Unerkannt radikalisieren

terroranschlag

Die neun Opfer des Terroranschlags sind Türken, Bulgaren, Bosnier, Rumänen und drei Deutsche. Das türkische Aussenministerium entblödet sich nicht, von „wachsender Islamfeindlichkeit“ zu faseln. Seit wann sind alle Türken Muslime, von den anderen ganz zu schweigen?

Der Tagesspiegel:. „Wie auch Balliet hätten die Behörden Tobias Rathjen „nicht auf dem Schirm gehabt“, sagte der Sicherheitsexperte. Tobias R. sei in keiner Datei vermerkt. Der Mann habe sich offenbar „unerkannt radikalisiert“.“

Gibt es hier immer noch Leute, die den Verfassungsschutz für eine ernst zu nehmende Organisation halten, deren Textbausteine zitiert werden können? Was nützt ein Geheimdienst, wenn er nichts verhindern kann?

Ich schrieb übrigens in Nazis sind Pop vor 20 Jahren zu den Unworten Ausländer- bzw. Fremdenfeindlichkeit die jetzt wieder benutzt werden:
Die Nation definiert sich über eine fiktive ‚Identität‘, über eine vermeintliche ‚Leitkultur‘, die als politisches Projekt sowohl die innere Kolonisierung als auch die Selbstethnisierung der Migranten fördert. Deutschland hat sich vom internationalen Diskurs zum Thema ‚Rassismus‘ begrifflich abgekoppelt (…)) Die Dominanz des Unwortes ‚Ausländerfeindlichkeit‘ in den Medien dokumentiert den zentrale Topos des rassistischen Diskurses. Der Begriff suggeriert zum einen, dass rassistische Diskriminierungen sich nicht gegen Afrodeutsche richten oder – noch schlimmer – dass diese keine Deutschen seien, und zum anderen leugnet er zentrale Klammer rechter Ideologien, den Antisemitismus. Ursache rassistischer Vorurteile sind daher auch affirmative ‚Multikulti‘-Diskurse im Schulunterricht, die Vorurteile nicht abbauen, sondern in der Regel verstärken. Dieser Diskurs verschweigt, dass ‚Kultur‘ oder ‚Ethnizität‘ immer fiktive politische Projekte sind, die gesellschaftliche Machtverhältnisse thematisieren.

Mehr fällt mir nicht mehr ein. Wer lieber beim deutschen Qualitätsjournalismus Zuflucht nimmt, kann eine der Gazetten unten kaufen.

yellow press

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Kommentare

11 Kommentare zu “Unerkannt radikalisieren”

  1. tom am Februar 20th, 2020 5:34 pm

    A propos Qualitätsjourmalismus: Ein Film über selbigen. Fisk wird seit Jahrzehnten von allen Seiten angefeindet, je nachdem, wem seine Reportagen gerade nicht passen. Wissenswertes zum nahen u. mittleren Osten incl. der Rolle Israels.
    Alle verfügbaren Perspektiven. Nur noch 4 Tage.
    https://www.arte.tv/de/videos/076650-000-A/an-vorderster-front-die-wahrheiten-des-robert-fisk/

  2. ... der Trittbrettschreiber am Februar 21st, 2020 8:12 am

    „Wer lieber beim deutschen Qualitätsjournalismus Zuflucht nimmt, kann eine der Gazetten unten kaufen.“

    Die Leck-Türe dieser Blätter macht es einem zumindest leichter, interaktiv verblödet im sich aufschaukelnden Hass-Walzer mitzuschunkeln.
    Die im fleischig roten Matsch endende Polonaise lässt sich aber nur im Suff ertragen. Dann spürt der passive Gutmensch nicht so sehr, wenn er darunter zertrampelt wird.

  3. Roman Bardet am Februar 21st, 2020 11:15 am

    Gibt es hier immer noch Leute, die den Verfassungsschutz für eine ernst zu nehmende Organisation halten, deren Textbausteine zitiert werden können? Was nützt ein Geheimdienst, wenn er nichts verhindern kann?

    Ja, Burks, dass waren noch Zeiten – damals – in der DDR und damals in der UDSSR.

    In der UDSSR beseitigte Stalin damals alle die auch nur den Anschein erweckten irgendwie „radikal“ zu sein. Die nannten das damals anders, also nicht radikal. 20 Millionen sollen es in 50 Jahren gewesen sein. Die gefangenen Hitler-Soldaten wurden nicht alle vernichtet. Vielleicht liegt hier die Ursache allen Übels.

    Mein Großvater war unter Hitler Jagdflieger. Als Konsequenz daraus durfte er keine Versammlungen besuchen, durfte der SED nicht beitreten und durfte keinen Trabbi oder Motorrad besitzen. Ein Arbeitsplatz wurde ihm in einer LPG zugewiesen. Diese Beschränkungen wurden erst 1975 gelockert, aber nie vollständig aufgegeben. Seine Stasi Akte umfaßt übrigens 187 Seiten. Auf seiner Beerdigung hatte jemand penibel alle Teilnehmer aufgelistet.

    Haben Sie auch eine Stasi-Akte, Herr Schröder?

  4. admin am Februar 21st, 2020 11:40 am

    Meine Stasi-Akte habe ich hier gepostet.

  5. flurdab am Februar 21st, 2020 12:37 pm

    Ich habe da mal eine Frage an das Bildungsbürgertum. Kann man Tod steigern?
    Für das Opfer ist es doch vermutlich Wurst wer ihn erschossen hat. Die „System- Lautsprecher“ und Politiker scheinen aber die Tötung durch einen „Nazi“ als schlimmer zu bewerten.
    Das verstehe ich nicht.
    Ansonsten möchte ich das Verbrechen als Konsequenz von ca.70 Jahren gescheiteter „Migrationspolitik“ werten. Die Bevölkerungsstruktur in Hanau ist eben schon sehr, sehr bunt.
    Wobei man doch durch das „Flüchtlingsthema“ gelernt haben kann, dass der Verlust der „Heimat“ Menschen traumatisieren kann.
    Noch ein paar Jahre ARD und ZDF dabei, und schon versagt die Rationalität.
    Wenn Steinmeier dann noch appeliert die Menschenwürde aller Menschen in Deutschland zu wahren und zu schützen, ist es doch gut zu wissen das Langzeitarbeitslosen fürderhin nur 70% dieser Würde zustehen.
    Von Rentnern, Kindern und Alleinerziehenden schweigen wir lieber.
    Was für ein elendes Pack.

  6. flurdab am Februar 21st, 2020 12:54 pm

    Noch einmal zur Bevölkerungsstruktur von Hanau.
    Wenn man da abends auf die verrückte Idee kommt mal eben möglichst viele Menschen zu erschießen, ist bei einem Anteil von 50- 60% Nichtauthochtoner an der Gesamtbevölkerung, je nach Stadtteil die Aufgabe mathematisch schlecht lösbar.

  7. blu_frisbee am Februar 21st, 2020 9:15 pm

    Rassismus erklärt nix insofern als Rassismus nicht aus dem Nichts plötzlich Gehirne infiziert. Wer solche Vorfälle auf Rassismus reduziert soll erklären wie Rassismus entsteht.
    Es reicht kein infektiöses Meme, es muß auf ein akzeptierendes Hirn treffen.
    Nicht alle sind Rassisten, was unterscheidet die?
    https://www.motherjones.com/politics/2014/07/biology-ideology-john-hibbing-negativity-bias
    https://aeon.co/essays/how-disgust-made-humans-cooperate-to-build-civilisations
    https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2019/03/the-yuck-factor/580465/

  8. Harold am Februar 22nd, 2020 4:37 am

    Das türkische Aussenministerium entblödet sich nicht, von „wachsender Islamfeindlichkeit“ zu faseln.

    Dazu ein Zitat aus dem Manifest:
    Stand heute sind allerdings nur sehr wenige Völker bzw. Rassen hierbei positiv hervorgetreten,
    andere Rassen und Kulturen wiederum haben hierbei nicht nur keinen Beitrag geleistet, sondern sind
    destruktiv – vor allem der Islam.

  9. Fritz am Februar 23rd, 2020 4:51 pm

    Ich habe gehört, die toten „Türken“ wären Kurden gewesen. Hat das türkische Außenministerium plötzlich sein Herz für die Kurden entdeckt?

  10. Horst Horstmann am Februar 23rd, 2020 8:03 pm

    Gibt es denn irgendwas Kurdisches, worauf die Türkei keinen Anspruch erhebt?^^

  11. GrooveX am Februar 24th, 2020 1:49 pm

    @horst:
    bayern z.b. ich bin da ziemlich sicher. sachsen glaub‘ ich auch.

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