Tron, revisited

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Yedioth Ahronoth – 20.11.98, Israel, Ausriss

Gestern habe ich dem österreichischen Kurier ein (Video-)Interview zu Thema Tron gegeben. Daraus ist ein gut viertelstündiger Podcast geworden, in dem weder ich noch mein Buch erwähnt werden. Das ist zwar dreist, aber erlaubt. Und ich bin es so gewohnt. Man muss das sportlich sehen. Ich hatte das Interview aufgezeichnet, aber nur meine Antworten auf die Fragen der Kollegin Birgit Seiser. Daher bin ich froh, dass meine Statements immerhin nicht verdreht worden sind, was ich oft genug erlebt habe.

Ich hatte der Kollegin auch gesagt, dass ich beim CCC immer noch persona non grata sei. Aber die vom Kurier haben den CCC dazu vermutlich nicht befragt. Vielleicht wollten sie auch nur verhindern, dass deren Sprecher sich um Kopf und Kragen redet.

Medientheoretisch ist die Sache klar: Es geht in diesem Fall nicht mehr um Fakten, sondern um eine möglichst geheimnisvoll herumraunende Geschichte. Audiatur et altera pars? Nie gehört. Wo kämen wir denn da hin.

Die „Argumente“ der Verschwörungstheoretiker – wie Andy Müller-Maguhn (was macht der eigentlich beruflich?) – werden aufgezählt, aber das, was sie behaupten, auch die Eltern des Toten, wird nicht überprüft. Man gewinnt den Eindruck, dass die Angelegenheit mittlerweile ein Eigenleben hat und dass diejenigen, die sich äußern, sich gar nicht mehr daran erinnern, ob sie ihre Meinung erfunden haben, damit die Welt nach ihren Wünschen aussieht.

Zu diesem Anlass habe ich mir die Website zum Buch noch mal angesehen. Zahllose Links mussten erneuert werden. Schon erstaunlich, wie kurzlebig manche Seiten sind. Dass etwas zum Thema „Amiga“ nicht mehr da ist, verwundert nicht, aber sogar die Zeitungsarchive werden so oft umstrukturiert, dass Links auf ältere Artikel nur selten funktionieren.

Falls jemand noch Links findet, die ins Leere gehen: Bitte eine Nachricht!

By the way: Wie Journalismus geht, kann man ganz aktuell von Günter Wallraff lernen.

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Kommentare

3 Kommentare zu “Tron, revisited”

  1. ... der Trittbrettschreiber am September 30th, 2022 7:14 pm

    @admin

    Günther Wallraff ist sehr unterhaltsam, falls man sich die Zeit nimmt, Allbekanntes bestaunen zu wollen. Wie der damals als Ali das Bewusstein der gastfreundlichesten Nation der Welt gerüttelt, geschüttelt und gerührt hat – meine Fresse, deine Fresse (und so rußverschmiert).
    Bei Journalisten wie auch anderen Typen der Anders- bzw. Dunkelwelt gilt (QED) immer noch die Perseveranz des Handelns, was fast schon zum Gähnen ist:
    Da schleicht sich einer durch den Abfluss mitten in die Siffzentrale und verweilt dort eine erträgliche Zeit, um dann, nach Müll und Speiseresten stinkend draußen darauf hinzuweisen, dass diese Gesellschaft Biofliegen gleich nachhaltige Scheiße frisst und dafür auch noch bezahlt. Als ob das nicht jede Fliege weiß, wenn auch manche nur für einen Tag. Grandios Herr Wallraff. Warum schleichen Sie sich nicht mal als Abgeordneter in unseren Bundestag, kriechen der Lobby von wem auch immer in den Arsch und rümpeln da mal richtig durch (mit Ganzkörperkondom, versteht sich, wegen des Igittigits, das Sie da gegen hohes Honorar zutage schaufeln).
    Lieber Investigator – recherchieren Sie doch mal etwas, das bislang unbekannt ist. Wie wäre es mit verdorbenen Innereien unglücklicher Mastschweine?

    https://www.youtube.com/watch?v=ArdWL2uKf7k

  2. Wolf-Dieter Busch am Oktober 1st, 2022 6:30 am

    Der CCC hatte für mich immer die Anmutung des Halbseidenen. Trons Arbeit betrachtete ich immer als Reverse-Engineering – ohne seine Begabung in Frage zu stellen.

    Seinen Tod habe ich damals mit halbem Ohr mitgekriegt. Die näheren Umstände habe ich erstmals hier im Podcast bewusst verfolgt, und die Umstände (z. B. 500 DM abgehoben und noch in der Hosentasche) sprechen sowohl gegen Raubmord als auch gegen Suizid. Bleibt übrig: sonstiges Fremdverschulden.

  3. Juri Nello am Oktober 1st, 2022 3:44 pm

    Den Fall hatte ich schon fast wieder aus dem Gehörgang verloren. Danke für den Reminder.

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