Terminus vitae non amoris

jüdischer Friedhof havelberg

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Zugegeben, ich habe mich nur ca. 20 Minuten im Internet umgesehen, um im nachhinein mehr über den Jüdischen Friedhof in Havelberg <im Ortsteil Müggenbusch zu erfahren. Die Ausbeute war erbärmlich. Auf der Website der „Hansestadt Havelberg“ wirft die Suche gar nichts aus. Und andere Quellen schreiben mehr oder minder von Wikipedia ab. Interessant, dass früher wohl ein Davidstern auf der Hinweistafel war, jetzt sind dort drei Kreuze, was der Stadt peinlich sein sollte. Vielleicht möchten die Verantwortlichen auch gar nicht an den über Jahrhunderte grassierenden Antisemitismus in Havelberg erinnert werden.

Man findet auch nur sehr wenig über das Internierungslager Havelberg im 1. (!) Weltkrieg, an dessen jüdische Opfer der Gedenkstein erinnert.

Nachdem am 12. November 1914 das Kriegsgefangenenlager in ein Interniertenlager umgewandelt worden war, kamen internierte Zivilpersonen hierher: Männer im wehrpflichtigen Alter aus den Ländern der Kriegsgegner Deutschlands sowie aus deren Kolonien (Indien, Algerien, Marokko etc.). Mitunter waren ganze Familien, die zwischen die Fronten geraten waren, in Havelberg interniert.

Mir wurde die im Internet nicht vorhandenen Details von einem Freund, der von Kreuzberg nach Havelberg ausgewandert ist, mündlich erläutert. Wir waren ein handwerklich sehr begabter Künstler, ein gelernter Dachdecker (und passionierter Koch) und ich – daher bekam ich gratis noch einen Spontanvortag über das DDR-typische Material, was beim eisernen Tor und dem Davidsstern verwendet worden sei. Kritisch wurde auch angemerkt, dass die Flügel des Tors unprofessionell und schief angebracht wurden. Die Tafel am Eingang habe ich fotografiert, sie ist aber fast völlig unleserlich.

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Auf einem Grab (viertes Foto von unten) entdeckten wir ein stilisiertes Symbol der Freimaurer. Der Kupferstecher Louis Jacoby ist vermutlich der einzige Menschn der dort begraben wurde, über online etwas zu finden ist. „Der jüngste Grabstein des Friedhofs erinnert an William Jacoby, der 1943 im KZ Theresienstadt umkam.“ Leider weiß ich nicht, wie William mit Louis Jacoby verwandt war.

Es war auch nicht so einfach herauszufinden, was Terminus vitae non amoris. Ich kann das natürlich als alter Lateiner irgendwie übersetzen; den Satz findet man nicht selten auf Grabsteinen. (Ich denke bei „Terminus“ ohnehin zuerst an Pirx.) Aber in gutem Deutsch? „Das Leben endet (oder: ist endlich), aber nicht die Liebe“ wäre mein Vorschlag.

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