Wohin mit der herrschenden Klasse?

Fallbeilraubgrafenkasten

Oben: Fallbeil, 14. Jh., unten der so genannte Raubgrafenkasten, Schlossmuseum Quedlinburg

Mir war klar, dass die Jusos Karl Marx nie gelesen haben, sonst wären sie ja nicht in der heutigen SPD. Also kann man ihnen nicht vorwerfen, sie hätten etwas falsch verstanden, genausowenig man einem Hauptschüler zum Vorwurf machen kann, er hätte die spezielle Relativitätstheorie missinterpretiert.

Karl Marx hat nie von Verstaatlichungen gesprochen. Ein Zitat, das man (als Juso) falsch anwenden könnte, steht im Kommunistischen Manifest:
Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, das heißt des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.

Haben wir zur Zeit eine „politische Herrschaft“ des Proletariats? Nicht, dass ich wüsste. Ist der Staat in den Händen des Volkes der Bevölkerung? Auch nicht wirklich. Welchen Sinn könnten Verstaatlichungen im Kapitalismus dann haben?

Natürlich kann man denselben reformieren oder so tun als ob, abmildern, damit die Leute nicht allzusehr herumrebellieren. Man könnte Strom, Wasser, Gas, Internet, Nah- und Fernverkehr in die öffentliche Hand überführen, das Gesundheitssystem sowieso, da es jedem einleuchtet, dass mit dem, was jeder umbedingt zum Leben braucht, keine Profite gemacht werden müssen. Aber Autos?

So einen Quatsch kann nur die SPD fordern. Ich vermute jedoch, dass hier nur jemand die größtmögliche Aufmerksamkeit suchte und wusste, an welches Heiligtum er pinkeln musste, um das zu erreichen.