In der eigenen Filterbubble

Berliner Zeitung

Franz Sommerfeld schreibt auf Facebook: „Die Berliner Zeitung verabschiedet sich von der Zeitung. Am Wochenende heisst sie nur noch so, ist aber keine mehr, sondern wurde in ein Magazin verwandelt. Damit verzichtet das einst auflagenstärkste Aboblatt der Hauptstadt darauf, an den beiden Tagen der Woche, an denen am längsten und meisten gelesen wird, mit dem Anspruch einer Zeitung den aktuellen öffentlichen Diskurs durch Reportagen, Analysen und Kommentare zu prägen. Die neuen Verleger kehren damit als erste in Berlin der grossen Tradition der Zeitung den Rücken, die über lange Zeit die Öffentlichkeit entscheidend bestimmte.“

„Die alten Leserinnen und Leser der Berliner Zeitung werden ihre Erwartungen am ehesten mit der Wochenendbeilage der taz erfüllen können. Das ist keine Frage von Rechts oder Links. Die taz liefert eine gelungene Mischung aus aktueller Berichterstattung und Zeitgeist-Themen, publiziert dicht am Nerv der Zeit und spürt den Grundströmungen der Gesellschaft nach. Ihre Texte sind relevant, während viele durchaus gute Stücke des Magazins der Berliner Zeitung auch letzten Monat oder nächsten Herbst erscheinen könnten.“

Ich teile Sommerfelds positive Meinung über die „taz“ nicht, aber die Entwicklung ist typisch. Wieder eine Zeitung weniger. Das muss man nicht bedauern, es ist konsequent. Das Sterben der klassischen Printmedien wird weitergehen.

Die „taz“ hat sich als Organ der neuen konservativen Mittelschichten etabliert, die sich mit „Klima retten“ und Gendersternchen ihr schlechtes Gewissen aufpolieren. Da aber zum Beispiel auch der „Tagesspiegel“ in Berlin in demselben Milieu nach Lesern fischt und einen auf „queer“ macht, ist noch nicht ausgemacht, ob das Konzept aufgeht. Viele ehemalige Konsumenten der klassischen Medien informieren sich jetzt woanders, auch bei Nischenprodukten. Die müsste man zurückholen. Die „taz“ hat dazu keinen Plan. Alle anderen offenbar auch nicht. Journalismus wird durch Haltung ersetzt.

Die Berliner Zeitung beschäftigt sich jetzt mit der weltbewegenden Frage, welche Kinderbücher man lesen „dürfe“. Der Schwerpunkt der Wochenendausgabe ist „Transgender“. Da kann man nur viel Spaß beim Sterben wünschen und noch einen Tritt in den Abgrund beisteuern.

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Kommentare

8 Kommentare zu “In der eigenen Filterbubble”

  1. ... der Trittbrettschreiber am April 6th, 2021 9:34 am

    Nääh wattn Jehässijen…

    PS: Was ist (guter) Journalismus?

  2. admin am April 6th, 2021 9:48 am

    Unveständliches verständlich machen. Politikersprechblasen und Neusprech zerhauen. Den nackten Arsch der Mächtigen zeigen. Auf Haltung verzichten. Leser nicht moralisch belehren.

  3. Juri Nello am April 6th, 2021 10:49 am

    Sinnvoll wäre es doch, das Lesen gleich zu verbieten. Gelesen werden dürften nur noch mathematische Zahlenwerke. Das dürfte auch der deutschen Mentalität zu gute kommen.

  4. Wolf-Dieter Busch am April 6th, 2021 11:31 am

    Die „taz“ hat sich als Organ der neuen konservativen Mittelschichten etabliert

    Konservativ allenfalls im Sinn „Erhalt des eigenen Standpunkts für alle Ewigkeit“. Nicht im Sinn von „Stabilisieren unserer Gesellschaft“.

  5. ... der Trittbrettschreiber am April 6th, 2021 11:37 am

    @Juri Nello

    Die aus Buchstaben gebildeten Worte, die ja als Module von Absätze bildenden Sätzen verwendet werden, sind ja nichts anderes, als übersetzte, dechiffrierte Zahlen – so jedenfalls könnte man beim Studium der Kabbala zu vermuten wagen…

  6. Godwin am April 6th, 2021 3:23 pm

    „Ich lese keine Zeitungen, steht ja doch jeden Tag was anderes drin.“
    (Helge Schneider)

    Luisa Neubauer – die medial in Szene gesetzte Alt-Herren-Fantasie, die, um das Klima zu retten, erst einmal ihre zig-tausend Flug-Kilometer von der Narzissmus-Plattform löschen musste…
    … genau DIE shaket die Titten jetzt „maskenlos in der für den maskentragenden Pöbel geschlossenen Hamburger „Blick Bar“.“

    Haltung ist halt so ne Sache
    aber guter Journalismus meint wohl etwas anderes als Punk

  7. Detlef Borchers am April 6th, 2021 4:59 pm

    Widerspruch: die taz hat einen Plan. Nennt sich Genossenschaft und die wächst respektabel. Derzeit 20.872 mit einer durchschnittlichen Einlage von 3000 Euro.

    Und manchmal auch mit guten journalistischen Beiträgen.

  8. admin am April 6th, 2021 5:57 pm

    @Detlef: Ich meinte einen Plan, verlorene Leser zurückzuholen. Die taz bleibt innerhalb des Stimmritzenverschlusslaut-Milieus, das macht sie zu einer „Special-interest-Zeitung.

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