Warum zum Rio Meta?
Noch einmal Uferpromenade des Rio Arauca in Elorza, Venezuela, fotografiert im März 1998. Der Junge ist der Sohn meiner Hängematten-Platz-zum-Aufhängen-„Vermieterin“.
Als einziger Ausländer in einem größeren Dorf war ich natürlich eine Attraktion, und für den Jungen sowieso. Abends, wenn ich nur spazieren ging, weil es sonst nichts zu tun gab, außer sich in den wenigen Spelunken mit fragwürdigem Publikum zu besaufen, folgte er mir auf Schritt und Tritt, weil er vermutlich neugierig war – und seine Mutter auch -, was ich eigentlich in dem Örtchen wollte.
Ich hätte es selbst nicht gewusst, weil ich von Palmarito aus irgendwie in den extremen Süden Venezuelas wollte und von dort aus zum Orinoco. Von Palmarito am Rio Apure aus gibt es aber keine Verbindung nach Süden ohne eigenen Jeep. Ich musste also weit nach Westen ausweichen, bis an die kolumbianische Grenze bei Guasdualito. Da erwischte ich dann einen Bus nach Elorza.
Ich hatte irgendwann wohl erwähnt, dass ich zum Rio Meta wolle. Auf dem hätte ich per Boot nach Puerto Carreno in Kolumbien reisen können und dann weiter per Straße auf der venezolanischen Seite nach Süden nach Puerto Ayachucho.
Das war mein ursprünglicher Plan, aber es kam alles anders, weil ich mit einem weißen Jeep der Katholischen Kirche quer durch die Llanos direkt von Elorza nach Puerto Ayacucho gefahren wurden und gratis dazu. Den Rio Meta habe ich dabei passiert und gesehen.
Den Jungen hat das Thema wohl beschäftigt. Irgendwann fragte er ganz plötzlich, als hätte er sich lange nicht getraut: „Gringo [so nannten mich alle], warum willst du zum Rio Meta?“
Was hätte ich antworten sollen? Ich hätte mit Philipp von Hutten entgegnen können, der am 31. März 1539 an seinen Vater schrieb: Weiß Gott kein Geitz Gelds hat mich bewegt, diese Reiß zu thun dann allein ein sonderlicher Lust, so ich vor langer Zeit gehabt, dünckt mich auch, wäre ich nicht mit Ruhe gestorben, wo ich Indien nicht erst gesehen. Ich hätte „Indien“ nur durch „Rio Meta“ ersetzen müssen.
Kommentare
5 Kommentare zu “Warum zum Rio Meta?”
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Immer wieder hilfreich…
Ich stelle meine Route zusammen.
Es geht die Atlantikküste runter,
Afrika, Kapverden und dann rüber
nach Grenada mit dem Passat im
Rücken. Grenada, weil außerhalb
des Hurikangürtels und leider doch
amerikanisch instrumentalisiert,
aber nicht wie Tobago usw.
Jetzt geht die Überlegung weiter.
Ohne Magellanstraße geht da nix
und die Ostküste Südamerikas ist
schwer zu segeln.
Equador ist auch eine tolle Sache,
aber dorthin wäre es übers Mittelmeer,
den Suez und die Südsee einfacher,
auch Chile.
Die großen Flüsse sind wegen ihres
Treibguts nicht einfach. So schlägt
einem doch ein simpler Baumstamm
viele Löcher ins Boot, wenn es nicht
aus Stahl ist.
Orinoco und Amazonas mit Schickiboot
aus GFK ist da eher nicht so gut…
Afrika kenn ich, Südamerika kein Bißchen.
„Ich hätte…“
Ja. Hättest Du mal, lieber Burks.
Vielleicht hätte ihn diese Antwort so sehr beschäftigt, dass er irgendwann einmal sein viel zu großes Fahrrad in den Rio geworfen hätte und die große Reise dorthin angetreten, wo die Gringos all das haben (und nicht hätten), was man zu einem Leben als Flüchtling aus dem Wohlstand „in die Wildnis, geopolitisch und noch genderneutral“so braucht:
Bildung, überhebliche Kultur, Gesundheitsversorgung und sauberes Trinkwasser, Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben etc.
Nun fährt er wohl immer noch, vielleicht einen alten Export-Golf aus den Niederlanden oder aus Düsseldorf und er nennt alle, die eine helle Hautfarbe haben immer noch Gringos – mit einem leichten zweifelnden Lächeln und einer unerfüllten Sehnsucht auf Deine wirkliche, ehrliche Antwort auf die Frage, was Du da wolltest, wo er wohl bis heute immer noch nicht war…
https://www.youtube.com/watch?v=B_Z-_GpmPkI
@schldkröte: Amazonas und potenzielle Löcher im Boot – da hab ich was: https://www.burks.de/grafik/latino_america/brazil/brazil82_4gr.jpg
Den Orinoco aufwärts kommst du bist Puerto Ayacucho. Den Amazonas aufwärts bis Peru… Aber nicht mit Segeln. Rio Meta von Venezuela nach Kolumbien: Schusswaffen empfohlen.
Auweia ! Wenn so ein Gerät einschlägt,
ist alles zu spät.
Ein Segler hat einen Flautenschieber
mit ca. 5 PS pro Tonne Schiff.
Damit wird es schon bei der Fließgeschwindigkeit
des Rheins eng, bergauf.
Mit einem Tiefgang von ca. 1.5 m passt
es auch nicht überall.
Mal gucken. Auf die sogn. Barfußroute habe ich
wenig Lust.
Kommt auch auf die Zeit an. Die Strömungsgeschwindigkeit des Amazonas ist so stark, dass kleine Schiffe nur in Ufernähe stromaufwärts fahren können. In der Regenzeit ist die Tide bei Manaus mehr als zehn Meter über normal.