Strahlende Zukünfte und Hochwasserdemenz

atom

Immer noch bleibe ich bei meiner Vorhersage, dass es eine sogenannte „Deutschland-Koalition“ wird. Wäre ich ein Wahlkampfstrategie der CDU, dächte ich: Es geht doch nur darum, die eigenen Wähler zu mobilisieren, die wieder zur Urne gehen werden, weil sie bei so schlechten Umfragewerten denken, sie müssten eine Machtübernahme der Sozis auf jeden Fall verhindern, auch wenn Laschet eine lame duck ist oder den Underdog mimt.

havelberg

Dann haben wir noch die „Linke“, der nichts Besseres einfällt, als immer und immer wieder zu fordern, dass noch mehr Flüchtlinge Einwanderer kommen sollen. Das kann niemand mehr hören, weil es gebetsmühlenartig vorgetragen wird. Etwas anderes fällt ihnen nicht mehr ein. Wenn man auf derer Website sucht, kommt Flüchtlinge 1413 Mal vor, Ausbeutung jedoch nur 218 Mal. Das sagt doch genug.

Nur um das klarzustellen: „Wir“ würden das schaffen als eines der reichsten Länder der Welt. Aber wer auf die moralische Tränendrüse drückt, kommt beim Volk nicht weit. Zudem sollte man genau hinschauen, was diese Kollaborateure aus Afghanistan sind. Darf ich den Autor einer bürgerliche Zeitung zitieren (Paywall): „Wir haben in Afghanistan eine reiche Helferkaste geschaffen“.

Erkauft sich der Westen bei Einsätzen in sehr armen Ländern wie Afghanistan eine überaus gut bezahlte Klasse von Helfern? Verführen wir diese oft überdurchschnittlich ausgebildeten Menschen dazu, ihre Länder in Richtung Europa zu verlassen? Betreiben wir, wenn auch ungewollt, einen Braindrain?

Das Jahresgehalt eines deutschen Oberleutnants (A 10) betrug 27.000 Euro – das einer afghanischen Ortskraft (Stufe 6) 7140 Euro. Nun mein Punkt: Der Oberleutnant lag mit seinem Gehalt bei 84,1 Prozent des deutschen Durchschnittseinkommens – der für uns arbeitende Afghane aber brachte es auf unfassbare 892,50 Prozent des Durchschnittsgehalts seiner Landsleute. Diese Zahl zeigt das enorme Ausmaß der Privilegierung.

Als Staatswissenschaftler fürchtete ich, dass diese Überbezahlung zu einem Braindrain in den afghanischen Behörden, Sicherheitskräften, der Privatwirtschaft und den lokalen Medien führt und so die notwendige Entwicklung des Staates und der Zivilgesellschaft behindert.

Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

havelberg

Apropos Wasser, da ich gerade draußen das beschissene Klima, das ich nicht retten will den deutschen Sommer sehe. In einem sehr interessanten Artikel im Tagesspiegel (leider auch Paywall) wird exakt beschrieben, wie die Folgen der schweren Unwetter vom Menschen gemacht worden sind.

Es zeigte sich, dass Bauten in den 25 Jahren nach solchen Ereignissen zunächst nur an höher gelegenen Stellen neu entstanden. Aber schon nach einer Generation ging die Vorsicht verloren und man baute wieder näher am Fluss. Daraus schließen die Wissenschaftler in ihrer Studie von 2019, „dass die Erinnerung an extreme Wetterereignisse von lebenden Zeitzeugen abhängt und innerhalb von zwei Generationen ausstirbt“.

Der Umweltwissenschaftler Wolfgang Günthert spricht von einer „weit verbreiteten Hochwasserdemenz“. Und ein zweimaliges Flutopfer an der Elbe fasst das Paradox in den Satz, dass die Gefahr „in meinem Bewusstsein war, aber bewusst war sie mir nicht“.

Wir haben nach 2002 auch erst wieder lernen müssen“, sagt Wamser, „was die Menschen hier schon vor hundert Jahren gewusst haben müssen.“ Er kramt als Beleg eine Handzeichnung des Elbverlaufs hervor. In ihr sind die Altarme des Flusses berücksichtigt, die längst verlandet sind. Bei Hochwasser suche sich der Fluss sein früheres Bett…

(So, jetzt starren nicht mehr alle Besucher auf die Gesäße.)