Unter Säbelrasslern

kriegspropaganda

Ich darf das geneigte Publikum auf eine merkwürdige Tatsache hinweisen: Keine relevante deutsche Zeitung, kein Radiosender, keine Fernsehsendung unterstützen die russische Position im Ukraine-Konflikt, welche auch immer das sein mag. Alle jammern für die arme Ukraine. Das nenne ich „Schießschartenmodus“.

Man könnte doch auch – ganz anarchistisch gestimmt – fordern: Warum nicht die Ostgrenze Polens und die Westgrenze Russlands wie 1922 neu festlegen? Warum marschiert Russland nicht in den failed state Ukraine ein und überlässt den Westen eben dieser, also die ehemaligen Ostgebiete Polens, dem neuen Nachbarn, als Zeichen ewiger Freundschaft oder so ähnlich? Auch wenn das vielleicht absurd klingt, aber es zeigt, dass es ein breites Spektrum von Meinungen zum Thema, was doch zu erwarten wäre, hierzulande nicht gibt – in den Medien. Die propagandistische Dauerberieselung wirkt. Und in der Ukraine werden kritische Stimmen sowieso unterdrückt.

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Meine Prognose stimmt mit der von Al Jazeera überein: „No, Russia will not invade Ukraine. A large-scale military operation does not fit into Moscow’s cost-benefit calculus.“ Man kann natürlich nie wissen. Der ehemalige deutschen Generalfeldmarschall Helmut von Moltke dazu: „Jede Strategie reicht bis zur ersten Feindberührung. Danach kommt nur noch ein System von Aushülfen.“

Man darf annehmen, dass Putin sich mit dem chinesischen Premier verständigt hat, wie weit er gehen sollte und könnte. Die werden sich weise eins grinsen, sich nicht wirklich festlegen und ihm bedeuten, er solle mal machen. Alle wissen, dass die USA keine Soldaten in die Ukraine schicken wird. Die Vereinigten Staaten wollen nur, dass Deutschland ihr Fracking-Gas kauft, das extrem umweltschäödlich produziert wird, anstatt das billigere Gas von Russland. Bei diesem Thema ist den „Grünen“ die Umwelt plötzlich schnurzpiepegal.

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Aber der Gerd sei entspannt, erzählen Freunde. Er habe schon ganz andere Kämpfe durchgestanden. Was gerade passiere, sei ein laues Lüftchen. Hauptsache, die Deutschen sehen es mehrheitlich wie er: Frieden mit Russland. Das sei das Einzige, was zähle. Er, Gerhard Schröder, soll mit seinem Kurs der Außenpolitik dieses Landes schaden, gar ganz Europa, wie führende Parteifreunde jetzt kritisieren? Ach Gottchen. Ist ja niedlich. (Aus dem aktuellen „Spiegel“)

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Ich frage mich, welche Motive die deutsche Journaille treiben? Der Klassenstandpunkt? Die Eitelkeit, endlich der Politik mal sagen zu können, was sie tun soll? Wen interessiert schon, was Journalisten zum Thema zu kommentieren haben? Das ist doch nicht systemrelevant. Wer meint, jetzt müsste „hart durchgegriffen“ und Putin „in seine Schranken verwiesen“ werden, den würde ich persönlich auf einen LKW verladen und in einem Schützengraben im Donbass wieder auskippen. Was für eine lächerliche Mischpoke!

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Wieder mal stimmt der Marxsche Satz: „Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.“ Leider stimmt aber auch: „Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden.“ Man sollte nicht glauben, dass alle Beteiligten, die herrschenden Klassen und ihrer medialen Helfershelfer, jeweils rational handeln.

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