Soziale Blabla

soziale Gerechtigkeit

Manchmal kann man Textbausteine des politischen Bullshits schon weit weitem riechen erkennen. Ein Indikator: zwei Wörter, die sich ursprünglich fremd waren, sind so verklebt, dass die Kombination beider von allen immer öfter dahergefaselt wird, bis eines ohne das andere gar nicht mehr lebensfähig zu sein scheint. Beispiel: Farbe bekennen oder Gesicht zeigen.

Soziale Gerechtigkeit. Jetzt holen wir tief Luft und lassen das auf uns wirken. Wörter, die auf -keit enden, sind, spräche und schriebe man gutes Deutsch, generell des Blähens und sinnentleerten Furzens verdächtig. Oft hilft auch die Probe auf’s Gegenteil: Asoziale Ungerechtigkeit? Oder soziale Ungerechtigkeit? Oder asoziale Ungerechtigkeit? Irgendwas ist doch hier faul.

Ich diskutierte gestern beim von mir selbst zubereiteten Schweinefleisch süß-sauer (welchselbiges stilvoll und mit Stäbchen zu verzehren ist), mit einem Freund aus der Branche meines Erstberufes, was eventuell zu wählen sei. Er meinte, die „Linke“ stünde für „soziale Gerechtigkeit“, was, so meinte ich den Unterton richtig zu deuten, doch positiv sei.

Ich weiß gar nicht, auch nur annähernd, was das sein könnte. Was ist im Kapitalismus „gerecht“? Das hört sich nach Moral an, für die die Pfaffen zuständig sind, die aber in der Ökonomie gar nichts zu suchen hat. Darf ich jemand gerecht ausbeuten, Mehrwert, Profit, gar Surplusprofit erwirtschaften?

Der Lohn ist auch nicht gerecht, das geht gar nicht, da er das Ergebnis des Klassenkampfes zwischen Arbeit und Kapital ist.

Und „sozial“? Da musste ich investigativ recherchieren: „die Gesellschaft und besonders ihre ökonomische und politische Struktur betreffend“. Ach?! die Gesellschaft und besonders ihre ökonomische und politische Struktur betreffende Gerechtigkeit? Wir versprechen allen das Blaue vom Himmel, zum Beispiel gleiche Chancen, einen Arbeitsplatz zu bekommen, jeder darf sich bilden und irrig hoffen, damit seit der Aufstieg garantiert? Das ist doch alles Quatsch mit Soße.

Ich verdächtige die Pseudolinken, die etwas „sozial gerecht“ machen wollen, des totalen Unwissens über Ökonomie und deren Gesetze. Die lesen vermutlich Marx auch nicht mehr. Wo kämen wir denn da hin? Dann müsste man irgendwann das K-Wort wieder in den Mund nehmen. Das geht bekanntlich gar nicht. Was würde dann die bürgerliche Presse gegen die Linken hetzen würden dann die Medien schreiben?

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Kommentare

13 Kommentare zu “Soziale Blabla”

  1. ... der Trittbrettschreiber am September 20th, 2021 12:14 pm

    Frage mit Engelszungen – für eine Schar von Freundesfreunden:

    Was ist ein unnatürlicher Wasserfall?

  2. admin am September 20th, 2021 12:58 pm
  3. Wolf-Dieter Busch am September 20th, 2021 1:09 pm
  4. ... der Trittbrettschreiber am September 20th, 2021 3:52 pm

    @admin

    Oh danke, Burks – genau da hatte ich mal meine „Kultur“-Tasche stehen lassen – so erfand ich notgedrungen, lange bevor die Grünen grünten, den 3-Tagebart… mmmmhhhrrrrgg:

    https://www.youtube.com/watch?v=MptEaCYggso

  5. Godwin am September 20th, 2021 7:34 pm

    mmmmh
    mmmmmmh
    mmmmmmmmhmmmh

    Wer all zu gern so geschwollen daher schreibt und mit Stäbchen isst, macht sich des (bildungs-)büerglichen Habitus verdächtig.

    Die bessere Frage wäre doch eigentlich
    Steht die Linke wirklich dafür und was genau tut sie, um Zustände „sozialer Gerechtigkeit“ herzustellen?
    Da wird das Eis schon dünn genug.

    Wie bereits zitiert: „“Mit Marx und Engels mache ich hier niemanden mehr wach.”
    Und mit K-Wörtern wie Kenis, Kazi oder Kwerdenker auch nicht…

  6. blu_frisbee am September 21st, 2021 1:40 am

    „Gerechtigkeit“ ist die Transzendentalie des Idealisten.
    Wenn der Idealist entdeckt, daß die Wirklichkeit sein Ideal blamiert hält er nicht etwa seine Idee für a Scheißidee sondern die Wrklichkeit fürs größte Verbrechen.

    Er könnt natürlich statt dessen erstmal die Wirklichkeit analysieren und auf den Begriff bringen und dann sein Urteil abgeben ob sie ihm paßt oder nicht.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Kuhle_Wampe_oder:_Wem_geh%C3%B6rt_die_Welt%3F
    Dann wär auch Schluß mit Mecker Gott ins Beschwerdebuch schreiben.
    Aber die Drinks auf der Titanic schmecken so gut.
    https://youtu.be/nuxo3eZQWJI?t=80#26:20_Richard_Wolff_Marx_lacht

  7. flurdab am September 21st, 2021 11:39 am

    Soziale blabla

    Hab ich schon erwähnt das ich den WDR widerlich finde.
    Die machen gerade irgendwas zur Bundestagswahl, Motto „junge“ Wähler fragen die Politik etc.
    Einer sorgt sich um seine Rente und bekommt eine Klasse „Beratung“, schon mit 25 € im Monat…
    Man solle doch schauen wo man etwas einsparen kann, dann geht das schon.
    Vielleicht die Zwangsabgabe für einen neoliberalen Werbefunk?
    Seht selbst.
    https://reportage.wdr.de/rente-altersvorsorge-eure-fragen-zur-bundestagswahl#chapter-209

    Vermutlich verstehen die selber nicht was für ein dünnes Blech sie dengeln.
    Wenn das der Bildungsauftrag ist…

  8. ... der Trittbrettschreiber am September 21st, 2021 3:00 pm

    @flurdab

    Ich bin immer noch aufrecht an der Dank-Bar, in einem Land zu leben, in dem Vernunft und Intelligenz dieselbe Gerechtigkeit widerfährt, wie all die ausgegrenzten Keller-User, die nur noch nicht verzagt haben, weil es einigermaßen gut erreichbare Getränkemärkte gibt; und sich der wesentlichen Themen, die es ja weiß Burks auch noch gibt, des Lebens zu erfreuen.

    https://www.youtube.com/watch?v=twUt2lzAZD8

  9. MH am September 21st, 2021 10:13 pm

    Köstlich! Ein Alt-Linker, der außer ein paar geschwollenen Marx Zitaten nichts auf Lager hat, aber gleichzeitig sponsored Links auf Amazon in den Blogeintrag packt. Ich kann nicht mehr!

    Lohn = Ergebnis des Klassenkampfes und überall nur AUSBEUTUNG!
    Ich komme gerade aus der Ukraine zurück, in der ehemaligen Sowjetunion geht es den Menschen deutlich besser als in diesem Schweinesystem hier. Und die dummen Schafe dort schwärmen von unseren Ausbeutungsprodukten.
    Das Problem ist nicht der Kapitalismus, das Problem ist die Monopol-/Oligopolisierung und die damit einhergehende Wettbewerbsverzerrung. Deshalb immer schön weiter auf Amazon verlinken. ;-)

  10. ... der Trittbrettschreiber am September 22nd, 2021 9:07 am

    @MH

    „…in der ehemaligen Sowjetunion geht es den Menschen deutlich besser als in diesem Schweinesystem hier.“

    Psssst… damit es so bleibt – man denke an Mallorca, die Adria und Berlin. Wo deutsche Tennissocken in Birkenstock-Sandalen hintreten, bleiben immer plumpe Stiefelspuren und beleidigter Sabber zurück. Hin und wieder allerdings auch eine Fahne….hcks…! Der Hopfen stirbt zuletzt.

  11. admin am September 22nd, 2021 9:15 am

    @MH Was hast du gegen die Großbourgeoisie?

  12. flurdab am September 22nd, 2021 12:57 pm

    @MH
    In welchem Teil der Ukraine waren Sie?
    Soll da ja sehr unterschiedliche Wirklicheiten geben, je nachdem wer informiert.

  13. MH am September 22nd, 2021 3:48 pm

    Nur ein paar Tage in Kiew.
    Ich möchte das gar nicht vertiefen, Ungleichheit wird es in jedem System geben. Die zentralen Fragen stellen sich a) zur Legitimation der Ungleichheit und b) zur Wohlstandsmaximierung im utilitaristischen Sinne.

    Ob „der Kapitalismus“ nun abschaffen muss um den Wohlstand aller zu erhöhen muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Mir ist bislang keine überzeugende Alternative über den Weg gelaufen.

    Und jedesmal auf Marx zu verweisen und so zu tun als habe sich die letzten 150 Jahre nichts verändert erscheint mir doch etwas unterkomplex.

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