Armuten

Das Ministerium für Wahrheit informiert: „Hunger“ heißt jetzt „Ernährungsarmut“. Wir warten auf „Flüssigkeitsarmut“.

image_pdfimage_print

Antisana oder: Einer der 73 [Update]

vulkan ecuador

Ich brauche die Hilfe der hier mitlesenden ecuadorianischen Vulkanologen: Das Foto habe ich 1984 gemacht, als ich von Lima in Peru nach Havanna flog (oder umgekehrt). Der Berg ist ein Vulkan in Ecuador – aber welcher? Es könnten der hier schon oft lobend erwähnte Tungurahua (5,023 m) sein, den ich 1982 bestiegen habe, oder der Chimborazo (6263 m) oder der Cotopaxi (5897 m) oder einer der zahlreichen anderen.

Die Spitze des Chimborazo ist zu gleichmäßig geformt, das ist eher unwahrscheinlich. Der Tungurahua ist mehrfach ausgebrochen – das Aussehen des Kegels könnte sich also seit 1984 geändert haben. Auf dem Foto, was ich vom Tugurahua aus gemacht habe, ist – wenn ich nicht irre – der El Altar (5,319 m) zu sehen. Der Gipfel könnte passen.

Der Tungurahua gehört übrigens nicht zu Allee der Vulkane: „Ihr Name geht auf Alexander von Humboldt zurück. Auf der „Allee“ befinden sich auf einer Strecke von ungefähr 300 km zwischen Tulcán und Riobamba 22 der insgesamt 73 Vulkane von Ecuador.

[Update] Nach einem Hinweis des vulkanaffinen Publikums: Es ist vermutlich der Antisana (5.704 m).

image_pdfimage_print

Threesome, PsyOps und mehr

michael shellenberger

Michael Shellenberger hinter der Paywall der Welt): „Ich betrachte diese Zensoren als die gefährlichsten Menschen in Amerika“.

„Diese Institutionen wenden nun Techniken an, die früher als „PsyOps“, „psychologische Operationen“, bezeichnet wurden und heute als „Einflussoperationen“ bezeichnet werden. Es handelt sich dabei um dieselben Personen, die Alarm wegen russischer Desinformation geschlagen haben und nun ein inländisches Zensurnetzwerk überwachen, das Elemente mit Gewinnabsicht aufweist und daher als Zensur-Industrie-Komplex betrachtet werden kann. (…)

Dies bedeutet, dass es sich um ein Netzwerk handelt, das von US-Behörden, Geheimdiensten, akademischen Institutionen und Think-Tanks finanziert und gesteuert wird. Die erstellen im Wesentlichen geheime schwarze Listen und versuchen, Menschen von den wichtigsten sozialen Medienplattformen, insbesondere Twitter und Facebook, fernzuhalten. Diese Personen haben sehr starke, nicht offengelegte Verbindungen zu nationalen Regierungsüberwachungsbehörden, einschließlich der CIA. Die Verbindungen reichen von den im Kalten Krieg gegründeten Cybersecurity-Institutionen, die seit dem Zweiten Weltkrieg in der Informatik- und Technikgemeinschaft existieren, bis hin zu neuen Institutionen, die mit Steuergeldern finanziert werden und geschaffen wurden, um Regierungszensur zu rechtfertigen. (…)

Als ich ein Junge war, waren die Linken die Verteidiger der Freiheit, und es waren die Progressiven und Demokraten, die sogar das Verbrennen der Flagge verteidigt haben. (…)

Regierungsorganisationen nutzen oft Begriffe wie „Fehlinformationen“, „Desinformationen“ oder „Missinformationen“, um bestimmte Maßnahmen durchzusetzen. Es ist immer, in fast jeder Situation, ein Vorwand und eine Rechtfertigung, um jemanden zu zensieren, dessen Ansichten man nicht zulassen möchte. Jeder sollte sich von diesen Begriffen abgeschreckt und alarmiert fühlen. Es war fast immer als Mittel zur Rechtfertigung von Zensur gedacht.“

Ach?! Das kann hierzulande natürlich nicht passieren. Wir haben den Qualitätsjournalismus und die öffentlich-rechtlichen Anstalten.

image_pdfimage_print

Hinreichende Staatsferne

zervakis twitter

Die russische Propaganda (also automatisch voll gelogen) schrieb vor einigen Tagen: „Für Tageshonorare von bis zu 6.000 Euro (zuweilen wohl noch mehr) hatte die Regierung rund 200 Journalisten von ARD, ZDF und einigen großen Privatsendern in ihre Propaganda eingespannt. Diese „Qualitätsjournalisten“ hatten für Ministerien diverse Werbespots gedreht, Talkrunden moderiert, Interviews geführt oder Vorträge gehalten.“ (Der Link funktioniert nicht! Was kann ich tun?)

Ich habe mir das Original der Anfrage und die Antwort angesehen. (Wieso macht so etwas die AfD und nicht die Linke?)

Würde die Bundesregierung die Informationen freigeben, so wäre zudem zu befürchten, dass Kooperationspartner ihrerseits die Vertraulichkeit nicht oder nur noch eingeschränkt wahren würden. In der Konsequenz könnte es künftig zu einem Rückgang oder zum Wegfall zukünftiger Vertragspartner und in der Folge zu einem Wegfall der Erkenntnisgewinnung der deutschen Nachrichtendienste kommen. Zudem würde das Offenlegen von Vertragspartnern in Bezug auf vergütete Aufträge, Honorare oder sonstige Zahlungen (etwa für Moderation, Präsentation, Beratung, Expertisen, Interviews, Rhetorik- oder Sprachtraining usw.) durch den Bundesnachrichtendienst staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren eine belastbare Grundlage und einen erheblichen Mehrwert mit Blick auf deren Bestreben zur Informationsgewinnung bieten.

Dies alles würde dem deutschen Staatswohl zuwiderlaufen. Dies hätte signifikante Informationslücken und negative Folgewirkungen für die Abbildung der Sicherheitslage in der Bundesrepublik Deutschland sowie im Hinblick auf den Schutz deutscher Interessen im Ausland zur Folge. Insofern muss ausnahmsweise das Fragerecht der Abgeordneten gegenüber dem Geheimhaltungsinteresse der Bundesregierung zurückstehen. Dabei ist der Umstand, dass die Antwort nicht gegeben werden kann, weder als Bestätigung noch als Verneinung des angefragten Sachverhalts zu werten.

Das ist ja niedlich. Sie vergaßen noch zu erwähnen, dass die Bevölkerung verunsichert würde.

Reichelt mit seinem „Pleiteticker“ war offenbar derjenige, der das recherchiert hat. Das ist aber kein großes Geheimnis. Opportunismus ist eine Charaktereigenschaft, die in der Branche ab Werk eingebaut ist, vor allem in Deutschland. Die Anzahl der Journalistenpreise verhält sich zur Qualität der Berichterstattung reziprok proportional.

Man hört auch eine grandiose Erklärung der voll in die Branche integrierten Dame:: „Bei den von Ihnen benannten weiteren Veranstaltungen ist Linda Zervakis als Moderatorin, nicht als Journalistin, tätig geworden“. Schon klar. Ich blogge hier auch nicht als Journalist, sondern als Blogger.

Mittlerweile sind as olle Kamellen, und jeder geht zur Tagesordnung über. Und wenn ausgerechnet die Russen sich über die zu große Staatsnähe ihrer deutschen Kollegen mokieren, muss ich herzlich lachen.

image_pdfimage_print

Unter Nichtdenkenden

denken

Ich finde es praktisch, dass die hyperventilierenden höheren Klimatöchter eine eigene Partei gründen wollen. Das zwackt den Grünen einen hoffentlich relevanten Teil der kapitalismusrettenden Wähler ab. Jetzt muss nur noch die Wagenknecht auch eine Partei gründen, dann sind die identitären Genderlinken und die AfD kaputt. Wir leben in interessanten Zeiten!

image_pdfimage_print

Wo er recht hat, hat er recht

“I ask you who was the first Palestinian King, what [unique] language do they have, was there ever a Palestinian coin. Is there a Palestinian history or culture? There isn’t. There is no such thing as a Palestinian nation. The Palestinians, he said, are regional Arabs who arrived in the Land of Israel at the same of the first major waves of immigration at the end of the 19th century.

O je. Bin ich jetzt ein „religiöser Zionist“?

image_pdfimage_print

Trump arrested

trump

image_pdfimage_print

Unter Selbstbetrügern oder: Was ich noch zu sagen hätte

dutschke vollmer
Demonstration gegen den Vietnamkrieg, 1968, vorn Rudi Dutschke, rechts neben dem Fotografen Antje Vollmer. Klaus Mehner/Bundesstiftung Aufarbeitung Nr. 70249790 (Rechte vorbehalten-freier Zugang)

Noch kurz zum Vermächtnis Antje Vollmers (danke, Harald!). Das interessiert natürlich niemanden, am allerwenigsten die kriegshetzenden Grüninnen, aber einige Details sollten diskutiert werden.

Es ist üblich geworden, zu Beginn jeder Erwähnung der ungeheuren Tragödie um den Ukraine-Krieg wie eine Schwurformel von der „Zeitenwende“, vom völkerrechtswidrigen brutalen Angriffskrieg Putins bei feststehender Alleinschuld der russischen Seite zu reden und demütig zu bekennen, wie sehr man sich geirrt habe im Vertrauen auf eine Phase der Entspannung und der Versöhnung mit Russland nach der großen Wende 1989/90. Diese Schwurformel wird wie ein Ritual eingefordert, wie ein Kotau, um überhaupt weiter mitreden zu dürfen. Die Feststellung ist ja auch nicht falsch, sie verdeckt aber häufig genau die zentralen Fragen, die es eigentlich zu klären gäbe.

Moment. „Zentrale Fragen“ hört sich gut an, im Gegensatz zu den oft erwähnten dezentralen Fragen. Ist nicht jeder Angriffskrieg „völkerrechtswidrig„? „Der Westen“ hält sich doch selbst nicht daran, vgl. die USA. Und gibt es auch Kriege, die nicht „brutal“ sind? Das ist wieder typisches moralinsaures und affirmatives Geschwurbel.

„Versöhnung“ zwischen Staaten? Mir ist schon klar, dass die neuen Mittelschichten, die das soziale Milieu der Partei „die Grünen“ prägen, die Klassenfrage gern ignorieren oder schlicht eskamotieren. Niemand hat sich mir irgendjemandem versöhnt, als die pseudosozialistischen Staaten zusammenbrachen. „Entspannung“ ist eine Illusion – lassen wir dazu ausnahmsweise den Genossen Trotzki zu Wort kommen, der sich auf Lenin beruft:
Kampf um die Märkte und Raub fremder Länder, das Bestreben, die revolutionäre Bewegung des Proletariats und der Demokratie im Innern der Länder zu unterbinden, das Bestreben, die Proletarier aller Länder zu übertölpeln, zu entzweien und abzuschlachten, indem man im Interesse der Bourgeoisie die Lohnsklaven der einen Nation gegen die Lohnsklaven der anderen Nation hetzt – das ist der einzige reale Inhalt, die einzige reale Bedeutung des Krieges. (Puls und Atmung noch normal?)

Krieg ist ein Feature des Kapitalismus, nicht ein Bug. Die Frage ist natürlich, mit welchen Mitteln je ein Kapitalist viele totschlägt.

Die Unfähigkeit, nach so umfassenden Umbrüchen andere gleichberechtigte Lösungen zu suchen, hat in dieser fatalen Überheblichkeit ihre Hauptursache. Vor allem aber wurde so das ungeheure und einzigartige Verdienst der sowjetischen Führung unter Michail Gorbatschow mit einer verblüffenden Ignoranz als gerngesehenes Geschenk der Geschichte eingeordnet: Die große Vorleistung des Gewaltverzichts in der Reaktion auf das Freiheitsbestreben der Völker des Ostblocks galt als nahezu selbstverständlich.

Über Gorbatschow kann ich nicht jubeln. Natürlich war auch er eine Charaktermaske, aber zusätztlich hat er sich übertölpeln lassen bei den Verhandlungen, ob und wie Deutschland wieder vereint werden sollte. Ich kann nicht einschätzen, ob er -aus ökonomischer Sicht – eine andere Optionen hatte als die Sowjetunion zusammenbrechen zu lassen.

Alle kundigen Zeitzeugen wissen genau, dass der Widerstand und der Heldenmut von Joachim Gauck, Marianne Birthler, Katrin Göring-Eckardt durchaus maßvoll war und den Grad überlebenstüchtiger Anpassung nicht wesentlich überschritt. Manche Selbstbeschreibungen lesen sich allerdings heute wie Hochstapelei. Sie verschweigen oder verkennen, was andere Kräfte zum großen Wandel beitrugen und dass mancher Reformer im System keineswegs weniger Einsatz und Mut gewagt hatte. (…) Fatal allerdings ist, dass dieser Teil der Bürgerrechtler heute zu den eifrigsten Kronzeugen eines billigen antirussischen Ressentiments zählt. Dies knüpft dabei bruchlos an jene Ideologie des Kalten Krieges an, die vom berechtigten Antistalinismus über den verständlichen Antikommunismus bis hin zur irrationalen Slawenphobie viele Varianten von westlichen Feindbildern bis heute prägt.

Full ack, Genossin Vollmer.

In unseren Medien verkörpert die Ukraine das Ideal und Vorbild einer freiheitsliebenden westlichen Demokratie heroischen Zuschnitts. Die Ukraine, so heißt es, kämpfe nicht nur für ihre eigene Nation, sondern zugleich für die universale historische Mission des Westens.

Das sind nicht „meine“ Medien, sondern die Lautsprecher der Kapitals aus der Mittelklasse, die den Echoraum für die Interessen der Herrschenden abgeben. (Was bin ich heute wieder radikal!)

Neben diesem Hang zum Heroischen und zur Selbsterhöhung liegt hier die Wurzel, die ich für den Grundirrtum einer europäischen Identität halte: das scheinbar unausrottbare Bedürfnis nach nationalem Chauvinismus. Jahrhundertelang haben nationale Exzesse die Geschichte unseres Kontinents geprägt. Keine Nation war frei davon: nicht die Franzosen, schon gar nicht die Briten, nicht die Spanier, nicht die Polen, nicht die Ukrainer, nicht die Balten, nicht die Schweden, nicht die Russen, noch nicht einmal die Tschechen – und schon gar nicht die Deutschen.

Dagegen kann man nichts einwenden. Nationalismus ist aber ein Symptom, keine Ursache. Die Nation im Kapitalismus ist immer ein politisches Konstrukt, das ausgenutzt wird, um zu verdecken, was die „zentralen Fragen“ sind. Der ukrainische Nationalismus hatte schon immer Schnittstellen mit faschistischen Ideen. Deswegen ist Antje Vollmers Satz aktuell, wird aber von ihren heute bis auf die Knochen völkischen Parteigenossen nicht akzeptiert werden:
Es ist ein fataler Irrtum, zu meinen, durch den Widerstand gegen die anderen imperialen Mächte gewinne der eigene Nationalismus so etwas wie eine historische Unschuld. Das ist Selbstbetrug und einer der folgenschwersten europäischen Irrtümer.

Die Menschen irren sich gern und mehrfach, aber jedes Mal mit anderem Personal.

Wirtschaftlich und politisch zahlen wir dafür einen hohen Preis. Der deutsche Wirtschaftsminister bemüht sich, die alten Abhängigkeiten von Russland und China durch neue Abhängigkeiten zu Staaten zu ersetzen, die keineswegs als Musterdemokratien durchgehen können. Die Außenministerin ist die schrillste Trompete der neuen antagonistischen Nato-Strategie.

Nein, „wir“ zahlen keinen Preis. Die Kosten der verfehlten Politik werden auf die kleinen Leute umgelegt. Die herrschende Klasse zahlt nie oder nur sehr selten.

Wenn mich nicht alles täuscht, steht Europa kurz vor der Phase einer großen Ernüchterung, die das eigene Selbstbild tief erschüttern wird. Für mich aber ist das ein Grund zur Hoffnung. Der so selbstgewisse Westen muss einfach lernen, dass die übrige Welt unser Selbstbild nicht teilt und uns nicht beistehen wird. Die eilig ausgesandten Sendboten einer neuen antichinesischen Allianz im anstehenden Kreuzzug gegen das Reich der Mitte scheinen nicht besonders erfolgreich zu sein.(…) Wie konnten wir nur annehmen, dass das große China und die Hochkulturen Asiens die Zeit der willkürlichen Freihandels- und Opiumkriege je vergessen würden? (…) Meine Hoffnung besteht darin, dass sich aus all dem eine neue Blockfreienbewegung ergeben wird, die nach der Zeit der vielen Völkerrechtsbrüche wieder am alleinigen Recht der UNO arbeiten wird, dem Frieden und dem Überleben des ganzen Planeten zu dienen.

Nein, das wird nicht passieren, weil es keine „Blöcke“ mehr gibt und auch keine konkurrierenden Systeme (China lassen wir weg, die Fragen nach dem Systemcharakter ist auf burks.de noch ungeklärt). Frieden und Kapitalismus ging noch nie zusammen – das werden die Grüninnen nie begreifen und das musste mal gesagt werden, weil mir danach ist.

image_pdfimage_print

Sierra de San Luis, revisited [Update]

sierra de San luissierra de San luis

Ein ruhiger Sonntag in der Sierra de San Luis, Venezuela (1998). Ich war zwei Nächte in der Herberge (unten) und wanderte herum, um zu sehen, was die Leute so machen, wenn sie nicht arbeiten müssen. Wenn ich mich recht erinnere, war das in dem kleinen Ort San Luis. Das ist ein ehemaliges Dorf der Jirajara, die in meinem Roman Xideharas genannt werden – so wie in den zeitgenössischen Quellen.

Ich schrieb 2019 über den Landstrich südlich von Coro: Ich hatte einen speziellen Grund, dorthin zu reisen – obwohl die Gegend in Reiseführern nur selten erwähnt wird. Ich habe übrigens immer das berühmte South America Handbook benutzt – die Briten verstehen etwas vom (individuellen) Reisen.

The Spanish Road is a fantastic 3-hr walk through orange groves and tropical forest from Curimagua to Cabure. Take water as there is none en route.

Spanish road? Ganz einfach: Diesen Weg durch die Berge haben die Konquistadoren im 16. Jahrhundert genommen, die von Coro aus nach Süden zogen. Ich habe das Thema im 1. Kapitel des 2. Teil meines Romans verarbeitet: „Am Rio Tocuyo“.

Update: Links repariert

image_pdfimage_print

Die vier Reiter der Apokalpye 2.0 und 1.0

apokalypseapokalypse

image_pdfimage_print

En’Kara Fair, revisited

En'Kara Fair

Ich schrieb vor genau einem Jahr: In der Gor-Community findet gerade die größte Messe des Jahres statt – die En’Kara Fair. Man muss sich dort sehen lassen, wenn man wer ist. Jeder der rund 200 „Orte“ sendet Vertreter dort hin. Vermutlich ist das mit Abstand das größte Rollenspiel-Event in Secondlife.

Jetzt ist die „Messe“ wieder. Ich muss mich aber korrigieren: Gestern waren auf der einen der zwei Sims 104 Avatare (vgl. Screenshot der Secondlife-Karte unten). Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist.

En'Kara Fair

Auch die virtuellen Pfaffen sind natürlich vor Ort und lassen sich nicht nehmen, der Sache ihren Segen zu geben. (Die nackten Kerle sind männliche Sklaven.)

Wer aber keinen Gamer-PC hat, kann sich bei so vielen Avataren nur in Zeitlupe bewegen – die Grafikkarte und die Internet-Verbindung werden bis an ihre Grenzen ausgereizt. Mein Avatar kann noch problemlos herumlaufen, aber andere mussten entnervt ausloggen.

„There are four such fairs, administered by the merchants, held annually in the vicinity of the Sardar, those of En’Kara, En’Var, Se’Kara and Se’Var.“ (Players of Gor – Gorean Saga)

En'Kara Fair

image_pdfimage_print

Pariser Commune [Reprint]

commune

Heute ist der 152ste Jahrestag [das Publikum entscheide selbst über die Seriösität der verlinkten Quelle!] der Pariser Kommune. „On March 18, 1871, the workers of Paris rose up and declared a revolutionary Commune whose historical experience continues to resonate today. (…) The Commune was eventually defeated at the hands of the Versailles government, setting the stage for the bloody massacre of up to 30,000 Communards and unarmed citizens. But for all the force and vengeance the Versaillais could muster, the Commune did not die — the idea survived its “own working existence” and lived on, subterraneously, in the sacrifices of its martyrs, the aspirations of its survivors and the writings of its leading theoreticians.

Mehr lesen: Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich“:
„Am Morgen des 18. März 1871 wurde Paris geweckt durch den Donnerruf: „Es lebe die Kommune!“ Was ist die Kommune, diese Sphinx, die den Bourgeoisverstand auf so harte Proben setzt?

„Die Proletarier von Paris“, sagte das Zentralkomitee in seinem Manifest vom 18. März, „inmitten der Niederlagen und des Verrats der herrschenden Klassen, haben begriffen, daß die Stunde geschlagen hat, wo sie die Lage retten müssen, dadurch, daß |336| sie die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in ihre eignen Hände nehmen … Sie haben begriffen, daß es ihre höchste Pflicht und ihr absolutes Recht ist, sich zu Herren ihrer eignen Geschicke zu machen und die Regierungsgewalt zu ergreifen.“

Aber die Arbeiterklasse kann nicht die fertige Staatsmaschinerie einfach in Besitz nehmen und diese für ihre eignen Zwecke in Bewegung setzen. (-..)

Das stehende Heer und die Polizei, die Werkzeuge der materiellen Macht der alten Regierung einmal beseitigt, ging die Kommune sofort darauf aus, das geistliche Unterdrückungswerkzeug, die Pfaffenmacht, zu brechen; sie dekretierte die Auflösung und Enteignung aller Kirchen, soweit sie besitzende Körperschaften waren. Die Pfaffen wurden in die Stille des Privatlebens zurückgesandt, um dort, nach dem Bilde ihrer Vorgänger, der Apostel, sich von dem Almosen der Gläubigen zu nähren. Sämtliche Unterrichtsanstalten wurden dem Volk unentgeltlich geöffnet und gleichzeitig von aller Einmischung des Staats und der Kirche gereinigt. Damit war nicht nur die Schulbildung für jedermann zugänglich gemacht, sondern auch die Wissenschaft selbst von den ihr durch das Klassenvorurteil und die Regierungsgewalt auferlegten Fesseln befreit. (…)

Und doch war dies die erste Revolution, in der die Arbeiterklasse offen anerkannt wurde als die einzige Klasse, die noch einer gesellschaftlichen Initiative fähig war; anerkannt selbst durch die große Masse der Pariser Mittelklasse – Kleinhändler, Handwerker, Kaufleute -, die reichen Kapitalisten allein ausgenommen. (…)

Das Paris der Arbeiter, mit seiner Kommune, wird ewig gefeiert werden als der ruhmvolle Vorbote einer neuen Gesellschaft.“

image_pdfimage_print

Ansichten

view

Blick vom Balkon meiner Wohnung in der Katzbachstrasse, Berlin-Kreuzberg, in Richtung Potsdamer Platz, 26.05.2006, 23.11 Uhr

Ist der Journalist Burkhard Schröder seriös?

Als KI-Modell habe ich keinen persönlichen Standpunkt, aber ich kann sagen, dass Burkhard Schröder als Journalist für verschiedene Medienhäuser tätig war und mehrere Preise für seine Arbeit erhalten hat. Er ist insbesondere bekannt für seine Berichterstattung über den Rechtsextremismus und die Neonazi-Szene in Deutschland.

Wie bei allen Journalisten ist es jedoch wichtig, sich bewusst zu sein, dass ihre Berichterstattung subjektiv sein kann und möglicherweise von bestimmten Interessen beeinflusst wird. Es ist daher immer ratsam, mehrere Quellen zu konsultieren und kritisch zu prüfen, bevor man einer einzigen Quelle blind vertraut.

image_pdfimage_print

Prohibitions strengthen communities

IDF
Credits: The Israel Democracy Institute

Am frühen Morgen sollten die Gehirne der Leserschaft in Wallung gebracht werden. Ich habe versucht mich schlau zu machen, was genau die Streitpunkte sind, um die sich die Politiker in Israel gerade balgen und warum Kompromisse zur Zeit nicht möglich zu sein scheinen. Ich glaube, ich habe etwas gefunden. Auch in Israel ist Politik natürlich – wie überall – schlicht Lobbyarbeit für die Gruppen, die einen gewählt haben.

Die Jerusalem Post schreibt: A third issue that reportedly was unresolved was the override clause, which would give any 61-MK majority the power to block a law from being submitted to judicial review. United Torah Judaism MKs were quoted in recent days saying that they would not remain in the coalition if the override clause did not pass. This part of the reform is especially important to the party, as it would enable the coalition to immunize laws that grant haredi (ultra-Orthodox) men an exemption from IDF service, and block the High Court from striking them down, as it has done in the past.

Das macht die Sache klarer. Die jüdischen Fundamentalisten wollen, dass für ihre Männer die Pflicht, den Militärdienst zu leisten, nicht in dem Maße gilt wie für säkulare Israelis und dass die Quote, die sie stellen müssen, nicht erhöht wird. Und sie wollen auch, dass das höchste Gericht dagegen nichts machen kann. Es geht hier um rund 1.2 Millionen Israelis, die zu diesen Ultraorthodoxen gehören. Tendenz steigend – und um Geld. Der Streit existiert seit einem Jahrzehnt: Seit 2012 müssen auch die Haredim zum Militär.

According to science: Israeli Ultra-Orthodox men study full-time in yeshiva until age 40 on average. Why do fathers with families in poverty choose yeshiva over work? Draft deferments subsidize yeshiva attendance, yet attendance typically continues long after exemption. Fertility rates are high (TFR = 7.6) and rising. A social interaction approach explains these anomalies.Yeshiva attendance signals commitment to the community, which provides mutual insurance to members. Prohibitions strengthen communities by effectively taxing real wages, inducing high fertility. Historically, the incursion of markets into traditional communities produces Ultra-Orthodoxy. Subsidies induce dramatic reductions in labor supply and unparalleled increases in fertility, illustrating extreme responses social groups may have to interventions.

Merke: Während die Mehrzahl der Wehrpflichtigen mit national-religiösem Hintergrund den normalen Militärdienst ableistet, wurde das Hesder-Programm seit seiner Einführung 1965 zunehmend beliebter. Das israelische Militär aber mag diese Ideen, gleichzeitig Soldat zu sein und den Talmud zu studieren – nicht besonders – in Elitetruppen werden die Religiösen nicht aufgenommen. Konflikte sind also vorprogrammiert.

Der Knackpunkt: Nach wie vor fehle ein Gesetz für die Wehrpflicht von Ultra-Orthodoxen. Ein neues Gesetz, das schrittweise steigende Rekrutierungszahlen und wirtschaftliche Sanktionen für Toraschulen beinhalte, würde die Bereitschaft zum Armeedienst erhöhen. Das oberste Gericht Israels hatte 2017 einen Zusatz zum Wehrpflichtsgesetz für verfassungswidrig erklärt. Darin wurde den Haredim ein längerer Aufschub für ihren Militärdienst gewährt. Die ultra-orthodoxen Parteien reagierten damals „empört“ auf den Beschluss des Gerichts. Jetzt sind sie in der Regierung und wollen natürlich, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

Die Politiker, die sich als Lobby für die Haredim verstehen, wollen auch, dass Ultra-Orthodoxe nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie sich nicht zum Militär melden. „In der Regel kommt es dabei zu einer Gefängnisstrafe von 30 Tagen mit anschließender Einberufung.“

Es werden zur Zeit ausnahmslos alle Ultra-Orthodoxen unter 24 Jahren eingezogen. Wird die gesetzliche Quote erfüllt, können Ultra-Orthodoxe ihren Dienst in den IDF bis zum Alter von 21 Jahren aufschieben, um Torah-Studien nachzugehen. Der Streit um den Dienst der Ultraorthodoxen hatte schon 2018 eine Regierung zerbrechen lassen.

Netanjahu hat sich übrigens bei diesem Thema in der Vergangenheit als äußerst flexibel gezeigt.

chabads
Mesusa- Widmungszeremonie“ im „Albam Jüdischen Bildungs- und Familienzentrum“ Berlin-Wilmersdorf, 2004, ©burks.de

Ein marxistischer ökonomischer Ansatz, das Phänomen der Ultraorthodoxen zu erklären, wäre: Druck von außen verstärkt den sozialen Kitt von Gemeinschaften. Die Haredim unterscheiden sich strukturell nicht von den Zeugen Jehovas oder den Neuapostolischen. Man muss sich also fragen, welche Funktion die Religiotisierung hat: Sie schafft eine soziale Gemeinschaft, also eine Sicherheit, auch wenn der Klassenkampf zunimmt Rest „draußen“ zerbröselt. Religion kann einen marginalisierten sozialen Status kompensieren (das nennt man „kompensatorische Gratifikation„). (Ich sage nur: Gilles Kepel „Die Rache Gottes – Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch“.)

Das ist also nicht nur ein Kulturkampf in der luftigen Höhe des Überbaus. Ein jüdischer (christlicher, muslimischer) Fundamentalist kann arm sein, ohne Beruf, aber jeder kann Gelehrter der heiligen Bücher werden – man muss sich nur anstrengen. Religiöse Orthodoxie nivelliert Klassenunterschiede – eine romantischer, aber reaktionärer Gegenentwurf zur kapitalistischen Moderne. (Das war auch Teil der Eigenwerbung der Neuapostolischen: Ohne theologische Ausbildung kann jedermann zum Pfaffen werden und laienpredigen.)

Peter Lintl schreibt in der sehr aufschlussreichen Studie: „Die Charedim als Herausforderung für den jüdischen Staat“:
Man kann eine deutliche Diskrepanz zwischen politischer Elite [der Ultraorthodoxen] und ihren Wählern erkennen, die viel radikalere Sichtweisen vertreten: 59 Prozent von ihnen wollen die Araber aus Israel vertrieben sehen. Dies scheint auch eine Generationenfrage zu sein. Tendenziell gilt bei den Charedim wie in der gesamten jüdisch-israelischen Gesellschaft: je jünger, desto weiter rechts.

Aber: Stimmen in Wissenschaft und Gesellschaft bezweifeln, dass sich das Gesellschaftsmodell der Charedim in Israel auf Dauer halten kann.

„Charedische Juden lehnen die Normen der Moderne ab und befürworten eine Rückkehr zu – teilweise neu erfundenen – traditionellen Werten.“ (Das machen auch Einwanderer, die sich ihrer neuen Heimat nicht anerkannt fühlen, vgl. Wahlverhalten der Deutschtürken.) Das kann eine Weile gut gehen, aber langfristig nur, wenn die Gruppe in der Lage ist, sich vom Rest der Welt zu isolieren. Gegen das Internet kommt aber niemand an. Auch nicht die Charedim (aka Haredim). Orthodoxie ist immer ein verzweifeltes Aufbäumen – das sagt Kepel auch über den militanten Islamismus – gegen das Scheitern der ursprünglichen Idee, wie schon bei der RAF.

Ich tippe übrigens auf Neuwahlen.

Postscriptum: Ich hätte gern einen aktuellen Artikel zu diesem Thema gelesen, der mich informierte, habe aber keinen gefunden – also musste ich ihn selbst schreiben.

image_pdfimage_print

Ferrocarriles Ecuatorianos, primera clase

Ferrocarriles Ecuatorianos

Das Foto habe ich 1979 an der Bahnstrecke zwischen Guayaquil (eigentlich Durán) und Quito gemacht.

Mein damaliger Reisebegleiter ist zu sehen (der schon gestorben ist), und eine hier schon lobend erwähnte junge Frau, die ich Jahre später in Berlin unter sehr angenehmen Umständen noch einmal wiedergetroffen habe.

Vgl. „Ambulantes“ (08.11.2011, „Ferrocarriles del Ecuador“ (14.05.2012, „Ferrocarriles del Ecuador, revisited“ (04.05.2014, „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (04.12.2017. „Ferrocarriles Ecuatorianos, revisited“ (30.01.2021), „Viajeros (21.02.2021, „Teufelsnase oder: Auf und ab im Zick Zack [Update]“ (25.02.2021).

image_pdfimage_print

Assoziativ

duolingo

Was ist denn heute mit Duolingo los? Ob ich diese Sätze in Israel wirklich brauche?

image_pdfimage_print

Niemand sonst kann deinen Beitrag sehen

facebook

image_pdfimage_print

Old Farts of Space

star trek fin
nal season
Credits: Alle Screenshots Amazon

Ja, ich folgte Fefes Rat: „In die neue Serie Picard habe ich kurz reingeschaut und war dann massiv enttäuscht. Das war Modern Trek, nur noch schlimmer. Offensichtlich von Leuten gemacht, die nicht mit Star Trek aufgewachsen sind, die anscheinend auch einen Dreck auf die Werte gaben, um die es bei Trek früher ging. (…) Warum schreibe ich das alles? Weil die 3. Staffel von Picard den ganzen Scheiß über Bord geworfen hat. (…) Ich kann mich ehrlich gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal der nächsten Episode einer Trek-Show entgegen gefiebert habe. Muss bei DS9 gewesen sein oder so. Bei Picard Season 3 habe ich das wieder. Das ist der erste gute Trek seit 25 Jahren.“

star trek final season

Genau so ist es: Optisch fast auf dem Niveau von The Expanse. Die Schauspieler sehen besser und charaktervoller aus, weil sie real älter als in der Original-Serie sind. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert wurde 1987 ausgestrahlt. Patrick Steward als Jean-Luc Picard war damals 47 und ist jetzt 83. Er bringt eine körperliche Präsenz ein, die man vom alten Sean Connery kennt.

star trek final season

Offenbar hatte man ein Einsehen, dass es nichts bringt, wenn man ständig neue Charaktere einführt, wie in Staffel eins und zwei der „Picard“-Serie, die vermutlich ein Publikum bedienen sollten, dass man aus anderen Genres herüberziehen wollte – wie einen Schwertkämpfer, der eher zu The Witcher passte.

star trek final season

Jetzt versammeln sich alle old farts (Hey? Seit wann kriegen Androiden graues Haar?), die man so kennt und die zum Bildungskanon der Popkultur gehören.

By the way: Ich hätte gern auch ein Remake von Star Trek: Enterprise, obwohl ich Scott Bakula aka Jonathan Archer nicht ausstehen kann, weil er langweilig aussieht, wie aus einem Groschenroman der 50-er Jahre, und, wenn er mit jemandem redet, dem immer den Rücken zuwendet und im Raum unmotiviert und nervtötend herumlatscht. Der wahre Grund wäre natürlich, Jolene Blalock wiederzusehen. Aber die müsste man schon sehr aufbrezeln, damit sie so wirkte wie damals. Ausserdem schauspielert sie nicht mehr.

star trek final season

Lustig ist natürlich, dass man vorher schon weiß: Zwei alte weiße Männer? Dann muss der Rest durchdiversifiziert werden. Alle Helden, auch die weiblichen, waren schon in der 80-er Jahren politisch korrekt: Ein paar wenige Quotenneger Farbige, eine Asiatin usw. Man könnte das chaotisieren und das Publikum verblüffen: Warum nicht ausschließlich Japaner Chinesen – neben den old farts? Ist doch ohnehin realistisch im wasweißichwievielten Jahrhundert. Und nur farbige Lesben. Aber vielleicht kommt das noch.

Fazit: Gut, optisch ansprechend und spannend (ich habe erst einige Folgen gesehen).

star trek final season

image_pdfimage_print

Unabhängige westliche Medien, revisited

BBC

„The government has awarded a one-off payment of £20 million to the BBC World Service as part of the refresh of the Integrated Review. (…) The BBC World Service is vital in the fight against the spread of disinformation around the world.“

image_pdfimage_print

Wirkungsmächtig

lesson

Karl Marx * 5. Mai 1818 in Trier, Preußen; † 14. März 1883 in London (Sorry für das hässliche Wort im Titel!)

11. these über feuerbach

image_pdfimage_print
image_pdfimage_print

← Next entriesOlder entries