Unter digitalen Schöpfern

burks instagam

Es ist alles sinnlos. Jetzt noch überall eine Null dranhängen. Dann wird es immer noch nicht sinnvoll.




Unter Globetrottern

tikal

Tikal, Guatemal, 29.10.1979. Hinter dem obigen Foto steht eine ganze Geschichte. Das Schwimmbecken habe ich nicht sicher wiedergefunden, und es war auch damals nicht zum Schwimmen, sondern mit Seerosen zugewachsen. Links ist mein damaliger Reisebegleiter, rechts ein älterer Engländer, um den es hier geht. Ich war damals jung und hatte noch nicht viel von Welt gesehen, eigentlich kaum etwas. Das zu ändern war meine Absicht – deswegen lehnte ich den recht sicheren Job an der Uni als Altgermanist ab und entschied mich, Abenteuer zu suchen.

Dieser Mann war der erste Engländer, den ich bewusst traf – ein Ex-Militär, der sich noch so benahm wie man das zur Zeit des Britischen Empire tat. Gute Hotels gab es in Tikal nicht, es waren alles Bruchbuden, auch die Gastronomie. Der Engländer setzte sich irgendwo hin und bestelle ham and eggs. Wir fragen ihn erstaunt, ob er nicht ein paar Wörter Spanisch spräche? Er antwortet kühl, als fände er die Frage völlig abwegig: „Wenn die mit mir reden wollen, sollen sie Englisch lernen!“ In Guatemala! Man muss zugeben, dass er irgendwie immer seine ham and eggs bekam.

Aus meinem Reisetagebuch, ab dem 27.10.1979: Laufen zur Grenze [Belize – Guatemala], ca. drei Kilometer. Keinerlei Probleme, müssen auch nichts zahlen, wie man uns gesagt hatte. (…) Um 1.30 geht ein Bus in Richtung Flores. Für PKWs ist die Strecke zu schlecht. Um zwei sind wir in Cruce [El Cruce, Aldea (Dorf) Ixlu]. Treffen einen Engländer und fragen uns zum „Gringo Perdido“ [das gibt es immer noch! Ist aber gentrifiziert.] durch. Sechs Kilometer zu Fuß zum Lago Petén-Itzá.

Schöne Anlage mit Schlangen- und Alligatorkäfigen und Papageien. Rehe und putzige Schweine laufen frei herum. Essen gut, aber teuer. [Übernachtung] 12 $ für drei im Bungalow, weil die Mücken Hauptsaison haben. [Heute kostet eine Übernachtung im Mehrbettzimmer für eine Person rund 70 $!] (…)

Gringo nimmt uns bis zur Kreuzung mit. Militärkontrolle. Straße absolut wahnsinnig, der Bus muss von einem Caterpillar abgeschleppt werden. Sind um ein Uhr da [in Tikal].

Tikal: Treffen nette Leute im Bus: Englischer Globetrotter-Vollprofi mit weißem Haar [vgl. oben], zwei Holländer aus Belize sind auch im Bus und zwei Frauen aus Israel, kennen aber A.s Kibbuz nicht. [Meine damalige Freundin hatte 1977 ein halbes Jahr in einem Kibbuz in Israel gelebt.]

Zwei mal eine Akropolis, großer Platz mit Jaguartempel. Wüste Schlacht mit Flaggen und große Helikopter-Show [der guatemaltekischen Militärs]. Vom größten Bauwerk Altamerikas [hinten links] schöne Aussicht und anstrengender Aufstieg. Sehr viele Tempel sind noch gar nicht ausgegraben. Bekomme die Adresse von einem Girl in Guatemala City. Abends kommen wir trotz Bestechungsversuchs nicht noch einmal in die Ruinen.

Gespräch mit einem Schweizer, der schon sechs Jahre in Lateinamerika lebt und nicht wieder zurückwill. Story von einem Italiener, dem in Kolumbien die Hände abgehackt worden sind.

29.10. gehe allein um sieben Uhr morgens bei Nebel in die Ruinen. Nebel steigt langsam hoch. Besteige Tempel III (?), von dort Überblick über ganz Tikal.

Gespräch mit dem Engländer (der sich als Südafrikaner [Staatsbürger] entpuppt) über die Polizei. Verteidigt Apartheid mit den üblichen Argumenten. Die zwei israelischen Frauen schlafen heimlich bei uns, weil sie keinen Raum gefunden haben…

tikal




Monahska, Katzen und Katastrophen

monashka
Die russische Telegram-Influenzerin Monashka mit typischem Zubehör

Heute endlich wieder einmal etwas total Politisches. Ich gebe einen kleinen Instagram-Lehrgang. Man muss immer an der vordersten Front der Erkenntnis sein oder herausfinden, wo die Front ist. Das war immer mein Motto. Wie sieht es also in Neuland aus? Auf Fratzenbuch habe ich meine Chancen ausgereizt. Wenn man bei 5000 „Freunden“ und halb so viel Abonnenten angelangt ist, geht es nicht viel weiter, außer man ist zusätzlich in den klassischen Medien bekannt oder eine junge und kluge Frau, was aber selten vorkommt. Instagram habe ich bisher nur genutzt, um hübsche Weiber und Katzen mich zu unterhalten. Informationen erwarte ich dort nicht. Wenn man aber genauer hinschaut, wird es spannend. Was genau muss man tun, um damit Geld zu verdienen? Und wie macht man das?

Ich arbeite in einem Bürogebäude, in dem auch eine Firma residiert, deren Geschäftsidee es ist, Beeinflusserinnen „Influenzer“ zu betreuen. Ich plauderte neulich mit der Chefin, die den QR-Code auf meiner Visitenkarte ganz großartig fand, warum auch immer – ich erwartete, dass sie gelangweilt guckte. Man muss sich bei diesen Leuten spontan die Frage verkneifen: „Und was machen Sie beruflich?“ Weit gefehlt. Sollte man nicht fragen. Das ist extrem komplex. Wieder einmal muss man von der Pr0n-Industrie lernen, die zwangsläufig technisch am weitesten fortgeschritten ist.

Heute morgen begegnete mir wieder auf Fratzenbuch die allgegenwärtige Lupe Fuentes (Single!), deren Website offenbar nicht mehr gepflegt wird, die aber trotzdem überall dort präsent ist, wo Leute für Premium content ihrer Art bezahlen würden.

lupe fuentes

Was also soll mir die Top Level Domain ee sagen, guapa? Ganz einfach: Websites sind bei dem Publikum, um was es geht, so was von Neunziger. Niemand wird annehmen, dass die Damen, deren Vorteil (vgl. das Mädel hier auf Instagram startkapital mit ausreichendem Startkapital, um andere auf sich aufmerksam zu machen) das Äußere war und ist, sich damit beschäftigen, wie man HTML „programmiert“ oder ob der Unterschied zwischen Windows und Linux für TikTok relevant sei. Man muss einfach überall sein – und das ist ein Vollzeit-Job. Für diesen Blog-Beitrag brauche ich mindestens zwei Stunden (inklusive der Screenshots), und das dauert viel zu lange. Instagramer hätten schon nach fünf Sekunden aufgehört zu lesen, weil sich nichts bewegt und sowieso TL;DR.

Regel: Die Kriterien, um beurteilen zu können, ob etwas „echt“ ist, sind dieselben wie im WWW. Auch die Methoden, wie User parasitär Prominente und Prominentes benutzen, in diesem Fall Katheryn Winnick. Die „Viking-Queen“ instagram fake braucht sich nicht mehr um ihre Bekanntheit bemühen und hat eine sechsstellige Zahl an Interessenten für „ihre“ Postings, wo auch immer. Und schon schleimt sich eine Vielzahl von Schmarotzern hinterher, die ihre Fotos klauen, sammeln und Fake-Accounts generieren. Ich soll also „Katheryn Winnick“ folgen, weil sie mir auf Instagram folgt? Seriously? Nice try, aber ziemlich dämlich.

Regel: Normale Nutzer auf Instagram haben maximal eine dreistellige Zahl von Abonnenten. Das ist genau so wie auf Facebook. Vierstellig: Weiblich, spärlich angezogen oder professioneller Inhalt wie bei sehr guten Fotografen. Oder Katzen. Katzen gehen immmer. Models haben das Problem wie bei Pr0N. Davon gibt es Unzählige. Da hilft auch kein Algorithmus. Viele junge Damen sehen auf klitzekleinen Videos mit den Standardposen oft auch genau so attraktiv aus wie die Mädels, die einen Catwalk live kennen oder die sonstwie bekannt sind. Was also tun? Instagram ist kommunistisch ein großer Gleichmacher. Man muss also mehr machen als das Smartphone permanent vor sich hin und herzutragen und jeden Furz jeden Move und Groove (mein Denglisch macht sich!] zu filmen und online zu posten.

Lindsay Brewer

Lindsay Brewer und Milana Mikhailus (unten): Beide Models und nach dem klassischen Ideal umwerfend schön, aber die Brewer ist zusätzlich Rennfahrerin. Das macht gleich eine Null mehr bei den Zugriffszahlen, Likes und Kommentaren auf Instagram und den kleinen, aber geldwerten Unterschied zwischen sechsstellig und fünfstellig. Supermodels, die einen Ferrari mit 300 km/h fahren können und mit 900 PS klarkommen, gibt es nicht viel – ein unschlagbares Alleinstellungsmerkmal bei der Vermarktung. Olga Kurylenko ist älter als die meisten Instagram-Nutzer, hat dort eine dreiviertel Million Abonnenten, aber außer Schönheit und ihren Filmen keine weiteren Qualitäten. Ihre Bekanntheit reicht aus. Bei Gal Gadot wird es schwieriger zu entscheiden, welcher Account der ihre ist oder einem Schmarotzer gehört. 46.000 Abonnenten? Definitiv zu wenig. Oder doch eher 86.000?

Milana Mikhailus

Nun zu uns, Katzen. Sieht man gern an, weil die Attitude, für nichts verantwortlich zu sein und trotzdem Futter und Streicheleinheiten zu bekommen, der heimlicher Traum Aller ist. Das aber ist kein Spezifikum Instagrams – auch TikTok und die Reels von Facebook wimmeln von [Achtung! Stabreim!] flauschigen Felltierchen. Aus anthropologischer Sicht interessiert das nicht allzu sehr, es sei denn, man stellte sich die recht schwer zu beantwortende Frage, wie sich das Rezeptionsverhalten der Nutzer sozialer Medien ändert, wenn cuteness und Katastrophen in Echtzeit nur Sekunden auseinander liegen? Was sieht man wann – hängt das von der Stimmung ab? Sind süße Kätzchen und Ertrinkende irgendwie gleich viel Aufmerksamkeit wert?

catspakistan flood

Die Frage gilt auch für die Mädels weibliche Nutzer: Was interessiert? Wie muss ich den Busen heraushängen lassen (direkte Nacktheit geht nicht), damit er ansprechender ist als der Waschbrettbauch Gabby Lanas? Muss ich Lolita nachahmen? Da sind unzählige Japanerinnen und Koreanerinnen im Vorteil, die wissen, was Manga und Hentai ist und warum man dort so „kindlich“ aussehen möchte. Jung HoYeon hat auf Instagram („hoooooyeony„) das schon beschriebene Problem – zahlreiche Fake Accounts mit ihrem Namen.

girls

Die Leserschaft kann gern experimentieren – mit der Stoppuhr: Was schaue ich länger an? Eindrucksvolle exotische Fotos professioneller Fotografen à la National Geographic oder einfach nur einen hübschen nackten Hintern einer ebensolchen Dame? Oder doch lieber gleich Pr0n?

faces

Mir fällt es schwer, den Unterschied zwischen Facebook, Instagram und den jeweils verwandten Medien wie Telegram zu beschreiben, weil es mühsam ist, überhaupt Inhalte zu finden. Alle soziale Medien sind bekanntlich nur ein Echoraum, in dem das widerhallt und der jeweiligen Peer Group wiedergekäut wird, was von der Realität bekannt ist. Bei Instagram ist das Bewegte Trumpf, vor allem natürlich beauty dominiert der Schminktipp. Dazu kann ich nicht viel sagen, weil ich mich nicht schminke. Aber auch hier erkennt man gleich drei Kategorien: Original-Accounts, etwa der Sydney Sweeneys, Fake-Accounts oder die von Fotografen, die sich im Abglanz der Promis sonnen und bewegen, und Girl-next-door– Accounts, die aber nicht unattraktiver sein müssen. Nicht zufällig gibt es die Girl-next-door-Kategorie auch bei Pr0n.

girls

Die russische Telegram-Influenzerin Monashka ist für mich das Parade-Beispiel für alles. Ihr „normaler“ Telegram-Kanal hat mehr als 30.000 Abonnenten – ich wüsste nicht, wie ich das jemals mit irgendeinem Medium erreichen könnte. Sie ist nur ein junges russischen Mädchen, das oft mit Freundinnen altersgemäß herumalbert. monashka Die Lotterie der Gene hat sie aber mit einem Gesicht ausgestattet, das man nicht so schnell woanders findet. Sie weiß genau, dass sie auf ihre Unterlippe beißen und mit den Augen rollen muss – und macht das oft genug -, damit der potenzielle männliche Kunde wiederkommt. Vermutlich muss man keinen Youtube-Lehrgang absolvieren, um das zu können. Ihr Telegram-Kanal ist gratis, aber sie bietet auch Filme und Fotos kostenpflichtig an. Man ahnt schon, welcher Art dieses Angebot ist.

Glaubt jemand, dass „Monashka“ sich das alles selbst ausgedacht hat? Sie ist, wie auch die Pussy-Riot-Damen, eine Tussy aus der Mittelschicht, die nicht arbeiten muss. Ein Fall also für Sugar-Daddys. Ich denke aber, dass sie das gar nicht mehr nötig hat, sondern in Wahrheit ziemlich professionell agiert und soziale Medien an der Grenze zu Pr0n ausreizt. „Monahska“ erwähnte in einem Posting, dass sie einen „Assistenten“ haben. Und wer fotografiert? Vermutlich gibt es auch in Russland Firmen, die „Influenzer“ – in welchen Medien auch immer – betreuen und einen Teil der Einnahmen einsacken. Alles anders als bei mir: Ich muss mir alles selbst beibringen, nebenher noch arbeiten und habe – als tittenloser katzenloser alternder Mann – ohnehin keine Chance.

Garantiert wird „Monahska“ von den einschlägigen Filmemachern kontaktiert werden – im Gegensatz zu den meisten Instagram-Models, die auf den Schlampen-Faktor, mit dem „Monahska“ kokettiert, verzichten. Falls sie sich darauf einließe, dauerte ihre „Karriere“ nur kurz oder würde verhindert. Es sei denn, sie wäre eine so clevere Unternehmerin wie Lupe Fuentes oder wie Natalja Nemtschinowa.

monashka




Ein Volk gibt kein Gas mehr

gasofen

Man könnte froh sein, dass Deutschland kein Gas mehr gibt. Warum zahle ich eigentlich dafür, meinen Gasofen reparieren zu lassen, wenn mir demnächst ohnehin das Gas abgestellt wird? Die Berliner Zeitung zitiert den Tagespiegel (Paywall, Gendersprache) recht apokalyptisch (Jammern auf hohem Niveau): „70 Prozent der Berliner Haushalte könnte der Strom abgestellt werden. Die Berliner Behörden bereiten sich darauf vor, dass es im Winter zu einem Strom- und Gasausfall kommt.“ „Stromsperren würden für einzelne Stadtteile und Kieze zuvor präzise nach Straßenzügen und Postleitzahlen angekündigt werden.“ Im Original: „Der „partielle Ausfall“ der Energieversorgung ist die höchste Eskalationsstufe, dann rechnet die Polizei schlimmstenfalls mit Plünderungen, Unruhen und Attacken auf die kritische Infrastruktur.“

Das erinnert mich an verschiedene Szenarien in der so genannten „Dritten Welt“: Strom gibt es nur stundenweise, und auch das ist nicht garantiert. Die Leute arrangieren sich damit. Aber soll ich mir einen Generator (Link geht zur Großbourgeoisie) kaufen, damit ich weiterhin bloggen kann?

Zum Glück haben wir ja die Klimairgendwas aka es wird immer wärmer. Dank des Altbau-Mauerwerks hier muss ich ohnehin kaum heizen und ich habe auch warme Pullover. Aber ich koche und dusche auch mit Gas. Das mit dem Duschen geht auch, wenn ich meine täglichen 60 Minuten Gymnastik just vorher mache und ich dann nicht friere. Gelobt sei, was abhärtet! Wir leben in spannenden Zeiten.




Ivrit, reloaded

ivrit

Hausaufgabe. Das ist fucking difficult.




Tikal, revisited

tikal

Der Große Platz von Tikal, Guatemala, mit der Nordakropolis. Fotografiert morgens um sieben Uhr am 29.10.1979. Mehr Fotos: „Sustainable water use in Mayan Tikal“ (17.07.2012) und „Tikal“ (03.07.2012). Die Farben des eingescannte Dia waren schon ziemlich ramponiert.




Six Pack

six pack

Noch 3563 Tage Training bis zum Waschbrettbauch.




Unter Bibellesern

das kapital

Workingclasshistory (vielleicht sollte ich auch so einen Online-Shop eröffnen?) auf Instagram:
On this day, 14 September 1867, volume one of Karl Marx’s Magnum Opus, Capital, first appeared in Germany. Subsequently published in all the world’s major languages and studied widely by workers, it was often referred to as „The Bible of the working class“.

Today, it is still unsurpassed as an analysis and critique of capitalism. While parts of it are quite dense and complex, notably the first three chapters, much of it is very readable. Some Capital study guides, for example, suggest skipping the first three chapters if readers find them excessively complex, and returning to them later. Some suggest beginning with chapters 26-28, where Marx emotively recounts the violent theft of common lands in Britain which laid the foundations of the capitalist system, by forcing the dispossessed to work for a wage.

For example, in 18th-century Scotland: „the hunted-out Gaels were forbidden to emigrate from the country, with a view to driving them by force to Glasgow and other manufacturing towns… From 1814 to 1820 these 15,000 inhabitants, about 3,000 families, were systematically hunted and rooted out. All their villages were destroyed and burnt, all their fields turned into pasturage. British soldiers enforced this eviction, and came to blows with the inhabitants. One old woman was burnt to death in the flames of the hut, which she refused to leave. Thus [the Duchess of Sutherland] appropriated 794,000 acres of land that had from time immemorial belonged to the clan. She assigned to the expelled inhabitants about 6,000 acres on the sea-shore — 2 acres per family… The Duchess, in the nobility of her heart, actually went so far as to let these at an average rent of 2s. 6d. per acre to the clansmen, who for centuries had shed their blood for her family.“

lesson




Dem Volke dienen

steinbruch
Linkssektierer und Wagenknecht-Kritiker nach der Revolution bei der Aufbauarbeit im Dienste des Volkes

Die Linkssektierer, die bei Sahra Wagenknecht „Querfront“ murmeln und sich in ihrer winzigen Blase gegenseitig bestätigen, sind noch irrelevanter als die maoistischen Politsekten der 70-er Jahre. Ein Jahr in der Produktion Seit an Seit mit der Arbeiterklasse oder ein gleich langes Praktikum bei der Feuerwehr in Berlin-Neukölln würden vielleicht helfen. Es muss ja nicht gleich ein Steinbruch sein. Oder man wartet einfach, bis sie auf dem gleichen Müllhaufen gelandet sind wie die diversen Glottisschlagerinnen.




Unter Desaströsen

ukraine
Deutscher Panzer (noch nicht klimaneutral) in Charkov.

„Gerüchte über eine eventuelle mögliche Wiedereroberung Charkows entbehren jeder Grundlage.“ (Oberkommando der Wehrmacht, 2. März 1943)

Im Fernsehen reden die Russen überraschend deutlich Klartext (mit englischen Untertiteln). Alle Positionen kommen vor (außer meiner natürlich). Lässt man das Revue passieren, merkt man ziemlich schnell, dass alle Meinungen, die sich irgendwie am Begriff „Nation“ entlanghangeln, total in weltanschaulichen Sackgassen enden. Sind die Ukrainer eine Nation und wenn ja, was sagt uns das? Falsche Frage. Erst kommt das Fressen, dann der Rest.

Vermutlich könnte auch niemand erklären, was am russischen way of life so erstrebenswert sein soll, dass die Ukrainer ihre Oligarchen den russischen vorziehen. Was mich erschreckt ist, dass offenbar niemand einen Plan hatte, auch Putin und seine Peer Group nicht, und jetzt alle von einem in das nächste Desaster stolpern, weil niemand bei Strafe des eigenen Untergangs wieder zurückkann. So fing auch der erste Weltkrieg an.

Deutsche Panzer stehen bald wieder vor Charkow. Das hatten wir schon mal.

Наше дело правое. Победа будет за нами. Ach. Ach was.




Spezielle Spezialoperation oder: The end game remains the same [Update]

ukraine

Allmählich lichtet sich der propagandistische Nebel, und man kann erkennen, was da in der Ukraine vor sich geht. Die russische Armee zieht sich in Windeseile – um nicht zu sagen panisch – aus dem Oblast Charkow zurück. Offenbar hat man eingesehen, dass es angesichts der massiven Offensive der Ukraine nicht sinnvoll ist, Gebiete halten zu wollen, die ohnehin verloren gehen würden. Das kann aber jetzt lange Zeit hin und her gehen. Einige russische Stimmen fordern natürlich jetzt, nicht zum ersten Mal, eine Kriegserklärung und Mobilmachung.

Die westliche Propaganda hatte Putin bekanntlich schon todkrank dahinsiechend gesehen. Die neueste Version: Sein Rücktritt wird gefordert.
„We believe that the decision made by President Putin to start the special military operation is detrimental to the security of Russia and its citizens,“ the Smolninsky document filed on Wednesday evening said.

Das wird natürlich folgenlos bleiben. Interessant ist aber, wie das Leute wie Scott Ritter sehen, die zwar auch bedingungslos pro-russisch argumentieren, aber immerhin auch Zwischentöne zulassen: „I am thousands of miles removed from the battlefield and am in receipt of incomplete and often contradictory pieces of information. Any effort to try and paint a complete picture of this battlefield would be, in my case at least, a fool’s errand.“ Scott sieht bisher drei Phasen des Krieges (ich habe das zusammengefasst und gekürzt):

1. Phase: In der ersten Phase wollten die Russen so viel Territorium wie möglich erobern. Dafür boten sie etwa 200.000 Soldaten auf. Die Ukraine konnte etwa 260.000 Soldaten aufbieten, die von bis zu 600.000 Reservisten unterstützt wurde. Das standardmäßige Angreifer-Verteidiger-Verhältnis von 3:1 wurde außer Kraft gesetzt: Die Russen versuchten, den zahlenmäßigen Vorteil der Ukraine durch Schnelligkeit in den Überraschungseffekt zu kompensieren. Sie hofften auf einen schnellen politischen Zusammenbruch der Ukraine, der einen längeren Krieg verhindert hätte.

Dieser Plan war zum Beispiel im Süden der Ukraine erfolgreich. Er band ukrainische Truppen an Ort und Stelle und vereitelte, dass die Ukraine dorthin Verstärkungen schicken konnte. Der Plan scheiterte aber strategisch – die Ukraine brach nicht zusammen.

2. Phase: Die Russen gruppierten sich in der zweiten Phase um und konzentrierten sich darauf, die Donbass-Region zu erobern. Russland nutzte seine überlegene Feuerkraft, um langsamen und gezielt gegen die Ukrainer vorzurücken. … in doing so, achieving unheard of casualty ratios that had ten or more Ukrainians being killed or wounded for every Russian casualty. (Woher will er das wissen?)

Während Russland langsam gegen die eingegrabenen ukrainische Streitkräfte vorrückte, versorgten die USA und die NATO die Ukraine mit Milliarden von Dollar an militärischer Ausrüstung für mehrere gepanzerte Divisionen (Panzer, gepanzerte Kampffahrzeuge, Artillerie usw.) mit umfassender operativer Ausbildung an dieser Ausrüstung in militärischen Einrichtungen außerhalb der Ukraine. Während Russland damit beschäftigt war, das ukrainische Militär auf dem Schlachtfeld zu bekämpfen, war die Ukraine damit beschäftigt, diese Armee wieder aufzubauen und zerstörte Einheiten zu ersetzen.

Jetzt sah sich Russland neuen Einheiten gegenüber, die extrem gut ausgerüstet, gut ausgebildet und gut geführt waren und die von Streitkräften unterstützt wurden, die die NATO ausgbildet hatte. Aber der Großteil dieser Einheiten wurde noch in Reserve gehalten.

3. Phase

Die derzeitige ukrainische Gegenoffensive verlängert nicht die zweite Phase, sondern ist der Beginn einer dritten Phase: Kein ukrainisch-russischer Konflikt mehr, sondern ein NATO-Russland-Konflikt.
Der ukrainische Schlachtplan trägt überall den Stempel „Made in Brussels“. Die Zusammensetzung der Streitkräfte wurde von der NATO bestimmt, ebenso wie der Zeitpunkt der Angriffe und die Richtung der Angriffe. Der NATO-Geheimdienst lokalisierte sorgfältig Schwachstellen in der russischen Verteidigung und identifizierte kritische Kommando- und Kontroll-, Logistik- und Reservekonzentrationsknoten, die von ukrainischer Artillerie angegriffen wurden.

Die Taktik der Ukraine scheint völlig neu zu sein. Sondierungsangriffe werden gestartet, um die Russen zu zwingen, ihre Verteidigungsfeuer offenzulegen, die dann durch ukrainische Gegenbatteriefeuer unterdrückt werden, die von Drohnen und/oder Gegenbatterieradaren gelenkt werden. Dann rücken hochmobile ukrainische Streitkräfte schnell durch identifizierte Schwachstellen in der russischen Verteidigung vor und dringen tief in weitgehend ungeschütztes Gebiet ein. Diese Hauptkolonnen werden durch Überfälle unterstützt, die von auf Fahrzeugen montierten Truppen durchgeführt werden, die russische Stellungen im hinteren Bereich angreifen und jede russische Reaktion stören. Die ukrainische Armee, der Russland in Cherson und um Charkow gegenübersteht, ist anders als alle ukrainischen Gegner, denen es zuvor gegenüberstand. Vorteil: Ukraine.

Das Potenzial für eine ukrainische Gegenoffensive ist seit einiger Zeit bekannt. Zu glauben, dass Russland völlig überrumpelt wurde, ist jedoch falsch. Aber die Realität schränkt die operativen Optionen ein: Russland hat sich auf 200.000 Mann beschränkt. Auf einem so großen Schlachtfeld wie der Ukraine ist das nicht genug.

Vielleicht hat Russland das Potenzial für einen konzertierten ukrainischen Gegenangriff geahnt, war aber von der Kombination neuer Faktoren überrascht. Die Geschwindigkeit des ukrainischen Vormarsches war unerwartet, ebenso wie die von der Ukraine angewandte Taktik. Das Ausmaß an operativer Planungsunterstützung und Geheimdienstinformationen, die die NATO zur Unterstützung dieses Gegenangriffs bereitstellte, schien die Russen ebenfalls überrascht zu haben. Aber die russische Armee, so Scott, sei extrem anpassungsfähig.

Jetzt sieht es so aus, als hätte die Ukraine ihre sorgfältig zusammengestellten Reserven erschöpft, bevor der Großteil der russischen Reaktion eingreift. Die Offensive von Cherson scheint ins Stocken geraten zu sein. Ob beabsichtigt oder versehentlich – die Offensive von Charkow entwickelt sich zu einer Falle für die engagierten ukrainischen Streitkräfte, die in Gefahr sind, abgeschnitten zu werden. Diese Gegenoffensive wird in einer strategischen ukrainischen Niederlage enden. Russland wird die Front in ihre ursprünglichen Positionen verschieben und in der Lage sein, die offensiven Operationen wieder aufzunehmen. Die Ukrainer werden derweil ihre Reserven verbraucht haben, was ihre Fähigkeit einschränkt, auf einen neuen russischen Vormarsch zu reagieren.

Das bedeutet nicht, dass der Krieg vorbei ist. Die Ukraine erhält weiterhin militärische Hilfe in Milliardenhöhe und verfügt derzeit über Zehntausende von Soldaten, die sich einer umfassenden Ausbildung in NATO-Staaten unterziehen. Es wird eine vierte Phase und eine fünfte Phase geben … so viele Phasen wie nötig, bevor die Ukraine entweder ihren Kampf- und Sterbewillen erschöpft oder die NATO ihre Fähigkeit zur weiteren Versorgung des ukrainischen Militärs verloren hat. Ich habe bereits im April gesagt, dass die Entscheidung der USA, Milliarden von Dollar an militärischer Hilfe bereitzustellen, ein „Game Changer“ war.

Dieses Geld hat das „Spiel“ verändert. Das Ergebnis sind mehr tote ukrainische und russische Streitkräfte, mehr tote Zivilisten und mehr zerstörte Ausrüstung. Aber das Endspiel bleibt dasselbe – Russland wird gewinnen.

[Update] Paul Mason: „Kharkiv counterattack— a political assessment“ – „It signals a third phase of the war.“

Modern Russian doctrine, however, lacks one element that even the bastardised Marxism of the late Soviet Union still contained: an accurate appraisal of the socio-economic and ideological conditions of your own side and of the enemy. Haha. Schön gesagt.

ukraine




11. September

allende




Exzerpt: Germanische Gefolgschaft

trajanssäule
Römer kämpfen gegen Germanen, Detail der Trajanssäule

Nur kurz zwischendurch zur Frage „Urgesellschaft“ oder frühe Klassengesellschaft?

„Was sollen wir von einem historischen Begriff halten, der eine Großgruppe entweder voraussetzt oder konstituiert, die es wohl nie gegeben hat, die sich selbst jedenfalls nie als solche empfand und dementsprechend sich auch niemals so bezeichnete? Wie sollen wir mit einem Begriff umgehen, den vor mehr als zweitausend Jahren Caesar als Konstrukt wenn schon nicht erfunden, so dann zumindest populär und für seine politischen Ziele dienstbar gemacht hat? Einem Begriff, der dann seit dem Beginn der Neuzeit zwei Dutzend Generationen von vornehmlich deutschen, von ihrer eigenen Gegenwart frustrierten Intellektuellen, Professoren und anderen Schulmeistern eine Goldgrundvergangenheit anbot, auf die sich das Kämpferische, Heldische, Starke, Große, Gute, Edle, Schöne und Reine so wunderbar projizieren ließ, das man in der eigenen Welt so schmerzlich vermisste? Und: Wie stellen wir uns zu einem Begriff, der als gebieterisches rassistisches Attribut mit dem Konzept des Herrenmenschen verbunden die massenhafte, industriell organisierte Ermordung nichtgermanischer sogenannter ‚Untermenschen‘ geistig vorbereiten und begleiten konnte?“ (J. Jarnut, Germanisch. Plädoyer für die Abschaffung eines obsoleten Zentralbegriffes der Frühmittelalterforschung. In: W. Pohl (Hrsg.), Die Suche nach den Ursprüngen. Von der Bedeutung des frühen Mittelalters 8 (Wien 2004) 107-113)

„Unter Gefolgschaft sei hier also eine sich um einen Anführer scharende Kriegergemeinschaft verstanden, die ihre Gruppenzugehörigkeit durch Teilnahme an gemeinsamen, zumeist gewaltsamen, Aktionen immer aufs Neue unter Beweis stellt. Voraussetzung zur Zugehörigkeit sind spezifische körperliche Fähigkeiten, die Bereitschaft, sich der Sache des Anführers anzuschließen, keineswegs aber eine bestimmte ethnische Herkunft oder Abstammung. Die personale Bindung besteht letztlich auf Grundlage eines Systems des Austausches. Der Gefolgsmann erhält Beuteanteile und andere materielle Belohnungen. Der Gefolgschaftsführer hingegen darf auf loyale Unterstützung durch seine Krieger vertrauen.“ (Heiko Steuer)

„Gefolgschaften spielten in der Germania im Kontext kriegerischer Ereignisse eine offensichtlich bedeutende Rolle und waren ein konstituierendes Element der germanischen Gemeinschaften. Vorstellungen von einer festumrissenen Institution eines germanischen Gefolgschaftswesens, wie sie durch die Schilderung in der Germania des Tacitus suggeriert werden, haben sich als nicht haltbar erwiesen. „Die Gefolgschaft als soziale Institution mit eindeutig benennbaren Eigenschaften […| gab es nicht“, schreibt der Historiker Dieter Timpe; er weist darauf hin, dass „die Treue-Bindung |…] kein spezifisches Merkmal germanischer Gefolgschaften [ist] … Gemeinsam ist gefolgschaftlicher Organisation aber die ihrer Erfolgsabhängigkeit geschuldete Dynamik.“ „In diesem Sinne“, so schreibt Heiko Steuer, „hat es Gefolgschaften unter Heerkönigen zu allen Zeiten und bei allen vorund sogar frühstaatlichen Gesellschaften gegeben, worunter keltische und germanische keine Besonderheit oder Ausnahme bilden.“ Gefolgschaftliche Zusammenschlüsse individueller Ausprägung finden sich daher sowohl im Zuge von Wanderungsbewegungen als auch im Kontext von tribalen Auseinandersetzungen und Privatkriegen oder bei Einfällen in das Römische Reich. Die häufiger zu findende Bezeichnung der Anführer entsprechender Verbände als warlords erscheint problematisch, suggeriert sie doch aufgrund ihrer Prägung im Rahmen moderner, gewalttätig agierender Gruppierungen in instabilen Staaten das Bild hochdynamischer kultureller und gesellschaftlicher Prozesse mit deutlich greifbaren (Um-)Brüchen. Dies scheint jedoch für die Germania der Römischen Kaiserzeit nicht zuzutreffen. Archäologisch ist davon auszugehen, dass waffenführende Gräber wohl nicht selten Gefolgschaftskriegern zuzuordnen, auch wenn dies im Einzelnen nur schwer zu beweisen ist.“ (Germanen: Eine archäologische Bestandsaufnahme, S. 31)

„Der französische Ethnologe Pierre Clastres befasste sich Mitte der 1970er Jahre intensiv mit den sogenannten primitiven Gesellschaften, als deren wesentliches Kennzeichen er die geringe ökonomische und politische Differenzierung sah, die aus der Verhinderung von materiellen Überfluss und sozialer Ungleichheit resultiere, Auch wenn dieses aufgrund von Feldforschungen vor allem im südamerikanischen Raum gewonnene Bild sicher nicht unmittelbar auf die Gemeinschaften in der Germania zu übertragen ist, zeigt es doch einen möglichen Interpretationsweg der archäologischen Forschungen im von den Römer als Germania bezeichneten Raum rechts des Rheins und nördlich der Donau auf, die genannten Phänomene erklären könnte.“




Unter Verlegern

putin

Deputy Minister of Defense of Ukraine Malyar drew attention to the fact that „at present, a lot of information is being circulated on social networks about settlements allegedly liberated by the Armed Forces of Ukraine, which does not correspond to reality.“ Even the Ukrainian side is forced to talk about mass information fakes, „the risk of a Russian counteroffensive is too great.“

Die Russen haben sich eine temporäre Klatsche geholt, wie in Kiew. Allerdings sollte man den Vormarsch der ukrainischen Armee nicht überbewerten, genau sowenig wie die russische Besetzung der Territorien. Das Land ist einfach nur flach, und was zählt, sind Informationen, Logistik und Nachschub. Keine der beiden Parteien kann unbemerkt größere Truppenbewegungen initiieren – man fragt sich aktuell jedoch, was die russischen Aufklärer eigentlich beruflich machen. In Charkow kann man aber alles verstecken, und das ist nicht weit von der aktuellen Front.

Leider wiederholen die Qualitätsmedien auch Falschmeldungen. Isjum ist wohl doch noch in russischer Hand, obwohl sogar russische Blogger das anders gemeldet haben. Und so einfach wird man die Russen dort nicht vertreiben können. Das Kräfteverhältnis ist immer zehn zu eins; es ist nur die Frage, wo die Kräfte bei der hunderte von Kilometern langen Front jeweils sind.

The need to „relocate“ large contingents of troops by curtailing entire axes again raises the question of the insufficient size of the grouping in the entire theater of operations as a whole. From February to September, they tried to solve this issue by strengthening recruitment for contract service, mobilization in the DPR and LPR, recruitment into PMCs, the formation of BARS, the 3rd Corps, etc. However, six months later, the problem still exists and has the most serious impact on the course of operations.

Immerhin haben die Russen es geschafft, sich rechtzeitig zurückzuziehen (sie nennen das nicht so, sondern Verlegung), ohne sich einkesseln zu lassen. Der russische Vorstoß von Norden auf Isjum war ohnehin auch für mich als Laien schwer zu erklären, wenn man nicht plante, den östlichen Donbass ganz abzuschneiden. Aber ein wochenlanger Stellungskrieg war nicht sinnvoll, da das besetzte Gebiet wie ein Keil in das noch ukrainisch gehaltene Gebiet hineinragte – der Anblick auf der Karte lädt dazu ein, diesen Keil von Norden vom Nachschub abzuschneiden.

The Russian Armed Forces launched a counteroffensive on the northern bank of the Ingulets River east of Snigirevka from Kalininsk and Bobrovy Kut.

Wie das alles ausgeht, wird man erst in einer Woche wissen. Bertolt Brecht wusste es schon:

Der Krieg, der kommen wird
ist nicht der erste. Vor ihm
waren andere Kriege.
Als der letze vorüber war
gab es Sieger und Besiegte.
Bei den Besiegten das niedere Volk
hungerte. Bei den Siegern
hungerte das niedere Volk auch.




„Oh, dear, I hope it wasn’t anyone important.“

repairing cars
Credits: Daily Mirror/Mirrorpix/Mirrorpix via Getty Images

Like all the best families, we have our share of eccentricities, of impetuous and wayward youngsters and of family disagreements.

Nachdem eine ausnahmsweise sympathische Vertreterin der herrschenden Klasse Großbritanniens den Weg alles Irdischen angetreten hat, sollten die deutschen Medien und die Politik sich wieder den großen Fragen der Menschheit zuwenden, unter anderem wie der Krieg und das Sterben in der Ukraine möglichst auf Kosten der kleinen Leute in die Länge gezogen werden könnten.




Herrschende Klasse jetzt quasi divers

divers

Die deutschen Medien überschlagen sich vor Begeisterung: „Die neue britische Premierministerin Truss hat ihr Kabinett vorgestellt. Es ist so divers wie noch keine britische Regierung zuvor. Erstmals in der Geschichte der Vereinigten Königreichs wird keine der vier Spitzenpositionen von einem weißen Mann besetzt.“

Na und? Finanzminister Kwasi Kwarteng ist zum Beispiel ein Farbiger maximal Pigmentierter und ein ultrareaktionärer Brexit-Befürworter. Soll das jetzt gut sein? Spielt die Hautfarbe irgendeine Rolle, ihr rassistischen Pappnasen?

An solchen Beispielen merkt man, dass „divers“ nichts anderes ist als ein politisches Konzept, das den Herrschenden wunderbar in den Kram passt, um die Klassengegensätze zu vertuschen. Deswegen fährt die deutsche Journaille total drauf ab. (Chor im Hintergrund in Cis-Moll: Arbeitgeber! Arbeitnehmer! Tarifpartner!)




In einen Kontext setzen

mecki
Vorsicht! In diesem Buch kommen kleine Negerlein vor!

„Es handelt sich um einordnende Hinweise, welche die Filme entsprechend unserer Aufgabe als modernes multimediales öffentlich-rechtliches Medienhaus in einen zeitgemäßen Kontext setzen“. Wer so formuliert (natürlich eine Anstalt!), hat eh einen an der Waffel. Einordnende Hinweise – was wäre das Gegenteil? Hinweise, die verwirren und alles Gemeinte im Chaos enden lassen?

Turkestan Islamic Movement
Screenshot von Online terrorism: ‚East Turkestan Islamic Movement‘ terror audio and video. Einordnender Hinweis: In diesem Video kommt islamistischer Terror der Uiguren vor – den darf es aber gar nicht geben weil der feudale Autokrat Dalai Lama nicht zuständig ist, weil die pöhsen Chinesen die Uiguren wegsperren.

Dann haben wir noch „modernes multimediales öffentlich-rechtliches Medienhaus“. Darf man so viele Adjektive überhaupt verwenden? Und ist das nicht auch ein sehr großes riesiges Geschwurbel, aus dem Anus der deutschen Sprache ausgeschieden? Eine total altmodische, quasi-behördenhafte staatlich alimentierte Hütte?

By the way: Müsste man nicht das ganze Internet mit einem einordnenden Hinweis versehen und nicht nur Winnetou, lieber Mittel[sic!]deutscher Rundfunk?




Unter Islamversteheristen

Mohammed

Das obige Bild zeigt eine persische Darstellung Mohammeds (rechts) vor seinen frühesten Anhängern. Muslime wollen, dass Bilder Mohammeds gar nicht gezeigt werden dürfen. Die Illustration stammt aus Al-Birunis Kompendium Athar al-Baqiya ‚an al-Qurun al-Khaliya. Das Werk befindet sich in der Sammlung der Bibliothèque Nationale in Paris (Manuscrits Arabe)

Jetzt geht es wieder los. Unsere so genannten „Experten“ fordern, dass die Trennung von Staat und Kirchen aufgehoben wird, hier: dass das Berliner Neutralitätsgesetz abgeschafft wird.

Das geht aus dem Abschlussbericht des Gremiums hervor, wie der Sender RBB berichtet. Demnach heißt es darin, das Gesetz sei eine „systematische und institutionalisierte Diskriminierung“ von Frauen mit einem Kopftuch und damit ein Beispiel für die „institutionelle und strukturelle Praxis des antimuslimischen Rassismus.“
Die Expertenkommission wurde 2021 vom Senat als Reaktion auf den Terroranschlag in Hanau eingesetzt. Beteiligt sind Vertreter der Evangelischen Hochschule Berlin, der Alice Salomon Hochschule, der Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage, des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung sowie Delegierte des „Islamforum Berlin“.

Das muss man dann bei Muslimen gleich entsprechend bebildern, mit einem Kind und einer lächelnden Hijabistin. Ich hätte andere Fotos genommen.
Unsere Islam-Versteher werden aber in der Zukunft genau so wenig locker lassen wie die Befürworter der Vorratsdatenspeicherung.

Das sieht man schon, wenn man sich anschaut, aus welchem Milieu die „Experten“ kommen: Die Evangelische Hochschule (nutzt Gendersprache) wird finanziert von der Evangelischen Kirche. Die Alice Salomon Hochschule nutzt exzessiv Gendersprache. Schule ohne Rassismus faselt etwas von „Muslimfeindlichkeit“ (tut mir leid, Eberhard! Ich weiß, dass es beim obigen Beschluss einer Minderheitenmeinung gab). Das Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) nutzt Gendersprache („Geflüchtete“) und erhält Geld vom Bundestag. Berliner Islamforum: Nomen est omen. Ergo: Wo Gendersprache drin ist, ist auch meistens Islamversteherismus drin.

Übrigens: Ruud Koopmans schreibt auf Twitter: „Wer es nach Münster und Bremen (und Oslo, Dresden, Orlando usw.) noch nicht geschnallt hat: die größte Bedrohung für die Sicherheit von LGBT+ geht von Tätern aus muslimischen Kulturkreisen aus. Nicht von Biologinnen und Frauenzeitschriften.“

Ich weiß zwar nicht, was ein „muslimischer Kulturkreis“ ist und ob er meint, die Aleviten gehörten dazu oder die Ahmadiyya? Ich halte es mit dem unzensierten Dante Alighieri, dessen Langzeitwirkung ich mir auch für mich wünsche und der Mohammed (Mahomet) – der natürlich in der Hölle ist – so beschreibt (Chor im Hintergrund in C-Dur, forte: Bildungskanon! Bildungskanon!)

Kein Faß, das in der Mitte oder auf der Seite seines Bodens eine Daube verliert, kann so durchsichtig seyn, als ich da einen Verdammten sah, der vom Kinn bis an den Wannst herunter ganz von einander geborsten war. Zwischen den Beinen hiengen ihm die Gedärme herab. Das Eingeweide lag frey. Und der unreine Darm, der aus dem, was man hinunterschlingt, den Unflath in sich sammlet, auch der war da zu sehen. Indem ich mich gänzlich damit beschäfftigte, ihn genau zu betrachten, sah er mich an, öffnete sich mit den Händen die Brust, und sagte, O! siehe, wie ich mich nun in Stücken zerlege, siehe, wie verstümmelt ich, Mahomet, nun bin! Vor mir her geht und weint Ali, dessen Angesicht vom Kinn bis an den Wirbel gespalten ist. Und alle die andern, die du hier siehst, waren in ihrem 204 ehemaligen Leben Stifter von Aergernissen, Trennungen und Religionsspaltungen, und daher sind sie nun hier also zerspaltet. Denn dort hinten ist ein Teufel, der uns mit der Schärfe eines Schwerdts grausam zertheilet, und wann wir die schmerzhafte Straße herum sind, einem jeden von unsrer Gattung diese Trennung von neuem aufhauet.


11. Feuerbachthese

Und jetzt die tägliche kalte Dusche tägliche Dosis für die „Linken“: Ich forderte auf, weniger vages Räsonnement, großklingende Phrasen, selbstgefällige Bespiegelungen und mehr Bestimmtheit, mehr Eingehn in die konkreten Zustände, mehr Sachkenntnis an den Tag zu fördern. (…) Ich begehrte dann, die Religion mehr in der Kritik der politischen Zustände, als die politischen Zustände in der Religion zu kritisieren, da diese Wendung mehr dem Wesen einer Zeitung und der Bildung des Publikums entspricht, da die Religion, an sich inhaltslos, nicht vom Himmel, sondern von der Erde lebt, und mit der Auflösung der verkehrten Realität, deren Theorie sie ist, von selbst stürzt. Endlich wollte ich, daß, wenn einmal von Philosophie gesprochen, weniger mit der Firma: „Atheismus“ getändelt (was den Kindern ähnlich sieht, die jedem, der’s hören will, versichern, sie fürchteten sich nicht vor dem Bautzenmann), als vielmehr ihr Inhalt unter’s Volk gebracht würde. (Karl Marx über die Presse und Religionskritik, an Arnold Ruge, 30. Nov. 1842, MEW 27, 412)




Einmal mit Profis, reloaded

tagesspiegel

Softwarefehler. Kann man nichts machen, würde Fefe sagen. Oder: Einmal mit Profis arbeiten, aber die sind um 6.12 Uhr vermutlich noch nicht aufgestanden.

electrician




Chinese grinning

happy chinese

Business Insider: „China’s top energy firms are sending natural gas to European nations struggling with Russia’s supply cuts“.

Das Gas ist gar nicht weg, es hat nur jemand anderes, der ein bisschen den Preis erhöht – wegen des großen Umwegs nach Europa.

Ach so.