Die Öko-Lüge

seltene erden
Seltene Erden – credits: NASA

Was macht eigentlich das Kapital? Fragt ja sonst niemand. Ich aber – vor allem nach der Lektüre der durchaus faktenreichen, aber natürlich Kapitalismus-affinen Titelgeschichte im Print-Spiegel: „Damit der reiche Norden ökologisch korrekt leben kann, wird der arme Süden ausgebeutet: Konzerne zerstören ganze Landstriche, um Rohstoffe für Windräder und Solarzellen zu fördern. Welche Alternativen gibt es? Ach? Hätte uns doch jemand gewarnt!

Ich darf das Publikum daher höflich auf das Thema und die neuesten Trends im Kapitalimus aufmerksam machen dergestalt, dass man sehr gut vergleichen kann, welche Vor- und Nachteile der Staatskapitalismus à la China hat, wenn die Ressourcen knapp werden und wer eigentlich im „freien“ Westen auf den Rohstoffen sitzt.

Kupfer: Die größten Kupfervorkommen sind in (nicht hat!) Chile. Eigentümer ist der Konzern Antofagasta plc, und der wiederum gehört der chilenische Milliardärsfamilie Luksic. Der Chef der Holdings, die unter anderem auch Gold und Molybdän fördern, ist Luksic Craid, der neben der Ausbeutung der Ware Arbeitskraft, die offenbar nicht anstrengend ist, auch noch genug Zeit findet, um auf den Mount Everest und andere Berge zu steigen (den Wikipedia-Eintrag hat garantiert seine PR-Abteilung verfasst). Die Profite sprudeln und das Volk sieht davon nichts.

Das Publikum möge beurteilen, ob die Tatsache, dass fast alle Mitglieder der Kommunistischen Partei Chiles nach dem Putsch 1972 ermordet wurden, auch in anderen Ländern blühte, wenn es ernst würde und die „Linke“ aufhören würde, nur den Kapitalismus reparieren zu wollen. Das Kapital hat bekanntlich weltweit einen funktionierenden Klasseninstinkt.

Was braucht man noch für „Öko“? Elektroautos, Windräder, in den Lithium-Batterien in einem Tesla S steckt so viel Lithium wie in 10.000 Handys. Noch mehr Fakten: Eine Tonne Neodym, das für Windräder gebraucht wird, verursacht 77 Tonnen Kohlendioxid, eine Tonne Stahl nur 1,9 Tonnen. Alles öko eben. Und – Überraschung! – China kontrolliert 75% der Produktion von Lithium. Erklärt das Heulen und Zähneklappern bei den Lautsprechern des Kapitals aka Medien, wenn die Rede auf China kommt?

Kobalt braucht man für Batterien: 64% der Weltproduktion stammen aus dem Kongo. Wie es dort zugeht, ist ausführlich beschrieben worden; der Frühkapitalismus lässt grüßen. Auch Daimler bezieht Kobalt aus dem Kongo, aber auch aus Neukaledonien und aus Papua-Neuguinea (offenbar sitzen da schon die Chinesen fest im Sattel).

Auch, ich vergaß die politische Situation in der so genannten „Demokratischen“ Republik Kongo. Der Staat gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Kapital hat nichts zu befürchten: „…der fast vollständige Zerfall der Infrastruktur, Verwaltung und Wirtschaft des Landes und insbesondere die Ausplünderung der äußerst rohstoffreichen Ostprovinzen des Kongo, in denen die Zentralregierung fast völlig machtlos ist, durch Uganda, Ruanda und verschiedene lokale Machthaber.“ Ich wiederhole mich: alles öko! Wir müssen das Klima retten!

Bauxit: Ohne Bauxit gibt es kein Aluminium. (Aluminium ist in den letzten Jahren um fast 60 Prozent teurer geworden.) An erster Stelle der Förderländer steht Guinea – eine Militärdiktatur. Bonus: China hat schon alles aufgekauft und denen gleich noch die Transportmittel dahingebaut. Die Guineer an sich waren nicht dazu in der Lage.

Nickel: Fast die Hälfte der Weltproduktion kommt aus Indonesien. Oh, ich vergaß: China baut in Indonesien zahlreiche Nickelschmelzen. Alles natürlich voll öko! Schmankerl am Rande: Nickel gibt es auch in Kuba. Und die Schweizer engagieren sich beim Nickelabbau in Guatemala, umweltbewusst wie immer (was laufen da auch die Eingeborenen herum und sperren sich gegen die Logik des Klimarettens Kapitals!).

Man könnte, wenn man zufällig unsere Klimaretter*_&%gretInnen lächerlich findet, auf die Idee kommen, es handele sich bei dem grünen Hype um einen Art Imperialismus 2.0, der sich mit Moral aka „Öko“ tarnt und die Leute verdummt. Aber so weit wollen wir heute nicht gehen….

seltene erden

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Kommentare

18 Kommentare zu “Die Öko-Lüge”

  1. ... der Trittbrettschreiber am November 6th, 2021 8:48 pm

    Wieviel Energie verbraucht eigentlich eine SMS oder eine Goggleanfrage, eine Wegbeschreibung oder ein
    Kommentar (ohne Begriffe wie JEVER, plopp oder zisch)?

  2. Godwin am November 6th, 2021 10:44 pm

    könnte glatt denken, du hast bei WrongKindOfGreen.org geklaut

  3. Gabi am November 7th, 2021 5:03 am

    Sag mal burks, kann es sein, dass die progressive Erkenntnis der Wissenschaft, der Verbreitung ihrer Erkenntnis hinterherhinkt..

  4. ... der Trittbrettschreiber am November 7th, 2021 6:19 am

    So so, Herr Nickel in unserer Parallelstraße hat also indonesische Wurzeln – joo da spickst, hähä. Dabei hat der so einen blassen Teng.
    Ein Kobalt, der denkt, nun seien Hoffnung und Schmalz vergoren. Aber es gibt ja noch den Senfbrotaufstrich aus Bauxit im Osten und solange man im schönen Lithium nicht immer alles aus dem Westen abkupfert, solls rechts sein …

    … und aus irgendeinem Kellerfenster klingt ein Plopp … hcks.

  5. ... der Trittbrettschreiber am November 7th, 2021 6:26 am

    Nachtrag:

    Warum ist die Menschheit nicht in der Lage, sich einen heißen Showdown zu gönnen. Dann wären all diese Lügen, Ablenkungen, Verschleierungen nicht mehr nötig – aber wer räumt dann auf zum nächsten Urknall?

  6. takeshi am November 7th, 2021 8:07 am

    Da fehlte gestern wohl der Kaffee zum Wachbleiben. ;-)

    Gestatte mir, auf folgende Flüchtigkeitsfehler hinzuweisen:

    – ermordet wurde(n)
    – Ohne Bauxit gibt es (kein) Aluminium.
    – Aluminium ist in de(r)n letzten Jahren

    Sollte dieser Satz wirklich so lauten?
    „China kontrolliert 75% der Produktion von 75% Lithium-Ionen-Batterien.“

  7. admin am November 7th, 2021 9:14 am

    Danke, ist alles korrigiert. Das stimmt, ich war schon recht müde….

  8. blowfish am November 7th, 2021 10:09 am

    Moin,
    auch wenn Wikipedia nur mäßig als Informationsquelle taugt, die Angabe, daß nur ca. 1/6 der Windkraftanlagen Neodym verwenden, würde ich ohne weitere Nachprüfung glauben.
    Es gibt also vermutlich Ersatz.

    Und nach meinem laienhaften Verständnis ist ein Windrad etwas relativ einfaches (ein Generator mit einem Propeller dran, der wie eine Windmühle anno dunnemals nach dem Wind gedreht und abhängig von der Windgeschwindigkeit den Anstellwinkel der Windmühlenflügel verändern kann), mit entsprechend aufwendiger Steuerungs- und Regelungstechnik, damit so ein Teil nicht bei Sturm den Geist aufgibt etc.

    Ob die Dinger die Welt retten, steht auf einem anderen Blatt. Auf jeden Fall bringen sie irgendjemandem Profit und die Netzbetreiber in Schwierigkeiten, weil immer zuviel oder zuwenig Windenergie da ist.

    [OT]Leute, die an der Bundesstraße wohnen und sich über des Windrad in 1 km Entfernung aufregen, finde ich trotzdem lächerlich.[/OT]

    Schönen Sonntag.

  9. tom am November 7th, 2021 10:25 am

    Müde. Ja, es fehlen auch noch /: und außen.
    Und ja, natürlich dreht das Kapital voll am (Wind-)Rad, wie immer, wenn die Zeichen auf Sturm stehen.
    Die Klimakatastrophe gibt es völlig unabhängig davon.
    Könnte ähnlich sein wie bei unseren neuzeitlichen Viren. Wenn man nicht dran glaubt, macht denen das nichts aus, die sind trotzdem da und können vor allem uns Ältere tot machen.

  10. Herbert Eisenbeiß am November 7th, 2021 10:56 am

    Dass die Mehrzahl der westlichen Länder rohstoffarm ist, ist doch nichts Neues.

    Genau darin hat doch auch der Imperialismus seine Wurzeln gehabt.

    Also von daher: alles wie gehabt, nur unter anderem Vorzeichen.

  11. tom am November 7th, 2021 10:58 am
  12. Die Anmerkung am November 7th, 2021 11:19 am

    Jan Fleischhauer @janfleischhauer

    Ernst Jünger hätte Tesla gefahren.

    Elon Musk @elonmusk Antwort an @hardcorehistory

    Almost finished Jünger’s Storm of Steel. Intense. Great book.

    Damit dürfte sich das Thema für alle Grünen erledigt haben.

    https://twitter.com/janfleischhauer/status/1455531014223171590

  13. MH am November 7th, 2021 1:35 pm

    Und was lehrt uns das nun? Weiter wie bisher, weil die Alternativen auch nicht das Grüne vom Ei sind?

    Das pöhse Kapital beutet den armen Süden aus. Aha, Und wer ist Schuld dafür? Natürlich der Kapitalismus. Der E-Bike fahrenden, 4 Laptop besitzende deutsche Blogger kann ja nicht anders. Im Kommunismus wäre das alles anders und Klimawandel gäbe es vermutlich auch nicht?

    Mal wieder: Kritik und Schuldzuweisung (das böse Kapital!), aber keine Lösungsansätze.

  14. blowfish am November 7th, 2021 2:44 pm

    @tom:
    Glauben nützt nichts – wissen müßte man.
    Das ist beim Klima wie bei den Viren.
    Ich bin bloß Bratwurstleugner.
    @Eisenbeiß/Rohstoffe: Die DDR hatte keine einheimischen Rohstoffe außer Braunkohle und Gehirnschmalz und hat es damit unter die 10 führenden Industrienationen geschafft.
    Stand damals im „Neuen Deutschland“, muß also stimmen.

  15. Fritz am November 8th, 2021 3:14 pm

    Was will man denn an die Stelle des Kapitalismus setzen? Die bisherigen Versuche sind ja nicht besonders ermutigend ausgegangen.

  16. Struppi am November 11th, 2021 8:29 am

    Ich versuche schon länger herauszufinden, wie die Gesamtbilanz aussieht.

    Meine Gedanken waren, ich habe Kohlekraftwerke, die ca. 50 Jahre dauerhaft Strom herstellen. Man weiss also, wieviel Material wurde gebaraucht um diese zu bauen, zu benutzen und abzureisen und wieviel Strom wurde in dieser zeit produziert.

    Jetzt müsste man doch gegenrechnen, z.b. wieviele Windräder müsste man bauen um diese zu ersetzen und das Entscheidende: Wieviel Material brauche ich dafür?

    Solche Daten habe ich bisher leider nicht gefunden. Fände ich aber entscheidend bevor man alle Großkraftwerke abreist und Millionen Kleinstanlagen baut, sollte man doch kalkulieren welche Effekte das hat.

    Und es gibt noch mehr Studien die auf den Mehrverbrauch von Rohstoffen hinweisen
    https://www.science.org/doi/10.1126/science.aaz6003

    und passend zum Thema wurde gestern auf dem Kanal von Dirk Müller ein Film veröffentlicht, der zusammenhänge zwischen der Finanzindustrie und der Klimawandelpropaganda zeigt
    https://www.youtube.com/watch?v=ABtHrsvNBP0

  17. Norbert Burghart am November 12th, 2021 7:24 pm

    Klimaretter*_&%gretInnen

    Herzchen Like Retweet (-:

  18. ... dr Trittbrettschreiber am November 13th, 2021 10:45 am

    @Struppi

    ;-)… warum kommen die sympathischen Weltretter, die ja absolut recht haben, immer zu spät?
    Vielleicht muss eine echte Elegie ja immer die Möglichkeiten beklagen, die verworfen wurden?
    Nun singen schon die Kinder, Freitags. Und sie hoffen, mahnen, schelten – und merken dabei nicht, wie sie bereits schon wieder instrumentalisiert wurden von denen, die längst mit dem Hades im Bunde stehen, die ängstlich auf ihren Miliarden hocken, auch wenn sie hin und wieder einmal etwas spenden oder sich Gedanken um ein Klo der Zukunft* machen. Und die wohlstandsdumme „Arbeiterklasse“ reicht ihnen willfährig mehr als das Wasser, von dem sie einst nur noch kotzen wird, denn es wird verseucht sein für die Reise ohne Wiederkehr.

    „… und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit …“

    … zum bis in den Keller … prost.

    *
    https://www.youtube.com/watch?v=9grojKeXWO0

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