Audiatur et altera pars

Der Deutsche Journalisten-Verband regt eine Erweiterung des Pressekodex um das Thema Kriegsberichterstattung an.

Aus Sicht von Deutschlands größter Journalistenorganisation sollte der Pressekodex des Deutschen Presserats Journalistinnen und Journalisten dazu verpflichten, auf unzureichende Recherchemöglichkeiten im Konfliktfall hinzuweisen. „Wenn nur eine von zwei Konfliktparteien die Quelle von Informationen ist, müssen die Leserinnen und Leser das erfahren“, sagt DJV-Bundesvorsitzender Frank Überall. „Im Krieg gilt: Die Wahrheit stirbt zuerst.“ Gerade bei bewaffneten Auseinandersetzungen sei das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit besonders groß. „Dieser Verantwortung müssen wir Journalistinnen und Journalisten gerecht werden.“

Der DJV-Vorsitzende erinnert in dem Zusammenhang an den Irak-Krieg, als die US-Truppen mit dem damals neuen Instrument des embedded journalism versucht hätten, die Berichterstattung in ihrem Sinn zu beeinflussen. Überall: „Ob im russisch-ukrainischen Grenzgebiet oder anderswo auf der Welt: Wir dürfen uns nicht zu Propagandagehilfen einer Konfliktpartei machen lassen.“ Eine klarstellende Ergänzung des Pressekodex sei da ein wichtiges Hilfsmittel für Journalistinnen und Journalisten.

Es ist schon bezeichnend für den Zustand des deutschen Journalismus, wenn das Selbstverständliche noch einmal extra betont werden muss.

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Kommentare

3 Kommentare zu “Audiatur et altera pars”

  1. Die Anmerkung am Februar 23rd, 2022 12:09 pm

    https://snanews.de/20220222/pechstein-ard-sammelinterview-5475040.html

    Keine Statements für Seppelt & Co. – Claudia Pechstein schließt ARD von Sammelinterview aus

    Wer will es Pechstein aber auch verdenken? Und sie ist auch nicht verpflichtet, einem Medium, und sei es die große ARD, Rede und Antwort zu stehen. Das sieht auch der Deutsche Olympische Sportbund so: „Grundsätzlich entscheiden Athleten selbst, ob sie Interviews geben. Wir hätten es jedoch begrüßt, wenn Frau Pechstein die Situation im Sinne des Team D gelöst hätte.“ Anders sieht es der Deutsche Journalisten-Verband, der Pechstein ein „seltsames Verständnis von Pressefreiheit“ vorwarf.
    —–
    Ich ahnte es irgendwie, daß die Kader des Deutschen Journalisten-Verbandes dumm wie Stulle sind.

    Claudia Pechstein muß erstens kein Verständnis über und zur Pressefreiheit haben, und zweitens sollten sich diese Spacken bei der VHS anmelden, wo ihnen beigebracht wird, was Pressefreiheit ist und wer sie in Anspruch nehmen darf, also für sich reklamieren. Sie anderen aufdrängen gehört nicht zur Pressefreiheit, dafür zum Arsenal von Idioten, die meinen, jedem auf den Wecker gehen zu dürfen.

    Ich hätte Seppelt auch in jedem Fall die kalte Schulter gezeigt, dennd er lag damals definitiv falsch und hat sich bis heute weder entschuldigt noch Schmerzensgeld gezahlt. Seppelt ist nichts weiter als ein gut bezahlter Denunziant. Widerlich.

  2. Gottfried24 am Februar 23rd, 2022 12:36 pm

    Nein, Schröder! Wenn ein Restaurent zu seiner eigenen Sicherheit mittlerweile seine Kunden darauf hinweist das ein gebratener Fisch möglicherweise Gräten enthalten kann, dann halte ich diesen Hinweise für Normal.

    Denken Sie bitte daran alle Hinweise auf „russisches“ in Ihren Webseiten entweder zu löschen oder zu verpixeln.

  3. ... der Trittbrettschreiber am Februar 23rd, 2022 3:48 pm

    Ein großes Problem der Individualisierung und der mit ihr einhergehenden Infantilisierung.
    In der Informationsbranche scheint nichts selbstverständlich zu sein. Es ist ein tägliches Neuerobern von beruflichen Räumen, ein permanentes Definieren der eigenen Fähigkeiten vor Menschen, die nicht die Bohne von Ahnung haben, von dem, was ein Branchenspezialist so drauf hat.

    Wäre ich Bäcker und suchte eine Arbeit, müsste man sich ein Bewerbungssgespräch heute in etwas so vorstellen:
    „Guten Tag, blablaa, wie gehts blabla, haben Sie gut hergefunden, rülpsrülps?“
    „Danke, den Kaffee bitte ohne Zucker, nur stilles Wasser, wegen der Umwelt“.
    „Sosooo, Sie sind also Bäcker. Aus Ihren Unterlagen geht hervor, dass Sie nach Ihrer Lehre viel unterwegs waren, um Erfahrungen zu sammeln, blätterbelätter, räusperrülps.“
    „Jajajaaaa, ich habe gute Erfahrungen sammeln dürfen, unter anderem in Monaco, Paris, Palermo, Pelkum und Groß Pankow.“
    „Hhhhmmmm, das ist ja schon beeindrukend.“
    „Ach? Und Beeindruckendes beeindruckt Sie?“
    „Ja, wissen Sie, wir suchen einen Nachfolger für unsern Rolf, der hat das immer sehr gut gemacht. Deshalb möchte ich Ihnen mal Ihre Kompetenzen abfragen: Wissen Sie, was ein Backofen ist?“
    „Sie meineen diese eckigen Kästen mit diesen Metalltüren dran, in die man dieses schmierige Zeugs, was im Neusprech ‚Brotteig‘ genannt wird, reinschiebt?“
    „Genau, ich sehe, Sie haben tatsächlich was drauf.“

    Und dann geht das noch Stunden so weiter, der Personalhirni hat sich nach ausgiebigem Gähnen und langen Verhörversuchen zu Motivation, Haltung zum Gendern beim Kneten und dem Ehestand gleichgeschlechtlich oder Patchwork-WG endlich verabschiedet und dann, ja dann wird einem endlich diese Floskel klar, nach der sich immer eine neue Tür öffnet, wenn eine andere sich schließt – und so wird man dann vom Bäcker IT-Profi oder einfach Journalist_innenberaterinnencoach m/w/d/x.

    PS: Wieso schmecken heutzutage die Brötchen irgendwie nach Kompetenzverlust?

    Hier müsste jetzt eigentlich ein Absatz hin – aber da kommt nix mehr. :)… hhmmm.

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