Unter Disgustlern

disgust

Manche Themen sind einfach so schmierig, das sich mich damit nicht befassen möchte. Man nicht über Davidsterne reden, die vielleicht gar nicht getragen wurden, aber dennoch ein großes Getöse bei den üblichen Verdächtigen verursachen, die weder den korrekten Genitiv noch die Maxime, man möge auch die andere Seite hören, beherrschen und beherzigen.

Sex am Arbeitsplatz finde ich nicht eklig, aber das hat immer so ein Geschmäckle, vor allem, wenn die Hierarchie nicht stimmt. Man könnte auch hier als Advocatus diaboli meinen, entweder hätten die Damen die Beine breit gemacht – oder welcher sexuellen Praxis man heutzutage frönen mag – in gegenseitigem Einvernehmen oder, wenn nicht, dann sei es schlicht eine strafbare Vergewaltigung, die aber bisher nicht in Form eine Anzeige vorgekommen ist. Was macht Frau nicht alles, um den Arbeitsplatz nicht zu verlieren? Wirklich? Das soll ich glauben?

Ich kann mir dieses eklige Milieu mit den Macho-Sprüchen und dem dazu passenden pseudo-leutseligem Gehabe sehr gut vorstellen, vor allem nach sechs Jahren Arbeit in einem Krankenhaus, wo die Chefs noch cheffiger tun als anderswo. Aber weniger, dass das unwidersprochen hingenommen wird, auch wenn es keine Zeugen gibt. Einfach in die Eier treten oder beißen geht nicht? Oder in das Glied?

Es mussten, wie mittlerweile überall bekannt, erst die ausländischen Medien einen Stein ins Wasser werfen, der dann ins Rollen kam.
Ich weiß auch nicht, vom wem oder was ich mich mehr angewidert abwenden soll: Von dem Verleger, der nach Gutsherrenart verhindert, dass etwas in seine Medien kommt oder von der Journaille, die darob entrüstet aufheult, als sei das nicht das normale Verhalten eines Kapitalisten, der „unabhängige“ Zeitungen besitzt und natürlich den Leuten ab und zu zeigen darf, wo Gott und die Bilanzen wohnen. Schön, dass wir darüber geredet haben.

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Vorbildlich

vorbildlich
Credits: Jan Myrdal: China: Die Revolution geht weiter – Bericht über den Fortschritt in Liu Ling, Fotos: Gun Kessle, erschienen 1971

Vor langer Zeit, als das Wünschen und Sektierern noch half, las ich lustige Bücher wie auch das obige. Die Zeit vergeht und man sieht klarer. Heute empfehle ich etwas anderes. Die Junge Welt hat ein vorbildlich interessantes Gespräch mit Frank Sieren, der seit 1994 in Peking lebt, über die aktuelle Lage der Wirtschaft in der Volksrepublik. Da der sich auskennt, wird man man manchmal überrascht, die im Mainstream der anti-chinesischen Propaganda hierzulande solide Fakten über das, was in China geschieht, nur selten auftauchen. Lesenswert!

„Der Machtkampf dreht sich nun nicht mehr so sehr um die militärische Vorherrschaft, sondern um die Vorherrschaft im Technologiesektor. Hier sind die Chinesen in einigen entscheidenden Bereichen weiter als die USA.“

„Weil die Regierung keine Lust hat auf Zustände wie 2008 nach dem Crash der Finanzmärkte in den USA, greift sie jetzt ein. Hinzu kommt, dass Geschäftsmodelle gestutzt werden, die auf der Ausbeutung ihrer Mitarbeiter basieren, wie zum Beispiel bei den Essenslieferdiensten. Hier werden nun Mindestlöhne gezahlt. Das ist längst überfällig. Beijing will also insgesamt klare Spielregeln, die sicherstellen, dass die Vielfalt der Unternehmen wächst, die sich gegenseitig in Schach halten. Keine der Firmen soll in der Lage sein, das ganze Land oder gar die Welt in eine Krise zu stürzen. Das Vorgehen dient auch dem Machterhalt der Partei, ist zuweilen auch ruppig, weil es die Regeln während des Spiels ändert. In der Sache ist es aber dennoch sinnvoll.“

„Eigentlich setzt Beijing das um, was die USA nicht hinkriegen, nämlich sinnvolle Spielregeln für diese großen Unternehmen einzuführen.“

„Arbeiter sind knapp in China, das heißt, die Fabriken müssen sich sehr um die Beschäftigten bemühen und inzwischen sogar Prämien zahlen, wenn sie länger als drei Monate bleiben.“

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Ballaststoffe

burks isst haferflocken

Als Kind musste ich immer Haferflocken essen. Damals gab es noch kein Müsli. Deshalb bin ich auch groß und stark geworden.

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Valle de Pakaymayu

Pakaymayu

Auf dem „Inca Trail“ in Peru – mein damaliger Reisebegleiter pausierte erst einmal vor Schreck, da wir nach der höllischen Passüberquerung am zweiten Tag der Wanderung auch noch über die Bergkette mussten, die da vor uns liegt. Das Foto habe ich um Januar 1980 gemacht. Wir waren rund 4200 Meter hoch.

Nach Vergleichen ähnlicher Bilder von Nachgeborenen bin ich mir sicher: Es ist das Tal des Pakaymayu. Heute ist da irgendwo ein Zeltlager, damals war da gar nichts.

Ich habe noch etwas dazu in meinem Reisetagebuch gefunden: …Am nächsten Morgen regnet es, und wir marschieren den ersten kleinen Pass durchnässt hoch. Ab Huayllabamba [das stimmt nicht, gemeint ist Wayllabamba: die Häuser, die man heute auf Fotos sieht, waren damals auch noch nicht da], wo der Weg rechts hoch in der Berge geht, wird die Strecke mörderisch, ist aber mit einigen Pfeilen gekennzeichnet. Um drei Uhr Nachmittags mas o menos kommen wir in Llulluchapampa an (…).

Die Gegend ist urwaldähnlich, Lianen und Krüppelkiefern, aber extrem steil nach oben. Paul (ein Belgier, der zeitweilig mit ins unterwegs war), muss sehr oft pausieren. Wir kochen ein bisschen und legen uns mit Pisco ins Zelt und beobachten einige triefende Gringos, die weiter oben zelten wollen.

Die Nacht ist sehr kalt und nass. Der Aufstieg zum ersten Pass (4.200m) sieht leicht und kurz aus, ist aber das Gegenteil. Wir sind schon fertig, als wir endlich oben ankommen. (Da habe ich das Foto gemacht.] Wir helfen zwei anderen Gringos, ihren Gaskocher zu löschen. Die vier Ami-Frauen sind schon aufgebrochen, ebenso der „ältere“ Herr. Runter geht es einfacher. Wetter und Sicht sind großartig.

Unten am Fluss rasten wir, pan con queso und Marmelade (gegen mein Veto essen die beiden anderen jetzt schon alles auf). Dann der Aufstieg nach Runkuraqay. um dritten Pass ist es relativ einfach, nur das letzte Stück zieht sich…

Runkuraqay ist eine putzige kleine runde „Burg“ mit mehreren Räumen, aber leider trotz überdachtem Schlafplatz voller Gringo-Müll. Ich verarzte eine Amerikanerin, die von irgendetwas gebissen worden ist. Kurz vor dem eigentlichen Pass links zwei schmuddelige Seen. Oben auf 3860m herrliche Sicht nach beiden Seiten…

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Am Limes Arabicus

Madain Saleh
Credits: Felsgräber bei Mada’in Salih by Sammy Six

Wie schon erwähnt, hatte ich in meiner peer group eine kurze Diskussion über das Thema, ob die Römer in Saudi Arabien waren und wie. Ich habe mich jetzt kundig gemacht und empfehle zur Lektüre: Michael A. Speidel: „Ausserhalb des Reiches? Zu neuen römischen Inschriften aus Saudi Arabien und zur Ausdehnung der römischen Herrschaft am Roten Meer. In: Heer und Herrschaft im Römischen Reich der Hohen Kaiserzeit“, 2009, S. 633–649 (pdf).

Die Archäologen haben Inschriften analysiert, die belegen, dass das Römische Weltreich im Südosten viel ausgedehnter war als bisher angenommen und den Westen des heutigen Saudi-Arabiens und Teile Ostafrikas umfasste.

Eine Inschrift stammt aus Hegra (Mada’in Salih). Eine altersschwache Mauer war eingestürzt und musste von den Bürgern (civitatis hegrenorum) wieder aufgebaut werden. Das geschah zwischen Mitte 175 und 177 n. Chr. unter dem Statthalter Iulius Firmanus. Hegra war ein wichtiges Handelszentrum an der Weihrauchstraße, die von Jemen ans Mittelmeer führte.

Organisiert geleitet wurde die Baumaßnahme von zwei Zenturionen der in der Provinz Arabia stationierten legio III Cyrenaica. Diese war 900 [!9 Kilometer von Hegra entfernt in Bostra im heutigen Syrien stationiert und bestand aus Kamelreitern. (Nehmt dies, Regisseure von Sandalenfilmen!)

Dieser Legionsname tauchte schon rund 200 Jahre zuvor im Gebiet des heutigen Jemen auf. Damals marschierten die Römer auch in das Reich von Kusch (Nubien) ein – in den heutigen Sudan Bzw. in Äthiopien. Das Unternehmen endete aber als militärischer Fehlschlag. Seitdem unterhielten die Römer – laut Strabo – eine Flotte im roten Meer. Die Jemeniten im Königreich Himyar waren Untertanen Roms und prägten Münzen mit dem Portrait des Imperators Augustus.

Die anderen zwei Inschriften fanden Archäologen auf Farasan,
einer Insel des gleichnamigen Archipels vor der saudiarabischen Küste im südlichen Roten Meer.

Imp(eratore) Caes(are) Tito Ael(io) Hadr(iano)
Antonino Aug(usto) Pio, pont(ifice)
max(imo), trib(unicia) pot(estate) VII, c(o)s(ule) III,
p(atre) p(atriae), vexill(atio) leg(ionis) II Tr(aianae) Fortis
et auxil(iares) eius c a str[a sub —]
Avit o praef(ecto) Ferresani p ortus (?)
et Pont(i) Hercul(is) fec(erunt) et d [ed(icaverunt)].

Speidel schreibt: „Der Fundort der Inschrift liegt eintausend Kilometer [!] südlich von Berenike, dem letzten ägyptischen Hafen am Roten Meer“. Die Präfektur auf den Insel war Teil der provincia des Statthalters von Ägypten.

Damit wird G. Bowersock: Roman Arabia(1983), bestätigt: „The extent of the Roman province was almost certainly identical to that of the Nabataean kingdom„.

Man kann es noch toppen: „Um die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. erstreckte sich
die Herrschaft des „Kaiserfreundes“ Charibael [der Herrscher des Jemen] nach Aussage des Periplus maris Erythraei (31, vgl. 16) aber auch auf Azania, ein Gebiet an der ostafrikanischen Küste südlich des Cap Guardafui (das „Horn von Afrika“) mit seinem bedeutenden Handelshafen Opone (Ras Hafun, heute in Puntlant). Es ist deshalb bemerkenswert, dass ein altchinesischer Text (Weilue), der – ähnlich wie der Periplus für die Mitte des ersten Jahrhunderts – Informationen von Reisenden des zweiten und frühen dritten Jahrhunderts zwischen China und dem Roten Meer vereinigt, berichtet, dass der Herrscher von „Zesan“ (Azania) Rom unterstand.“

Die Chinesen waren also durchaus über das Römische Reich informiert, inklusive Ostafrika.

Dann haben wir natürlich auch noch Tacitus, der in den „Annalendarüber berichtet, dass Germanicus Ägypten und den nördlichen Teil des heutigen Sudan bereiste: „Exim ventum Elephantinen ac Syenen, claustra olim Romani imperii, quod nunc rubrum ad mare patescit.“

Vielleicht war eine Reise von Damaskus nach dem Jemen oder nach dem Sudan zur Zeit des Imperators Hadrian weniger gefährlich als heute. Überall nur römische Bürger, und man könnte überall in Latein nach einer Herberge oder nach dem Weg fragen.

Weihrauchstrasse - handelsrouten der Nabatäer

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Der ist unkiusche, dirre ein frâz

weihnachtsdekoration kadewe

Von dem frâze ich sagen wil.
Frâz, luoder unde spil
Machent tummer liute vil,
Und unkiusche, diu ouch ir gespil
Ie was und muoz immer sîn.

(Hugo von Trimberg: Der Renner, 13. Jh.)

Am Wochenende war ich aus vielerlei Gründen zu beschäftigte, um das Publikum bloggend zu unterhalten und zu bilden, und gestern war ich zu platt, auch wegen der Völlerei der festen und flüssigen Art.

Küche

Die Freundesschar, die ich bewirtete, erquickte meine Seele (falls vorhanden) mit erbaulichen Gesprächen und Themen, die eingehend erörtert wurde, nicht ohne strohdumme Kommentare Alexas, die durch Zuruf provoziert wurden, als da wären: Der Domschatz von Essen (der der Leserschaft noch droht), die Präsenz der römischen Legionen im heutigen Saudi-Arabien, theoretische Probleme der Abfolge von Gesellschaftsformationen (Monolog meinerseits), Gerichtsbarkeit und Sicherheit in Brandenburg, eine niederschmetternde Analyse der IT in deutschen Ministerien, gepaart mit dem Fazit, dass eine Reform aus strukturellen Gründen unmöglich sei, Irre mit Äxten in der Notaufnahme und wie das zu bewältigen sei, die Langeweile des E-Commerce, wenn man so etwas lernt, die chinesischen Verwaltungsstruktur der zwei letzen Jahrtausende, was eigentlich die Politsekte MLPD sei, warum das Auswandern nach Sachsen-Anhalt unter bestimmten Umständen eine Alternative wäre, warum die Abgeordneten der „Linken“ moralischen Probleme mit ihrer Entourage haben und vieles andere mehr. Man kam, auch mit zunehmendem Konsum qualitativ hochwertigen Qualitätsgesöffs, von, wie man im Ruhrpott zu sagen pflegt, von Hölzken auf Stöcksken.

niu

Übrigens kam ich gestern mit dem Niu sehr schnell hin und her und wieder zurück. Da hatte ich meine Küche aber schon wieder so hergerichtet, dass sie wie gewohnt blitzte und blankte.

Habe ich was vergessen?

Küche

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Herumschildkröteln [Update]

dune

Die Muße, ja. Die Zeit, in der der Mensch nicht handeln muss, in der er eben gar nichts muss, sondern nur so herumschildkrötelt. Er hat nicht das Damoklesschwert der Produktivität über sich schweben, sondern tut einfach, was ihm einfällt. Oder er tut auch nicht, was ihm einfällt, das ist vielleicht noch schöner. (Gerhard Polt)

Ich habe immer noch Urlaub.

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Bitte bevorraten Sie sich!

whisky

Ich erhielt heute vom Drogendealer meines Vertrauens (Vorsicht! Die Website ist gefühlt aus den frühen 90-er Jahren!) die bestürzende Mitteilung, dass deren Hausmarke von der Isle of Islay total und komplett ausverkauft sei. Desgleichen auch jedwede Flasche Lagavulin unter hundert Euronen. Wegen des Brexit stockt der Nachschub. So ist er, der kapitalistische Markt, wenn man ihn schalten und walten lässt.

Ich habe also, da ich morgen eine Schar von Freunde bewirte und eine Freundin eine Kennerin der flüssigen Materie ist, den Islay Storm erworben, der mir aber ein bisschen zu hochprozentig zu sein scheint, und den Robert Burns Single Malt, der wie meine eigene Hausmarke Penderyn aus Wales schmecken soll.

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Unter Vorbeischauenden

avatar

Aus der politisch inkorrekten Reihe: „Avatarinnen sehen an dir vorbei“. #roleplay #SecondLife #Gor #fantasy

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Unter Bogenschützen

Dänische Mutter, norwegischer Vater, aber da ist noch die Religon. TV 2 (Norwegen): „Politichefen fortæller også, at den 37-årige mand med dansk statsborgerskab er konverteret til islam.“ Mal sehen, wann die Qualiltätsmedien das berichten.

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#Cybersicherheit

whois

Wir haben wieder etwas mit Cyber, da ist das Bullshit-Bingo vorprogrammiert. Patrick Breyer: EU will anonyme Websites verbieten und Identifizierungspflicht für Domaininhaber einführen inkl. Telefonnummer in Whois. Es geht um Richtlinie zur Erhöhung der Cybersicherheit (überarbeitete NIS-Richtlinie).

Wenn man mich fragte: Whois ist sowieso schon fast tot. Zum Recherchieren taugt es wenig. Und wenn überall in Europa korrekte Angaben verlangt würde, wichen die üblichen Verdächtigen eben in andere Staaten aus. Außerdem haben Firmen wie zum Beispiel GoDaddy im Portfolio, die Namen und andere Angaben der Kunden, die dort Domains zu bestellen, eben nicht herauszurücken, nur wenn Gerichte sie dazu zwängen.

whois
Ich war mit dem Tor-Browser unterwegs, weil GoDaddy mich immer auf die deutsche Version umleiten will.

#cybersicherheit

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Immobilienmief und Gendermief

unna

Soeben aus der kleinstädtischen Pampa zurückgekehrt, wirkt eben dieselbe dergestalt, dass der Medienblasenhype um dieses oder jenes wirkungslos an mir vorüberzieht, derweilen ich gewohnt eklektizistisch hier und dort die vermeintlichen Neuigkeiten konsumiere.

– Spannend ist natürlich der chinesische Immobilienmarkt, dessen Rumpeln und Pumpeln uns naturgemäß zu der Frage leitet, ob der Staatskapitalismus besser mit dem tendenziellen Fall der Profitrate klarkäme oder ob niemand weiß, ob auch dort die Blasen platzen.

– Die Berliner Initiative, bestimmte Wohnungskonzerne zu enteignen, was bekanntlich löblich und nützlich und im Sinne des Grundgesetzes und auch des höheren Ganzen ist, gerät immer mehr ins Sektenmilieu. Zitate aus dem Tagesspiegel dazu (Paywall):
Ein Mitstreiter beklagt in einer internen E-Mail, die dem Tagesspiegel vorliegt, „dass die Kampagne ein Problem mit einer autoritär agierenden Polit-Sekte hat“, deren Anhänger nicht zu geplanten Gesprächen mit dem Senat gehen sollten: Zementiere die IL ihren Einfluss in „Deutsche Wohnen & Co. enteignen„, schreibt der Aktivist, würde dies „nicht nur die demokratische Kultur nach innen weiter beschädigen, sondern auch die Kampagne nach außen delegitimieren“. (…)

Die erwähnte Ex-Aktivistin, die sich selbst als Marxistin bezeichnet, sagte dem Tagesspiegel: Die IL sei keine linksradikale, schon gar keine sozialistische Organisation. Sie rekrutiere sich aus Wohngemeinschaften in der Innenstadt und werde von „Genderfanatikern und Völkerkundlern“ dominiert. Auch die Debatten in der Kampagne drehten sich oft um sexuelle Orientierung und Hautfarbe, weniger um Mieten und Lohnarbeit. (…)

Die IL-Vertreter versuchten „Sprachgebote“ durchzusetzen, schreibt der eingangs erwähnte Aktivist. Weil er vorgeschlagen habe, in Gesprächen mit potenziellen Unterstützern der Kampagne „etwas softer zu gendern“, also alltagstauglicher zu sprechen, sei er isoliert worden.

Dazu muss man nichts mehr sagen. Wenn es nicht gelingt, das pseudolinke identitäre kleinbürgerliche Pack zu isolieren, ist die ganze Sache dem Untergang geweiht. Schade. Merke: Wo gegendert wird, ist die esoterische Politsektiererei nicht weit.

– Was ist, wenn die Franzosen sich per Abstimmung dafür aussprächen, die Immigration zu zügeln bzw. andere Regeln zu erlassen als die Deutschen (falls man hierzulande von Regeln reden kann)?

Telepolis schreibt über die eigene Zukunft, den „Zwang zur Konformität“ und die Regeln, wer schreiben darf und wer nicht. Lesenswert.

– Zum Erholen vom Mief hier unten gibt es dort auch noch einen Ausblick auf das ambitionierte chinesische Raumfahrtprogramm.

unna

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Froh zu sein bedarf es wenig

bierhaus

Irgendwann muss ich den Trittbrettschreiber nach Unna einladen…

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Am Elison oder: Plötzlich aus des Waldes Duster

seseke

Nein, ich sang das einschlägige Lied nicht vor mich hin, radelnd entlang der Seseke, die in römischer Zeit Elison hieß, auf dem verschlungenen Weg zum Römerlager Oberaden. ca. 15 Fahrradkilometer nordwestlich von Unna. An der Seseke ist auch das Foto entstanden.

Plötzlich aus des Waldes Duster Das Römerlager, erbaut ca. ein Jahrzehnt vor der Jahrtausendwende (und zwei Jahrzehnte vor der Varusschlacht), ist heute fast völlig überbaut. Man folgt den spärlichen Wegweisern einen bewaldeten Hügel hinauf und ist dann irgendwann irgendwie irgendwo da. Ich musste bei den römischen Ziffern schmunzeln, vermutlich lernt man die heute nicht mehr nur ausnahmsweise in der Schule.

römerlager oberadenrömerlager oberaden
Credits: Google/Stadt Berkamen/LWL-Archäologie für Westfalen/PANSA BV/Burks

Ich stellte mir insgeheim zwei Fragen: Was kann so ein „Freilichtmuseum“ den Nachgeborenen sagen? Was ist besonders an diesem Ausgrabungsort?

Was zuerst auffällt: Die Fläche ist riesig. In Oberaden war das größte römische Militärlager nördlich der Alpen. Die haben damals aus dem Nichts eine heutige Kleinstadt hingesetzt – Pionierarbeit vom Feinsten. Das wird auch nicht Wochen gedauert haben. Die Legionäre konnten sich ca. 14 Tage von den mitgebrachten Vorräten ernähren (Konserven gab es erst 800 Jahre später), danach mussten sie neue finden. Zwei Legionen sind 10.000 Mann und mehr, zuzüglich der Hilfstruppen und der Mütter Courage. Manche gehen von drei Legionen aus, die hier dauerhaft kampierten. Sogar Türken thrakische und/oder kleinasiatische Soldaten lebten in Oberaden.

56 Hektar sind, wenn ich nicht irre, fast 80 Fußballfelder – also mehr als ein halber Quadratkilometer. (Jeden Tag wird in Deutschland so eine Fläche zubetoniert.)

Die Holzmauer ist 2,7 Kilometer lang. Sie bestand aus einem vier bis fünf Meter breiten und zwei bis drei Meter riefen Spitzgraben. Nach innen bauten die Soldaten eine drei Meter breite Mauer aus Holz und Erde. Alle 25 Meter gab es einen Turm und in jeder Himmelrichtung ein Tor. Alles war standardisiert. Mitten im Lager war eine Senke mit Wasser – da hatten die Germanen offenbar ihr Vieh getränkt. Es marschierten also immer Experten mit, die das, was technisch nötig war, auswendig wussten.

römerlager oberadenrömerlager oberadenrömerlager oberaden

Zum Erinnern: die Armee des römischen Weltreiches war zur selben Zeit im heutigen Jemen, in Äthiopien und in der südlichen Sahara präsent – und ganz ohne Internet, Telefon und valide Karten. Nur Germania Magna blieb ein Problem; vermutlich war das Klima schuld (har har).

cassius dio
Cassius Dio: Römische Geschichte, 54. Buch. D. Leonhard Tafel übersetzt 1838 Alison – die Seseke – falsch mit Alme. Damals war das Legionslager in Oberaden noch nicht bekannt.

römerlager oberaden

Beeindruckend – halb versteckt an einer Mauer: Das Modell einer Groma (vgl. Foto oben). (Ich musste suchen: heute nutzt man ein Doppelpentagonprisma.) Die Mauern und die Tore waren also praktisch, quadratisch und ziemlich gerade und stürzten auch nicht schnell ein, so ähnlich wie meine Hochbetten. So eine Groma braucht man eben, wenn man eine fast drei Kilometer lange Holzmauer errichten will – und zwar auf hügeligem Gelände und nicht in Schlangenlinien. Ich sag nur: Exegit monumentum aere perennius!

römerlager oberadenrömerlager oberadenrömerlager oberaden
Credits der Karte der Drusus-Feldzüge: Bernd Preiss/Wikipedia

Nicht weit entfernt, im heutigen Beckinghausen, war ein weiteres Lager direkt an der Lippe, wo der Nachschub über Fluss anlandete und wo man ohne Brücke auch übersetzen konnte.

(Auf meiner To-Do-Liste für das nächste Mal: Museum Lünen. „Normalerweise nicht zu stark besucht“. Das Stadtmuseum Bergkamen war auch geschlossen. Ich werde mich zukünftig rechtzeitig erkundigen, obwohl die Website so schrottig ist, dass ich nichts dort glaube. Die Website des Römerlagers ist auch gut versteckt.)

Zum Glück begegnete ich auf dem Gelände dem Vorsitzenden des Fördervereins, der sich um die Anlage kümmert. So unter Vereinsvorsitzenden fachsimpelten wir herum, wie das Volk zu begeistern sei. Die tun dort etwas, und die Kleinen freut es. Und wie überall bei dem Thema ist nicht genug Geld da. Man weiß auch nicht, wo die Fundstücke aus Oberaden überall gelandet sind. Niemand hat jemals ein Verzeichnis angelegt. Wenn ein Museum etwas hat, rückt es das natürlich nicht heraus.

Ich habe mich auf dem Rückweg über Holzwickede kräftig verfahren, weil ich dachte, ich kennte mich in dem Gebiet aus, und irrte mit meinem E-Bike im Kurler Busch herum. Nur die freundliche Dame von Google rettete mich. Erstaunlich, dass sogar Waldwege indiziert worden sind…

kurler Busch

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Methler und Westick

methlerWestick

Foto oben: Methler, Foto unten: Westick. „Die Bodenfunde in Westick, einem germanischen Handelsplatz mit hohem Anteil römischen Fundmaterials, weisen aber auf weitaus ältere Besiedelung im Bereich Methler hin.“

Kann der Stein oben weg und muss diese Kultur gecancelt werden?

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Namen für die Rinnenden

hixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholzhixterwald sölderholz

Ich muss schon wieder belehren, ich kann nicht anders. Die Frage, die im Ruhrgebiet diskutiert wird, seitdem es Tourismus gibt, werde ich jetzt für immer und ewig beantworten: Wo entspringt die Emscher? In einem Quellteich (Foto ganz unten)? Ab da wird das Gewässer so genannt. Kann man tun. Sie „entspringt“ aber nicht dort, sondern im Hixterwald, der eher ein Wäldchen ist und zwischen Dortmund-Sölde und Holzwickede liegt. Die kleine Gegend heißt aus westlicher Perspektive „Sölderholz„.

„Genau genommen existieren mehrere kleinere Rinnsale, die in besagten Teich münden und hier den Ursprung bilden“. Also nein! Ich habe als Kind in diesen „Rinnsalen“ gespielt – die Rinnsale rannen ganz schön, man konnte sie sogar erlebnispädagogisch zeitweilig stauen. Geben wir den Rinnenden einen Namen: Wir reden über das Siepensystem des Selbachs.

Der Wald lebt. Wenn ich einmal im Jahr da herumlaufe bzw. fahre, ist vieles immer wieder neu und anders. Deutsche Kinder sollten nicht ohne Wald aufwachsen. Zusammen mit meinem Opa habe ich Ameisen beobachtet und gelernt, dass man deren Haufen nicht kaputtmacht, gelernt, dass die Vögel sich gegenseitig vor Störenfrieden warnen und dergleichen mehr. Das zweite Foto zeigt übrigens eine Pinge.

Aber das alles hatte ich schon vor zehn Jahren geschrieben. Es schadet aber nicht, es für die Nachgeborenen zu wiederholen.

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Nachtleben in der Provinz [Update]

cafe extrablatt

Burks ist hier: Cafe Extrablatt. [Update] Ich kaufte ein T.

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Thalatta mit Lichtgeschwindigkeit

radweg

Bei meiner langen Radtour gestern haben ich mich ein paar Mal verfahren, weil ich nicht immer auf mein Handy glotzen wollte und mich eigentlich hier auskenne, nur eben nicht so gut südlich des hier schon erwähnten Haarstranges. Als Kind, als mein Opa mit mir Fahrradtouren machte, sind wir nie ins Ruhrtal geradelt, da wir es beide nicht wieder zurück den steilen Hang hinauf geschafft hätten. Die Gegend hier ist ideal für Fahrradtourismus, aber man braucht entweder ein leichtes Rennrad oder ein E-Bike, oder man ist trainiert wie ein Zehnkämpfer.

Ich startete im Bornekamptal und schlug mich hügelauf hügelab nach Altendorf durch (weniger als 300 Einwohner).

radweg

Zwischendurch gab es immer wieder Ausblicke, die die Seele baumeln lassen (eine total verunglückte Metapher). Ich mag diese klaren Farben und harten Linien.

ruhrtal

Ich wusste, dass da abwärts die Ruhr war, aber ich fand sie zuerst nicht. Nicht alle Straßen und Wege nach unten landen am Fluss, der der Region seinen Namen gab, sondern sie knicken oft völlig unmotiviert zur falschen Seite ab oder wollen den Wanderer Radler wieder hinaufschicken.

radweg

Ein exotischer Ort, den ich erst nach ein paar Anläufen fand: Der Bahnwald in Lappenhausen. Die ehemalige Burg dort stand da schon, als das Nibelungenlied gerade gedichtet wurde. Es wurde schlamm und schlammiger mitten im Gehölz, aber mein E-Bike wühlte sich durch.

ruhr

Dann endlich – Thalatta! Thalatta! Ich weiß nicht, welcher Dödel warum diesen Punkt „ManniPenny“ genannt hat und warum, aber es war auf jeden Fall ein Dödel.

wellenbad

Das so genannte „Wellenbad“ war auch ein Ausflugsziel meiner Kindheit, das aber nur per Auto erreichbar war. Heute ist die dortige Gaststätte Gutshof Wellenbad (seit 1860) durchkommerzialisiert – Zäune und noch mehr Zäune, man kommt gar nicht mehr an den Fluss. Und was mir die aus Schwerte mit der Lichtgeschwindigkeit sagen wollen, habe ich schlicht nicht begriffen. Da gehört die doch gar nicht hin.

ruhrtal kellerkopf

Ich hatte noch ein paar Striche auf dem Akku und radelte bis zum hier schon erwähnten Panoramablick am Keller Kopf. Das Foto ist vergrößert übrigens gefühlt einen Kilometer breit, aber ich weiß nicht, wie man Panoramen im WordPress so einbindet, dass man mausseitig schwenken kann.

emschertal

Bei Kaiserwetter sieht das Emschertal natürlich anders aus als bei Nieselregen. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer ich heruntergerissen habe, da ich den Akku zeitweilig ganz ausgeschaltet hatte, aber es werden wohl mehr als 30 gewesen sein. Da der Sattel nicht der meinige war, tat mir irgendwann der Allerwerteste ganz schön weh. Heute bewege ich mich kaum, morgen dafür um so mehr.

unna holzwickede hellweg

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Kreiselige Perspektive am Gletscherrand

kreisel hengsenburks kreisel hengsen

Vermutlich ist die Zahl der Leute, die schon einmal von Hengsen gehört haben, nur unwesentlich größer als die Zahl der Einwohner, also ungefähr vergleichbar mit Zarrendorf. Ein uraltes Dorf, schon in der Jungsteinzeit besiedelt. Die Dörfer hier auf dem Haarstrang sind oft viel älter als die kleinen Ortschaften, die erst während der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts zu heutiger Größe wuchsen. 1000-Jahr-Feiern sind hier ganz normal – Touristen aus den USA, die sich nie hierhin verirren, würden staunen.

Der aus Kalksteinen aus Turon und Cenoman aufgebaute Haarstrang bildete die natürliche Grenze für das Vordringen der nördlichen Gletscher des Eiszeitalters. Er gilt als eine der schärfsten Landschaftsgrenzen in Mitteleuropa. Nördlich des Haarstranges findet man zahlreiche Grund- und Endmoränen.

Ein Ureinwohner sagte mir vorgestern, wenn die Grundstücke mit grandiosem Panaromablick ins Ruhrtal zum Bauen freigegeben würde, wären sie „alle in einer halben Stunde verkauft“. Hier oben gibt es auch echte Bauern, die die kapitalistische Landwirtschaft noch nicht ruiniert hat.

Das Wetter war zum Heulen, aber mir macht das nichts. Ich bin trotzdem wohlgemut herumgeradelt. Zum gutbürgerlichen Speisen im Kreiseleck war es aber noch zu früh.

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Lünschermannsweg!

emscherquellhofquellenstraßemaishixterwaldhixterwaldemschertalemscherquellhof

Das Wetter war selten bescheidener seit meinem letzten Besuch vor zwei Jahren. Ein Foto des Lünschermannsweges (nimm dies, Google!) war leider nicht wie wie bisher möglich, da auf dem Feld jetzt Main gepflanzt worden war, der aber nicht gut aussieht. Ist das jetzt die Dreifelderwirtschaft, reloaded?

Nie hätte mir ich als Kind vorstellen können, dass ich später mal mit einem E-Bike durch den Hixterwald brettern würde, zumal noch bei Regen. Den Blick auf mein Heimatdorf kann man jetzt erst so fotografieren, da früher hier nur Felder waren. Die wohlhabenden Dortmunder bauen jetzt überall hier Häuser hin. Das nennt man dörfliche Gentrifizierung. Ich hoffe nur, dass die den Lünschermannsweg und den magischen Wald meiner Kindheit in Ruhe lassen.

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