Quo vadis, Deutschland?

deutsche Panzer Ostfront
Unternehmen Zitadelle – deutsche Panzer an der Ostfront, Quelle: Bundesarchiv Bild_101III-Merz-014-12A

Zur Dokumentationszwecken (auch als pdf)

Deutsche Panzer gegen Russland ‒ Aufruhr meines Gewissens

Von Manfred Grätz, Generalleutnant a.D.

„Es ist wieder so weit. Von ungezählten Menschen befürchtet, von einer geschichtsvergessenen oder die Geschichte arrogant missachtenden Minderheit, die sich berufen fühlt, unser Land zu regieren und in Vasallentreue dem transatlantischen Bündnispartner folgt, herbeigesehnt und -geredet, von einer einmalig gleichgeschalteten Medienlandschaft eifrig unterstützt und nunmehr vom Bundeskanzler offiziell verkündet. Panzer gen Osten ist beschlossenen Sache.

Bei vielen Menschen sträuben sich die Haare, werden ungute Erinnerungen wach, auch bei mir. Damals waren es noch kindliche Erinnerungen.

Geboren 1935 bin oder war ich faktisch noch ein Kind des 2. Weltkrieges. Zu jung, um schon für den Waffengang des deutschen Faschismus missbraucht zu werden, aber alt genug, um zu verstehen, dass Krieg nur unermessliches Leid, Elend und menschenverachtende Vernichtung bedeutet. Ich verlor meinen Vater. Ein herzlos kalter Brief seines Kompaniechefs vermeldete, dass er offensichtlich ‚in heldenhaften Abwehr-Kämpfen gegen den bolschewistischen Feind für Führer, Volk und Vaterland gefallen sei…‘.

Gelegentlich tauchen auch schlaglichtartig Erinnerungen auf, wie wir als halbwüchsige Jungen am Bahndamm saßen und die vielen Militärtransporte beobachteten, mit riesigen weißen Lettern beschriftet: ‚Räder müssen rollen für den Sieg.‘ Heute heißt es: ‚Deutsche Panzer Richtung Russland.‘ Parallelen, Ähnlichkeiten sind wohl unschwer zu erkennen. Bombennächte, Fliegeralarm, das brennende Chemnitz unweit meines Dorfes vor Augen, all das trug dazu bei, dass ich schon als Kind den Krieg hassen lernte und den Frieden herbeisehnte. Das Ende des Krieges erlebte ich schließlich als Befreiung Deutschlands vom Faschismus durch die Sowjetarmee.

Seit jenen Ereignissen sind nahezu acht Jahrzehnte vergangen. Aus dem damals halbwüchsigen Jungen ist ein 88-Jähriger geworden, in ereignisreicher geschichtsträchtiger Zeit ein erfülltes Leben hinter sich.

38 Dienstjahre für die Erhaltung des Friedens in unserer Nationalen Volksarmee, davon sechs Jahre Studium in der SU, gehören dazu. Ich bekenne mich freimütig, ich liebe dieses Land, wohl wissend, dass das heutige Russland nicht mehr mit der SU vergleichbar ist. Aber die Menschen, deren Väter und Großväter für ihr Vaterland gegen den deutschen Faschismus gekämpft und auch uns befreit haben, sind geblieben. Warmherzige, liebenswerte Menschen, Freunde!

All das und noch viel mehr geht mir durch den Kopf vor dem Hintergrund all dessen, was sich gegenwärtig ereignet. Der Geist ist noch wach, auch nach 88 Jahren.

Es ist eine ganze Gemengelage an Gefühlen und Empfindungen, die mich bewegt, dominiert von Wut und Enttäuschung. Wut kocht in mir hoch, wenn ich die völlig haltlose einseitige Schuldzuweisung an Russland, in der Regel personell an Putin verfolgen muss, an Putin, den Aggressor, Putin den Kriegsverbrecher. Putin ist an allem schuld, was gegenwärtig in der Welt passiert. Vergessen oder bewusst verschwiegen die gesamte Vorgeschichte des Krieges in der Ukraine, vergessen der Wortbruch des Westens bezüglich der NATO-Osterweiterung, vergessen die Rede Putins vor dem Bundestag anno 2001, in der er die Hand ausstreckte, friedliche Zusammenarbeit anbot und dann mit standing ovations verabschiedet wurde, vergessen auch die Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007, als er die NATO-Osterweiterung als Bedrohung russischer Sicherheitsinteressen ansprach.

Wut kommt auf, wenn Frau Baerbock, immerhin Außenministerin unseres Landes und höchste Diplomatin, völlig ahnungslos und bar jeglichen diplomatischen Geschicks oder gar Anstands vom Leder zieht ‚Wir werden Russland ruinieren‘.

Auf etwa der gleichen Ebene liegt das häufige Geschwätz über die Frage, ob wir denn nun schon Kriegspartei sind oder nicht, oft dabei den Anschein erweckend, zu suchen und auszuloten, ob wir denn nicht noch einen Schritt weiter gehen dürfen oder nicht. Für mich brotlose Kunst. Längst sind die Fronten klar. Wir sind mittendrin. Was sollte man denn sonst noch tun müssen, wenn man schon Panzer und andere schwere Waffen geliefert hat mit dem ‚hehren‘ Ziel, Russland zu besiegen?

Gefährlich auch, wenn Politiker und sog. Experten in Talkshows oder bei anderen Gelegenheiten über das Thema Eskalation, vielleicht mit Kernwaffen, mit ‚kleinen taktischen‘ zunächst, sinnieren, ahnungslos und leichtsinnig. Vergessen schon Hiroshima und Nagasaki, jene zwei japanischen Städte, die das Opfer des ersten Atombombenabwurfes auf bewohntes Territorium wurden, ohne jede militärische Notwendigkeit. Zu diesem Zeitpunkt war der 2. Weltkrieg längst entschieden, in Europa, wie auch in Fernost. Und das waren bekanntlich nicht die Russen! Vergessen all das Leid und Elend, all die nach Zehntausenden zählenden Toten, und die Jahrzehnte währenden Langzeitwirkungen, die diese nach heutigen Maßstäben ‚zwei kleinen Kaliber‘ bewirkten. Unvorstellbar und verantwortungslos ein solches Spiel mit dem Feuer in der Gegenwart! Da sage ich als ehemaliger Militär all jenen, die an ein solches Abenteuer nur denken: Kriegsverbrechen!

Apropos Kriegsverbrechen! Spricht da noch jemand davon im Zusammenhang mit Hiroshima und Nagasaki? Vergessen! Zu den Akten gelegt, das bis dato größte Kriegsverbrechen der Menschheitsgeschichte, begangen von den USA.

Nicht nur bedauerlich, sondern auch besorgniserregend finde ich, dass unsere in Regierungsverantwortung stehenden Politiker auch noch beratungsresistent sind. Ich denke hier dabei an die Tatsache, wie die Meinung erfahrener Militärs, Spezialisten ihres Berufes, mehr und mehr in den Hintergrund tritt, besser getreten wird, sie nicht mehr für die Öffentlichkeit wahrzunehmen ist. Muss es nicht bedenklich stimmen, wenn ein General Kujat, exzellenter Kenner der Materie, auch oder besonders der NATO, seine beachtenswert realen Einschätzungen der Lage in einem Schweizer Journal unterbreiten muss? Oder wenn sich ein General Vad, ehemaliger militärischer Berater von Frau Merkel, im Journal EMMA von Alice Schwarzer äußert (nicht missverstehen, Respekt für Frau Schwarzer!).

Oder wenn sogar der Generalstabschef der US-Armee, General Milley, für seine reale Einschätzung der Lage in der Ukraine von der Biden-Administration einen Rüffel einstecken musste und über seine Erkenntnisse der Mantel des Schweigens ausgebreitet wird?

Von anderen Militärs, gar von Ehemaligen aus der NVA, will ich hier gar nicht sprechen, die könnten ja die Russen gut kennen!

Alles nach dem Motto ‚Es kann nicht sein, was nicht sein darf‘. Es bleibt dabei, mit deutscher Vasallentreue folgen wir getreu der auf die Weltherrschaft ausgerichteten Kriegspolitik der USA, unseres wichtigsten transatlantischen Verbündeten. Quo vadis, Deutschland? Frage ich mich da. Oder um es mit Heinrich Heine zu sagen: ‚Denk ich an Deutschland in der Nacht, so werd‘ ich um den Schlaf gebracht!‘.

Noch ein Wort an alle Mitglieder und Sympathisanten unseres Verbandes, an meine Genossen und Freunde.

Erhebt Eure Stimme, versteckt Euch nicht.

Schreibt, in welcher Form und in welchem Medium auch immer, und vergesst Name und Dienstgrad nicht.

Sucht und findet unsere Verbündeten, besucht auch deren Veranstaltungen.

Gemeinsam sind wir stärker.

Geht mit auf die Straße, sofern Ihr noch rüstig und mobil seid. Redet mit den Leuten, trotz unterschiedlicher Interessen, die dort vertreten sind.

Krieg will von den Demonstranten keiner.

All das sagt mir mein Gewissen. Bitte, prüft auch das Eure.“

deutsche Panzer Ostfront

Protest gegen die weitere Unterstützung der Ukraine mit Panzern und anderem schweren Kriegsgerät durch Deutschland

Von Sebald Daum, Generalmajor a.D.

„Mit der Entscheidung des Bundeskanzlers der BRD Herrn Scholz und seiner Regierung, nun doch der Ukraine 14 ‚Leopard-2‘ Panzer zu liefern und den anderen Ländern der NATO es zu gestatten, auch diese Leopard-Panzer der Ukraine zur Verfügung zu stellen, tritt Deutschland in eine neue Phase der Kriegsbeteiligung gegen Russland ein und verwirklicht so die Aussage seiner Außenministerin, im Krieg mit Russland zu stehen.

Mit dieser Entscheidung verlängert Deutschland nicht nur das Sterben in der Ukraine, sondern wird Kriegspartei. Gleichzeitig wird Russland immer mehr zum Feind des deutschen Volkes aufgebaut und man zerstört endgültig all das, was einmal wichtig war in den freundschaftlichen Beziehungen zu Russland, insbesondere im Osten sowie in der BRD insgesamt.

Ich möchte deshalb nur an einige wichtige Fakten erinnern:

– dass die Sowjetunion den größten Anteil an der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus hat mit über 27 Millionen Toten,

– dass nach 1945 die Rote Armee und das sowjetische Volk nicht Gleiches mit Gleichen vergolten und Deutschland mit Hass überzogen haben, wie es zurzeit schon wieder in Deutschland gegen Russland getan wird,

– dass die Sowjetunion und Russland entscheidend waren für die Wiedervereinigung Deutschlands, denn ohne ihre Zustimmung hätte es kein ‚Einig Deutsches Vaterland‘ gegeben,

– dass Russland seine Besatzungstruppen freiwillig, im guten Glauben an gute nachbarliche Beziehungen, abgezogen hat, während die amerikanischen Besatzungstruppen weiter im Lande sind,

– dass Russland zugestimmt hat, dass Deutschland nicht neutral, sondern in der NATO bleiben darf,

– dass nicht Russland an die Grenzen Deutschlands oder der EU herangerückt ist, sondern die NATO-Truppen heute an den Grenzen Russlands stehen,

– und letztlich sei daran erinnert, dass es die USA und die NATO waren, die 2014 in der Ukraine einen Staatsstreich organisiert, den gewählten Präsidenten außer Landes vertrieben und die Ukraine militärisch aufgerüstet und gegen Russland in Stellung gebracht haben, damit sie 8 Jahre Krieg gegen das eigene Volk führen konnte und geführt hat.

Hat man das alles vergessen, ist das jetzt der Dank für all das, was die Sowjetunion und Russland für Deutschland getan haben, oder sind wir schon wieder so weit, ein drittes Mal gegen Russland in den Krieg zu ziehen? Sollen deutsche Panzer ‚Leopard‘, wie einst deutsche ‚Tiger‘, gegen Russland rollen. Hat man die Ergebnisse von Stalingrad und Kursk so schnell vergessen, oder will man diese Niederlagen revidieren?

‚Nie wieder Krieg‘ galt in Deutschland als ungeschriebenes Gesetz. Nie wieder darf in Deutschland deshalb Hass und Kriegsgeschrei gegen Russland die Oberhand gewinnen, nie wieder darf ein ‚Wollt ihr den totalen Krieg‘-Geschrei uns gegen die Völker Russlands aufhetzen.

Deshalb erhebe ich meine Stimme zum Protest, gegen diese Lieferung von Panzern und anderem schweren Kriegsgerät durch Deutschland, die für die Verlängerung des Krieges und des Mordens in der Ukraine stehen. Mögen die Stimmen der Vernunft die Oberhand gewinnen und mögen Unzählige in diesem Sinne mithelfen, den Krieg zu verhindern.“

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The future is getting weirder

Fotos KIFotos KIFotos KIFotos KIFotos KIFotos KIFotos KI
Credits: Jojo’s Photo Studio

Der Fotograf schreibt zu den Fotos: „These photos look like they were taken at a real party. They’re actually images of a house party full of people that don’t exist…. because they’re A.I. generated images. The more you look at them, the more unsettling they are. The future is getting weirder.“

Ich habe für das sechste Foto auch eines in Original-Größe hochgeladen, damit man erkennt, dass die „Intelligenz“ von Computern mit Fingern schlechter klar kommt als Albrecht Dürer vor einem halben Jahrtausend. Warum, weiß nicht nicht. Ich dachte immer, Gesichter seien schwieriger zu „fälschen“ als Hände.

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באורקזּ.דא

אתה קורא באורקזּ.דא.
Ich bin mir nicht sicher, ob man das so schreiben würde. Ein U gibt es im Hebräischen nicht, man muss ein Aleph mit einem Vaf mischen. Und die Top Level Domain – mit einem E am Schluss – kann man auch auf verschiedene Arten schreiben. Ein E wird durch ein Aleph mit Punkten drunter erzeugt, die gibt es aber auf meiner Tastatur nicht und auch nicht in einer Zeichentabelle. Vielleicht können die hier mitlesenden Mossad-Agenten aushelfen.

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Fauda oder: Aufklärungseinheit Kirsche 

fauda 4

Wo nicht weiser Rat ist, da geht das Volk unter; wo aber viele Ratgeber sind, findet sich Hilfe. (Sprüche 11,14)

Die vierte Staffel von Fauda (Trailer) habe ich jetzt fast ganz angesehen, bis auf die letzte Episode, die, so berichten die Qualitätsmedien, als Cliffhanger enden soll. Man braucht denjenigen, die die ersten drei Staffeln gesehen haben, diese nicht empfehlen, sie werden sie ohnehin anschauen.

Ich kenne merkwürdigerweise niemanden, dem „Fauda“ nicht gefallen hat, außer den üblichen Verdächtigen, die aber angesichts des großen – auch internationalen – Erfolgs jetzt zaghaft zurückrudern (Paywall): „‘Fauda’ Season 4 Captures the Israeli Zeitgeist“.

Vermutlich liegt das auch daran, dass Israel-Hasser und andere Antisemiten sich die Serie gar nicht erst ansehen, weil sie immer noch von einem „Palästinenser“-Staat träumen und etwas Positives wie israelische Spezialeinheiten nicht ertragen können weil die nicht gendern, weil ihre geliebten „Palästinenser“ dort nicht gut wegkommen, ja sogar manchmal erschossen werden, wenn sie wieder mal herumterrorisieren. „‘Fauda’ Isn’t Just Ignorant, Dishonest and Sadly Absurd. It’s anti-Palestinian Incitement“, schreibt ein „Palestinian living in the occupied territories“ im Leib- und Magenblatt deutscher Medien.

Man hat so seine Lieblingsschauspieler. In den ersten Staffeln war ich mir nicht sicher, ob mir Lion Raz alias Doron gefällt. Die Kerle benehmen sich in meinem Sinne orientalisch, Affektkontrolle ist nicht so verbreitet, und manchmal sind sie so erregt, dass sie sich prügeln – die Guten! Von Arabern erwarte ich nichts anderes. So was findet ich immer lächerlich, aber man kann nicht alles haben.

In der vierten Staffel kommt das zum Vorschein, was offenbar schon immer ein Teil des Plots war: Wie Krieg Menschen deformiert, bis sie es nicht mehr aushalten, wenn sie denke können. „Doron“ hat den Charme eines Bulldozers. Man merkt, dass er als Bodyguard gearbeitet hat und bei Verdächtigen nicht lange fackelt. Erst draufhauen, dann fragen. Außerdem hält sich nicht an Befehle. Er war in einer Spezialeinheit und weiß, wie es dort zugeht. Wie aber will man professionell arbeiten, wenn jeder tut, was er will? Sein übergroßes Misstrauen geht allen auf die Nerven, aber am Ende behält „Doron“ recht.

Gleichzeitig sieht man auch, dass er leidet. Nicht zufällig hat die Hauptfigur nur eine Ex-Frau. Es ist schwer, mit ihm auszuhalten, nicht wegen des Charakters, sondern wegen der ständigen Anspannung, unter der er steht. Das ist recht gut und einleuchtend gespielt.

Meine heimliche Lieblingsheldin ist aber Meirav Schirom, nicht nur wegen ihres grandiosen Aussehens und ihrer Ausstrahlung. Sie habe ein Herz aus Stein, sagen die Kollegen im Film, aber es gibt Szenen, in denen sie die Einzige ist, die fordert, man müsse Alternativen finden, anstatt Leute um des höheren Zwecks willen zu opfern. Wenn wie weinen muss, dass macht sie das heimlich.

Die Frauenfiguren machen den Unterschied zu vielen Hollywood-Produktionen aus. Von israelischen Produktionen erwartet man, dass die Damen alle wie Supermodels aussehen und auf mannigfaltige Weise exotisch schön sind. In „Fauda“ ist das nur manchmal so, aber das mag auch an meinem individuellen Geschmack liegen. Die Araber oder meinetwegen die „Palästinenser“, die es zum Beispiel mit „Dana“ (Meirav Schirom) zu tun bekommen – vor allem bei Vernehmungen -, haben nichts zu lachen. Solche Frauen nenne ich „emanzipiert“. Sie sind das exakte Gegenteil der arabischen Damen, die immer mit Hijab herumlaufen und sanft gucken und die Männer aufmuntern, wenn sie nicht genug Terror machen. (In israelischen Filmen haben alle Frauen lange Haare und alle Männer kurze, da sind sie ganz „old school“.)

Fauda setzt Standards, was das atemberaubende Tempo angeht. Dagegen ist „Outlander“ mit seinen unendlich vielen Staffeln eine Serie in Zeitlupe, obwohl da auch ständig etwas geschieht, mehr als in deutschen Kriminalfilmen. Ich merke das an meinem Sehverhalten: Es gibt selten Filme, bei denen ich nicht zwischendurch herumzappe. Bei Fauda mache ich das nicht, andererseits zwinge die unerträgliche Spannung manchmal zu Pausen. „Doron“ ist wie üblich undercover unterwegs und ständig in Gefahr, entdeckt zu werden, und ständig sind ihm die Häscher auf den Fersen. Man wünscht sich manchmal mehr Sex, nur zum Erholen.

Sheldon Kirshner schreibt: „Fauda gets off to a slow and somewhat confusing start, but gains traction and momentum and achieves greater audience appeal by the third or fourth episode. The casting is exemplary, with the Jewish and Arab actors giving realistic performances. To its credit, Fauda neither romanticizes nor glosses over the uglier aspects of the Israeli commandos’ role in confronting Israel’s enemies. A viewer is left with the sober impression that Israel and the Palestinians are locked in perpetual strife.“

Ergo: Absolut sehenswert, wie alle anderen Staffeln auch.

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Lior Raz, Meirav Shirom und Moran Rosenblatt (Photo: Rafi Deloya)

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Die Ruinen von Na-Chan und der schaffende Mensch

Palenque

Palenque, Mexiko, eine ehemalige Metropole der Maya, fotografiert Anfang November 1981. Der Gebäudekomplex ist der Palast (ca. 100 x 80 Meter Ausdehnung) mit vierstöckigem Turm, der vermutlich astronomischen Zwecken diente. Alle Gebäude waren ursprünglich rot bemalt.

Palenque hatte seine Blütezeit im 6. und 7. Jahrhundert, also zur Zeit des Frankenreichs in Europa unter den Arnulfingern und Pippiniden – also nach Chlodwig, aber vor den Karolingern. Pakal der Große wurde rund 150 Jahre vor Karl dem Großen geboren. Die Bewohner Palenques ernährten sind übrigens vorwiegend von Meeresfrüchten.

Von allen Ruinenstädten in Mexiko ist Palenque sicher die erste Wahl für Touristen.

Was lese ich da? „Ein Teil des Romans Homo Faber von Max Frisch spielt in der Ruinenstätte und der modernen Stadt Palenque.“ Wann hatte ich den Roman (1957 geschrieben) gelesen? Meine Ausgabe ist von 1978. Werde die rund 200 Seiten noch mal überfliegen; beim Durchblättern habe ich „Palenque“ mehrfach gesehen. Ich habe komplett vergessen, um was es geht: „die Bestimmung des Daseins durch Zufall oder Schicksal“ und „die misslungene Beziehung zwischen den Geschlechtern“. Dann kann ja nichts mehr schief gehen.

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Unter Ibrahimen aus dem Streifen

messerangriff

„Die Hintergründe sind noch unklar“, heißt es wie gewohnt. Zwei Tote. Aber welche „Hintergründe“ könnten es sein? Ich habe mir die juristische Analyse des Rechtsexperten („Redakteur bei „Welt“ mit Schwerpunkt Justiz und Rechtspolitik“) Constantin van Lijnden angesehen.

Der Täter ist 2014 eingereist und beantragte Asyl. „Laut Staatsanwaltschaft reiste er im Dezember 2014 nach Deutschland ein – von woher, sei unklar.“(taz) Er hat das nicht bekommen, aber subsidiären Schutz, „wahrscheinlich auch zu recht.“ Das steht im Urteil des Amtsgerichts Hamburg: Der Täter war in seiner Heimat, im Gazastreifen, Misshandlungen ausgesetzt durch die Hamas, er und seine Familie, Schnittwunden, Verbrennungen, Folter, „furchtbare Dinge“.

Was geschieht mit so jemandem, der im Land ist, sich aber absolut nicht integriert, sondern – im Gegenteiil – immer weiter „absteigt“, drogenabhängig wird und gewalttätig?

Man kann dann ein Verfahren einleiten, um den Schutzstatus zu widerrufen. Das ist auch in diesem Fall 2021 geschehen, noch vor der Messerattacke vor einem Obdachlosenheim. Dieses Verfahren wurde bis heute nicht abgeschlossen. Warum nicht, muss noch geklärt werden.

Das ist aber fast egal: Es ist keineswegs klar, dass man jemanden, der den Schutzstatus verloren hat, dann auch abschieben könnte. Da ist eine praktische Hürde: Der Zielstaat, in diesem Fall das „palästinensische Gebiet“, muss seinen „Staatsbürger“ auch zurücknehmen. Daran scheitern Abschiebungen sehr häufig.

Im Falle des Täters ist es ganz besonders schwierig, weil „Palästina“ einen völkerrechtlichen Sonderstatus hat. Der Täter hat auch keine Staatsangehörigkeit. In den „palästinensischen Gebieten“ gibt es keine internationalen Flughäfen. In der Praxis wäre man auf die Mithilfe von „Palästina“ und Israel angewiesen. Das geschieht so selten, dass es die meisten Staaten bei ausreisepflichtigen „Palästinensern“ erst gar nicht mehr versuchen.

Das Amtgericht Hamburg hatte die Wahrscheinlichkeit, dass der Täter weitere Staftaten begehen würde, „auf 50 Prozent geschätzt.“ Ist es nicht zynisch, wenn man so jemanden auf freien Fuß setzt?

„Die Antwort ist kompliziert, und man muss differenzieren.“ Das Ergebnis wird trotzdem niemandem gefallen können. Die „50 Prozent“ kamen so zustande: Er wurde vor dem Amtsgericht Hamburg wegen der Attacke vor dem Obdachlosenheim angeklagt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Das Gericht muss bei einer Verurteilung zu einer Haftstrafe überlegen, ob die zur Bewährung ausgesetzt wird und wie die Sozialprognose ist. Das Gericht war nicht von einer positiven Sozialprognose überzeugt, deswegen wurde die Strafe nicht zur Bewährung ausgesetzt.

Der Täter hat aber Berufung eingelegt, sodass er seine Haftstrafe einstweilen nicht antreten musste. Er saß aber trotzdem in Haft, aber nicht wegen seiner Strafe, sondern in Untersuchungshaft. Über die Berufung wurde nicht schnell genug entschieden. Das kommt oft vor, aber war in diesem Fall egal, weil er schon so lange in Untersuchungshaft gesessen hatte, dass er seine Strafe schon fast abgesessen hatte. Das Gericht war offenbar der Meinung, wenn seine Berufung abgelehnt worden wäre, wäre das Ergebnis identisch gewesen. Der Täter wäre also ohnehin bald entlassen worden.

Die Frage bleibt: Warum nur ein Jahr Haft? Man weiß es nicht. „Irgendwas wird sich das Gericht vermutlich dabei gedacht haben.“ Es wirkt sehr milde für jemanden, der schon damals ein beträchtliches Vorstrafenregister hatte und mit einem Messer auf jemanden eingestochen hatte.

So weit die Analyse. Übrigens: Ein Messerangriff ist schwere Körperverletzung, aber: In minder schweren Fällen des Absatzes 1 ist auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren, in minder schweren Fällen des Absatzes 2 auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.

„Die Gruppe der Zuwanderer – Asylbewerber, Schutzberechtigte, unerlaubt Aufhältige und Geduldete – war 2021 für 44 Prozent aller Tötungs- und 37 Prozent aller schweren Gewaltdelikte verantwortlich, obwohl sie nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung ausmacht. Wie kommt das?“ (Zitat: Qualitätsmedien)

Die Leserschaft mag eigene Schlussfolgerungen ziehen, wie man mit solchen Leuten umzugehen habe.

Postscriptum: „An mehreren Orten im Gazastreifen haben sich Palästinenser spontan versammelt: Sie feierten den Angriff in Jerusalem, bei dem sieben Menschen getötet wurden. Einige verteilten Süßigkeiten. Jubelfeiern gab es auch in Ramallah im Westjordanland.“

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Oasis Dancers, revisited

oasis dancers

Gestern war ich im Theater. 90 Minuten, 70 Leute im Raum, exquisites Bühnenbild, das mindestens ein Dutzend Mal wechselte, gute Musik, unter anderem Jingo. Und zahlreiche spärlich bekleidete Damen, die sich – illegal? – alles kulturell aneigneten, was nicht bei drei auf dem nächsten Baum war. Die hier schon erwähnten Oasis Dancers gaben eine Vorstellung.

Jetzt ruft das Publikum: Haaaalt, Burks, gar nicht wahr! Du hast doch die ganze Zeit – ohne Maske! – auf deinem Schreibtischstuhl gesessen und chilenischen Rotwein getrunken? Stimmt, die Veranstaltung war virtuell. Aber wo genau ist eigentlich der Unterschied? Virtuell darf ich bewaffnet sein, muss nichts an der Garderobe abgeben, keinen Eintritt bezahlen, mich weder in versiffte öffentliche Verkehrsmittel setzen noch einen Parkplatz suchen, darf mein eigenes Zeug während der Vorstellung saufen und sogar mittendrin Pinkeln gehen, ohne dass das stört. Ich kann an die Körper der weiblichen Darsteller heranzoomen, was real nur mit einem guten Opernglas möglich, aber sehr auffällig wäre.

Sagt ihr es mir!

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Médanos de Coro, revisited

Médanos de Coro

Ich habe noch ein unveröffentlichtes Foto der Dünen bei Coro in Venezuela gefunden. Ich schrieb 2016:
Dünenlandschaft im Parque Nacional Los Médanos de Coro. Wikipedia: „Der Nationalpark umfasst 91.280 Hektar Wüste, Küste und Salzwiese. Die großen Dünen (‚Médanos‘) erstrecken sich über eine Länge von 5 bis 30 Kilometer und können bis zu 40 Meter hoch werden. Durch starke Winde ändern sie ständig ihre Form. Wegen der sehr seltenen Niederschläge besteht die Flora aus stacheligen Sträuchern. Die Fauna ist ebenso spärlich und besteht hauptsächlich aus Echsen, Hasen, Ameisenbären, Füchsen, Tauben und Falken.“

Ich hatte mir einen Lokalbus genommen und bin ganz allein durch die glühend heisse Einöde gestapft. (mehr lesen) Ein Moment der Erleuchtung.

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Yom HaShoah 2023

Yom HaShoah

Bildquelle: „Unknown Stroop Report photographer“, vgl. die Angaben bei Wikipedia.

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Fragen und Antworten zur Lage

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– Es gab Fragen, und es gab Antworten. Manchmal muss man gar nichts tun, sondern nur warten, bis die üblichen Verdächtigen für Bullshit-Bingo sich selbst entlarven.

– Einen habe ich noch. Sind wir im Krieg mit Russland? Nein? Fragen wir Expert_&%*Innen für internationales Recht: „Außenministerin Annalena Baerbock: „Wir kämpfen einen Krieg gegen Russland“. Gut, dass wir darüber geredet haben.

– Umfrage des MDR: Drei Viertel der Befragten „finden Kampfpanzer-Entscheidung falsch“. Ach. Lesen wir bei stern.de: „Mehrheit der Bundesbürger unterstützt Panzerlieferungen an Ukraine“. Wieso fällt mir jetzt das hässliche Wort „Lügenpresse“ ein?

– Unter Qualitätsmedienanstalten: „Die beiden CumEx-Aufdecker Oliver Schröm und Oliver Hollenstein erheben in einem Exklusiv-Interview mit dem Magazin „Wirtschaftsjournalist:in“ [kotz, würg] schwere Vorwürfe gegen den Norddeutschen Rundfunk. Dieser habe fünf Tage vor dem Erscheinungstag dem Ch.Links-Verlag, in dem ihr Bestseller Die Akte Scholz über die Verwicklungen des heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in den CumEx-Skandal enthüllt wird, mit juristischen Schritten gedroht, wenn dieser dem Sender vor Veröffentlichung das Buchmanuskript nicht zur Verfügung stelle.“

So ähnlich würde es mir und einem Verlag auch gehen, wenn ich ein Buch über meine Arbeit in der Notaufnahme schriebe. Ich habe das Projekt noch nicht ganz fallenlassen, aber mir fehlt die Motivation, mir das anzutun.

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Ausharren im Nichtdazugehörenwollen und die Masse der Leiber

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Kein Herdentier (Symbolbild – ich halte das Foto übrigens für unecht, aber kann es leider nicht beweisen.)

Yassin. Ibrahim. Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Nein, hat es nicht. Religion ist nur ein Syptom.

„Hier, rief ich entflammt hier: Im übrigens ist es ein großer Unterschied, ob man tut, was man nicht billigt, oder ob man zu billigen vorgibt, was man tut; das erste tut, wer schwach ist, das zweite Benehmen ist das eines Sklaven.“ (Aus Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – ein Jahrebuch.)

Das, verehrtes Publikum, ist elegantes Deutsch auf höchstem Niveau. Gemeißelte Sätze, sogar mit schwachen Verben, barsche Logik des geschachtelten Satzes, wie sie nur in Latein und im Deutschen zur vollen Blüte gelangt (jetzt drehen die Metaphern durch!), die Leser erstarren und wollen es noch mal gesungen hören usw..

Ich habe das Büchlein jetzt durch. Meine Lesebefehl bleibt aufrechterhalten (nur für die, die was mit Medien machen). Warum konnten und können nur Ossis in diesen Zeiten gut und elegante und doppelbödige Texte schreiben – wie zum Beispiel Stefan Heym, Alexander Osang und eben Birk Meinhardt? Bei Heym kam dazu, dass er seine Bücher zuerst auf Englisch schrieb; das machte die deutsche Version dann ohnehin leichter lesbar.

Man muss vermutlich dem, was einen umgibt, irgendwie fremd sein, um hinzukriegen, dass die Texte ein eigenes Leben entwickeln und über das bloße Meinen eines Einzelnen hinauswachsen. Ich kenne das von mir: Wer in einer Sekte aufwächst, gehört nie dazu oder hat das Gefühl, alle seien anders als man selbst. Irgendwann zweifelt man dann doch: Kann es sein, dass alle anderen bekloppt sind und gemeinsam vom Felsen springen wie die Lemmini, obwohl das doch ins Verderben führt? Sollte man sich ihnen anschließen um des lieben Friedens willen?

Nimm nichts als gegeben, nie wieder. Reih dich nicht noch einmal bei denen ein, die etwas für gegeben und unumstößlich halten, wärm dich nicht an der Masse ihrer Leiber. Bleibe auf Abstand, nutze den Vorteil der Fremdheit.

Meinhardts Buch kann ich nicht rezensieren, weil das Gefühl überwiegt, man tue dem Autor Unrecht, ließe man etwas aus, also müsse man den Text zur Gänze wiederholen, um ihn gebührend gewürdigt zu haben. Ich erkenne wieder, was ich schon vor Jahren gedacht und nur auf diesem winzigen und gesellschaftlich irrelevanten Blog mich zu formulieren erkühnt habe:

Einschub, alle die gekommen sind, sind in der Zeitung und im Fernsehen und im Radio Flüchtlinge, das ist das Anfangs- und das Endwort. Es suggeriert Verfolgung, Todesangst und Hilfsbedürftigkeit, es appelliert an meine Anteilnahme, dabei ist es, derart pauschal gebraucht, ein irreführendes Wort, denn ein erheblicher Teil der Hergekommenen ist schlicht der Verheißung eines besseren Lebens gefolgt. Wirtschaftsflüchtlinge, heißt es jetzt manchmal, immer noch sind es also Flüchtlinge, Bedürftige; nur wie heißt das Museum oben in Bremerhaven, wo sich unsere Vorfahren auf die Schiffe drängten, um ins gelobte Amerika zu gelangen? Auswandererhaus. Unsere Vorfahren sind Auswanderer gewesen, von Amerika aus gesehen natürlich Einwanderer. Einwanderer.

Nein, das sagt man nicht, das widerspräche dem – wie man in Neudeutsch modisch sagt: Narrativ.

Aber woher kommt das? Dieser unerträgliche Opportunismus der übergroßen journalistischen Mehrheit, ja die Feigheit, oft wider besseres Wissen die Fakten zu verbiegen, also nichts Falsches zu verbreiten, sondern nur die halbe Wahrheit, weil die anderen gar nicht erst gefragt werden, da das Resultat dann auch gelogen ist? Meinhart nennt den „ersten Angriffskrieg eines Landes, dessen Bürger ich bin“, „daß ich heute in einem Staat lebe, der es gewagt hat, einen anderen Staat völkerrechtswidrig zu bombardieren“. Das darf man den Bellizisten von heute nicht öffentlich vorhalten: Man würde eine Shitstorm ernten, dessen gelindester Vorwurf der des Putin-Verstehens wäre.

Aber damals fing es an. Oder: Man merkte es immer öfter. Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten. Ich ziehe vor zu sagen: Objektivität ist eine Illusion, die von der bürgerlichen Presse verbreitet wird und an die sie selbst glaubt, um zu vertuschen und zu verdrängen, dass sie die Sicht der herrschenden Klassen wiederspiegelt – und nur die.

„Das EU-Parlament fordert Serbien auf, Desinformation zu bekämpfen, einschließlich manipulativer Anti-EU-Narrative.“

…mit ihrem erbärmlichen Eifer, mit dem sie sich auf der Seite versammeln, die ihnen die richtige erscheint, und mit dem sie dort geradezu aufstampfen, es ist die richtige, richtige, richtige Seite, ich kenne aus den Zeiten der endlose Genitivverbindungen die Details des Mechanismus des Demonstrierens des festen eigenen Standpunkts.

Das Ansichten Meinhardts über die deutsche „Presselandschaft“ beruhigt mich ungemein. Es gibt also doch noch Kollegen aus der Zunft, die aus der Reihe tanzen und ihren Kopf gebrauchen – und Konsequenzen ziehen.

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Auf der Mauer

Berliner Mauer

Mauerfall 1989. Oben rechts bin ich zu sehen. Keiner hat ein Handy dabei. © Lothar Michael Peter

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Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre

Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre

Der Flughafen von Quito, Ecuador, fotografiert am 29.11.1979. Das ist der alte Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre, der neue wurde 2013 eröffnet. Vom alten Flughafen steht heute nur noch der Kontrollturm, der auch auf meinem Foto zu sehen ist. „Wegen seiner Lage und weiterer Bedingungen wie seiner abschüssigen Landebahn galt er als einer der am schwierigsten anzufliegenden Flughäfen weltweit.“

Ich bin von Quito aus nicht geflogen. Ich war damals nur dort, um ein Luftfracht-Paket nach Deutschland zu schicken. Aus meinem Reisetagebuch:
Flughafen recht klein. Es ist mittlerweile schwierig, sich daran zu gewöhnen, dass es in Quito Bushaltestellen gibt. Wir brausen erst einmal am Flughafen vorbei. Die Maschinen der Ecuadoriana sind wirklich schreiend bunt und sehr fröhlich.

Die Ecuadoriana gibt es auch nicht mehr: Nachdem sie privatisiert wurde, ging sie prompt bankrott.

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Linke in der „Linken“

gegen krieg

Die Frage drängt sich auf: Gibt es schon einen Arbeitskreis „Linke in der Linken“? Ja, gibt es offenbar. Nennen sich „Linke gegen Krieg“. Wait a minute! Gibt es auch Linke, die „für“ Krieg sind? Das wären dann Veganer, die Gulasch essen?

Lauschen wir den sinnfreien Textbausteinen Parölchen: „Sicherheit und Unabhängigkeit der Ukraine müssen wiederhergestellt werden!“ Warum eigentlich? Unabhängigkeit von Nationen? Kapital und Arbeit der Ukraine ziehen gemeinsam an einem Strang? Das erinnert mich an die alte Parole der maoistischen Sekten im Endstadium: „Unterdrückte Völker, vereinigt euch!“ Warum nicht gleich in die Gesellschaft für bedrohte Völker eintreten? So wird das nix. Da waren wir in den 70-er Jahren schon weiter: Liga gegen den Imperialismus! Das bringt die Sache auf den unvölkischen Punkt. Heute müsste vielleicht Liga gegen den militarisierten Nationalismus sagen.

Was haben wir denn?
…eine diplomatische Initiative der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ziel eines umgehenden Waffenstillstands und von Verhandlungen über ein Ende des Krieges, ohne Vorbedingungen.
Kann man machen. Die Ukraine will aber nicht verhandeln. Da wird sich erst ändern, wenn sie kurz vor dem Zusammenbruch steht, also bald.

Schluss mit Waffenlieferungen an die Ukraine und in andere Kriegs- und Krisengebiete.
Falsch, weil eine lächerliche Forderung. Und was wäre dann mit den U-Booten? Nein, ich bin dafür, die Waffenindustrie zu vergesellschaften und weiter Waffen zu produzieren, die man dann den Guten zukommen lassen kann – und den Bösen nicht.

Schluss mit Wirtschaftssanktionen, die die Bevölkerungen treffen, Schluss mit dem Wirtschaftskrieg.
Geht im Kapitalismus nicht. Ist ein Feature, kein Bug.

Keine weitere Aufrüstung der Bundeswehr, der EU und der NATO – Abrüstung ist das Gebot der Stunde.
Halte ich für Blödsinn und blauäugig. Sagt das mal der Hamas und den so genannten Palästinensern, die ihr so toll findet.

…zur Bewältigung der großen globalen Herausforderungen Frieden, Klimaschutz, gerechte Entwicklung.
Ach was. Der Kapitalismus ist keine „Herausforderung“? Was für Sprechblasenfacharbeiterinnen! „Gerechte Entwicklung“ – was soll das sein? Welches Gesellschaftssystem, welche Ökonomie soll das leisten? Mit oder ohne tendenziellen Fall der Profitrate? Ich werfe jetzt noch weit ausholende weitere Begriffe in den Diskursraum, wie Katja Kipping sagen würde: Jugoslawischen Modell! Genossenschaften! Sozialismus! Klassenkammpf! Habt ihr diese exotischen Wörter schon einmal gehört, Linke in der „Linken“? Nein? Dachte ich mir. Ich sage nur: China!

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Das Wesentliche, Alisa, Putin, Fellow travellers und eine verwirrte Recherche

books

– Wie ich hier schon mehrfach schrieb, wächst mit dem Alter Älterwerden die Erkenntnis, man müsse und solle sich auf das Wesentliche konzentrieren, da die Zeit verrinnt und irgendwann gar nicht mehr da ist, oder man selbst so wirr im Kopf ist, dass nichts Vernünftiges mehr hinauskommt, was in meinem Fall wegen der genetischen Gemengelage nicht der Fall sein wird. Vielleicht bin ich gar nicht alt oder nur unweise, weil ich das Wochenende – neben dem üblichen hausmännischen Putzen, Waschen, Kochen, Einkaufen via Großbourgeoisie usw. – nur mit Unwesentlichem verbracht habe. Der dicke Stapel ungelesener Bücher auf meinem Schreibtisch bleibt leider dick, es kamen sogar noch einige dazu. Das Rätsel um die Insel Thule habe ich immerhin durch und an einem passenden Platz auf meinen Regalen verstaut.

– Gut, ich habe ein virtuelles Event mit hohem Spaßfaktor organisiert, an dem 22 Spieler teilnahmen, was für Second Life eine Massenveranstaltung ist. Erstaunlich, dass die – ohne Lag! – auf meine Sim passten, da angeblich für eine Homestead 20 das Maximum ist. Man kann offenbar noch zwei hinzutricksen.

Wir haben herumgeballert, dass die virtuellen Pfeile den virtuellen Himmel verdunkelten nur so zischten, und die (von mir angeheuerten) Banditen erst nach einem halbstündigen Kampf unterlagen. [Zu denen gibt es nur ein uraltes Video – deren Sim sieht mittlerweile völlig anders aus. Es handelt sich um das scherzhaft so genannte „Pew-Pew-Gor“ aka „Gor Evolved“, das die litearische Vorlage nur als Anregung nimmt und dessen Bekleidungsvorschriften völlig ignoriert.]

– Nun zum Wesentlichen und zu uns, Qualitätsmedien! In späteren Zeiten werden Anthropologen und Soziologen vielleicht über der Frage brüten und Fakten dazu sammeln, warum insbesondere in Deutschland der Hang zum Opportunismus so stark ist, gerade bei den Medien, und Meinungen, die vom Mainstream nur geringfügig abweichen, so bekämpft werden, als befände man sich in der McCarthy-Ära reloaded. Man kann nur mit dem Kopf schütteln. Wer dagegen ist, Panzer an die Ostfront zu schicken, wie Rommy Arndt im MDR, und es wagt, diese Meinung (!) zu äußern, wird gleich als Putin-Propagandist angepöbelt. Diese Mischpoke aus den Anstalten hält Dissens gar nicht mehr aus.

– Wesentlich ist bekanntlich die Ökonomie. Während die Chinesen Russland aufkaufen bzw. erobern und China mittlerweile der wichtigste Handelspartner Russlands ist, ziehen sich gleichzeitig „westliche“ Tech-Riesen aus China zurück. Das behauptet die hierzulande zensierte – weil hochgefährliche! – russische Propaganda.

udo liilischkies
Udo Lielischkies ist der ehemalige Leiter des ARD-Studios in Moskau, der sich schon für Fake News aus dem Ukraine-Krieg entschuldigen musste.

– In wessen Interesse das alles ist, steht erfreulich klar in ausländischen Qualitätsmedien: „Ukraine’s very existence depends on a successful conclusion to Putin’s war. Ukrainian success is also vital to the strategic interests of the United States and its allies“.

alisa gabaevaa

– And now for something completely different. Ich hatte mich auf der Website von El Al registriert und weiß jetzt, wie ich heiße (natürlich von rechts nach links lesen): בורקהרד שרדר.

– Einer der intelligenten Social-Media-Algorithmen spülte mir eine Dame herein, deren Lächeln ich bezaubernd fand. Eine kurze Recherche aber (vgl. unten) brachte mich aber ganz überraschend zu Putin, den ich bei großen Brüsten nicht erwartet hatte. Warum? Aalisa gabaeva – eindeutig ein Künstlername – ist nicht Alisa Kharcheva. Oder doch? Dabei stellte ich mir die naheliegende Fragen, ob es ein Tool gebe, nicht Gesichter, sondern andere Körperteile miteinander vergleichen zu können, um einwandfrei herauszufinden, ob es sich um dieselbe Person handelt?

google search

– Die russische Propaganda behauptet: „Gleichzeitig belegen die Twitter-Files eindeutig, dass amerikanische Behörden versuchten, die Moderation von Twitter zu beeinflussen. So enthüllten die Journalisten etwa, dass Twitter die Online-Einflusskampagnen des US-Militärs unterstützte, im Auftrag mehrerer US-Geheimdienste „anti-ukrainische Narrative“ zensierte, im Auftrag des Weißen Hauses „legitime Inhalte“ zu COVID-19 unterdrückte und letztlich auch an dem „Russiagate“-Hoax beteiligt war.“

Aber da es sich um russische Propaganda handelt, ist alles automatisch voll gelogen und darf auch die hiesigen Bevölkerung nicht gezeigt werden weil das diese beunruhigen könnte.

cat

– Hatten wir heute schon Katzenbilder?

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Virtuelles Meeting 3.0

avatare

Jetzt muss mein Avatar noch etwas Virtuelles mit meinen virtuellen Bodyguards besprechen. #SecondLife #roleplaying #fantasy #gorilla #tahari #avatars

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La Vela de Coro

Vela de Coro

La Vela de Coro – auf den ersten Blick ein langweiliges Strandfoto, auf dem nichts zu sehen ist.
La Vela de Coro is the port of Coro, Venezuela. Coro and its port form a conurbation, although Coro is in the municipality of Miranda and La Vela is in a separate municipality, Colina. The twin settlements were founded by the Spanish in the 16th century.

Das kann man ein bisschen anzweifeln. Einen Hafen gibt es nicht mehr, aber gegründet wurde er nicht nur von Spaniern, sondern auch von deutschen Konquistadoren, vermutlich von Ambrosius Dalfinger aus Ulm im Jahr 1529. Man darf sich das nicht wie einen richtige Hafen vorstellen. Es war eher eine windgeschützte Bucht, in der Schiffe ankern und entladen werden konnten. Vom „Hafen“ ist es nicht weit nach (Santa Ana de) Coro. Vela heißt „Segel“ im Spanischen.

Dieser Ort kommt in meinem Roman vor. Auch dessen „Helden“, die historisch verbürgt sind, gingen ungefähr hier an Land.

Wer schon einmal in Venezuela mit einem Lokalbus gefahren ist, weiß, dass die Angelegenheit nicht so läuft wie hier. Erstens gibt es keine richtigen Bushaltestellen. Zweitens weiß man als Ausländer überhaupt nicht, welcher Bus wohin fährt und über welche Strecke. Feste Zeiten gibt es natürlich auch nicht. Man muss herumfragen, und zur Sicherheit mehrere Meinungen einholen. Irgendwann habe ich den Bus gefunden, und der „Ritt“ der Klapperkiste durch die Vororte von Coro – das nur eine Kleinstadt ist – war interessant.

Am Strand war ich übrigens ganz allein. (1998)

Postscriptum: Das Foto (Dia) war total ramponiert. Ich habe es auch im Original hochgeladen.

Vela de Coro
South Amerika Handbook, Ausgabe 1997

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מצטער, אני לא דובר עברית

hebräisch

Jetzt habe ich es endlich hingekriegt, einen meiner Rechner umzurubelnschekeln und auch eine Tastatur, die ich noch herumzuliegen hatte, mit hebräischen Buchstaben zu bekleben. Es kommt tatsächlich das Richtige aus dem Drucker, nur leider nicht die Vokalzeichen. Aber zum Vokabeln lernen reicht es.

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Wen wählen? Oder: Die Partei hat immer recht

spieglein
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Wählbarste im ganzen Land? (Symbolbild)

Ich stimme mit dem Schockwellenreiter überein:

„Blieb nur die Frage, wohin mit den Kreuzchen? Die Marktwirtschaftsterroristen von Rechts (also F.D.P. und CDU) sind für mich genauso unwählbar wie die braune Kacke von der AfD. Und bei der SPD will eine Frau, die sich einen Doktortitel erschummelt hat, schamlos wieder Regierende Bürgermeisterin werden, statt sich in eine Ecke zu stellen und sich zu schämen. Und der damalige Innensenator, der die Wahl versemmelt hat, klebt auch noch an seinem Sessel und wird von seiner SPD dabei unterstützt.

Die Kriegstreiber von der grüngetünchten F.D.P. sind noch weniger wählbar als das Original. Martialische Ostlandritte, um die Ukraine »heim ins Reich in die EU zu holen, das können die Bellizisten von CDU und F.D.P. besser als die bündnisgrünen Kirchentagstanten mit ihrer mehr als eigenwilligen Interpretation des fünften Gebots.

Und die Linke? Nun, zumindest in Neukölln hat sie beschlossen, lieber Religioten und Salafisten in den Arsch zu kriechen (das hält sie nämlich für rassismusfreie Politik), als sich um die Interessen der arbeitenden Bevölkerung zu kümmern. So schnell kann der olle Marx gar nicht in seinem Grab rotieren, wie sie durch Shisha-Pfeifen das »Opium des Volkes« in sich reinzieht. Dafür hat sie zwar jüngst ein großes Lob von einer bekannten Neuköllner Clangröße bekommen, aber meine Stimme verloren.

Nein, da bleibt nur noch die PARTEI, denn sie hat nicht nur versprochen, keine Versprechen zu machen, sondern sich konsequent selbst an dieses Versprechen nicht zu halten. Von ihr ist also nichts zu erwarten, daher kann sie mich auch nicht enttäuschen.“

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Was mit Medien machen

„Beim Aufräumen im Keller fand ich jetzt eine vergilbte Broschüre: Leistungssport im imperialistischen Westdeutschland. Darin stehen Sätze wie dieser: Die auf die sportpolitische Wirksamkeit und auf sportliche Siege zielende Ideologierelevanz ist ein Hauptaspekt der Olympiavorbereitung, um westdeutsche Spitzensportler durch antikommunistische Verhetzung zu personifizierten Gegnern des Sozialismus zu erziehen.“ (Aus Birk Meinhardt: Wie ich meine Zeitung verlor – ein Jahrebuch.)

Birk Meinhardt, der lange für eine Tageszeitung gearbeitet hat, gehört zu den wenigen, die sich einer genauen Selbstbefragung unterzogen haben und ihre Position auf dem brüchigen Pflaster des Medienbetriebs zu orten versuchen. Seine Geschichte ist die eines leidenschaftlichen Journalisten, der als erster Ostler in der Redaktion eines angesehenen Blattes arbeitet und lange blind bleibt für die Widerstände, auf die seine Arbeit zunehmend trifft. Es ist die Geschichte einer Ernüchterung und – schließlich – einer Entzweiung.

Ich habe das Buch geschenkt bekommen und finde es großartig. Meinhardt schreibt so präzise und gleichzeitig subtil wie Osang, der auch aus dem Beitrittsgebiet stammt. Meinhardt war in einer anderen Situation als ich, weil ich immer als Freiberufler gearbeitet hatte, aber ich kann dennoch fast alles nachvollziehen und unterschreiben.

Es ist auch bezeichnend, dass jemand, der die Branche – und sich selbst – kritisch sieht, sofort runtergemacht wird: „Psychogramm des gekränkten älteren weißen Mannes“. Jaja. Warum nicht gleich „Nazi“? „An einer Stelle beteuert er, er sei kein Rassist. Er wolle nur halt nicht immer nur positive Geschichten über Flüchtlinge lesen“. So was geht ja gar nicht. Geschichten über „Flüchtlinge“ müssen immer positiv sei, am besten noch mit kleinen Kindern bebildert werden. Oder nicht?

In einem muss ich Sabine Rennefanz von der „Berliner Zeitung“ recht geben: „Ich habe das Buch anders gelesen: als eine Zeitreise in eine Zeitungswelt, die es so nicht mehr gibt.“ Eben. Journalismus, wie man ihn früher lernte, gibt es nicht mehr. Vielleicht ist das auch ganz gut so – im Interesse der mündigen Leser, die sich aus verschiedenen Quellen selbst informieren.

Das Buch kann man auch gut an Leute verschenken, die „was mit Medien“ machen.

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