Norddeutsches Filtern

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Eine deutsche Medienanstalt in 20 Jahren (Symbolbild)

Business Insider (vom Springer-Verlag): „Politischer Filter“, „Klima der Angst“: NDR-Redakteure erheben laut vertraulichem Untersuchungsbericht schwere Vorwürfe gegen Senderleitung. (…)

Die „Berichterstattung werde teilweise verhindert und kritische Informationen heruntergespielt“, heißt es zu den Schilderungen der Mitarbeiter in einem vertraulichen Bericht aus dem September 2021. „Autoren würden abgezogen und Beiträge in den Abnahmen massiv verändert.“ Die Vorwürfe der Redakteure mündeten gar in der Behauptung, es gebe beim NDR in Kiel einen „politischen Filter“, Führungskräfte würden wie „Pressesprecher der Ministerien“ agieren, die kritischen Themen frühzeitig die Relevanz absprechen.

Mich erstaunt (oder auch nicht), dass unsere Qualitätsmedien das nicht früher mitbekommen haben. Eine Krähe hackt Die Zustände sind doch überall so, was die „Führungskräfte“ angeht. Gäbe es einen harten Journalismus, wie er noch im angelsächsischen Bereich vorkommt, dann wäre früher etwas durchgesickert – und überall.

Man könnte naiv annehmen, dass Journalistenverbände sich für das Thema zuständig fühlten. Dort aber wimmelt es vor Aufschneidern, Opportunisten und Feiglingen und drittklassigen Gestalten, die ihre beste Zeit lange hinter sich haben – wenn sie sie jemals hatten -, die am liebsten im Chor jubeln würden: Ich weiß nichts, ich kann nichts tun, ich will nichts wissen. Ruhe ist die erste Journalistenpflicht.

Es geht nicht darum, bestimmte Personen auszutauschen, wie im RBB. Das Sein in der Anstalt erzeugt automatisch das passende Bewusstsein. Die geschmeidige weltanschauliche Stromlinienform ist das Maß aller Dinge.

Woher und mit wem soll sich denn etwas ändern? Mit den heutigen Studenten, die „was mit Medien“ machen wollen, deren Allgemeinbildung aber die eines Kaninchens kaum übertrifft und die die deutsche Sprache nicht beherrschen? Es wird nicht besser werden. Vermutlich blogge ich hier in zwanzig Jahren und schreibe: I told you so.