Top Secret

top secret leaked

Wir müssen heute etwas zur staatsbürgerlichen Aufklärung beitragen. Ich möchte hier aber keinen Abgrund von Landesverrat buddeln – außerdem wüsste man nicht, ob zu ungunsten der Ukraine oder zu ungunsten Russlands. Die New York Times scoopte: „Ukraine War Plans Leak Prompts Pentagon Investigation – Classified documents detailing secret American and NATO plans have appeared on Twitter and Telegram.“

Man wartet natürlich als beunruhigter besorgter Bürger auf die Qualitätsmedien, ob die ihrer Pflicht nachkämen, wie es allda so prägnant heißt: Soll der Bürger politische Entscheidungen treffen, muß er umfassend informiert sein, aber auch die Meinungen kennen und gegeneinander abwägen können, die andere sich gebildet haben. Die Presse hält diese ständige Diskussion in Gang; sie beschafft die Informationen, nimmt selbst dazu Stellung und wirkt damit als orientierende Kraft in der öffentlichen Auseinandersetzung. In ihr artikuliert sich die öffentliche Meinung; die Argumente klären sich in Rede und Gegenrede, gewinnen deutliche Konturen und erleichtern so dem Bürger Urteil und Entscheidung.

Aber mitnichten. Keine Links zu den ominösen Dokumenten, nirgends. So sind sie eben, die Qualitätsmedien. Entweder zu faul oder zu dumm zum Suchen und Finden. Oder die Attitude vor sich hertragend: Im Gegensatz zu uns könnten die splitternackten Fakten die Bevölkerung beunruhigen. Die Leser mögen mit dem vorlieb nehmen, was wir ihnen geruhen, in indirekter Rede mitzuteilen. Mehr müssen sie nicht wissen.

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Das gefällt mir nicht. Ich habe also gesucht und gefunden, was jeder tun kann, dessen Intelligenzquotient größer ist der einen Aschenbechers. Und ich kann noch nicht einmal Russisch. Einige dieser „Fundstellen“ sind eher versteckt und mit Inhalten gefüllt, die man noch nicht einmal mit der Kneifzange anfassen möchte. Seriöse Quellen sehen anders aus. Andere kennt man schon und kann einschätzen, in wessen Sinne sie Propaganda machen.

Ich bin nicht überzeugt, dass diese „Top Secret“-Dokumente echt sind. Es könnte genauso gut eine False-Flag-Operation der Russen sein. Man sieht die Truppenstärken und -Einheiten auf dem gesamten Kriegsschauplatz in der Ukraine. Der Stern räsonniert: Versuche der US-Regierung, die Dokumente löschen zu lassen, seien bisher nicht erfolgreich gewesen, schrieb die Zeitung. Die Unterlagen wurden über die Social-Media-Plattformen Twitter und Telegram verbreitet. Die Dokumente seien fünf Wochen alt und enthielten keine konkreten Pläne für Angriffe oder größere Offensiven, hieß es. (…) Russische Militärexperten könnten aus den Unterlagen dennoch wertvolle Informationen ziehen, wie zum Beispiel Zeitpläne für Waffenlieferungen oder ukrainische Truppenstärken…

Wenn das alles so harmlos ist, warum denn dann das Getue? „Die Dokumente löschen lassen“? Haben die USA die Russen in Dubai oder Berlin angerufen oder Elon Musk und denen gesagt: So geht das aber nicht? Warum sollten die Russen Informationen über ihre eigene Truppenstärke irgendwo hin posten, wo sie jeder finden kann?

Außerdem sehen die Screenshots so aus, also führen die USA und die Ukraine einen Krieg wie im 19. Jahrhundert: Karten auf Papier, die da so herumliegen? (Wer druckt die eigentlich?) Und vielleicht noch kleine hölzerne Panzerchen, die man hin- und herschiebt?

Aber man weiß nie. Vielleicht sind die dümmer, als man denkt.

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Ich gehe davon aus, dass beide Seiten recht genau von der anderen Seite weiß, wo die sind und wie viele und was die so können, obwohl ich der US-amerikanischen Aufklärung mehr zutraue als den Russen. Man muss sich eher fragen, ob es genug fähige Kommandeure mit passender Infrastruktur und Technik gibt, die so handeln, dass das Wissen auch an der Front und bei der Logistik ankommt.

Mit einem haben die Russen aber recht – und das beweisen auch die Dokumente: „Die veröffentlichten, als geheim eingestuften Dokumente unterstreichen, dass es sich bei dem Konflikt in der Ukraine um einen geopolitischen Konflikt zwischen Russland und den USA sowie deren Satelliten-Staaten handelt.“

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Kommentare

7 Kommentare zu “Top Secret”

  1. Juri Nello am April 7th, 2023 10:11 pm

    Man weiß so viel, wie vorher auch. Nur: Dazwischen fallen Menschen. Und die dachten, sie fallen für ein freies Russland oder eine frei Ukraine. Tatsächlich sind sie alle für ein paar Prozent mehr für ein paar Oligarchen gefallen, wenn man von allerlei Behinderungen absieht.

  2. Jim am April 7th, 2023 11:24 pm

    @Juri Nello

    Die fallen nicht, die werden getötet. Tot gemacht, wie meine Tochter sagen würde. „Gefallen“, das klingt als wäre einer an der Front über ne Wurzel gestolpert.

  3. bentux am April 8th, 2023 11:24 am

    Battle Plans und veröffentlichen? Von den Qualitätsmedien? Das dürfte eher auf dem Niveau sein: https://youtu.be/rblfKREj50o
    BTW, die Papier Pläne sind gar nicht mal so schlecht. Keine Soft-, Netzwerk-, Sicherheit- und Hardwareprobleme. Plus Papierpläne funktionieren auch wenn der Strom ausfällt oder nach einem EMP. :-)

    Das mit dem gefallen kommt aus den alten Zeiten, wo noch in Reih und Glied aufmarschiert wurde. Was kurz vor dem ersten Weltkrieg aus der Mode kam. Hat wohl die (Soll)Daten zu sehr demoralisiert.
    https://www.wortbedeutung.info/Gefallen/
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gefallen
    Eine soziale Handlung… Steht da.

    <8*) Mehr zu soft Language: https://youtu.be/7n2PW1TqxQk

  4. Juri Nello am April 8th, 2023 11:46 am

    @Jim Tatsächlich dürfte Dein Sinnbild wohl öfter vorkommen, als Du denken würdest.

    Vodka wurde nicht verboten und um die Truppe zum Endsieg anzuspornen, wird damals wie jetzt Hitlers Marschierpulver genutzt. Man kennt es von Alters her als Panzerschoki oder neu als Crystal.
    Allerdings will ich nicht ausschließen, dass die Ukraine ähnlich, wie Polen, ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit verhängt hat. So dürfte zumindest der deutsche Truppenanteil weitestgehend nüchtern sein.

  5. Juri Nello am April 8th, 2023 2:38 pm

    @bentux
    Wofür brauchst Du da Schlachtpläne? ChatGPT funzt auch via Starlink.

    Du gibst einfach ein: How do I kill the troops in front of me?

  6. bentux am April 8th, 2023 6:06 pm

    Ah, das Problem mit Technik erschlagen. Je komplizierter desto besser. Mag Ich. https://blog.fefe.de/?ts=9acfbb77

    Das andere Problem mit ChatGPT, ist das Vertrauen. Wer hat ES trainiert? Göring/Mayer, Schwarzkopf, Nachbar, Elmar Futt, Seagul, Skynet, ChatGPT oder doch Field Marshall Haig? Ist es wirklich die AI oder das CIA. BND kann es nicht sein, die können nicht mal unbemerkt ein Handy abhören. Also wie nützlich wäre die Antwort auf diese Frage?
    Wobei diese Frage auch Interpretationspotential hätte, was zu interessanten Reaktionen führen könnte.

    <8*) Nur ein Aluhut, ohne Plan.

  7. Juri Nello am April 9th, 2023 4:21 am

    Das Problem ist doch eher, dass es eben keine KI ist. KI wäre nicht kontrollierbar. Es heißt aber auch, dass es im Geheimen schon Versuche mit der Technologie gibt.

    Wir erinnern uns da noch an ähnliche Versuche von Google und Microsoft. Deren öffentliche Bots mussten alle offline gehen, weil sie zu Nazis mutierten.

    Das dürfte gewisse Rückschlüsse zulassen.

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