Klare Zeichen senden oder: Wir sind die Guten, und wir sind viele

war ukraine

„Wie hätte der Künstler, der Soldat im Künstler nicht Gott loben sollen für den Zusammenbruch einer Friedenswelt, die er so satt, so überaus satt hatte! Krieg! Es war Reinigung, Befreiung, was wir empfanden“. (Thomas Mann 1914)

Und die Karl-Marx-Straße muss auch umbenannt werden – am besten in Stepan-Bandera-Straße! Es erstaunt, wie schnell die Deutschen wieder kriegslüstern werden, wenn der Ruf zu den Waffen ertönt. Vielleicht ist das ja doch genetisch bedingt. Dieselben Leute, die die allgemeine Volksbewaffnung in den USA verurteilen, fordern jetzt erhöhte Wehrbereitschaft gegen den irren Iwan.

Die Diskussion, ob die Russen jetzt die neue Antifa sind, wäre sicher interessant. Sie inszenieren sich so. Ich kann klammheimliche Sympathie nicht verhehlen. Vermutlich bin ich aber durch den Konsum der Feindsender schon ideologisch verblendet worden.

Meine Prognose zur Lage: Weißrussland wird auch bald in die Ukraine einmarschieren. Ich denke, dass deren Verbände den Nachschub aus Polen kappen sollen. Viel traue ich den belarussischen Kombattanten aber nicht zu. Die russische Armee bombardiert schon Ziele bei Odessa. Mariupol ist nach Angaben der Russen erst zu 50 70 Prozent unter Kontrolle. (Die Kadyrowzy scheinen zu schwächeln.) Kramatorsk ist unter Beschuss; Isjum nördlich davon umkämpft. Den Plan kann jeder Laie erkennen: den Osten der Ukraine in zwei Teile zu trennen.

war ukraine

Der alt böse Feind mit Ernst
ers jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.

(evangelisches Kirchenlied)

„Niemand will tatenlos zusehen“, schreibt die Taz. Ach?! Der Appell an die Volksgemeinschaft, die keinen Klassenkampf mehr kennt? Auch Helfen ist Propaganda, und die Motive sind oft fragwürdig. Man möchte sich als Teil des Kollektivs fühlen. Wir sind die Guten, und wir sind viele. Da ich mich auch mit der guten Sache nicht gemein mache, biete ich daher hier (unten) mehrere Optionen an.

war ukrainewar ukrainewar ukraine

Ich kenne dein Tun und weiß, dass du weder heiß noch kalt bist. Wenn du doch das eine oder andere wärst! Doch du bist lau, weder heiß noch kalt. Darum werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
(Paulus an die Gemeinde von Laodizea)

Diese Sätze aus der Bibel sind ganz klar eine Allzweckwaffe. Ich habe den in meiner Kindheit tausend Mal gehört, privat und von Laienpfaffen. Zu den Maoisten meiner Semler-KPD passte er auch, aber die wollten das so nicht hören. Du musst dich mit ganzem Herzen der guten Sache widmen. Heute schaudert mich, wenn ich mir vorstelle, was das de facto bedeuten kann – sich aufzuopfern.

Man stelle sich vor, irgendwer drohte damit, deutsche Erde zu besetzen (die Polen? Luxemburg? Der Russe?)! Wer da aus der medial orchestrierten Volksgemeinschaft ausscherte, wäre in Gefahr, Opfer von Lynchjustiz zu werden wie jetzt die Roma in Lemberg: Die werden öffentlich an Pfähle gebunden und mit Farbe bespritzt, weil sie hungern und Lebensmittel stehlen (davon gibt es genug Fotos und Videos, aber nicht in deutschen Medien). Lynchjustiz ist nur pöhse, wenn andere sie verüben, nicht aber Freunde des freien Westens.

war ukraine