Unter Aufweichenden

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Die politischen Positionen der „Linken“ (Symbolbild)

Kontext: „Die Linken und Die Linke“ – „Bei den vielen Problemen, die der Kapitalismus verschärft, wäre eine kritische Partei im Bundestag extrem wichtig. Doch die „Linke“ steckt in einer tiefen Krise. Unser Autor rät der Partei, sich wieder auf die Rolle einer radikalen Opposition zu besinnen.“ Der Autor Winfried Wolf war PDS-Abgeordneter.

„Vor zehn Jahren gab es drei große Faktoren für das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl: Erstens weil die Partei im Oktober 2001 in Berlin in eine Koalitionsregierung mit der SPD eintrat und in der Folge für den damaligen Berliner Bankenskandal mitverantwortlich gemacht wurde; die wichtigste Entscheidung – die Übernahme des Risikos von 21,6 Milliarden Euro aus Immobiliengeschäften dieser Bank durch die SPD-PDS-Mehrheit – fiel im April 2002. Zweitens weil führende PDS-Politiker in den sogenannten Bonusmeilen-Skandal verwickelt waren: Es gab Erste-Klasse-Lufthansa-Freiflüge auf Basis von Rabatten, die mit dienstlichen Flügen „erworben“ worden waren. Gregor Gysi, der selbst derart abgehoben unterwegs war, musste aufgrund dieses Skandals drei Monate vor der Bundestagswahl als Berliner Wirtschaftssenator seinen Rücktritt erklären. Und drittens weil die Partei über Jahre hinweg ihre Antikriegsposition aufweichte.“

Immerhin hat er einige grundsätzliche Probleme erkannt, aber leider nicht alle. „Abschiebung von Geflüchteten“ (warum nicht „Flüchtlinge“?) – warum soll das moralinschwangere Thema eines der wichtigen sein? Sieht das die Arbeiterklasse auch so? Nein, tut sie nicht, nur die kleinbürgerliche protestantisch geprägte Mischpoke von der „Linken“.

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Kommentare

12 Kommentare zu “Unter Aufweichenden”

  1. Godwin am Oktober 23rd, 2022 11:08 pm

    ich glaube es wäre durchaus mal an der Zeit, der der Burks seine widersprüchlich scheinende „Meinung“ darlegt bzgl. Migration, offene Gesellschaft, Humanismus, Abschiebung etc. pp (mit welchen bekannten Schlagwortenman dieses Feld nun auch immer konkret umreißen mag)

    „Unser Autor rät der Partei, sich wieder auf die Rolle einer radikalen Opposition zu besinnen“

    Was der alte Wolf verkennt, ist, dass die Partei quasi niemanden mehr hat, der sich auf irgendwas besinnern, geschweige denn irgendeine Rolle spielen könnte.
    Auch seine Geschwafel von Opposition – ja klar – klugscheißen und bloß keine Verantwortung übernehmen. das wählt doch auch keiner mehr.

    „Vor zehn Jahren […] im Oktober 2001…“
    das ist aber *husthust* schon 20 Jahre her…

    „Versumpfung im Parlamentarismus“??
    „Baron Münchhausen hat es geschafft, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen.“

    Ja, genau diese Realitätsferne braucht es…

    aber es was abzusehen, dass Schirdewan nichts auf die Reihe bekommen würde.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 24th, 2022 1:00 am

    Die Komposition „kleinbürgerlich protestantisch“ spielt sich nicht so richtig fortissimo auf meiner Biozedernholzblockflöte – und ich weiß nicht warum.
    Ginge es mit „katholisch großbürgerlich“ besser?
    Was, wenn „bildungbürgerlich atheistisch“ die Partitur vollständig schreddert?

    https://youtu.be/w-Q0MnkwUuU

  3. Jens am Oktober 24th, 2022 8:25 am

    … guten Tag,
    das Problem könnte darin liegen, dass die linksaffine Wählerschaft in ihrem Berufs-/ Erwachsenenleben erkennen muß , das die Methoden der Erfolgreichen Konservativen (Hochschleimen, Jasagen, Egoismus, Ausnutzen Anderer, Chancen ausnutzen etc.) erfolgreicher sind als Solidarität mit Schwächeren, Genossen und Kollegen.

    Gruß
    Jens

  4. Godwin am Oktober 24th, 2022 8:44 am

    @Trittbrettschreiber

    „kleinbürgerlich protestantisch“ ist Burks seine eigene Herkunft, sein eigenes Milieu, sein Habitus. Daß merkt man auch immer mehr in seinen Statements.

  5. Godwin am Oktober 24th, 2022 9:02 am

    „Alle diese Strömungen und Neugründungen haben wenig zu tun mit realen sozialen Kämpfen und Streiks.“

    https://www.heise.de/tp/features/Linkskonservative-gegen-Linksliberale-7317269.html?seite=all

  6. admin am Oktober 24th, 2022 9:45 am

    Und wieso waren alle meine männlichen Vorfahren Bauern oder Bergleute bis hin zu meinen Ururgroßvätern?

  7. Herbert Eisenbeiß am Oktober 24th, 2022 10:11 am

    Es ist doch ganz einfach: die aktuelle Generation von Leuten, die in der Linkspartei das Sagen haben, wollen endlich ran an die Fleischtöpfe und auch im Bund mitregieren.

    Um das zu erreichen, müssen sie nur alle Überzeugungen über Bord werfen, die die Linkspartei ausmachen. Und das taten und tun sie auch nach wie vor fleißig. Daher müssen auch einige überzeugte Sturköpfe wie Sarah Wagenknecht dran glauben, denn die würden sich niemals so verbiegen.

    Inzwischen ist die Entlinkung der Linkspartei also soweit fortgeschritten, dass man fast am Ziel ist. Und wundert sich nun verwundert, wieso der Wähler einen nicht mehr mag, sondern lieber die AfD wählt.

    Genau da und nicht anderswo steht heute die Linkspartei.

  8. Keinkölner am Oktober 24th, 2022 1:09 pm

    Letztlich geht es nur um „Diäten“ und Posten, wie bei nahezu(?) allen Parteien.

  9. altautonomer am Oktober 24th, 2022 2:23 pm

    OT: Danke für Deine Antwort. Ein ziemlicher Schlimmel. Dachte ich mir schon.

  10. Godwin am Oktober 24th, 2022 4:32 pm

    @Admin:
    Vertreter der Epigenetik gehen zwar davon aus, dass auch Erfahrungen in Genen gespeichert und über Generationen „mitvererbt“ werden, aber was heißt das am Ende schon?
    Du bleibst was du bist – ein studierter Mickey Spillane.

    Bauern wurden zwar gern mal mit ins Boot geholt, wenn es zu passen schien – aber dem Kern nach waren sie dem Kleinbürger näher als dem Proll (Eigentum an Prod.-Mitteln, Selbstständig, wirtschaften zunächst für sich selbst).

    und oft wurde die Zugehörigkeit deiner Familie zu einer Sekte thematisiert. auch nicht grad sonderlich Proletarisch.

    „Wir erleben es, daß die Klassen zerfallen […] Die Arbeiter in den Industriestaaten werden größtenteils miese Kleinbürger.“ (Max Horkheimer)

  11. nh am Oktober 25th, 2022 4:49 pm

    Als Allererstes geht es den ´Linken´darum, herrenloses Geld aka Steuern abzugreifen (sog. Staatsknete).
    Sodann werden politische Feinde erschossen und Bartsch wiegelt ab, erstmal Arbeitslager.
    Finde das Video nicht mehr.
    Ich finde seit Jahrzehnten keine Argumente, die es einem ermöglichen solche Sekten unter Parteiflagge zu wählen.
    Wahlbetrug und Unterwanderung sind augenscheinlich.
    Vielleicht wissen die Grünen mehr.
    Von der Verräterclique fang ich gar nicht erst an.
    Hier läuft gewaltig was schief und das abwärts.

  12. Albert Rech am Oktober 25th, 2022 9:23 pm

    Warum sollte die Linke auf die Sicht der Arbeiterklasse wertlegen?
    Immer wenn es darauf ankam hat die Arbeiterklasse in Deutschland die Linke verraten. Der westdeutschen Arbeiterklasse war 1968ff das Eigenheim und der Jahreswagen von Daimler wichtiger als ihren historischen Auftrag zu erfüllen und den Kapitalismus zu stürzen.
    Die ostdeutsche Arbeiterklasse hat 1989 sogar die neoliberale Konterrevolution gegen den ersten demokratischen, sozialistischen und antifaschistischen Staat auf deutschen Boden unterstützt.
    Nein, mit der deutschen Arbeiterklasse ist keine Revolution zu machen. Grund dafür ist vor allem der Mangel an klassenübergreifenden Solidarität. Statt Stolz darauf zu sein das die Arbeiterklasse den Mehrwert erwirtschaftet der dann über die Sozialsysteme z.B. an Langzeitarbeitslose, dauerhaft Kranke und Geflüchtete umverteilt werden kann wird diesen Menschen das kleine bisschen Wohlstand auf das sie ein Anrecht haben missgönnt.
    Echtes revolutionäres Potential kann nur aus anderen gesellschaftlichen Gruppen kommen, die ähnlich wie der Arbeiter zu Zeiten von Marx heute unterdrückt und ausgebeutet werden: Migrant*innen, trans-sexuelle und queere Menschen sowie das akademische Lumpenproletariat das trotz Studium keine standesgemäße Arbeitsstelle findet und sich mit Taxifahren oder ähnlichen Mindestlohnjobs ausbeuten lassen muß.
    Migrant*innen haben dabei das größte Potenzial um auch neu Impulse für die Linke zu erzeugen. Vor allem der politische Islam der ähnlich wie der Sozialismus auf Solidarität und Klassenkampf basiert sollte hier als Chance gesehen werden.
    Zum Artikel im der Kontext: wer leugnet das die Sowjetunion ein real-existierender Sozialismus gewesen ist, wer die deutsche demokratische Republik als „undemokratisch“ verhetzt, wer die militärische Spezialoperation der russischen Föderation in der sogenannten Ukraine als Angriffskrieg diffamiert, wer all diese tut ist kein Linker, bestenfalls ein Sozialdemokrat.

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