Unter Globetrottern

tikal

Tikal, Guatemal, 29.10.1979. Hinter dem obigen Foto steht eine ganze Geschichte. Das Schwimmbecken habe ich nicht sicher wiedergefunden, und es war auch damals nicht zum Schwimmen, sondern mit Seerosen zugewachsen. Links ist mein damaliger Reisebegleiter, rechts ein älterer Engländer, um den es hier geht. Ich war damals jung und hatte noch nicht viel von Welt gesehen, eigentlich kaum etwas. Das zu ändern war meine Absicht – deswegen lehnte ich den recht sicheren Job an der Uni als Altgermanist ab und entschied mich, Abenteuer zu suchen.

Dieser Mann war der erste Engländer, den ich bewusst traf – ein Ex-Militär, der sich noch so benahm wie man das zur Zeit des Britischen Empire tat. Gute Hotels gab es in Tikal nicht, es waren alles Bruchbuden, auch die Gastronomie. Der Engländer setzte sich irgendwo hin und bestelle ham and eggs. Wir fragen ihn erstaunt, ob er nicht ein paar Wörter Spanisch spräche? Er antwortet kühl, als fände er die Frage völlig abwegig: „Wenn die mit mir reden wollen, sollen sie Englisch lernen!“ In Guatemala! Man muss zugeben, dass er irgendwie immer seine ham and eggs bekam.

Aus meinem Reisetagebuch, ab dem 27.10.1979: Laufen zur Grenze [Belize – Guatemala], ca. drei Kilometer. Keinerlei Probleme, müssen auch nichts zahlen, wie man uns gesagt hatte. (…) Um 1.30 geht ein Bus in Richtung Flores. Für PKWs ist die Strecke zu schlecht. Um zwei sind wir in Cruce [El Cruce, Aldea (Dorf) Ixlu]. Treffen einen Engländer und fragen uns zum „Gringo Perdido“ [das gibt es immer noch! Ist aber gentrifiziert.] durch. Sechs Kilometer zu Fuß zum Lago Petén-Itzá.

Schöne Anlage mit Schlangen- und Alligatorkäfigen und Papageien. Rehe und putzige Schweine laufen frei herum. Essen gut, aber teuer. [Übernachtung] 12 $ für drei im Bungalow, weil die Mücken Hauptsaison haben. [Heute kostet eine Übernachtung im Mehrbettzimmer für eine Person rund 70 $!] (…)

Gringo nimmt uns bis zur Kreuzung mit. Militärkontrolle. Straße absolut wahnsinnig, der Bus muss von einem Caterpillar abgeschleppt werden. Sind um ein Uhr da [in Tikal].

Tikal: Treffen nette Leute im Bus: Englischer Globetrotter-Vollprofi mit weißem Haar [vgl. oben], zwei Holländer aus Belize sind auch im Bus und zwei Frauen aus Israel, kennen aber A.s Kibbuz nicht. [Meine damalige Freundin hatte 1977 ein halbes Jahr in einem Kibbuz in Israel gelebt.]

Zwei mal eine Akropolis, großer Platz mit Jaguartempel. Wüste Schlacht mit Flaggen und große Helikopter-Show [der guatemaltekischen Militärs]. Vom größten Bauwerk Altamerikas [hinten links] schöne Aussicht und anstrengender Aufstieg. Sehr viele Tempel sind noch gar nicht ausgegraben. Bekomme die Adresse von einem Girl in Guatemala City. Abends kommen wir trotz Bestechungsversuchs nicht noch einmal in die Ruinen.

Gespräch mit einem Schweizer, der schon sechs Jahre in Lateinamerika lebt und nicht wieder zurückwill. Story von einem Italiener, dem in Kolumbien die Hände abgehackt worden sind.

29.10. gehe allein um sieben Uhr morgens bei Nebel in die Ruinen. Nebel steigt langsam hoch. Besteige Tempel III (?), von dort Überblick über ganz Tikal.

Gespräch mit dem Engländer (der sich als Südafrikaner [Staatsbürger] entpuppt) über die Polizei. Verteidigt Apartheid mit den üblichen Argumenten. Die zwei israelischen Frauen schlafen heimlich bei uns, weil sie keinen Raum gefunden haben…

tikal