Sine ira et studio

mitterauer „Inde consilium mihi pauca de principes et extrema tradere, sine ira et studio, quorum causas procul habeo.“ (Ist das korrekt? Mein Latein ist – quam triste miscendum! – total eingerostet.)

Wie schon erwähnt, habe ich mir sowohl die Annalen als auch die Historien des Tacitus zugelegt, die nicht nur amüsant zu lesen sind, sondern, wenn man die Details ernst nimmt, das oft und gründlich korrigieren, was die Populärkultur über das römische Weltreich und deren herrschende Klasse zu wissen meint. Natürlich gibt es die Ausgaben auch in Lateinisch online, und lange Passagen auch übersetzt, aber, wie das Schicksal es so will, nie genau die Sätze, die ich gerne im Original überprüft hätte. Mein großes Latinum ist schon – quam tempus fugit! – ein halbes Jahrhundert her.

Auch sind die spärlichen Anmerkungen bzw. Fußnoten der Krömer-Ausgaben so dürftig, als hätte man Tacitus-Kommentare des frühen 19. Jahrhunderts als Vorlage genommen; von einer kritischen Ausgabe kann nicht die Rede sein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass bürgerliche Historiker es nicht lassen können, über die Psyche rönischer Kaiser et cetera wild herumzuspekulieren, anstatt es bei den Fakten zu belassen. Tacitus hat bekanntlich keine Wissenschaft betrieben, sondern Propaganda verfasst, die zwar geschickt verpackt, aber doch als solche zu erkennen ist.

Daher habe ich jetzt tief in die Tasche gegriffen (man kann nie genug Bücher haben!) und mir Lateinisch-Deutsche Ausgaben bestellt.

Nicht vergessen: Ich komme zwar von Hölzken auf Stöcksken, wie man im Ruhrpott zu sagen pflegt, aber das sind alles Vorarbeiten zum Einen und Einzigen Wahren und Autorativen, Historisch Genauen und Amtlich Anerkannten Bericht über den Feudalismus und wie er den Kapitalismus gebar und warum und warum anderswo nicht – der geplante Beitrag soll allem Widerspruch und Streit zum Thema ein Ende setzen. Ich werde also noch die so genannte Asiatische Produktionsweise diskutieren müssen (ist die Sklavenhaltergesellschaft eine notwendige Vorstufe in der Entwicklung zum Kapitalismus?) als auch die chinesische Kulturrevolution (gibt es Klassenkampf im Sozialismus?) abhaken müssen, bevor ich wieder zum Kern der Sache kommen kann.

Jetzt freue ich mich auf die Lektüre von Michael Mitterauers Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs. Der scheint – von seinen Themen her – ein vernünftiger bürgerlicher und auch kosmopolitisch denkender Wissenschaftler zu sein, und der Buchtitel ähnelt den Fragen, die ich auch zum Thema habe.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Sine ira et studio”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Februar 4th, 2021 1:19 pm

    ;-)… man ist gespannt auf die Antworten – möglichst in Altgriechisch.

  2. Wolf-Dieter Busch am Februar 4th, 2021 2:54 pm

    Hut ab vor dem Bildungsbürger. Ich hatte in Latein eine unverdiente Vier im Abi-Zeugnis.

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