Nur so

ende 70

Hier könnt ihr kommentieren, leider eine Stunde zu spät. Ich hatte Party.




Cyberland

even map

Fefe hat kommentiert, was man in diesem Cyberangriffsabwehrdings so alles sieht, wenn der die Bundesinnenministerin zu Besuch ist.




Lettisch

lettisches Gambit

Mit dem Lettischen Gambit erlebt man im Blitzschach immer wieder lustige Überraschungen. „Der größte Vorteil dürfte daher im Überraschungseffekt liegen, da die wenigsten Spieler sich mit dem Lettischen Gambit intensiver auseinandersetzen.“ Eben: Wenn jemand mit den weißen Steinen nach 1. e2–e4 e7–e5 2. Sg1–f3 f7–f5 zögert, dann weiß ich, er (oder sie) hat keine Ahnung, wie man das jetzt spielen soll. Königsgambit ist ja schon riskant, aber Königsgambit „im Nachzug“ noch schlimmer – da brennt gleich das ganze Brett. Ich habe schon mehrfach als Schwarzer Partien total in den Sand gesetzt, weil ich keine Zeit habe, die Eröffnungstherorie eingehender zu studieren. Im Gegenzug habe ich aber auch schon manchen Weißen völlig auf dem falschen Fuß erwischt – wie hier: Matt nach nur 14 Zügen!

Hier hatte Weiß c4xe5 geschlagen und meinen Springer auf c6 angegriffen. Ich wählte Lf3xd4 (da stand ein Bauer). Schwarz zog – ohne groß zu überlegen – d5xSc6. Ich antwortete mit Ld4-f2+. Nach Ke1-e2 war Dd3 matt. Was hätte der Weiße machen können, statt den Springer zu schlagen? Wenn einer der beiden Springer den Bauern auf e4 weghaute, würde ich mit dem Läufer zurückschlagen und hätte zahlreiche interessante Optionen, die schwarze Stellung zu zerbröseln. Oder sieht jemand eine Alternative für Schwarz, sich zu behaupten?




Dunkler Russe

russischer Zupfkuchenrussischer Zupfkuchen

Ich habe mich an einem russischen Zupfkuchen versucht, der immer noch so heißt (aber vermutlich nicht mehr lange). Das Rezept sagte mir ohne Temperaturangabe, man solle den Teig samt Inhalt eine Stunde backen. Aus Erfahrung habe ich ihn schon fünf Minuten vorher rausgenommen, weil mein Backofen besser ist als andere, aber der Russe war schon ein bisschen zu dunkel. Dem Geschmack tat es keinen Abbruch, wie man so sagt. „Russischer Zupfkuchen ist einfacher gebacken als er aussieht“ – das stimmt.

Modifikation: Ich matsche den Teig (oben) mit den Händen zusammen. Die Frischhaltefolie lasse ich auch weg. Jetzt kommen wir zu speziellen Detailfragen, die nur hier mitlesende Konditoren und vermutlich auch Bäcker beantworten können: Muss der Rand der Springform auch gefettet werden? Den Rest des Teigs in kleine Stücke reißen zupfen – aber hallo? Wie muss ich mir das vorstellen? Welche Form sollte das Gezupfte haben? Muss das Eckige ins Runde? Oder formlos?




Sluschba wneschnei raswedki

SWR

Der russische Auslandsgeheimdienst Sluschba wneschnei raswedki (SWR) empfiehlt auf seiner Website Tor und den Onion-Dienst zu benutzen, um ihm Informationen zukommen zu lassen. Gleichzeitig werden zahlreiche Websites für Russen zensiert. Genau mein Humor.

SWR

So etwas reizt natürlich zur Kontaktaufnahme. Funktioniert alles einwandfrei. Nur fiel mir nichts ein, was ich hätte schreiben können. Und wer weiß, wer mir geantwortet hätte?

SWR




Am südlichen Gaskorridor

pipelines

Die geschätzte Leserschaft sei daran erinnert, dass hier das aktuelle Thema Turkstream 2018 schon erörtert wurde, und 2016 haben wir die ökonomischen Interessen durchgenommen analysiert.

Was lesen wir heutzutage in den Qualitätsmedien und in der – so sagt man im Westen – minderqualitativen russischen Propaganda? Die Russen verkaufen Gas an die Türkei, und wir kaufen Gas von der Türkei. Das ist eine geniale Idee! Warum ist nicht schon vorher jemand darauf gekommen? Warum Gas billig einkaufen, wenn man es indirekt woanders teurer beziehen kann?

Der südliche Gaskorridor sei voll funktionsfähig, verkündete die Deutsche Welle 2019. Schon damals konnte man erkennen, dass vor allem die Türkei von den Transitgebühren profitieren würde – das russische Gas über diverse Pipelines floss auch in die kleineren Staaten Südosteuropas.

Wer die Russen umgehen wollte, scheiterte – wie die Nabucco-Pipeline. Dumm gelaufen, Joschka Fischer!

RT Deutsch säuselt herum: Es sei in Erinnerung gerufen, dass die Ermordung des damaligen russischen Botschafters Andrei Karlow im Dezember 2016 in Ankara das Verhältnis zwar erschütterte – wie zuvor schon der Abschuss eines russischen Kampfjets beim Anflug auf Syrien durch die türkische Luftabwehr – aber die Beziehungen blieben professionell aufrechterhalten. „Unsere Gespräche mit der Türkei sind manchmal schwierig, aber sie enden immer mit einem positiven Ergebnis; wir haben gelernt, einen Kompromiss zu finden“, sagte Putin.

Das sag mal jemand dem Selenkij.




Drei Mal

uxmal

Die Ruinen der Maya-Stadt Uxmal, die wir hier schon mehrfach durchgenommen hatten, fotografiert in Yucatan, Mexiko, am 17.10.1979. Vorn mein damaliger Reisebegleiter. Wenn ich die Fotos der Ruinen mit denen anderer vergleiche, muss ich von Uxmal offenbar ziemlich begeistert gewesen sein – es waren viel mehr als bei den anderen. Palenque in Mexiko und Tikal in Guatemala kannte ich noch nicht.




Pravda

pravda

– Ja, falls jemand fragt, ich habe mein Twitter-Passwort geändert.

– Man könnte versucht sein, die Wahrheit herauszufinden, wie es an der Front aussieht. Vielleicht werden diese Informationen aber überschätzt, und man sollte Inhalte besser überwinden:
Telepolis: Hätten wir Russland damals über die Flanke angreifen sollen?
Martin Sonneborn: Wichtig ist, dass wir überhaupt angegriffen haben. Ich gehe davon aus, dass in der aktuellen Situation auch Hitler ganz neu bewertet wird, schließlich hat er gegen die Russen gekämpft. Sieht so aus, als wären Teile der Öffentlichkeit gerade dabei, Willy Brandt auf den Platz von Adolf Hitler zu schubsen und umgekehrt.

– Wait a minute: „Ermittler haben in Hamburg einen Mann festgenommen, der auf einem Telegram-Kanal russische Propaganda zum Krieg gegen die Ukraine verbreitet haben soll.“ Ich verbreite auch auf meinem Telegram-Kanal russische Propaganda dergestalt, dass ich mich auf die Medienkompetenz des Publikums verlasse. Muss ich jetzt nicht nur eine Wohnungsdurchsuchung, sondern eine Festnahme fürchten? Sollte ich darauf achten, dass der Buchstabe Z hier nicht allzu oft vorkommt? Zwei zeternde Zulus ziehen zügig zwölf zappelnde Zebras zum zyprischen Zoo usw.?

– Welche Quellen nimmt man? Die Berliner Zeitung, die die New York Times zitiert, das Verhältnis zwischen dem Regime in Kiew und der US-Regierung sei zerrüttet, weil die Ukraine keine Informationen über die Lage an der Front herausgebe? Selenskij wird seine Gründe haben.

Ich nutze neben dem schon bekannten ISW noch andere Quellen, zum Beispiel Moon of Alabama, ein Blog, das merkwürdigerweise als links gilt, und die Live Universal Awareness Map („Liveuamap“).

Die russischen Telegram-Kanäle schreiben alle voneinander ab: Was in dem einen kommt, wird bald, oft nur geringfügig verändert, von den anderen übernommen. Intel Slava Z ist noch der informativste – man muss natürlich die Angaben überprüfen. Übersicht Ukraine Kanal bietet nur – oft schlechte – Übersetzungen von Presseartikeln. Moscow Calling ist ein kritischer, aber nicht „oppositioneller“ russischer Militär-Blogger, der auch von westlichen Medien zitiert wird; der Kanal ist aber in russischer Sprache. Scott Ritter bloggt aus militärischer Sicht informativ, aber verbreitet ausschließlich die Version der Russen. RT Deutsch und Sputnik sind nur nützlich, wenn man wissen will, was die Russen gern hören – man sollte alles selbst recherchieren. Bei den Themen „COVID-19“ oder „Israel“ liest man dort einfach nur hanebüchenen Quatsch. Aber das gilt ja auch für unsere Qualitätsmedien.

Habe ich etwas vergessen? Ach ja: Die Ukrainer gewinnen heldenhaft alle Abwehrkämpfe, und die Russen marschieren unaufhaltsam vor, oft ohne auf großen Widerstand zu stoßen.

Post Scriptum: Welche Regierung erkennt Deutschland als die rechtmäßige in Venezuela an?




Qual der Wahl bei den Rios

Fotos aus Lateinamerika

Welches hänge ich nun wo auf im Schlafzimmer? Auf eines der drei selbst fotografierten Bilder muss ich beim stationären Fahrradfahren immer gucken. Die Motive sind der Leserschaft schon bekannt: Der Rio Urubamba in Peru, der Rio Branco in Brasilien und der Rio Beni in Bolivien.




Specular, diffuse und nicht Normales

mesh

Hier noch etwas für die zahllosen hier mitlesenden Game-Designer für Second Life: Endlich habe ich kapiert, wie das mit den Mesh-Texturen funktioniert. Nein, ich habe keine verständliche Anleitung gefunden, sondern jemand hat mir das „inworld“ im Chat erklärt.

Mesh-Objekte haben drei Texturen, die als specular, normal und diffuse benannt sind. Um Einfaches kompliziert zu machen: Die Basis-Textur für den Mesh-Prim ist mitnichten normal, sondern diffuse. Darauf muss man erst einmal kommen. Danach wählt man die Option Bumpiness und fügt die „normale“ Textur an derselben Stelle ein. Zum dritten Shininess – da hinein gehört die specular-Textur.

Man sieht das virtuelle Ding in voller Mesh-Pracht aber nur korrekt mit maximaler Grafik-Auflösung und schnellem Internet. Da die meisten Spieler das aber gar nicht haben, ist die optimale Ansicht nur für Gamer-PC-Grafikkarten-Besitzer wie mich und ein paar andere Nerds.

#gamedesign #secondlife #fantasy




Maya-Perspektive, unbekannt

uxmal

Die Ruinen der Maya-Stadt Uxmal, die wir hier schon mehrfach durchgenommen hatten, fotografiert in Yucatan, Mexiko, am 17.10.1979. Leider kann ich die genaue Perspektive nicht mehr bestimmen. (Zum Vergleich hier noch das eingescannte Dia im Original.)




Auflauf mit Kirschen oder auch nicht

Kirschenauflauf

Neulich versucht ich mich an einem Kirschenauflauf, für den es ein paar Fantastillionen Rezepte gibt. Ich weiß gar nicht mehr, welches ich auswählte. Man matscht einen normalen Teig zusammen und dröselt irgendwie die gewaschenen und entsteinten (vermutlich muss man das heute erwähnen, weil ansonsten irgendwelche Dödelinnen die Steine mitessen wollen oder, falls das nicht gelingt, mich auf Schadensersatz verklagen würden) süßen Kirschen hinein und gibt die Masse in eine gefettete (kein Maschinenöl verwenden!) Auflaufform. 20 Minuten Hitze ab 175 Grad dürften reichen.

Die Sache schmeckte zwar, vor allem wegen der unglaublich leckeren griechischen Kirschen, aber das Ensemble ist langweilig: Ist das nun eine Art Kuchen oder ein Auflauf? Unter Letzterem stelle ich mir doch eher etwas mit toten Tieren oder überbackenes Gemüse vor. Wenn schon Kirschen, dann doch gleich eine Torte. Beim näheren Hinschauen auf die Fantastillion interessiert mich aber ein Ofenpfannkuchen aus Finnland. (Eier-)Pfannkuchen mache ich mit Pflaumen oder Äpfeln; Kirschen wäre eine Alternative. Demnächst, wenn es wieder Kirschen gibt, in diesem Ofen.




Straight

burksburksburks

Meine schnuckelige Physiotherapeutin behauptet, ich stünde jetzt schon einigermaßen gerade.

Einwurf auf Fratzenbuch: „Allein das Wort „schnuckelig“ dürften manche Zeitgenossen als übergriffig und sexistisch bezeichnen.“
Antwort: Deswegen benutze ich es ja.




Neusprech aus Pallywood

matondo castlo

Ich habe bei Wikipedia mal eingegriffen, weil „vermeintlich israelfeindlich“ bei dem Farkha-Festival Neusprech aus Pallywood ist. Ich vermute aber, dass bald irgendein Dödel auf Wikipedia das „vermeintlich“ wieder hineindröselt.

„Workshops zum palästinensischen Befreiungskampf“ – mehr muss man nicht wissen, auch wenn die Teilnehmer sich als „links“ fühlen. Wer soll von wem wie befreit werden? Warum sagen sie nicht gleich: Treibt die Juden ins Meer?

matondo castlo




Flirting with disaster

Guter Kommentar im Guardian von Simon Jenkins: „In Taiwan, as in Ukraine, the west is flirting with disaster“.
The fates of Ukraine and Taiwan merit every diplomatic support but they cannot be allowed to lurch downhill towards global war or nuclear catastrophe. This may reduce the effect – always overstated – of nuclear deterrence, and make them vulnerable to blackmail. But it is one thing to declare yourself “rather dead than red”, quite another to inflict that decision on others.




Formosa

china taiwan

Ich lasse hier Cüneyt Gençer zu Wort kommen, der unter der Überschrift „Nachhilfe für unsere Völkerrechtlerin“ auf Facebook schrieb:

Liebe Frau Baerbock, da auch Deutschland in der EU ist, hat der Staat Deutschland, den Sie als Außenministerin repräsentieren, Taiwan als souveränen Staat nicht anerkannt. Auch für Deutschland ist die Insel Taiwan ein Teil der Volksrepublik China. Es werden zwischen Deutschland und Taiwan keine diplomatischen Beziehungen unterhalten.

Nochmal als Beispiel: Bayern ist ein Bundesland in der Bundesrepublik Deutschland und kein Nachbar von Deutschland.

Nun verkündet die frühere Trampolinspringerin und heutige Außenministerin in Richtung China, dass „Deutschland es nicht akzeptiere, wenn ein großer Nachbar den kleineren überfalle.“ Sie sagt Taiwan sogar Unterstützung zu.

Nachdem Taiwan nach der Rechtsauffassung Deutschlands ein Teil der Volksrepublik China ist, kann eine Außenministerin gerne – wenn sie sich davon was auch immer verspricht – China dafür kritisieren, wenn China in inneren Angelegenheiten militärische Maßnahmen zu ergreifen droht. Sie kann aber nicht von „großen und kleinen Nachbarn“ faseln. Das ist einfach eine falsche Metapher und zeugt von katastrophalen Kenntnissen des Völkerrechts. Genau des Rechts, dem sie in ihrem Lebenslauf ihre Berufsbezeichnung abzuleiten pflegt.

Ich finde die Äußerungen unserer Außenministerin furchtbar peinlich und ihres Amtes nicht würdig.

Full ack.

Sergei Wiktorowitsch Lawrow oder Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst Graf von Metternich-Winneburg zu Beilstein würden den Job eines deutschen Außenministers bestimmt besser machen als Baerbock. Die sind bzw. waren aber keine „Völkerrechtler“.




Hauptstadt Magdeburg

republik der deutschen

Johann Gottlieb Fichte: „Die Republik der Deutschen zu Anfang des zwei und zwanzigsten Jahrhunderts, unter ihrem fünften Reichsvogte“, aus ders. Nachgelassene Schriften 9, zit. n. Helmut Walser Smith Deutschland – Geschichte einer Nation, S. 211. (Zu meiner Studentenzeit gab es noch ein Pflichtseminar „Wissenschaftliches Zitieren“ – jede Wette, dass so etwas schon lange abgeschafft wurde. Heute muss man schon froh sein, dass Studenten die deutsche Rechtschreibung einigermaßen beherrschen.)

Der Walser Smith wird mir immer sympathischer angesichts der Fülle interessanten Materials zum Thema. Vieles war mir bisher unbekannt – und garantiert vielen anderen auch. Er schreibt über Heinrich von Kleist und über einen der bedeutendsten „Think Tank“ des deutschen Nationalismus Anfang des 19. Jahrhunderts:
Auf jeden Fall diskutierte die Tischgesellschaft über die Geschicke Preußens und Deutschlands und über die Form des neuen Patriotismus. Sie frönte, kurz zwar, aber unheilvoll, dem Antisemitismus, was uns daran erinnert, dass die Geburt des deutschen Nationalismus von Anfang an auf vielschichtige Weise mit antijüdischen Empfindungen verbunden war. Doch ganz gleich, ob Kleist der Tischgesellschaft angehörte oder nicht, offenbart sein Nationalismus etwas von beträchtlicher Bedeutung. Nämlich dass der deutsche Nationalismus, so problematisch er auch sein mochte, in seiner Anfangsphase aus einer wahren Eruption an intellektueller Kraft und kreativer Energie schöpfte, die ihn zugleich besonders und universell, blutig und utopisch machte. Indem er Gefühle der Liebe, des Hasses und der Angst in den Dienst staatlicher Macht stellte, wurde der deutsche Nationalismus zu einer der mächtigsten und letztlich tödlichsten politischen Ideologien des 19. und 20. Jahrhunderts.

Offenbar steht ein Revival bevor.




Unter Veracryptern und tugendhaften Klempnern

wasserhahn

Wie das der Kryptografie kundige und des Verschlüsselns digitaler Dinge erfahrene Publikum schon bemerkte, kann man geschützte Speichermedien fünf Jahre lang untersuchen und doch nichts finden. Ich weiß, wovon ich rede. Das wird die üblichen Verdächtigen aber nicht daran hindern, wie gewohnt zu verfahren.

Ich will aber eure Herzen nicht vergiften wie Madame de Staël, die in ihrem Buch über Deutschland, das Napoleon höchstpersönlich ins Feuer warf, schrieb, dass die Deutschen zu wenig unabhängig seien und dass sie „durchaus nicht das haben, was man Charakter nennt. Sie sind tugendhaft und rechtschaffen, als Privatleute, als Familienväter, als Staatsbeamte; aber ihr gefälliger und zuvorkommender Diensteifer gegenüber der Macht verursacht ein schmerzliches Gefühl.“

Jetzt zu wichtigen und aktuellen Themen: Ich muss für den Garten meiner Mutter einen neuen Wasserhahn besorgen, weil der alte tropft und vermutlich die halbe Hauswand einstürzt, wenn ich ihn versuche zu reparieren. Ich hatte bei der Großbourgeoisie schon einen gekauft (1/2 und 3/4 Zoll Anschluss), aber der passt nicht. Frage: Wo wird denn der Durchmesser festgestellt? Am Gewinde oder woanders? Wie groß dick muss er sein?




Exotischer Piepmatz

Piepmatz

Mir fällt nichts ein, also wieder mal der Guyana Zoological Park, Georgetown, 1982. Vermutlich habe ich eines meiner damals kostbaren Dias verschwendet, weil der Piepmatz da fröhlich auf der Stange saß und etwas in der Kralle hielt, an dem er knabberte.

Aus der Rubrik „nützliches Wissen“: Piepmatz ist ein Determinativkompositum. Gut zu wissen.




Jeder Tag ist Aschura oder: Falsche Propheten und kostümierte Revolutionen

schiiten

…Mit kaum hundert Getreuen langte er vor Kufa an, fand aber die Stadt bereits von seinen Feinden besetzt. Er verlegte sich auf erfolgloses Unterhandeln. Die Lebensmittel gingen ihm aus; das Wasser vertrocknete in dem Sonnenbrande; seine Tiere stürzten, und seinen Begleitern schaute der blasse Tod aus den eingesunkenen fieberfunkelnden Augen. Er rief vergebens Allah und den Propheten um Hilfe und Rettung an; sein Untergang stand „im Buch verzeichnet“. Obeïd ‚Allah, ein Heerführer Dschezids, drang bei Kerbela auf ihn ein, massakrierte seine ganze Begleitung und ließ auch ihn selbst umbringen. Man fand ihn aus Mangel an Wasser bereits dem Tode nahe; aber man hatte kein Mitleid mit ihm, und er wehrte sich vergebens mit der letzten Kraft seines schwindenden Lebens – man schnitt ihm den Kopf ab, der auf eine Lanze gesteckt und im Triumphe herumgetragen wurde.

Dies geschah am 10 Muharrem, und bis auf heute ist dieser Tag bei den Schiiten ein Tag der Trauer. In Hindostan trägt man ein Bild von Hosseïns Kopf auf einer Lanze herum, wie es nach seinem Tode geschah, und ahmt mit einem aus edlen Metallen gefertigten Hufeisen den Lauf seines Renners nach. Am 10. Muharrem ertönt ein Wehegeschrei von Borneo und Celebes über Indien und Persien bis zum Mogreb Asiens, wo die Schia nur noch zerstreute Anhänger hat, und dann gibt es in Kerbela eine dramatische Vorstellung, welche an Szenen der wildesten Verzweiflung ihresgleichen sucht. Wehe dem Sunniten, wehe dem Giaur, welcher an diesem Tage sich in Kerbela unter der bis zur Tobsucht aufgeregten Rotte der Schiiten sehen lassen wollte! Er würde in Stück
zerrissen! (Karl May: Von Bagdad nach Stambul)

Beim Frühstück fragte ich mich, ob Peter Scholl-Latour noch lebt, was wohl Peter Scholl-Latour zum Revolutiönchen im Irak nuscheln sagen würde. Revolution? Wir wissen alle, dass die Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, dass diese sich aber meistens als etwa anderes kostümieren. Das gilt für den 30-jährigen Krieg genauso wie für den „Konflikt“ zwischen Schiiten und Sunniten. Ich sah mir ein Video, das das nett und verständlich erklärt (für die, die Karl May nie gelesen haben, hilfreich).

Die Schiiten und deren Chefideologen scheinen jetzt wieder mal den Irak übernehmen zu wollen – die große Mehrheit haben sie ohnehin. Die politisch aktiven schiitischen Pfaffen haben meistens schwer einen an der Waffel, aber das merken Gläubige natürlich nicht: „Coronavirus: Iraqis criticise Muqtada al-Sadr for same-sex marriage claims„. Schon klar. Ich hatte vor fast zwei Jahrzehnten ausführlicher darüber geschrieben.

Ein Bürgerkrieg ist wahrscheinlicher. Wieso kostümierter Klassenkampf? Die Demonstranten „fordern eine Regierung frei von ausländischem Einfluss und Korruption“. Die da unten kegeln die da oben ein wenig durcheinander, und am Ende siegen wie immer die da oben, aber vielleicht andere.

Es ist Blut, sehr viel Blut geflossen; es sind Grausamkeiten verübt worden, welche niederzuschreiben sich die Feder sträubt, und noch heut ist dieser Haß nicht verlöscht. Er glimmt fort und fort und bricht bei jeder Veranlassung in helle, vernichtende Flammen aus. Es versteht sich ganz von selbst, daß diese Erbitterung ihre meisten Opfer in den Gegenden sucht und findet, wo Sunniten und Schiiten vermischt wohnen oder aber öfters aufeinander stoßen, und das findet ganz besonders statt in der Grenzprovinz Irak Arabi mit den beiden nicht weit von Bagdad liegenden heiligen schiitischen Städten Nedschef Ali und Kerbela.

Kerbela

Was sonst noch geschah: Russland wird Serbien unterstützen, falls die Kosovaren zündeln, weil „der Westen“ sie vielleicht aufgestachelt haben könnte. In den Schluchten des Balkan bleibt es dennoch unruhig. Die Volksrepublikchinesen kitzeln die auf Formosa. Und wie ist die Lage in Mali? Spricht man dort schon Russisch? Was sagt der Göttinger Mescalero zu dem jetzt fehlenden ukrainischen Oligarchen?