Dick, doof, dünn, nicht doof

camila vallejo
Comandante Camila Vallejo im gewohnt proletarischen Outfit.

Die Linke in Chile hat sich eine heftige Klatsche geholt: Mit der neuen „fortschrittlicheren“ Verfassung wird es nichts, obwohl comandante Camila Vallejo immer nur gute Nachrichten auch nach Wahlniederlagen verkündet. Eine Kommunistin als Regierungssprecherin! Ist aber keine Garantie, dass die dort nicht alles genauso verkacken wie die Linke hierzulande. Ich habe noch keine vernünftige Klassenanalyse Analyse gefunden, nur das übliche Gefasel: „Die Gründe für dessen Ablehnung sind vielfältig. (…) Die Lage ist kompliziert.“

Komisch, dass die so genannte Linke allüberall fortschrittliche Ideen mit völkischem Quatsch und Lifestyle-Themen mischt, die eh nicht mehrheitsfähig sind. Im linken Verfassungsentwurf möchte man das unselige Multikulti der deutschen Grünen wiederholen. Es ist nichts dagegen zu sagen, einen Staat als „plurinational“ zu definieren – auch Deutschland hat nationale Minderheiten wie die Friesen oder Sorben. Und ist die Schweiz etwa nicht auch irgendwie „plurinational“? Aber dort wird niemand auf die Idee kommen, die Rätoromanen als „Nation“ zu bezeichnen. Die Mapuche sind unstrittig eine Nation wie die Sorben, aber sie führen in Wahrheit einen Klassenkampf um die Ressourcen, der sich nur völkisch kostümiert. Außerdem sind „Nationen“ immer politische Konstrukte – schon seit den Goten -, also letztlich reine Fantasie. Ich bin zum Beispiel Preuße von Geburt an. Beweist mir das Gegenteil!

Wer Nationalismus schürt, gerät immer in ideologische Sackgassen wie in Schottland, im Baskenland und im sogenannten Kurdistan. Linke, die auf das Konzept „Nation“ setzen – und die lateinamerikanische Linke ist da seit jeher völlig auf dem Holzweg -, müssen scheitern, es sei denn, das Regime ist auch bei den Mittelklassen verhasst wie Somoza in Nicaragua.

lupe fuentes
Lupe Fuentes, die viele Männer auch extrem spärlich bekleidet kennen, ist heute Musik-Unternehmerin. Sie hätte bei ihrem Bekanntheitsgrad auch in die Politik gehen können, sie ist aber zu klug dafür. Fuentes finde ich genau so viel oder wenig beeindruckend wie Camila Vallejo, und sie ist bestimmt genau so clever.

Mit Feminismus, Nationalismus und vermutlich auch mit „Klima“ als Themen erreicht man das Wahlvolk nicht, auf keinen Fall aber die Mehrheit. Die Linke muss sich auf ihr Kernthema beschränken. Chile ist das reichste Land Lateinamerikas, der Anteil der Arbeiterklasse ist im Vergleich zu anderen hoch. Die so genannten unteren Schichten, die eigentlich links wählen sollten, sind aber sehr konservativ, wie in Deutschland auch, wenn es um „Lifestyle“ geht. Arbeiter und Arme wählen und leben oft evangelikal, also das Gegenteil von „feministisch“. Die protestantischen Sekten haben in Lateinamerika eine ähnliche Funktion wie der Islam in Nordafrika – sie schaffen soziale Netze und Solidarität. Das muss man akzeptieren, oder man endet so wie die deutsche Linke mit ihrem diversen Glottisschlag und dem Kapitalismusklimareparieren. (Chor im Hintergrund: Wagenknecht! Wagenknecht!) Aber die Linken verachten ja den Mob. Sollte man nicht tun, man sollte ihn als Verbündeten sehen.

Für mich ist der richtige Mob, mit dem nicht nichts zu tun haben will, eher auf Instagram wie unten.

instagram

Zum Schluss lesen wir noch als Hausaufgabe: „Der Kommunismus: Eine verlorene Sache, die die Welt retten kann“. Das Buch werde ich demnächst lesen und besprechen. Und jetzt brauchen wir alle eine Sonnenbrille zum Body-Fremd-Shamen. Kulturelle Vorgaben hin und her und zurück – aber muss das sein? Amerikaner sind mehrheitlich fetter als Japaner und sterben im Durchschnitt fast ein Jahrzehnt früher. Kann man machen, muss man aber nicht.

deutsche politikerinnen, symbolbild

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Kommentare

14 Kommentare zu “Dick, doof, dünn, nicht doof”

  1. R@iner am September 6th, 2022 8:21 pm

    In Südamerika läuft das anders vor Wahlen. Die Bourgeoisie feuert nicht nur über die Medien, die ihnen gehören, gegen alles linke, sondern bezahlen Firmen, die dann auch per Telegram, Whatsapp etc. irgendwelche frei erfundenen Nachrichten millionenfach raushauen. Was nun wahr oder unwahr ist, können viele nicht unterscheiden.
    In Brasilien ist deshalb Bolsonaro ans Ruder gekommen und in Indien – okay, das ist jetzt nicht Südamerika – Premierminister Modis Partei.

    Des Problems Lösung lautet: Mehr Bildung.
    Aber das haben wir ja hier auch, wie man sehr schön seit Corona sehen kann.

  2. R@iner am September 6th, 2022 8:21 pm
  3. ... der Trittbrettschreiber am September 6th, 2022 9:34 pm

    Manche bläht ihr Karma auf, manche bläst es in die Politik. Alle anderen sind noch nicht so weit, sich wegen all dieser nervigen Reinkar-Nationen gähnend zu langweilen – sie deuten, interpretieren, sagen vorher und trällern den attischen Canon zur vermeintlichen Elegie der Welt.

    Nur wer den Durst überwintert, kennt das wahre HICKS.

    https://i.pinimg.com/564x/05/88/20/0588203b271b900e642028ae35896904.jpg

  4. Juri Nello am September 6th, 2022 10:19 pm

    Mir fehlt die fehlende Information bei der Buchbesprechung. Soll nur ein Teil des Buches besprochen werden oder das Ganze?
    „Oh, Du Buch Du!“
    Das Wort „Vom“ davor könnte natürlich auch dafür stehen, dass der Satz ursprünglich in Jugendsprache verfasst werden sollte.“Vong das Buch will ich mal sprechen, Digga.“

    Das die neue Verfassung so abgelehnt werden würde, war klar. Finde ich übrigens trotzdem schade.

  5. Wolf-Dieter Busch am September 7th, 2022 8:41 am

    Nationen sind ursprünglich aus Völkern gewachsene politische Gebilde, entstanden in Abwehrreaktion gegen Napoléons Landnahmen.

    Außerdem sind „Nationen“ immer politische Konstrukte – schon seit den Goten -, also letztlich reine Fantasie.

    Nicht Fantasie, sondern Machtkalkül, und erst seit dem Ersten Weltkrieg, als Staatsgrenzen von Siegern beliebig neu festgesteckt wurden ohne Rücksicht auf Ethnien (Völker, die das Zeugt zur Nation gehabt hätten).

    Ich bin zum Beispiel Preuße von Geburt an. Beweist mir das Gegenteil!

    Und ich Niedersachse von Geburt. Null Problemo.

    Zum Mitmeißeln. Eine Nation ist nichts Böses. Was habe ich mit zugereisten Arabern gemein, sozialisiert in ihren Herkunftsländern? Weniger als nichts.

  6. Mutant77 am September 7th, 2022 9:55 am

    „Die so genannten unteren Schichten, die eigentlich links wählen sollten, sind aber sehr konservativ, wie in Deutschland auch, wenn es um „Lifestyle“ geht.“

    Ich glaube das formuliert sehr treffend das Problem was wir haben. Links sollte eigentlich sich um die Themen der arbeitenden Bevölkerung kümmern. Zu Marx Zeiten waren das noch „die Arbeiter“ heute sind es Angestellte und Arbeiter.

    Die überwiegende Zahl dieser Menschen arbeitet, um für sich und ihre Familien ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Das tun sie in der Regel mehr oder weniger freiwillig und mit viel Einsatz. Das diese Menschen mit „lifestyle“ Linken nicht viel anfangen können verwundert nicht.

    Was aber verwundert ist, dass die Linke als Partei oder als Bewegung nicht sieht, das sie heute nur noch bei der Partyjugend punktet und für die Menschen, für die sie eigentlich etwas bewegen sollte, keinerlei Bedeutung mehr hat.

    Ich bin zwar nicht dieses „Konservativ“, aber ich habe auch zum ersten mal seit ich wählen darf 2020 nicht mehr die Linken gewählt. Und bin erschüttert darüber, wie sich ehemals linke Parteien und Bewegungen zu reaktionären und kapitalfreundlichen Regierungsparteien gewandelt haben, die die Finanz- und Pharmaindustrie massiv fördern und für Waffeneinsätze und Kriege werben.

    Was aber nach meiner Wahrnehmung, vor allem auch an dem Wandel der Medien zu Erziehungsplattformen geschuldet ist. Die Mediokratie im Auftrag der Oligarchen zeigt den Menschen wo es lang geht und kein Politiker der gewählt werden möchte, kann sich dem widersetzen.

    Wobei ich mich oft frage, wo kommen diese Spitzenpolitiker her und wer setzt sie dort ein? Kaum einer hat noch irgendeine politische Qualifikation oder ideologischen Ansatz. Das gilt aber mittlerweile für alle politischen Geschmacksrichtungen.

  7. Wolf-Dieter Busch am September 7th, 2022 10:23 am

    @Mutant77

    Wobei ich mich oft frage, wo kommen diese Spitzenpolitiker her

    Young Global Leaders

    und wer setzt sie dort ein?

    Komplexer Vorgang von extern gesteuerter und bezahlter PR, wichtiges Element dabei ist die Listenwahl, bei der Minister-Aspirant bei Wahlen via Parteiliste ins Parlament kommen. Übrigens kann man meines Wissens Minister werden sogar ohne Mandat im Parlament.

  8. ... der Trittbrettschreiber am September 7th, 2022 11:18 am

    @ W-D-B

    „Was habe ich mit zugereisten Arabern gemein, sozialisiert in ihren Herkunftsländern?“

    … das freundliche Lächeln… die Liebe zu Schönem… den glänzenden SUV… den Appetit auf Trockenfrüchte… Flatulenzen im Sommerwind… DURST?

  9. Wolf-Dieter Busch am September 7th, 2022 5:43 pm

    @Trittbrettschreiber – deine Aufzählung ist unvollständig. Da fehlt noch: zwo Arme und zwo Beine.

  10. gottfried24 am September 7th, 2022 6:04 pm

    Hallo Schröder, Sie sind zuverlässig. Hätte ich gewettet, ob das Thema Chile bei Ihnen auftaucht, dann hätte ich gewonnen. Sie arbeiten sich wie alle deutschen Kommunisten gerne am Ausland ab. Auch „Neues Deutschland“ griff’s wie selbstverständlich auf. Die Kommunisten der ersten Stunde hätten sich damit keine Minute befasst.

    National, Nationalität geht Ihnen auch irgendwie ab. So deutlich haben Sie das bisher noch nie formuliert. Das war bei den Kommunisten – damals die erste Stunde! – noch anders. Keiner der bedeutenden deutschen Kommunisten und Sozialdemokraten hatte die Nation in ihren Reden vergessen. Keiner!

    Dabei gäbe es für den Kommunisten hier in Deutschland jede Menge Themen, die er be->ackern könnte, wenn er es denn wollte. Sie auch! Themen die ihm quasi mit der politischen Ausrichtung in die Wiege gelegt worden sind. Tut er aber nicht. Er be->ackert stattdessen lieber das Internationale aus dem eigenen Salon heraus. Während der „neue Linke“ direkt ins Ausland reist, um dort korrigierend auf den Moslem (!!) einzuwirken. Das war Ihnen bereits vor Wochen aufgefallen als Sie über dieses pfiffige Kerlchen, den Afro-Deutschen vom Free-TV Kinderfernsehen, berichteten. Der war in Nordafrika. Das der dort Moslems politisch bekehren wollte, das war Ihnen entgangen. Das mit dem Bekehren haben Sie in dem Post besser formuliert, ja, fast schon versteckt.

    Wie gesagt, die Themen liegen vor der Haustür – auch für Sie. Niemand muß heute als Kommunist seine Zeit mit dem fernen Chile bewältigen. Aber jeder nach seinem Gusto.

    In der verlinkten Sache übernahmen die örtlichen Rechten von der AfD den Protest und das gesamte restliche politische Spektrum schweigt. Genauso wie die Stuttgarter Nachrichten die Initiative der AfD verschweigt. Ich frage mich, wohin wird uns das noch führen? Mit Demokratie und einem Diskurs zur politischen Willensbildung hat das hier im Land doch nichts mehr zu tun – siehe Free-TV Verarschung.

    Ich habe DIE LINKE (das ist eine deutsche Partei) übrigens nicht erwähnt und Salon nannte Herr Marx sein Wohnzimmer. In diesem Sinne …

  11. blu_frisbee am September 8th, 2022 12:19 am

    @Mutant77
    > Die überwiegende Zahl dieser Menschen arbeitet, um
    > für sich und ihre Familien ein angenehmes Leben zu
    > ermöglichen.

    Das können sie nur unter der Bedingung,
    daß es anderen einen Gewinn bringt.

  12. ... der Trittbrettschreiber am September 8th, 2022 1:12 pm

    @ W-D-B

    … naja also soweit wollte ich mich ideologisch dann doch nicht aus dem Kellerfenster lehnen.
    ACHTUNG: Diskriminierungen sind neuerdings auch in „INNEN“-Räumen antiwoke.

  13. nh am September 10th, 2022 5:59 pm

    Ich würde es den Vertretern einer Glaubensrichtung ja noch vergüten, ihre Perspektiven adäquat zu präsentieren. Das untere Bild belehrt mich eines Besseren.Es geht nicht um das körperliche, es geht darum, was aus dem Fressschlund an Übelerregendem herauskommt.
    Ich stehe zu meiner Theorie, dass diese Typen gecastet wurden um uns grösstmöglichen Schaden
    zuzufügen. Wozu passt, dass die gekaufte Journaille alldieweil Beifall klatscht, egal ob Faux-Pas oder nicht.
    Drecksland, Banana-Rep war einmal.

  14. nh am September 10th, 2022 6:06 pm

    Vollpfosten regieren Vollpfosten und die Vollpfosten goutieren das noch.Bertelsmann sei Dank.

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