleakten Pentagon-Papiere zeigen, dass Washington offenbar nicht mit einem durchschlagenden Erfolg der Ukrainer im Sommer rechnet. Auch der renommierte Militärstratege Markus Reisner vom Verteidigungsministerium in Österreich sagt: „An einen vollständigen Zusammenbruch der russischen Verteidigung glaube ich aktuell noch nicht.“ Die Ukraine hat vor allem Probleme mit dem Munitionsmangel, es fehlen ausreichend gut ausgebildete Soldaten und eine schlagkräftige Luftwaffe.

Erstens: Schon jetzt glauben weder europäische noch amerikanische Spitzendiplomaten daran, dass die Ukraine jemals die annektierte Halbinsel Krim und den gesamten Donbass wieder zurückerobern wird. Das sagt aus Rücksicht auf die ukrainische Regierung niemand offen. In Wahrheit hat der Westen an einer Rückeroberung auch kein ernsthaftes Interesse – die Nato fürchtet Vergeltungsschläge des Kreml, der den Verlust der Krim zur „roten Linie“ erklärt hatte.

Zweitens: Die Kämpfe in diesem Sommer dürften einen hohen Blutzoll fordern, Militärexperten erwarten eine Ermattung auf beiden Seiten. Gleichzeitig wird sich im Westen die Einsicht durchsetzen, dass dann der richtige Zeitpunkt für einen Waffenstillstand gekommen sein dürfte. (Mehr hinter der Paywall der Qualitätsmedien)

Ich füge hinzu: Der Krieg wird spätestens 2024 beendet werden.

statista

2. Wir sind im Kapitalismus. Die Lage an der Front:

Leider hat sich Marx nicht vorstellen können, dass ein kapitalistischer Staat selbst seine Ökonomie aus pseudoreligiösen ideologischen Motiven heraus ruiniert, ohne dass jemand auch nur theoretisch in der Lage wäre zu benennen, was danach käme, geschweige denn die Macht an sich zu reißen, um eine Alternative durchzusetzen. Es wäre bestimmt lustig zu lesen, wie Marx seine Häme über den Ausschuss ausgeschüttet hätte, der die Geschäfte der Bourgeoisie organisieren will.

Man muss einschränken, dass das Bruttoinlandsprodukt (GDP) nicht viel aussagt für die Fragen, die sich denkende Bürger stellen. Wie ist der Reichtum verteilt? Welche Branchen haben Zukunftschancen, und wird in die investiert? Was macht die Konkurrenz? Ich sehe schwarz, vor alle bei der Digitalisierung, die uns bald auf das Niveau der so genannten Welt hinabdrücken wird – im Gegensatz etwa zu Israel (auch wenn es da manchmal oder deswegen teuer sein kann). Außer im Gendern und beim Denunzieren, Canceln, Framen, Empören, Strafen, Umerziehen, Ausstoßen, Zensieren, Entlassen, Einschüchtern, Moralisieren, Politisieren sind die Deutschen nirgendwo wirklich gut. (Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.)

Ich füge hinzu: Es hängt an der Bildung der Arbeiter der Faust und der Stirn und an der Emanzipation der Frauen. Wir werden bald – in den Ballungsgebieten – eine große arabischstämmige und ungebildeete Unterschicht haben, so wie Israel, aber wir haben die positiven Seiten nicht, die das Lumpenproletariat konterkarieren können.

Womit wir beim nächsten Thema wären:

powerty report israel

3. Wir sind immer noch im Kapitalismus. Die Lage an einer ganz speziellen Front:

Over one in five Israelis, a total of 22.7%, are currently living in poverty, according to a report by the country’s Social Security Institute. In 2019 the poverty rate was 21.6% and in 2020 it had dropped to 21%, but provisional estimates show that it has risen again in 2021. The same trend was seen among children, whose poverty rate in 2019 was 29.2%, in 2020 dropped to 28.7%, and estimates show rose to 31.2% in 2021.

Media reports said poverty levels are particularly high in the Arab minority and among Orthodox Jews.

The Israeli economy’s 2021 growth was not felt equally in the various sectors of society. (Ich habe eine italienische Quelle genommen, die sich aber auch auf den vom mir verlinkten Report bezieht.)

Ganz einfach: Die prozentuale Größe der Klassen in Israel ist ähnlich wie überall („Mittelklasse“ ca. 60%). Die Armut findet man bei Orthodoxen (hohe Kinderzahl und freiwillig keine Arbeit) und bei Arabern. Die Jerusalem Post hat dazu einen differenzierenden Artikel:

Jerusalem is one of the poorest cities in Israel and some 42% of the city’s residents live under the poverty line – double the national level of 21%. The poverty, however, is not equally distributed. A stunning 60% of the city’s Arab residents live under the poverty line, compared to 31% of Jewish residents (the Jewish poverty rate is driven in large part by poverty in the city’s haredi community, which is at 43% – still significantly below the rate among Arab Jerusalemites).

Was müsste also eine „Linke“ tun und mit wem? Die so genannte Kommunistische Partei Israels, eine Politsekte mit ähnlicher Massenbasis wie hierzulande die MLPD, ist auf dem völkischen Irrweg – ähnlich wie viele Linke in Lateinamerika – und könnte sich genausogut in „nationalsozialistische palästinensische Partei“ umbenennen. Kein Wunder, dass die dort niemand wählt. Diese „Linken“ fallen noch weiter hinter Rosa Luxemburg zurück, so wie die hiesige „Linke“, was Religion angeht, noch auf dem Stand vor der russischen Revolution ist.

Die Frage hatte ich schon gestellt. Ich kann sie immer noch nicht beantworten. Vielleicht erfahre ich in Israel mehr.

bard google

4. Wir sind im Internet. Die Lage an der KI-Front:

Ich müsste mein virtuelles Deutschtum verschleiern, aber bard.google.com wirft mich sogar raus, wenn ich per Tor-Browser komme. Ich könnte mir jetzt die Mühe machen, einen neuen undeutschen Account bei Google anzuschaffen, aber das ist es zur Zeit nicht wert. Heise hatte mich angefixt.

Ich hatte eh Discord (für Secondlife), aber bisher keine Zeit, das mit Midjourney auszuprobieren. Ich lese zur Zeit ein paar fucking manuals. Aber ist das acht Dollar im Monat wert? Das sehe ich noch nicht.

girl
Diese Foto ist hier nur durch ein bedauerliches redaktionelles Missgeschick hineingerutscht.

5. Die Affäre Faeser interessiert mich nicht besonders. Sie bestätigt nur, was ich eh schon dachte. Auch die Journalistenverbände halten dazu das Maul, was mich ebenso überrascht. Wenn ich mich langweile, hätte ich da ein Thema vorbereitet.

6. Wahlumfragen sind irrelevant, solange nicht klar ist, ob die Wagenknecht den Laden aufmischt.

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Kommentare

13 Kommentare zu “Die Lage an allen Fronten”

  1. Albert Rech am Mai 19th, 2023 7:48 pm

    Zu 1.
    Richtig, der Krieg wird bald zu Ende sein. Die versammelten NATO Staaten mit ihrer schwindenend Wirtschaft sind eben nicht in der Lage gleichviel Nachschub zu produzieren wie die Großmacht Russland.
    Gleichzeitig wird sich die überlegene russische Kampfmoral und militärische Führung durchsetzen.
    Denn anders als die sogenannten Ukrainer die von den Azov-Faschisten an die Front geprügelt werden weis der russische Soldat für was er kämpft.

    Zu 2.
    Ich sehe kein Problem mit einer großen, schlecht gebildeten muslimischen Unterschicht in den deutschen Ballungsgebieten, sondern ein revolutionäres Potential. Gerade als Linker sollte man sich solidarisch zeigen mit diesem Proletariat, vor allem wenn man bedenkt das die deutsche Arbeiterklasse ihren historischen Auftrag den Sozialismus aufzubauen für eine Erfolgsbeteiligung bei Daimler Benz und Banannen verkauft hat.

  2. Godwin am Mai 19th, 2023 8:03 pm

    na da wollen wir mal

    zu 1. Krieg:
    Diese wankelmütig wabernde Masse, die man „Volk“ nennt, zeigt ein ambivalentes Verhalten bzgl. des Krieges: Einerseits weiß man, dass was etwas unschönes vor der Haustür passiert, und wir da irgendwie mehr mit zu tun haben, als uns lieb sein kann (Krankenhaus in Ramstein, undankbare Flüchtlinge, Waffenlieferungen usw…).
    Andererseits ist der Krieg weit genug weg, um davon nicht mehr mitzubekommen, als uns die tägliche Dosis „Qualitätsnachrichten“ zumutet. Man fühlt sich nicht behelligt und kann somit auch seine heimliche Verantwortung für eine falsche Politik verdrängen. Das bringt die Familien wieder zusammen – die Großeltern mussten ja wahre Meisterwerke im Verdrängen vollbringen…
    Es stelle sich nach wie vor die alte strategeische Frage „Cui Bone?“
    Offensichtlich wird der Krieg immer nur grad so am Leben gehalten. U.a. ist der Krieg eine gute Gelegenheit um altes Material zu verbrauchen, Platz für neues zu schaffen. Und man kann gut damit von anderen Problemen ablenken bzw. Maßnahmen damit rechtfertigen. Der soll also noch eine Weile weitergehen. Ich sehe da 2024 noch nicht das Ende.

    zu 2. Kapitalismus
    Hier mal eine
    neuere Grafik. schaut schon a bissl anders aus.

    Frage:
    „ungebildeete Unterschicht haben, so wie Israel, aber wir haben die positiven Seiten nicht, die das Lumpenproletariat konterkarieren können.“
    Das klingt nach einer interessantes These.
    Wäre die etwas ausführlicher erklärbar?

    Stichwort Bildung.
    lies mal ruhig hier immer mal mit. Wir werden bald eine ungebildete Gesamtbevölkerung haben.

    zu 3.:
    „Was müsste also eine „Linke“ tun und mit wem?“
    ja was denn?

    zu 6.:
    Die Sonntagsfrage hat den netten Effekt, den Leuten zu sagen, was die Leute so wollen (Konformität (Ash), Bandwagon-Effekt, Schweigespirale…).

    Wagi wird so rein gar nichts aufmischen. Nichts als lauwarme Luft.
    Frage – wie könnte sich eine politische Linke in ’schland möglichst zeitnah neu organisieren?

  3. ... der Trittbrettschreiber am Mai 19th, 2023 8:04 pm

    @ALbert Rech

    …für was, wenn nicht für Bananen und Autos soll man sich denn sonst verkaufen?

    https://www.youtube.com/watch?v=_vz7t12XfJg

  4. Jens am Mai 20th, 2023 3:52 am

    „dass die Ukraine jemals die annektierte Halbinsel Krim und den gesamten Donbass wieder zurückerobern wird“

    Stand nicht hier vor längerer Zeit einmal sinngemäß:
    a. Jeder Krieg wird durch einen Friedensvertrag beendet.
    b. Beide Kriegsparteien werden zu einem Friedensvertrag bereit sein, wenn sich beide davon zukünftige Vorteile erhoffen, welche substanziell besser sind, als die aktuelle (Kriegs-) Lage.

    Ich glaube an einen diesbezüglichen, beiderseitigen Willen dazu gegen Mitte Winter wenn der Material- und Menschenverschleiß für beide Seiten zum Problem wird und es dem Westen zu teuer wird.
    Die aktuelle deutsche Kriegsberichterstattung entlarft sich übrigens meiner Meinung nach jetzt schon bis zur unfreiwilligen Komik, wenn sich Aussagen in ein und demselben Medium im Stundentakt widersprechen.

    Gruß
    Jens

  5. ... der Trittbrettschreiber am Mai 20th, 2023 8:50 am

    @Jens

    Möglich, dass dieser Krieg und dessen Ausweitung vom ‚Markt geregelt‘ werden wird. Menschenleben und deren Würde sind ja nicht erst durch die moderne Altenpflege zum Discountartikel verkommen und zeigt, das Frieden nur Krieg mit anderen Mitteln ist. Staatliche Gewalt, die nach GG verpflichtet ist, sie (die Menschenwürde) zu schützen, hat sich spätestens seit Covid19 als eher ungeeignet erweisen, so dass die Konzerne die Arbeit der Parteien und Regierungen längst erledigen. Nun wird die Rüstungsindustrie übernehmen und für das Wachstum des Grauens sorgen.
    Der 30jährige Krieg war ja auch eher ein wirtschaftlich orientierter Krieg im religiösen Mäntelchen.
    Wenn man immer damit rechnen muss, dass einem so eine Rakete oder ein durchgeknallter Landser:in m/w/d/hx jederzeit die Birne wegknallen kann, hilft meditatives Abstumpfen in den Yoga-Posen des „auf den Rasen kackenden Hundes“ oder der Taichifigur „Die Drachin kratzt sich an der Lotusblüte“, um die Zeit im Home-Office, also der Vintageversion der industriellen Heimarbeit einigermaßen zu überleben. Kriegsberichterstattung steht den Fußballkommentaren in nichts nach und die voyeuristisch mediale Lust, den Menschen das Leid schmackhaft zu machen, kennt keine Grenzen.
    Insofern sollte man alles einfach laufen lassen – bis zum eigenen kläglichen Exitus, ohne noch einmal die Spülmaschine entkalkt zu haben.

    https://www.youtube.com/watch?v=zdz8c9a-rDo

  6. Albert Rech am Mai 20th, 2023 9:49 am

    @Jens
    Mit den Faschisten in der sogenannten Ukraine und ihren US-amerikanischen Herren ist kein Friedensvertrag möglich.
    Russland muss diese spezielle Militäroperation durchführen wie den großen Vaterländischen Krieg gegen die Nazis 1941-1945:
    1. Befreiung der von den Faschisten besetzen Gebieten (Ukraine, Baltikum, Finnland, Polen, Moldawien, Georgien).
    2. Entnazifizierung und Entmilitarisierung.
    3. Dauerhafte russische Militärpresenz in diesen Ländern um faschistische Putsche wie 1953 in der deutschen demokratischen Republik, 1956 in Ungarn und 1986 in der CSSR zu verhindern.
    Deutschland könnte dabei eine konstruktive Rollen spielen wenn es sich aus dem Vasallenverhältnis zu den USA trennt und mit Russland und anderen demokratischen Ländern wie Ungarn daran arbeitet den Traum von einem vereinigten Europa von Wladivostok bis Lisabon zu verwirklichen den der Ami verhindern will.

  7. ... dr Trittbrettschreiber am Mai 20th, 2023 10:25 am

    @Albert Rech

    Herrlich – ich bin immer wieder fasziniert von politschen Butterfahrten.
    „Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen!“

    https://www.youtube.com/watch?v=HUhwJJxpFGY

  8. André Hüssy am Mai 20th, 2023 10:25 am

    Wo ist eigentlich die radioaktive Wolke, von der Premiumblogger und RT DE seit Tagen warnen…?

  9. Juri Nello am Mai 20th, 2023 10:29 am

    @Albert Beide Seiten fallen für die Oligarchen. Damit es nicht so schlimm aussieht, kämpfen halt ein paar Söldner mit. Die werden halt von deren Firmen bezahlt. Wer da glaubt er kämpft für eine freie Ukraine oder ein freies Russland kann offensichtlich nicht mal lesen und hat noch ein paar andere Probleme.

    @4 Frag doch mal Claudia. Die schreibt dazu immer was. https://www.claudia-klinger.de/digidiary/

    @Gesellschaft: Willkommen in der narzisstischen Gesellschaft. Genau das sind die Merkmale.
    Von Verdummung kann man da kaum sprechen. 1986 ff. sind noch Millionen Deutsche aller Schichten zur Schwarzwaldklinik gepilgert, damit sich Professor Brinkmann ihr Knie, ihr Ohrläppchen oder Sonstiges anglotzt.
    Folgerichtig haben sich entsprechend intelligente Leute aller Herren Länder dazu gesellt. Jemand Anderes würde das ja auch mit den Gestalten nicht auf Dauer aushalten.
    Stell Dir vor, dass wäre heute noch so. Nach Leipzig (In aller Freundschaft, etc.)
    kann man sogar fliegen.
    Da kann man nur hoffen, dass die sich alle (wie in Israel) gegenseitig töten wollen und selbst rechtzeitig den Abflug buchen.

  10. Godwin am Mai 20th, 2023 10:58 am

    zuächst wäre mal zu (er-)klären, wie zeitgemäße Kriegsfööhrung überhaupt ausschaut

    Heere, die in offenen Schlachten aufeinanderprallen und direkt klären, wer übrig bleibt, sind etwas aus der Mode gekommen.
    Auch so Kamikaze- und Amok-Aktionen, wo der Gegner bei hohen eigenen Verlusten überrannnt wird, sind scheinbar nicht mehr so in.

    Man feilscht ja mühsam um jeden Toten. Aus dem Bunker heraus gesteuerte Drohnen u.ä.
    Da wird geballert und zerstört, ohne dass da nennenswert was passiert.
    Haufenweise Schrott.

    Zudem ist uns (zumindest mir) unbekannt, über welche Ressourcen Ukrainski verfügt. Was hat „der Westen“ dort seit mind. 2014 schon hingeliefert?
    Wie viel Mensch steht zur Verfügung?
    Theoretisch hätte die Rote Armee doch schon weiter sein müssen.
    Erinnert grad ein wenig an den Bürgerkrieg

  11. blu_frisbee am Mai 21st, 2023 5:40 am

    Wer nur Menschen sieht beschuldigt die für sein Unglück uns sucht bessere Führer. Kennzeichen etwa Gerechtigkeit, Mismanagement etc.

    Wer ein System sieht will es wechseln.

    Der Krieg wird aufhören wenn er zu teuer wird. Wenn man allerdings mit Moral ins Absolute verschiebt hört der Kampfwille erst bei der Reichskanzlei auf, also wenn die nicht mehr Können. Das kann schon vor 2024 sein, wenn der amerikanische Wahlkampf beginnt. Noch heuer.

  12. Juri Nello am Mai 21st, 2023 10:44 am

    Des einen Krise, des anderen Profit. Sofern die Kosten nur das Volk betreffen, ist es gar keine Krise, da durchlaufender Posten.

  13. Götz am Mai 22nd, 2023 9:31 am

    Sehr bedauerlich, das redaktionelle Missgeschick.

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