Perpetuierten Nörgeln

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Das spülte in mein Postfach, angeschaut per Smartphone.

Dazu fällt mir etwas ein, aber gleichzeitig komme ich mir vor wie Don Quichote: Die werden weder meine Kritik zur Kenntnis nehmen noch etwas ändern. Das kenne ich vom Deutschen Journalisten-Verband. Man wechselt bei Kritik gleich in den Modus „beleidigte Leberwust“, rümpft hochnäsig den Gesichtserker und meint, alles zu ignorieren, löse das Problem.

Warum und zu welchem Ende versende ich (nicht) E-Mails im HTML-Format? Das BSI warnt davor. Warum beherzigen Journalisten das nicht oder diejenigen, die den Newsletter von „Aufstehen“ versenden? Ich sage es euch: Weil sie dumm und ignorant sind. Basta. Oder weil sie denken, diejenigen, die sich um Sicherheit kümmern, sind eine gesellschaftlich irrelevante Gruppe und sitzen irgendwo mit Popcorn im Keller, dort, wo die „Linke“ nie hinleuchtet.

Neulich hatte ich einen Tagtraum: Was machten diese Leute, wenn plötzlich der Faschismus oder so etwas Ähnliches käme? Nichts, vermutlich. Nur dumm gucken und jammern. Oder sie fragen mich (zu spät), was man tun könne. (Ich habe heute die zweite und letzte Mahnung an die Linke Medienakademie verschickt, weil die mein Honorar nicht zahlen. Bei sowas zögere ich nicht, denen einen Gerichtsvollzieher auf den Hals zu schicken. Dann lernen sie es auf die harte Tour und ganz ohne Gendersternchen.)

Wie sieht denn so etwas aus? Mein Nachname wird zerhauen? Ist das etwa höflich und benutzerorientiert? Das liegt nicht an mir! Just saying!

Aber nun zu uns, Inhalte! Nehmen wir den ersten Satz. Der ist nicht so verständlich, wie er sein könnte. Was sagt er aus? Die Gegner des „Neoliberalismus“ (was auch immer das sei – ein extremistischer Kapitalismus vielleicht?) bekämpfen sich. „Vor allem“ ist ein überflüssiges Füllsel, es sei denn, man erklärte, was sie sonst noch so tun. Und das Kapital darf weitertoben. Ein schönes starkes Verb, nur ist es nicht anschaulich. Tobte das Kapital schon bei Schleicher oder erst bei Hitler? Tobt es immer, oder hat es seine Tobsuchtsphasen, die man eventuell medikamentös behandeln könnte?

Die Gegner des Kapitalimus bekämpfen sich, während das Kapital sich ins Fäustschen lacht.

Ok? Ist das „bemerkenswert“, oder ist das ein wiederum überflüssiger Anfang nach dem Motto „bevor wir zum Anfang kommen, lassen Sie mich sagen, dass dieser bemerkenswert ist“? (Sorry, Leute, ihr habt weder von Propaganda noch von deutscher Sprache irgendeine Ahnung.)

Weiter: Man fängt einen Satz nicht mit „dass“ an. Da werden die Leser sofort unaufmerksam. „Der Nebensatz kann nicht alleine stehen; er ist einem anderen Teilsatz untergeordnet, von dem er durch ein Komma getrennt ist“. Das ahnt das Publikum, gähnt, und sucht dann, wo und ob der Hauptsatz eventuell käme.

Es ist schlimm, dass Schwächsten der Gesellschaft systematisch gegeneinander ausgespielt werden. Jaja, nicht unsystematisch, sondern systematisch – aber was heißt das jetzt? Das tobsüchtige Kapital hat einen Plan?

Ab jetzt wiederholt sich alles: „Doch die Linke schafft es auch eigenständig“ – herrje! „Doch“ und „eigenständig streichen! In der Kürze liegt die Würze! Weniger ist mehr! Aber hattet ihr nicht eben schon gesagt, dass die Gegner des Kapitalismus sich bekämpften? Warum das zwei Mal? Damit es besser ins Langzeitgedächnis eingemeißelt wird?

„Individualismus ist ein hohes Gut [hier fehlt ein Komma] und der Schutz und die Teilhabe von Minderheiten“ blabla. „Die Teilhabe“ ist typisches Katja-Kipping-Sprech. Ja keine Verben! Und um eines höheren Wesens willen nicht Rössin und Reiterinnen nennen! Ich erinnere mich an eine Notiz von Wladimir Iljitsch Lenin: „Anarchismus ist umgestülpter bürgerlicher Individualismus. Der Individualismus als Grundlage der gesamten Weltanschauung des Anarchismus.“ Ich weiß, dass ihr das nicht böse meint. Aber verbreitet solchen Quatsch einfach besser nicht. D’accord?

„Die eigene Ausgegrenztheit“ – das Geschwurbel wird immer schlimmer. Es reicht. Ich möchte mich am Sonntag nicht ärgern. Und in meiner Küche steht noch eine selbst gemachte Sauer-Scharf-Suppe.

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Kommentare

5 Kommentare zu “Perpetuierten Nörgeln”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 6th, 2020 6:15 pm

    Lenin wäre heute wieder ganz hipp:
    Anarchismus ist umgestülpter bürgerlicher Individualismus. Der Individualismus als Grundlage der gesamten Weltanschauung des Anarchismus.

    Alle „ismen“ in die Tonne; und die, die sie eigeneingrenzend verwenden, gleich mit.

    Da sollen sie dann solange drinbleiben, bis klar ist, wie denn ein Gemeinwesen ohne Individuen überhaupt eine Weltanschauung haben und sein kann.

    Anarchie kann ich noch nachvollziehen, individualistischen Demokratismus sowieso,seit neuestem zumindest aus der perpektivistischen Sichtweise des Machtismus. Beim Schwurbelismus werde ich schon etwas skeptischer – und wenn Du nun noch das Rezept für die schauristisch angeschärfte süße Sauersuppe verätst, könnte ich dem kulinaristischen Traumismus wiederstehen.
    Btw: Was ist praktizistischer Leninismus?

    Irgendwie cool. Man fühlt sich frei wie J.J. Russeau in einem Boot auf dem See, allerdings in Ketten – da beibe ich heute mal im Erdgeschoss.

  2. Wolf-Dieter Busch am Dezember 6th, 2020 9:23 pm

    Nicht wegen der Sprache, sondern wegen Inhalts habe ich „Aufstehen“ vor längerer Zeit aufgegeben. Also deren Mails, auch die gleiche wie bei dir, fühlen sich bei mir im Postkörbchen wohl.

  3. Entitaet am Dezember 7th, 2020 4:50 pm

    Ich habe schon aufgehört weiter zu lesen, nachdem ich die flasche Anrede gelesen hatte.

    „Hallo XYZ,“ ist flashc!1!!

    Richtig ist:
    „Hallo, XYZ,“

  4. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 7th, 2020 7:35 pm

    @Entität(ärätätää?)

    …ach komm, a gäähns doch…kooomts dohäär mit an Striich…

  5. Nomen am Dezember 8th, 2020 8:42 am

    Da wird der Herr Schr?er wohl mal seinen Nachnamen anpassen lassen müssen. Geht bestimmt. Notfalls klagen, da man sich als „?“ fühle, was im Nachnamen berücksichtigt werden muß. Es geht schließlich um Inklusion, Teilhabe et cetera.

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