Die Akte Lammel, reloaded [Update]

Berliner Zeitung: „Ausforschung statt Aufarbeitung: Wie 164 Menschen unter Stasiverdacht gerieten. Seit Jahren kämpft Bernd Lammel gegen IM-Vorwürfe. Jetzt stellt er fest, dass die Unterlagenbehörde BStU Verwandte, Bekannte, Kollegen ausleuchtete.“

Ich gehöre auch zu den „Opfern“ der Kampagne, obwohl ich meine Stasi-Akte schon selbst publiziert hatte. Vgl. auch „Die Akte Lammel, final“ sowie Weitere Schritte einleiten.

[Update:] Ich zitiere Hans-Peter Buschheuer, den ehemaligen Chefredakteur des Berliner Kurier:

„Ein empörender Vorgang, den ich von der ehemaligen „Gauckbehörde“ nicht erwartet hätte: Mitarbeiter des BStU Stasi-Unterlagen-Archivs beteiligten sich in einer Art und Weise an der Stasi-Treibjagd gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Deutschen Journalistenverbandes Berlin (djv), Bernd Lammel , dass es einem die Sprache verschlägt. Auf der Suche nach Beweisen durchkämmten die selbsternannten Fahnder das gesamte Umfeld Lammels, inkl. Familie, Freunden, Mitarbeitern und Kollegen.

Die Ausforschung, die eindeutig gegen das Stasiunterlagengesetz verstößt, geht auf zwei Stasijäger des rbb Fernsehens und der Bild-„Zeitung“ zurück, die über Jahre versuchen, Beweise für eine Spitzeltätigkeit Lammels zu finden.

Ein wunderbarer Report in der Berliner Zeitung, der sich zu lesen lohnt. Und hoffentlich nicht ohne Konsequenzen für die Behörde bleibt. Zu hoffen ist auch, dass der rbb endlich selbstkritisch seine Recherchemethoden reflektiert. Der Verfolgungseifer der Redaktion war schier grenzenlos.

NB: Als Vorsitzender des damaligen Konkurrenzverbandes jvbb (Journalistenverband Berlin-Brandenburg) hatte ich im Jahr 2016 Gelegenheit, in die mir zugespielte Stasi-Akte Lammels Einblick zu nehmen. Nichts darin deutet auf eine schuldhafte Verstrickung hin, es gibt nicht einmal eine Verpflichtungserklärung. Das hinderte die Gegner Lammels nicht daran, auch noch im Jahr 2020 von einer „Stasi-Verwicklung“ zu schwadronieren und dadurch seine Wiederwahl zu verhindern.

Ein Schurkenstück!“

Ich konnte den Beitrag nicht direkt auf Facebook teilen, weil Buschheuer mich zu der Zeit, als er Vorsitzender des JVBB war, auf Facebook geblockt hat – manche Kollegen können mit Kritik schlecht umgehen oder haben einfach nur ein schwaches Nervenkostüm. Die Namen der „Schurken“ stehen übrigens hier auf meinem Blog. Interessant ist auch, dass der damalige Vorstand des JVBB offenbar die Stasi-Akten von Lammel kannte. Honi soit qui mal y pense.

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Kommentare

3 Kommentare zu “Die Akte Lammel, reloaded [Update]”

  1. Wolfgang Tietze am April 27th, 2021 12:22 am

    Hallo, Sie schreiben ja dolle Dinge zusammen. Nur leider auf niedrigem Niveau. Sie bewerten Dinge nach Belieben, Hauptsache sie passen in ihre Richtung. Ich habe mir nun auch den Artikel in der Berliner Zeitung reingezogen und nun wundert mich gar nichts mehr. Das einzige, was Lammel „entlastet“ bzw. nicht tatsächlich überführt, ist die Tatsache, dass seine Akte augenscheinlich vernichtet ist. Den Optimismus, die Akten befinden sich in den vielen Säcken, den Müller-Enbergs mitunter pflegt, teile ich nicht. Was auffällt (ich kenne leider nur die Unterlagen aus dem Internet), ist die Tatsache, dass augenscheinlich keine F16 u. keine F22 existieren. Eine Schlußfolgerung daraus ist, die Akten wurden bewusst vernichtet. Ich habe in meiner journalistischen Arbeit zahlreiche IM’s (Inoffizielle Mitarbeiter) enttarnt. Allerdings nicht nur aufgrund von Akten. Sie waren eine notwendige Grundlage. Zusammen mit den Aussagen ehemaliger MfS Mitarbeiter ergaben sie ein Bild, dass manche IM’s zu Geständnissen bewegte. ich kenne aus vielen solcher schwierigen Gespräche viele verschiedene Varianten von Ausflüchten, von Lügen, von Verharmlosungen etc. Und damit wir uns nicht falsch verstehen: ja ich habe, wie es so schön heißt, IM’s gejagt und zwar mit Erfolg. Aber ich habe auch Menschen, wie Engholm u. Wallraff u.a, die mit dem IM Vorwurf konfrontiert wurden, durch meine Recherchen entlastet und Ihnen vor Gericht zum Erfolg, damals gegen Focus bzw. Springer, verholfen. Beste Grüße Wolfgang Tietze PS.: was BSTU angeht, da habe eine eigene dezidierte Meinung. Keine besonders gute, dass kann. ich schon verraten.

  2. Wolfgang Tietze am April 27th, 2021 7:33 pm

    So noch einmal. Mangels der Unterlagen kann ich nur beurteilen, was es im Internet alles zu lesen gibt. So aktuell bei Übermedien u. BuzzFeed News. Der Passus, der sich mit der IM Tätigkeit des Herrn Lammel beschäftigt, ist dermaßen daneben, dass es eigentlich nicht lohnt, darüber etwas zu schreiben. Aber man könnte das ganze Geschreibsel schon als Desinformation im Sinne des MfS bezeichnen. Es ist immer das gleiche Muster. Nun ja, es gibt ja immerhin noch einige, auskunftswillige ehemalige MfS Mitarbeiter der HA II, deren Gedächtnis funktioniert. Von dem angeblichen Gutachten der Historikerin Francesca Weil halte ich aus diesem Grunde wenig. Leider kann ich zitierten Schlussfolgerungen bewerten, über das Gutachten verfüge ich nicht. Frau Weil wollte es mir nicht zur Verfügung stellen. Eine kleine Korrektur: Die F16 scheint wohl vorhanden zu sein. Die F22 fehlt, da bin ich mir aber nicht sicher. Fakt ist jedenfalls, dass der Führungsoffizier nicht einfach so, jemanden umregistrieren konnte. Auch dafür gab es einen vorgeschriebenen Weg innerhalb des MfS. Was jedenfalls auffällt seitdem Birtler u. Jahn BSTU vorstanden/vorstehen u. Jahn die ehemaligen MfS’ler rauswarf, ist, das die Rechercheergebnisse von BSTU immer dünner wurden. Der Sachverstand fehlt einfach. So kümmern sich seit 2004 verstärkt drittklassige Journalisten um drittklassige IM.

  3. Westarbeit : Burks' Blog – in dubio pro contra am Mai 4th, 2021 11:30 am

    […] RBB, Redaktion Klartext, ließ auch mich im Jahr 2010 ausforschen – mein Name ist in der Akte (Ausriss) geschwärzt. Warum? Weiß ich nicht, aber ich war […]

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