Wer hat uns verraten, revisited
Thilo Sarrazin hat als SPD-Finanzsenator 2004 die GSW mit 65.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten verschleudert. Die Käufer waren so genannte Heuschrecken.
Die Whitehall-Fonds der US-amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs umfassen ein Investitionsvolumen von rund 66 Mrd. US$. Sie haben im Immobilienbereich 11,9 Mrd. US$ Eigenkapital in ca. 17.000 Projekte investiert. Der Großteil des Vermögens der Whitehall-Fonds wird von der Archon-Gruppe verwaltet, einer hundertprozentigen Tochter von Goldman Sachs. Archon Deutschland verwaltet ein Vermögen von 397 Mio. €. Die US-amerikanische Fondsgesellschaft Cerberus und ihre Töchter verwalten Investmentfonds mit einem Vermögen von mehr als 13 Mrd. US$. Die Fonds konzentrieren sich u.a. auf den Immobilienmarkt, allein in den USA werden zurzeit mehr als 200.000 Wohneinheiten gemanagt. (Aus der damaligen Presseerklärung der Berliner Senats)
Jetzt soll ein Teil der Wohnungen zurückgekauft werden:
Konkret geht es um rund 50.000 Wohnungen, damals vom rot-roten Senat unter Klaus Wowereit für 405 Millionen Euro verkauft. Im Schnitt 8000 Euro pro Wohnung. Heute gibt die Deutsche Wohnen den Buchwert mit etwa 7 Milliarden Euro an, fast das 17-fache! Der Konzern hat Bereitschaft signalisiert, bei etwaigen Verkäufen das Land Berlin als Käufer zu bevorzugen. Es wäre ein gutes Geschäft – für die Deutsche Wohnen.
Wer hat damals verhandelt – ausser Wowereit und Sarrazin? Die PDS war damals mit an der Regierung – also die heutige Partei „Die Linke“. Was für Heuchler!
Kommentare
13 Kommentare zu “Wer hat uns verraten, revisited”
Schreibe einen Kommentar
Aus völliger Unkenntnis der entsprechenden Liegenschaften heraus gefragt:
– wie war den deren Zustand beim Verkauf, wie ist der Zustand heute?
– Wie hat sich in diesen Jahren der Wert vergleichbarer Liegenschaften verändert?
Und nun stelle man sich vor, wenn man die Wohnungen damals zu dem Preis von 8k an die Mieter verkauft hätte. Es ist zum Heulen.
Und ergänzend: wieweit ist der Wert gestiegen, weil die Öffentliche Hand vielleicht ins Umfeld investiert hat? Also Parks, Straßen, schnelles Internet, einen neuen Flughafen in der Nähe (ha) oder Sanierungsprojekt und Städtebau im Umfeld, wodurch ja oft auch die Werte von älteren und nichtsanierten Wohnungen steigen können. Diese Wertsteigerungen nehmen Verkäufer natürlich gerne mit (nur umgekehrt wird versucht, die ÖH dafür zu Entschädigungen zu zwingen).
Der Vorzeigelinke der BRD aus Recklinghausen. Tätig für die Treuhand, Finanzministerium und die Bahn. Und dann noch Finanzsenator in Westberlin.
Ein toller Hecht.
Der Vorzeigelinke der SPD aus Recklinghuasen.
Tja – solche Kommentare sollte man nicht zulassen.
Man lebt in einer Traumwelt und fühlt sich wohl.
Das sit wichtig.
Tja, wer hätte gedacht, das alle nur an die eigene Karriere und denken?
@Juri Nello: (Berliner) Politiker sind alles Altruisten und
Leute aus der Immobilienbranche haben den Altruismus erfunden und
beide haben ihn unkaputtbar in ihrer DNA verankert…HAHAHA
Ansonsten gilt der wahre Wert von Immobilien ist durch (gute) Beziehungen,nicht zuvergessen Macht/Gier geprägt
…nicht von den offiziellen Kaufdaten…
Zahlen kann man auch hin und her drehen, ganz wie es einem gefällt. Whitehall und Cerberus haben schließlich auch Schulden gekauft, 1,56 Mrd. Euro, macht also fast 28.000 Euro Miese pro Wohnung. Darf man raten? Handelt es sich größtenteils um 30 m² Plattenbauwohnungen? Wenn die nun alle renoviert, wärmegedämmt und pipapo sind, die Jahresmieten dafür sich inzwischen ungefähr auf heute 3000 Euro verdoppelt haben (Faustformel 12 Jahresmieten = Kaufpreis), dann liegen wir bei der besagten 30 m² Wohnung schon bei ca. 36.000 Euro VK. Macht knapp 2,4 Mrd. Je nach Stand der Tilgung um so mehr. Da sind dann 7 Milliarden Buchwert ganz logisch und das hat überhaupt nix mit Heuschrecken zu tun. Jeder, der als Altersvorsorge in frühen Lebensjahren ein Eigenheim erwirbt, macht irgendwann eine ähnlich erfreuliche Rechnung auf.
@Crazy Eddie,
nicht jeder, der mal in frühen Lebensjahren eine Immobilie gebaut oder erworben hat, ist so ein kapitalistischer Buchhalter.
Dem hilft eine Immobilie , für die er sich auch noch Jahrzehnte enorm krummgelegt hat (wenig Wert aber viel Kredit), mit einer bescheidenen Rente etwas besser über die Runden zu kommen und sich nicht als eigentumsloser sofort den demütigenden Sozialstaatsbehörden auszuliefern.
Bevor man sich über Zahlen streitet, sollte zunächst ein Blick darauf geworfen werden, von welchen Einkommensquellen eine kapitalistische Wirtschaft immer noch lebt bzw. welche sie sich gnadenlos auch notfalls durch Enteignung erschliesst, wenn dem Profit immer mehr die Luft ausgeht.
Hier nur ein Anreisser:
Privatisierung von allem was sich zur Privatisierung eignet (alle staatlichen Unternehmen, Immobilien, alle Naturessourcen wie Boden, Wasser) alles was Sachwerte verkörpert und nicht wertloses Papiergeld oder Zahlen auf einem Konto darstellt.
Und wenn das nicht bei einer geschickten Inzenierung bleibt, dann bleibt das Geld bestimmt nicht auf einem Bankkonto.
Griechenland soll ja inzwischen alles verhökern, was nicht Niet- und Nagelfest ist.
Kapital ist unglaublich innovativ. Deshalb bin ich davon so ein grosser Bewunderer.
Kenn mich da nicht aus, aber Sarrazin hat kürzlich dazu Stellung genommen:
https://www.achgut.com/artikel/berliner_wohnungsbau_nach_mir_zurueck_zu_den_alten_fehlern
In meiner Wahrnehmung klingt das so das er in diesem korrupten Sumpf keine andere Wahl hatte und er der Meinung ist das der den weit größeren Teil den Drecksäuen des Berliner Selbstbedienerpartien aus den Händen genommen hat.
Sorry, aber Sarrazin verschweigt natürlich das Wesentliche. „Diese hatten durchweg zu hohe Schulden, zu hohe Kosten und zu niedrige Mieten.“
Wo kamen die Schulden her? vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Bankenskandal
„In einer zweiten Stufe steigen so durch künstliche Verknappung des Angebots die Immobilienpreise, und alle jene, die aus irgendeinem Grund umziehen oder neu zuziehen, schauen als prospektive Käufer oder Mieter in die Röhre. Ich kann mir das nur erklären durch wohnungspolitische Nostalgie nach den Zuständen der untergegangenen DDR.“
Wer meint, Preise entstünden durch „Verknappung des Angebots“, hat entweder „Volkswirtschaft“ studiert oder im Fach „Politische Ökonomie“ nicht aufgepasst. Es geht doch darum, ob das Angebot von bezahlbaren Wohnungen durch den „Markt“ geregelt werden soll oder ob der Staat eingreift. Ähnlich ist es im Gesundheitswesen: soll das Profit machen im kapitalistischen Sinn oder soll es der Gesundheit dienen?
„Die Förderung des Neubaus von Sozialwohnungen hatte das Land Berlin bereits Ende der neunziger Jahre wegen der Haushaltskrise und der Entspannung des Wohnungsmarktes eingestellt.“
Quod erat demonstrandum. Man plant eben nur von zwölf bis Mittag.
„Beim Wohnungsneubau hat die Politik in Berlin rundum versagt.“ Da hat Sarrazin Recht. Und die Linke hat mitgemacht.
Wie geschrieben, ich kenne mich in Berlin nicht aus. Bei Sarrazin fällt mir allerdings auf das man dem Mann inhaltlich selten an den Karren fährt und das was ich an Kritik lese oft sehr emotional ist.
Auch ihre Gegenargumente sind eher philosophischer Natur und haben imo mehr mit kognitiver Dissonanz als mit den konkreten Sachverhalten zu tun.
Das bedeutet noch lange nicht seine Ansichten zu teilen. Der Typ ist sachlich technokratisch, vieles sicherlich diskutabel aber eben diskutabel. Im Gegensatz zu vielen seiner Kritikern schreibt er faktenbasiert und auf argumentativer Ebene. Vielen wird es nicht gefallen, aber der spielt in einer anderen Liga als die ganzen Emotionshuren und Denunziantszuhälter die ihm inhaltlich nichts entgegenzusetzen haben.
Das er sperrig und alles andere als ein Sympath ist interessiert mich nicht. Er hat Standing und bemüht sich verständlich und informativ zu schreiben.
@trebon: agree