Zusammengeschweisst oder: Volksgemeinschaft 2.0

Volksgemeinschaft

„…das einfache, untertänige Volk wurde nahezu immer betrogen.“ (Johannes Fried: Die Anfänge der Deutschen: Der Weg in die Geschichte, S. 335, über die Zeit der Karolinger)

Wenn „Industrie – also known as „das Kapital“ – und Privatpersonen zusammengeschweißt werden sollen, ist es zur Volksgemeinschaft nicht weit. In der Ukraine ist sie bekanntlich schon verwirklicht.

Die „Linke“ könnte das zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, was sie seit dem russischen Angriffskrieg alles verkackt hat. Dabei ist es doch gar nicht so schwer, eine klare Position zu haben.

– Ein kapitalistischer Staat, der von einer korrupten Oligarchen-Clique regiert wird, greift einen anderen kapitalistischen Staat an, der von einer korrupten Oligarchen-Clique regiert wird. Müsste Linke irgendwelche Emotionen pro oder contra haben? Nicht, dass ich wüsste. Aber die deutschen Linken haben schon einmal versagt, als das Thema aktuell war.

– Eine recht große Anzahl von Leuten haben irgendetwas „gegen das System“. Die Gründe sind oft die falschen – die kleinen Leute ahnen nur verschwommen, dass sie verarscht werden, aber erkennen den wahren Feind nicht, sondern irren herum und suchen irgendeinen. Es macht überhaupt keinen Sinn, sie deswegen zu beschimpfen oder zu verachten. Nein, die Linke müsste sich an die eigene Nase fassen und fragen: Warum gelingt es uns nicht, den Protest in die richtige Richtung zu lenken? Die Masse ahnt ganz richtig, dass der Kapitalimus aka „das Klima“ nicht repariert werden sollte, weil das nur Herumdoktern an Symptomen bedeutet. Also: Verzichtet auf alle Wörter die mit „K“ beginnen und mit „lima“ aufhören! („Nachhaltig“ will auch niemand hören.)

– Die Linke hätte gleich zu Beginn des russischen Angriffskrieges glasklar gegen Sanktionen sei müssen. Warum? Weil Moral hier nicht weiterhilft. Sanktionen sind pure Heuchelei, da sie die Bevölkerung trifft, nicht aber die herrschende Klasse. Glaubt jemand ernsthaft im Bullerbüannalenaland, dass Putin deswegen einlenken würde? Hätte die Linke so reagiert, würden jetzt die Leute, die gegen alles Mögliche protestieren und mit politisch verirrten Seelen durchmischt sind, immerhin zuhören. Aber nein, die Linke war wie immer feige und ängstlich und fürchtete sich vor dem zu erwartenden Shitstorm, wenn sie nicht mit dem Mainstream heulte.

Nein, wenn die bürgerliche Presse geifert (kennt ihr den Begriff überhaupt?), ist das gut! Das bedeutet: Man wird als Systemopposition wahrgenommen. Man muss auch beleidigen und hetzen und unter die Gürtellinie schlagen – das ist das Basiswissen der Propaganda. So kann man sogar Präsident der USA werden.

– Offenbar möchte die Linke aber lieber mitregieren und Pöstchen an die Getreuen verteilen. Wenn ihr nicht kapiert, dass man sich unter’s Volk mischen und dessen Sprache sprechen muss, werden clevere Vertreter der Herrschenden wie Orban, Bolsonaro, Duterte und eben Trump die „sytemkritischen“ Emotionen für sich nutzen. Die erwähnten Pappnasen werden bekanntlich auch von den „kleinen Leuten“ gewählt – weil die jeweilige Linke sich um sie nicht kümmert, sondern lieber Verhaltens- und Sprachvorschriften erlässt und sich denjenigen widmet, die ihre sexuellen Vorlieben über den Klassenstandpunkt stellen. Überlasst also den Diversity-, Trans- und LGBT-Lifestyle-Quatsch den Grünen.