Unter Robotronikerinnen

robotron

VEB Robotron PC 1715 computers at a parade in Berlin, GDR, 1987. Credits: Soviet Visuals.

Kann mir mal jemand von den mitlesenden Anthropologen erklären, warum man Rechner auf einen Bollerwagen stellt und diese dann winkend durch die Straßen fährt? Muss ich dazu erst Theweleit lesen?

corvid19

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Kommentare

13 Kommentare zu “Unter Robotronikerinnen”

  1. Juri Nello am April 19th, 2020 9:24 pm

    Das war der sogenannte schnelle Belastungstest. Ist was kaputt gegangen, war zu wenig Commodore verbaut. Zudem wollte man demonstrieren, dass die Stasi jetzt auch Facebook kann. Leider war die Bevölkerung dafür damals noch nicht reif.

  2. Godwin am April 19th, 2020 9:54 pm

    Ein Blick über den Mauer-Rand genügt:

    Das Bild stammt wohl vom Festumzug zum Berliner 750-Jahr-Jubiläum am 4. Juli 1987 (heise)

    Gelesen werden kann auch hier:
    http://www.leisering.net/ddr-zeitungsartikel/Der-Schluessel-zum-Glueck_PC1715_1987-02-20_Neuer-Tag.jpg

  3. Godwin am April 19th, 2020 10:01 pm
  4. blowfish am April 19th, 2020 10:25 pm

    Echt schräg ;-)
    Den PC1715 kenn ich aus meiner Studentenzeit.
    Der Laden (www.robotron.de – einer der „Ableger“ des Kombinats robotron, die überlebt haben) ist jedenfalls unverwüstlich.
    Ich arbeite da. Morgen wieder im Homeoffice.

  5. Andy am April 19th, 2020 11:53 pm

    Das ist DDR-GPS Tracking. Vermutlich hatten sie keine Kreditkarte für den App-Store….

  6. hlawsa am April 20th, 2020 12:46 am

    Die Frage ist, ob man eine Rechnerneuentwicklung
    auf einer Parade bringen muss. Wenn ja, wirkt die
    Darstellung auf Bollerwagen durchaus etwas bemüht
    und „putzig“, angesichts des paradenüblichen Menschen- und Materialaufwandes aber vertretbar.
    Bekanntmachen war die Devise, peinlich oder nicht!!

    @Juri Nello: Es kann ja sein dass Du HEUTE reif bist für Facebook, damals ging es um „Anderes“.

  7. hlawsa am April 20th, 2020 12:53 am

    æ@burks: Wenn Du Theweleit gelesen hast…
    Was meinst Du denn, dass er dazu sagen / meinen könnte? Und warum ?

  8. André Dreilich am April 20th, 2020 7:36 am

    Mal ganz praktisch-prespektivisch gedacht: Stell den Siebzennfuffzenn auf die Ladefläche vonn Wfuffzich und kein Mensch von die Straße sieht ihn mehr. So, auf dem Bollerwagen, steht er mit dem Gesicht zum Volke. Außerdem sagte schon Brecht: „Man kann. Unsere Straßen sind gut.“

  9. Martin Däniken am April 20th, 2020 9:20 am

    Da ich Theweleit NICHT gelesen habe,
    aber ein wenig zusammenfassendes und Buchrücken und in der „Zeit“ geschmökert…
    Männliche Gewalt,Hitler,Ästhetik der Gewalt oder sowas- klein geschrieben…
    „Durch die Abwesenheit der Männer beim Rechnerziehen und nicht vorne auf einer Motorhaube von blitzebelanken Fahrzeugen präsentiert,`
    wird die Macht der Männer überphänomalisiert..“(geiles Wort,nich wah`)
    Sowas in dem Dreh oder?!

  10. Wolf-Dieter Busch am April 20th, 2020 10:07 am

    Vollkommen OT in den Achtzigern haben mein Freund Lutz und ich eine SF-Satire in Super-8 gedreht. (S-8, wer erinnert sich?)

    Jedenfalls kommt in dem Film ein Roboter namens Detektomat-3000 vor, produziert im VEB Roboterbau Bautzen, mit stark sächselnder Aussprache, als etwas unbeholfener Detektiv.

    Habe nach Jahrzehnten den Film digitaliseren lassen, mir fehlt nur noch die Tonspur.

  11. Detlef Borchers am April 20th, 2020 3:58 pm

    Weiter oben steht ja, dass die Frauen die Bollerwagen in der Parade zur 750-Jahr-Feier durch Berlin ziehen. Erklärung ganz ohne Theweleits Männerphanstasien: Sie tragen bei der Parade die Bunnysuits, die bei Robotron in der Fertigung angezogen werden mussten, nicht aber die Geschichtsmasken und Handschuhe, die beim freundlichen Winke-Winke eher hinderlich waren. Das Ganze hatte ein US-Vorbild, die Parade der berühmten Bunnysuits von Intel zum Nationalfeiertag. Verantwortlich für den Aufzug war Karl Nendel, der „General der Mikroelektronik“. Siehe seine gleichlautende Autobiographie.

  12. admin am April 20th, 2020 4:51 pm

    Theweleit, Männerphantasien, Bd. 1.: „Damm und Fluss – das Ritual der Massenaufmärsche“. „Der Faschismus übersetzt so innere Zustände in riesige äußere Monumente.“

  13. ... der Trittbrettschreiber am April 22nd, 2020 12:12 am

    Theweleit, ach waren das Zeiten. Wenn der masochistisch gelangweilte Mann sich nach 16:00 Uhr etwas unlebendig fühlte, brauchte er nur einen Spaziergang nebst Hund (besser Hündin) durch das WG-Viertel machen und irgendeine Frau nach der Uhrzeit fragen. Danach hatte er einen aktiven Wortschatzzuwachs, der den aller Gute Nacht Märchen ad absurdum führte: Verpiss dich du Scheißmacho, bagger deinen dummen Köter an du Männergruppenwichser, du…du Tyyyp… .
    Danach konnte Mann dann weiterlesen – Bier trank man ja nicht…

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