Leadership failures

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For the mayor of Odessa, the Azovstal fighters are real heroes. “In my opinion, Mariupol saves not only Odessa, but the whole of Ukraine,” said Hennady Trukhanov, according to the Unian agency. “Because this selflessness shown by our military in Mariupol is a true example of heroism.”

Ach. Damit ist es jetzt wohl vorbei. Ich erwarte bald die ersten Filmcrews in den Ruinen, um Postakopalyptisches abzulichten.

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Source: russische Propaganda und deshalb natürlich voll gelogen

Die Lage? Ich muss zugeben, dass ich mich nicht mehr aus deutschen Quellen informiere. Ein kurzer Überblick über die Themen reicht mir schon, damit ich mich voll Grausen abwende. Komplett Propaganda, nur nicht so offen wie die russische Version, sondern subtil und oft auf die Tränendrüsen drückend. Muss ich nicht haben: Nach dem ersten Satz kennt man den Rest schon.

Wir wollen alle Rüstungsexporte aus Deutschland verbieten. (…) Umbau der Rüstungsindustrie mit guter Arbeit für die Beschäftigten. (Die Linke)

Keine Analyse, nirgends. Keine verlässlichen Quellen, nirgends. Nehmt dies, Linke: Eure Forderungen nützen gar nichts, null. Man verhindert keine Kriege, indem man keine Waffen exportiert. Viel mehr sollten die Linken fordern: Waffen für die Guten! Ich habe nichts gegen eine vergesellschaftete Rüstungsindustrie. Ich fordere das aber erst, wenn die Linke unter fünf Prozent stürzt, was bekanntlich bei der nächsten Wahl geschehen wird.

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Mariupol, Bahnhof Азовсталь, 1988

Die Lage, revisited? Die Russen sagen: …the Russian army has changed the tactics of military operations in the Donbass. Instead of trying to create one big cauldron for the entire 40,000-strong group of the Armed Forces of Ukraine, now the enemy forces are dismembered, deprived of supplies and beaten in parts.

So, the largest boiler is being created in Lisichansk – there the catch can significantly beat the record of Azovstal. Nearly 10,000 Ukrainian soldiers will be surrounded. If the cauldron takes place, it will be not only a major military, but also a moral victory.

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Ist das realistisch? Ich lese kaum etwas in den Mainstream-Medien über die Motivation der zwangsrekrutierten ukrainischen Soldaten, sehe aber viele Videos von welchen, die sich weigern zu kämpfen oder sich ergeben. Das kann ich nicht verifizieren, es ist aber logisch. Für was sollen die den Kopf hinhalten? Für die Kleptokratie der Ukraine und deren Marionette Selenskij? Die wollen doch nur überleben, und das ist ihr gutes Recht. Ich behaupte immer noch, dass Putin die gesetzen Ziele weitgehend erreichen wird.

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Russische Soldaten bei Sjewjerodonezk

Die Motivationsfrage stellt sich natürlich auch den Russen. Sie fangen an, ihr bestes Gerät aufzufahren, was meine These bestärkt, dass sie sich verschätzt haben, weil sie dachten, das werde ein Durchmarsch. Aber auch der „Terminator“ (unten) wird keine Schlachten entscheiden, wenn die Offiziere Pappnasen sind, korrupt und keine Initiative zulassen, und wenn der Nachschub bröckelt, je weiter die russische Armee vorrückt. Das tut sie:

Russian Airborne (VDV) forces reportedly took control of Volodymirivka and Lypove, and broke through Ukrainian defenses in Komyshuvakha, all north of Popasna. Troops of the Russian ”Wagner” Private Military Company reportedly took control of Trypillya and Vyskrivka to the west of Popasna. (ISW)

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BMPT (auch BMP-T, russisch Боевая машина поддержки танков, Bojewaja maschina podderschki tankow, zu deutsch: „Panzerunterstützungsfahrzeug“

Jetzt die guten Nachrichten. Ich habe zum ersten Mal von Volodymyr Ishchenko gehört, der in in Berlin lehrt. Roman Grabowski, der gerade bei den „Linken“ ausgetreten ist, zitierte mehrere seiner Artikel, u.a.
Courthouse News: „This is a war of leadership failures at many levels“.

Grabowski fasst das zusammen: Den Angriff auf die Ukraine rekonstruiert er hier als Folge einer dreifachen Krise der Hegemonie im Sinne der „capacity of the ruling class to lead the whole society, not simply to dominate it but to actually present themselves as actual leaders in the development of society“.
Auf globaler Ebene sei es eine Krise der Hegemonie der USA.

Zweitens sei es im Hinblick auf den postsowjetischen Raum eine Krise der Hegemonie nach außen, wo sich Russland durch den Mangel eines „attractive soft power project“, wie sie die USA oder die EU ausüben, auszeichne. Deshalb setze Russland nun für die Machtausübung auf Zwang und Gewalt (“So we should see this invasion as the failure of soft power, the failure of anything like an attractive development project,” he said. “Russia resorts to hard power.“).

Drittens handle es sich aber auch um eine Hegemoniekrise Russlands im Inneren, denn die russländischen Eliten würden von den Bürgern nicht als legitim betrachtet, das Putin-Regime sei grundlegend instabil und paternalistisch-klientelistisch sowie ideologielos („fundamentally unstable system based on paternalism and not on ideology“, „very non-ideological, […] relied on patronage networks, patron-clientelistic relations and […] discussed in concepts like clans, financial industrial groups“).
(…)
„No, the war is in the rational interests of the Russian ruling class. A stronger ideological regime might be an outcome of the war, not the other way round.“ He said Russian elites want to „assert their status globally, to empower themselves regionally and to consolidate their power on the domestic level.“

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„Donbass“ painting by Alexander Deineka, USSR, 1947

Dem kann man vorbehaltlos zustimmen. Ich glaube auch nicht wie die alarmistische Fraktion der Linken, dass in Russland ein faschistischen Regime droht. Dazu sitzt die herrschende Klasse viel zu fest im Sattel, und außer dem städtischen Kleinbürgertum, das politisch irrelevant ist, aber um so mehr in den westlichen Medien abgefeiert wird, empört sich niemand.

Ich mach jetzt wieder Reha.