Brothers in Arms

rote ruhrarmee
Kämpfer der Roten Ruhrarmee in Dortmund. Credits: Wikipedia/unknown

… reaktionäre Elemente haben es verstanden, mit lügenhaften Worten, Schriften und Plakaten die Volksseele zu vergiften. Sie senden gekaufte Hetzer unter die Arbeiter, um diese irrezuführen.
Genossen, hört nicht auf diese Lügen! Die reaktionären Elemente (…) möchten Euch gerne zu Pogromen gegen die Juden verleiten, um wieder im Trüben fischen zu können. Was ihnen bisher trotz aller Mühe nicht gelungen ist, wollen sie jetzt, wo die Volksseele erregt ist, durchführen.
Genossen, die Juden sind nicht Arbeiterfeinde, aber die, welche Euch gegen die Juden aufwiegeln. Die Juden sind von jeher von dieser Richtung ebenso unterdrückt worden, wie wir Arbeiter! Die böswillig verbreiteten Gerüchte, daß die Juden aus ihren Häusern auf die Arbeiter geschossen haben, und daß sie Maschinengewehre und Waffen in ihren Häusern verbergen, haben sich nach stattgefundenen scharfen Untersuchungen auch alle als unwahr erwiesen….“
(Vollzugsrat der Roten Ruhrarmee, Hamborn, 24. März 1920, zit. nach Erhard Lucas: Märzrevolution 1920)

bewaffnete Kämpfe

Leider ein Fehlkauf und enttäuschend: Bewaffnete Kämpfe in Deutschland 1918-1923, Berlin, Militärverlag der DDR, 1988.

Ich versuche herauszufinden, was genau zwischen 1920 in Aplerbeck passierte. Mein Opa Hugo Schröder war damals Lehrhauer auf der Zeche Vereinigte Margarete in Aplerbeck-Sölde – beide heute Stadtteile von Dortmund. Er hat also die Rote Ruhrarmee live erlebt. Leider habe ich ihn nie danach gefragt, und er hat nie darüber geredet. Mein Vater, geboren 1927, also zu spät, um sich erinnern zu können, weiß nur, dass mein Opa damals „Kommunist“ gewesen sei, was auch immer das hieß.

Das obige Buch aus dem Militärverlag der DDR ist weder wissenschaftlich (es fehlen Quellennachweise) noch politisch brauchbar. Wichtige Fakten werden schlicht weggelassen, zum Beispiel die Rolle der nicht unbedeutenden anarchosyndikalistischen Gewerkschaften im Ruhrgebiet bei den bewaffneten Kämpfen. Die KPD (es gab mehrere davon, auch das wird unterschlagen) war mitnichten die „Spitze“, wie behauptet wird, sondern hoppelte oft planlos hinterher. So dargestellt ist das Geschichtskittung und reine Propaganda. Man findet nur Daten und Fakten ohne Analyse aneinandergereiht, dazwischen die üblichen sinnfreien Textbausteine („Jahre heftigster Klassenkämpfe“) stalinistischer Art.

Man kann das Buch eventuell als Datensammlung für weitere Recherchen benutzen. Die meisten Namen der damals Beteiligten sind heute vergessen. Was an Denkmälern übrigblieb, haben fast ausnahmslos die Nationalsozialisten zerstört. Die staatstreue Geschichtsschreibung will gar nicht daran erinnert werden, und auch nicht an die schändliche Rolle der Funktionäre und Parteiführung der SPD während der Ruhrkämpfe.

Ich kenne nur ein einziges Buch, das die damalige Zeit korrekt und interessant beschreibt: Erhard Lucas: Märzrevolution 1920, erschienen im Verlag Roter Stern 1973. Ich besitze leider nur den zweiten Band. Den ersten haben ich mir gerade für einen Haufen Geld bestellt – den dritten kaufe ich mir, wenn ich mal reich bin.

bewaffnete Kämpfe
Credits: Bewaffnete Kämpfe in Deutschland 1918-1923, Berlin (DDR) 1988