Viel wenig Impfstoff [Update]

Der Tagesspiegel schreibt: „Bei Fortsetzung des derzeitigen Impftempos würden Mitte April knapp 15 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Erstimpfung haben.“

In besserem und logischem Deutsch: Wenn der Impfstoff weiterhin so knapp ist, haben Mitte April mehr als 85 Prozent der Bevölkerung noch nicht einmal eine Erstimpfung.

Merke: Ist etwas negativ („nicht geimpft“), sollte man es nicht positiv formulieren. („mindestens eine Erstimpfung“). Man sagt auch nicht: Von wenig Impfstoff ist viel vorhanden.

Teilsätze ohne Verben verschleiern, dass jemand verantwortlich ist (wer gibt das „Tempo“ vor und warum?). Außerdem sind Wörter mit -ung (Nominalstil) lang und hässlich.

Postscriptum: Korrektes Deutsch ist das alles natürlich auch nicht. Man muss sich aber entscheiden, was man prognostizieren will: „Wäre der Impfstoff weiterhin so knapp“ suggeriert, dass die zuständigen Pappnasen es schafften, mehr davon zu besorgen. Das bezweifle ich, obwohl der Tagesspiegel das offenbar glaubt. Also kein Irrealis, sondern schlicht Futur im Konditionalsatz: Wenn der Impfstoff weiterhin so knapp sein wird, werden Mitte April mehr als 85 Prozent der Bevölkerung noch nicht einmal eine Erstimpfung haben.

Postscriptum II: Journalisten, die, wie im Tagesspiegel, Doppelpunkte mitten in Wörter pressen, können oft gar kein korrektes und gutes Deutsch.

[Update zum Postscriptum II]
tagesspiegel