Dauerempörte Identitäre und die List der Vernunft

strukiur
Identitäre Weltsicht, Symbolbild (nur wenige Eingeweihte werden erkennen, was und wo das ist.

– Ein Interview mit Susanne Schröter in der taz ist lesenswert: „Kritik am politischen Islam gerät schnell unter Rassismusverdacht. Ein Interview mit Susanne Schröter vom Forschungszentrum Globaler Islam.“ [Schon erstaunlich, dass es im 21. Jahrhundert immer noch Medien gibt, die keine Links setzen. Mein Mitgliedleid über fallende Auflagen hält sich in Grenzen.]
Schon das Wort Islamismus wird unter Verdacht gestellt. Man möchte den Islam nicht mit negativen Dingen in Bezug bringen, fokussiert stattdessen auf Islamfeindlichkeit oder die Diskriminierung von Muslimen. Man glaubt es kaum, wie viele Projekte zur Islamfeindlichkeit finanziert werden. (…)
Gerade im Bereich der postkolonialen Theorien hat sich eine identitäre Strömung durchgesetzt, die Positionen an äußere Merkmale wie Geschlecht, der Hautfarbe oder Alter koppelt und damit einen neuen Rassismus begründet. Das Feindbild vom „alten, weißen Mann“ ist so eine rassistische Konstruktion.

Das ist logisch und selbstverständlich, nur interessiert Logik diejenigen nicht, die Schröter damit meint. Die Universitäten sind wieder ein Hort der Reaktion wie vor 1968. Ironie der Geschichte: Die Reaktionäre fühlen irrig sich als „Linke“.

– „Eine Ursache der Dauerempörung ist die autoritäre Revolte der Rechten gegen die offene Gesellschaft und die identitäre – besser: antiuniversalistische – Wende eines Teils der Linken. Zudem: die globalen Krisen, die zur Wiederkehr einfacher Weltbilder geführt haben, die weitgehende Selbstabschaffung des Politischen vor der Allmacht „der Märkte“ und die daraus folgende Verschiebung des Politischen auf das Gebiet der Kultur.“ (Deniz Yücel hinter der Paywall der Welt: „Eine offene Gesellschaft muss Mehrdeutigkeiten aushalten“).

Meine Rede: „Multikulti“, heute „Vielfalt“ genannt, ist ein reaktionäres unpolitisches Konzenpt, das Einwanderer auf ein fiktives Konstrukt – deren vermeintliche „Kultur aka Folklore – reduziert. Das sagte und schrieb ich auch schon vor zwanzig Jahren. Man wird im Laufe der Jahre demütig, was die Wirkung der eigenen Worte angeht, auch wenn sie in Buchform gegossen wurden.

– By the way: Journalisten, die das Wort „umstritten“ benutzen, sollten vom Weltgeist sofort eine schallende Ohrfeige bekommen.

– Das letzte Wort hat Lisa Eckhart: „Aber man muss auch mal zugeben können, wenn man recht hat – und den Eindruck hatte ich.“ Ich auch ziemlich oft. (Jemand schrieb hier schon einmal etwas von Sendungsbewusstsein).