Schiedsrichter in Ostfriesennerzen im deutschen Herbst

klassenfahrtklassenfahrt

Hier noch einmal die schon erwähnte Klassenfahrt Ende der 70-er Jahre. Dort war ich auch zum ersten und letzten Mal Schiedsrichter in einem Fußballspiel. Meine Frisur von damals würde heute wieder ein Alleinstellungsmerkmal in Schulen sein.

Ich muss heute verschämt zugeben, dass mein stärksten Motiv war, mich von meiner neuen und superschnuckligen Freundin besuchen zu lassen, was auch geschah. Hamburg, wo sie wohnte, war nicht weit entfernt. Wir führen eine Wochenendbeziehung, was natürlich in den aufregenden Zeiten nur ein paar Monate hielt.

Aufregend? Sie las den Arbeiterkampf und ich die Rote Fahne. Das war Gesprächsstoff genug. Und die Männer sahen sich nach ihr auf der Strasse um, was mir natürlich schmeichelte.

Mir fällt gerade ein Briefumschlag mit einem Foto von ihr in die Hände, den ich aus nostalgischen Gründen nicht entsorgt hatte. Aus der Briefmarke geht hervor, dass sich alles im Deutschen Herbst 1977 abgespielt hat. Wir dachten damals weniger an Politik, sondern mehr an angenehmere Dinge. Die schöne B. ist heute Medizinjournalistin und hat zahlreiche Fachbücher veröffentlicht.

anti akw

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Am Rio Guivare und Atabapo

rio

Zusammenfluss von Rio Guaviare und Rio Atabapo (links), die hier – bei San Fernando de Atabapo – in den Orinoco münden. Auf der anderen Seite liegt Amanaven (Kolumbien). Fotografiert in Venezuela 1998.

Auf der winzigen Insel mit Bäumen, die man links sieht, saß ein kleiner Trupp kolumbianischer Soldaten, die manchmal in der Nacht ein wenig herumschossen, um Schmuggler und Leute abzuschrecken, die bei Dunkelheit den Fluss bzw. die Flüsse überqueren wollten. Merkwürdigerweise kam man aber tagsüber nach Amanaven auf der anderen Seite völlig ohne Kontrolle – wie ich auch.

Im Vordergrund in der Mitte sieht man noch ein wenig braunes Wasser des Rio Atabapo (der von links kommt), das sich noch nicht mit dem des Rio Guaviare vermischt hat. Ich werde also ziemlich genau dort gestanden haben, wo man per Google Boote ausmachen kann und wo ich das Selfie gemacht habe. Der Wasserstand war aber zum Zeitpunkt meiner Aufnahmen erheblich niedriger als als Google die Aufnahmen machte. Das kann man an den Stromschnellen des Orinoco sehen, die bei Google Maps klar, hingegen auf meinem Foto (1998) kaum zu erkennen sind.

(Vgl. „An der Grenze zur grünen Hölle“, 25.01.2012, „Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents“ (28.08.2012), „Am Strand“, 20.02.2013), „Selfie am Atabapo“ (07.10.2016), „Der gottverlassene Landstrich, revisited“ (11.02.2020), „Am Rio Atabapo“ (29.03.2023, „Am Rio Atabapo, revisited (01.04.2023).

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Geheime Revoltierer

washington post

Es ist alles wie in House of Cards. Die Washington Post behauptet: Israeli spy chiefs led secret revolt against Netanyahu overhaul plans, leaked documents say.

By contrast, the Mossad, whose chief David Barnea was installed by Netanyahu, has been publicly silent on the overhaul. Israeli news media [Haaretz] reported in late February that he had given permission for low-ranking Mossad personnel to participate in the demonstrations, on the condition that they did not make their professional affiliations public.

Die Begründung für den Titel finde ich ein bisschen dünn. Wenn rangniedrigen Mitarbeitern eines Geheimdienstes erlaubt wird, gegen die Regierung zu demonstrieren, ist das kein „led secret revolt“. Die Washington Post hat offenbar alles von der Haaretz abgeschrieben.

Ich hätte das an Netanjahus Stelle in eigener Regie so inszeniert, um meine Gegner zu diskreditieren.

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Granatwerfende Durchmarschierer

grenadiermarsch

Ich habe gestern etwas gekocht, was den merkwürdigen Namen Grenadiermarsch trägt. Man könnte dazu auch sagen: Alle noch essbaren Fleisch- und Wurstreste, zusammengematscht mit Nudeln und Kartoffeln. Ich habe von den toten Tieren Thüringer Knackwurst genommen. So ein Gericht wird in der Rubrik Hausmannskost aufgelistet. Ich sage: Irgendetwas zwischen Arme-Leute-Essen und „gutbürgerlicher“ Küche.

Die Österreicher schreiben: Der Grenadiermarsch ist dem Gröstl sehr ähnlich. Er ist auch in Ungarn (mit Paprika) und Tschechien verbreitet. Der Name leitet sich nach Hand Dieter Pohl und Christoph Wagner aus der Soldatensprache des 19. Jahrhunderts ab (Grenadier), ist aber erst ab den 1920er-Jahren nachweisbar. In älteren Kochbüchern wird die Speise als „Durchmarsch“ bezeichnet.

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Taiwan und das Schanghai-Massaker

shanghai massacre

Workingclasshistory auf Instagram (vgl. auch Socialist Alternative): On this day, 12 April 1927, the Shanghai massacre began, with thousands of communists, workers, and students murdered or “disappeared” by the nationalist Kuomintang [har har] nationalist movement led by Chiang Kai-shek. The Chinese Communist Party (CPC) and the Soviet Union, as well as some anarchists, had joined forces with the Kuomintang against domestic warlords and foreign imperial powers to try to unite and modernise China. The Soviet Union had also trained and armed Kuomintang soldiers.

Over the following year, more than three hundred thousand people would be killed in the Kuomintang’s anti-communist purges. Trade unions and strikes were banned.

Wenn es heute um Taiwan geht und die Position der VR China zum Thema, sollte man dieses Ereignis immer berücksichtigen.

Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, andere Quellen wie solidaritaet.info einzuschätzen. („Wir sind Teil der weltweiten sozialistischen Organisation Komitee für eine Arbeiterinternationale. Ziel ist der weltweite Aufbau sozialistischer Massenorganisationen blabla.) Mein Sektometer schlägt heftig aus. Ich tippe spontan auf Trotzkisten. Aber diese „Befreiungsfront“ hat sich schon so oft gespalten, dass die es vermutlich selbst nicht mehr wissen, wofür sie sind.

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Unter Gleichen

cat
Katzenbilder gehen immer.

Nur mal kurz zwischendurch:

Die Linke, als sie noch links war, benutzte den Begriff „bürgerliche Presse„. D.h.: Die Presse war und ist immer das Sprachrohr der Herrschenden, mit nur wenigen Ausnahmen. Ist das nicht so?

Daher ist das, was Elon Musk macht als sein privates Hobby – bestimmte Presseorgane als „von der Regierung finanziert“ zu bezeichnen -, inhaltlich völlig korrekt, auch wenn die Finanzierung nicht immer direkt funktioniert. Es gibt ja auch – besonders in Deutschland – die „freiwillige Selbstkontrolle, die sehr gut funktioniert, um den Schießschartenmodus der „genehmen“ Meinungen zu erzwingen. Benutzt in Deutschland ein Journalist zum Beispiel den Begriff „Klassenkampf“ (englisch „class struggle“)? Nein. Oder „herrschende Klasse„? Nein. Oder: „Tendenzieller Fall der Profitrate„? Nein.

Der Kapitalismus ist für 99 Prozent aller deutschen Journalisten das Ende der Geschichte. Danach kommt nichts mehr. Muss ja auch nicht, weil der Kapitalismus alle glücklich macht. Noch nicht einmal das Wort „Kapitalismus“ ist erwünscht.

Oder: Gibt es in Deutschland auch nur eine Zeitung, die die These erlaubt, dass es kein „Volk der Palästinenser“ gebe, genau so wenig wie ein „Volk der Sudetendeutschen„? Nein. Gibt es auch nur ein deutsches Medium, dass nicht von „besetzten“ Gebieten im Zusammenhang mit Israel spricht? Nein.

Sagte da jemand im Hintergrund: „freiwillige Gleichschaltung“?

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Clearing your throat from phlegm

phlegm

Aus: Colloquial Hebrew: The Complete Course for Beginners (English Edition).

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Kyiv to name street for Ukrainian Nazi collaborator after public vote

kubijovyč Hans Frank
Volodymyr Kubijovyč (links) und Hans Frank – der „Schlächter von Polen – mit einer ukrainische Erntefest-Delegation in Wawel/Krakau, im besetzten Polen, 1943. Credits: Wikipedia

Die Jerusalem Post berichtet:… a street in the Ukrainian capital will be renamed following a motion passed by the city council, and will bear the name of Volodymyr Kubiyovych, who during the Holocaust was heavily involved in the formation of the Waffen-SS Galizien, a Nazi military force made up of Ukrainian volunteers.

Kann gar nicht sein In der Ukraine gibt es doch keine Nazis. Alles Einzelfälle.

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Angekratzte Weltbilder

cat

Der irrationale Hass, der einem von den Kleingeistern aus Wokistan in sozialen Medien anlasslos entgegenquillt, wenn man ihr schlichtes Weltbild auch nur ein bisschen ankratzt, bestätigt mich immer wieder in der Auffassung, dass es sich bei dem Phänomen um eine schichtspezifische Pseudo-Religion handelt, also um eine Art Klassismus, den mit Argumenten zu widerlegen man gar nicht erst versuchen sollte.

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Unter Transitreisenden

reisepass

Reisepässe aus Papier wird es vermutlich bald nicht mehr geben.

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Am Rio Arauca

elorza

Die Hauptstraße (Avenida Bolivar) von Elorza im Süden Venezuelas am Rio Arauca, fotografiert 1998.

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Wohngemeinschaft

wohngemeinschaft

Mitte der 80-er Jahre, Fabriketage im Hinterhof, Skalitzer 33, Kreuzberg. Wir wohnten da zu acht. (Hallo, Susanne!)

Ich bin dort zu sehen, aber man muss das Ambiente erklären. Die Fabriketage war 400 qm groß und hatte auch eine riesengroße, rund vier Meter hohe Halle. Dort war u.a. ein Fotolabor, dessen Tür man sieht. Damals wurde viele Häuser in Kreuzberg abgerissen oder renoviert, und man kam schnell und kostenlos an „Baumaterial“. Ich hatte mir zahlreiche Fenster besorgt und aus denen ein „Häuschen“ innerhalb der Halle konstruiert, das aussah wie ein Stellwerk. Oben waren mein Bett und unten der Schreibtisch. Der Rest meiner Habseligkeiten verteilte sich irgendwo. Jemand anderes hatte auf der anderen Seite der Halle auch sein Zimmer gebaut. Privatsphäre geht anders, aber so waren damals die Zeiten.

wohngemeinschaft

Ich hatte noch einen zweiten Schreibtisch in der Halle, den man im Hintergrund erkennt. Das Foto wurde ca. 1986 gemacht, die Herren links und rechts waren Mitglieder des Redaktionsteams des Herrmann. Wir waren damals eine verwegene Bande, die auch vor Illegalem nicht zurückschreckte. Einmal stürmte die Polizei durch unsere WG, weil sie jemanden suchte, der über uns wohnte und der bei uns durch die Hintertür hinein gekommen war und durch die vordere wieder hinaus rannte. Irgendwann stellte der sich, weil die Polizei per Lautsprecher verkündete, die das Katz-und-Maus-Spiel leid war, wenn er nicht freiwillig käme, würden sie das ganze Gebäude auf den Kopf stellen.

wohngemeinschaft

Meine Geburtstagsparty ebendort (1987). Neben mir sitzt meine damalige Ex, die aus Westdeutschland angereist war und kein Geschenk hatte, nur sich selbst, wie sie mir augenzwinkernd verkündete, leider nur für eine Nacht. Links – mit der Flasche – steht Heinz Sporkhorst, der damals im hintersten SO 36 eine Druckerei betrieb und der heute in Havelberg lebt.

Zu der Fabriketage gehörte auch ein Lastenfahrstuhl, den wir offiziell nicht benutzen durften, was wir natürlich trotzdem taten. Als die Gäste der Geburtstagsfeier 1987 in feuchtfröhlichem Zustand das Event verlassen wollten und den Fahrstuhl benutzten, blieb er stecken. und sie musste alle hinausklettern und außen hinunter.

wohngemeinschaft

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Hauen und Stechen – Nachbesprechung

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Gestern hatte ich ein größeres Rollenspiel-Event organisiert, Hauen und Stechen inklusive. Wir mussten einen Aufstand in den Salzminen der Oase von Klima unterdrücken, was uns nach ca. eine Stunde Wüsten- und Höhlenkrieg auch gelang, obwohl wir beinahe verloren hätten.

Leider mussten wir noch ein Dutzend Leute abweisen, weil die Sim zu voll war.

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Antares

antares

Mein Kater Antares, aufgenommen in meiner Wohnung in Berlin-Schöneberg 1976. Der andere Kater hieß übrigens Salami. Damals wohnte ich am Willmanndamm am Kleistpark (die Wohnung hatte mir ein Mitglied der KPD/ML überlassen, obwohl wir eigentlich politisch verfeindet waren, vgl. Volksfront von Judäa vs. Judäische Volksfront usw.).

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Unter Arabern

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Mitten in der Hauptstadt Deutschlands rufen Araber „Tod den Juden“. Vielleicht sollte man einen Merkava über die Sonnenallee fahren lassen, der über Lautsprecher „Tod den Arabern“ verkündet? Nein? Warum nicht? Weil dort zu viele Araber in der zweiten Reihe parken? Das Problem wäre dann ja auch gelöst.

merkava

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Comercio oder: Die andere Grenze

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Puerto Ayacucho am Orinoco, Venezuela, 1998. Ich bin von dort aus nach Süden nach Samariapo gereist, an die Grenze der „Zivilisation“, und von dort aus weiter bis zum Rio Atabapo.

Einheimische Quellen sehen das ähnlich: „Capital comercial de indígenas e inmigrantes“ (ökonomisches Zentrum von Indigenen aka „Indios“ und Immigranten). Ich fand den Ort zwar nicht schön, vor allem wegen der hässlichen Neubauten, aber sehr interessant. Man sah dort viele Leute, vor allem auf dem Mercado Indigena, die phänotypisch nichts ins Bild „passten“, also so aussahen wie Leute, die eigentlich im Urwald leben. Wikipedia liegt da ganz richtig: „Die Einwohner von Puerto Ayacucho sind zum Großteil Kreolen, daneben lebt in der Stadt eine Vielzahl von Indigenen, wie Yanomami, Baré, Piaroa (Vorsicht, Anarchisten!) und Guajibo“ aka Wayapopihíwi.

Ich kann mich noch erinnern, dass ich stundenlang herumgelaufen bin, weil niemand meine Travellerschecks eintauschen wollte, auch nicht die Banken. In einem Reisebüro hatte ich endlich Erfolg. (Ein Foto, das offenbar in der Nähe des obigen gemacht wurde, hatte ich am 03.03.2008 veröffentlicht.)

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Unter Klassenreisenden

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Klassenreise, ca. 1978, irgendwo nicht weit von Hamburg. Ich war damals kurz vor dem Staatsexamen. Einer befreundeten Lehrerin waren die männlichen Lehrer ausgegangen, und sie bat mich auszuhelfen.

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Salami

salami

Mein Kater Salami, 1977

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Verrohte Mitte

mitte
Die Mitte (Symbolbild)

Christian Baron verabschiedet sich vorläufig von den sozialen Medien mit einem großartigen Text. Auf Facebook schreibt er:

Was reg ich mich also auf? (…) Die Attacken durch eine diskursrelevante Minderheit „hochwohlgeborener“ und/oder materiell bestens versorgter Leute verfehlen leider trotzdem selten ihre beabsichtigte Wirkung. Es fällt schwer, das einzugestehen. Denn wie gern würde ich behaupten, mir wäre alles egal, weil ich doch so stark sei! Aber, nein, das bin ich nicht. Ich bin schwach. Vor allem bin ich ökonomisch verwundbarer als fast alle anderen, die im Diskurstheater eine Stimme haben. Der Ausschluss aus diesem Theater, der bei „falscher“ politischer Haltung und aufgrund des Prinzips der Kontaktschuld droht, träfe mich ultimativ. Es ist alarmierend, wie viele Menschen nicht mehr damit klarkommen, dass es nicht nur ihre eigene, sondern auch viele andere politische Meinungen gibt, die unter Umständen ebenso berechtigt und durchdacht sein können. Mich beängstigt auch, wie viele Leute aus meinem Umfeld hinter vorgehaltener Hand eingestehen, sich zu Themen wie Corona oder Ukraine-Krieg aus Furcht vor sozialen oder beruflichen Sanktionen nicht öffentlich äußern zu wollen. Dass Rechtsextreme auf Widerspruch mit Feindseligkeit reagieren, ist nicht neu. Bedenklich ist aber, dass dieser Hass immer öfter auch aus der „Mitte“ und von „Linken“ kommt. (…)

Ich würde gern sehen, dass jemand aus dieser Blase reicher Beamter auf Twitter einem Menschen mit Migrationsgeschichte „Pseudo-Rassismus-Takes“ vorwirft. Das wird besagte Professorin nie tun, denn darauf würde ein berechtigter Sturm der Kritik folgen. Verachtung gegen „die da unten“ bleibt unter deutschen Intellektuellen aller politischer Richtungen aber leider sozial erwünscht. Es dürfte auf der Welt kaum ein Land geben, in dem die gesellschaftliche Linke sich so wenig für die soziale Klassenfrage interessiert wie in Deutschland. Einige andere – interessanterweise auch hier fast nur solche, die ihre Schäfchen längst im Trockenen haben – rückten zuletzt alle Erstunterzeichner des „Manifests für Frieden“ (zu denen ich zähle) sowie die inzwischen beinahe 800.000 Mitunterzeichner öffentlich in die Nähe der Neuen Rechten und der „Querdenker“. Sie diffamierten die von ca. 30.000 Menschen besuchte Kundgebung „Aufstand für Frieden“ vom 25. Februar in Berlin als „rechtsoffen“. Diese Lüge ist ideologisch motiviert, denn sie zielt darauf, jeden zum Schweigen zu bringen, der die NATO-Propaganda genauso kritisch bewertet wie die russische.

Abenteuerlicher wurde es ansonsten nicht mehr, aber durchaus brutaler. Denn „Linke“, „Mittige“ und Rechte griffen nach meinen Zeitungstexten zu Krieg und Sozialer Frage zu Baseballschlägervokabeln wie „feige“, „armselig“, „erbärmlich“, „asozial“, „Pussy“, „Warmduscher“ und „Verlierer“. Manche wollten mir das Wahlrecht entziehen oder drohten mir körperliche Gewalt an. (…)

Von Rechtsaußen bis ins progressive Milieu hinein hat sich eine verrohte Mitte etabliert, die eine unversöhnliche Aggressivität gegen Andersdenkende mit vermeintlicher moralischer Überlegenheit rechtfertigt.

Als Marxist habe ich den Vorteil, dass mein Menschenbild sich nicht verschlechtern kann. Denn ich habe kein Menschenbild. Eine materialistische Weltanschauung geht nach meinem Verständnis davon aus, dass kein Mensch von Natur aus „gut“ oder „böse“ ist. Fast immer sind es die sozialen Umstände, die uns zu guten oder schlechten Wesen machen. Das Sein bestimmt das Bewusstsein.

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Puerto Ayacucho

puerto ayacucho

Puerto Ayacucho am Orinoco, Venezuela, 1998. (Da „puerto“ schon Hafen heißt, wäre „der Hafen von Puerto Ayacucho“ doppelt gemoppelt.) Ich habe auf der Avenida Paseo gestanden. Auf der anderen Seite ist Kolumbien.

Ich kann mich übrigens erinnern, dass ich da zur Mittagszeit herumgelaufen bin, obwohl mich die Leute gewarnt hatten. Die Hitze machte mir nichts aus, aber plötzlich wurde ich von Myriaden winziger Fliegen überfallen, deren Stiche weh taten und sogar kleine Blutflecke hinterließen. Die waren kleiner als die gewöhnlichen Moskitos. Vermutlich waren es Sandmücken, mit denen ich schon in Belize 1979 heftig zu kämpfen hatte und die sogar durch die Maschen eines Moskitonetzes schlüpfen.

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