Faires Ärgern

kuchen

Ich langweile mich nie und auch nicht während des so genannten Lockdowns. Man kann zum Beispiel ununterbrochen Kuchen backen und es sich gut gehen lassen, wenn man nicht arbeiten muss.

Da sitze ich also harmlos in der Küche, esse selbst gemachte Stachelbeertorte und Marmorkuchen, selbstredend alles mit Sahne, und lasse die neuesten Nachrichten in Print- und Digitalform an mir vorbeifliegen und rege mich sofort und überflüssigerweise total auf.

– Es rächt sich immer noch, dass die Revolution 1918 von den Sozialdemokraten hintertrieben und verraten wurde. Die Süddeutsche berichtet: „Erben der bayerischen Könige kassieren immer noch Millionen“. „Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung kommt sie jedes Jahr in den Genuss von knapp 14 Millionen Euro, die der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF) ausschüttet. Diese Stiftung wurde im Jahr 1923 vom Freistaat Bayern errichtet, um die Mitglieder des Hauses Wittelsbach weiterhin zu alimentieren.“

Da fällt mir doch ganz spontan ein altes französisches Lied ein.

– Im Print-„Spiegel“ lese ich wieder groben Unfug. Überschrift „Krieg der Köpfe“ – „Mit Falschnachrichten, Fake-Profilen, Bot- und Trollarmeen wollen ausländische Geheimdienst bla bla usw.“ Wie machen die das?

„Die Absender der Mails, die bei sieben Bundestagsabgeordneten der Unionsfraktion und der SPD sowie bei mehr als 70 Landtagsabgeordneten eingingen, klangen harmlos: mailing@t-online.de stand da oder mailing@gmx.de. Doch die Mails waren Fallen. Ein Link führte auf eine Website, auf der die Angeschriebenen ihre Daten eingeben sollten. Das Ziel der sogenannten Phishing-Attacke: die E-Mail Postfächer und Social-Media-Accounts der Politiker zu kapern.“

Nein, ich rege mich sogar über fast jedes Wort auf (mal abgesehen davon, dass „Phishing“ schon gefühlt Fantastillarden mal durchgekaut wurde).

Wann eigentlich sind „Absender“ von E-Mails „harmlos“ oder besser: wann „klingen“ sie so? Erinnert sich das IT-affine Publikum noch an den Kremvax-Hoax aus dem Jahre 1984 im Usenet? Piet Beertema hatte damals nicht nur den Absender eines Postings gefälscht, sondern alles andere auch. Außer dem Datum (April! April!) stimmte nichts, auch nicht die Newsserver. Ich erinnere mich auch, was ich zu Crosspoint-Zeiten mit dem Hamster für einen Unsinn angestellt habe – man konnte alles mögliche in den Header einer E-Mail hineinschreiben und es musste nicht wahr sein. Wer den „Klang“ einer elektronischen Postkarte als Maßstab für Seriösität nimmt, sollte besser eine Brieftaube nehmen, die gurrt wenigstens.

Es geht gleich weiter. „Ein Link führte…“ Auch das kennen wir bereits: Die Pappnasen, die das geschrieben haben, gehen davon aus, dass die Nutzer sich ihre E-Mails im HTML-Format anzeigen lassen. Dann kann man über das Ziel eines Links getäuscht werden, weil in Hypertext Markup Language alles mögliche stehen kann, was aber nicht angezeigt werden muss. Wer verhält sich denn so selten dämlich? Spiegel-Redakteure und Politiker und der DJV Berlin und und und. Ach so, ganz viele? Man sollte denen zwangsweise Claws Mail verordnen, das zeigt HTMl nicht an. Hierzu hat mein Hausphilosoph das Nötige gesagt: „Es gibt manche Leute, die nicht eher hören können, bis man ihnen die Ohren abschneidet.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

– Ich höre jetzt besser auf. Ich erinnere mich daran, dass ich mich schon beim Einkaufen geärgert habe. Neben „fairem Lohn“ und „fairem Handel“ und „fairem Parken“ gibt es vermutlich auch bald „fairen Sex“? Und fordern das die Grünen schon? Ich blogge ich eigentlich fair und nachhaltig? Ich wüsste gar nicht, was das sein sollte.

fair parken

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Kommentare

6 Kommentare zu “Faires Ärgern”

  1. flurdab am April 11th, 2021 7:14 am

    Passionsblumentorte.
    Soll helfen.
    Kein Rezept.

    (Da sitzt man und haut sich die ganze Zeit einen Stein vor den Kopf und fragt sich wann der Schmerz nachlässt)

    Ähh Ohhhmmmm

  2. ... der Trittbrettschreiber am April 11th, 2021 10:31 am

    Ich habe fairstanden, Burks:
    Verness gibts eben nicht überall.

    Wer sich öfters Fairkommentiert wird dank JEVER bald überall herzlich fairkommen sein.

  3. leckre torte am April 11th, 2021 10:50 am

    Oder einfach mal ordentlich mit dem Hammer auf den großen Zeh kloppen, das erdet dann den Kopfschmerz @flurdab.

  4. Jim am April 11th, 2021 1:09 pm

    Die Grünen setzen sich neuerdings für Fairarsche ein, kommt gut an wie man so liest und hört.

  5. flurdab am April 11th, 2021 3:15 pm

    Der Boden der Stachelbeer- Obst- Torte sieht sehr gut aus.
    Beharrlichkeit trägt manchmal Frucht.

  6. flurdab am April 12th, 2021 7:12 am

    @ lecker Torte
    Du bist auf einem guten Weg.
    So hat das bei mir auch angefangen.

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