How to Download the Books That Just Entered the Public Domain

old books

Motherboard: „Public Domain Day was yesterday, but you were probably hungover, so here’s how to download the tens of thousands of books that became legal to download for free in 2019.“

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Die deutsche Journaille und ihr Antiamerikanismus

Die meisten deutschen Journalisten, die ich kennengelernt habe, halten den Journalismus für ein Instrument der „Volkspädagogik“, bei dem Tatsachen viel weniger zählen als das „richtige Denken.“ In ihrer Selbstwahrnehung stehen sie eine Stufe über den „Massen“ und halten es für ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Leute das Richtige denken.“ (Tuvia Tenenboom)

James Kirchick schreibt in der FAZ über den Antiamerikanismus der deutschen „Eliten“. Relotius, so behaupte ich, konnte mit seinen Betrügereien deshalb so lange durchkommen, weil er die Vorurteile von Leuten bestätigte, die sich als Weltbürger geben, aber in Wirklichkeit ebenso provinziell sind wie die republikanisch gesinnten Hinterwäldler ihrer Phantasie.

el paso

Natürlich kann man nicht allen Thesen des Artikels zustimmen, weil er den Charakter des kapitalistischen Staates der USA nicht benennt, aber die Tendenz ist richtig:

Als Trump zum Präsidenten gewählt wurde, schien das die negativen Ansichten der Europäer über die Amerikaner nur zu bestätigen. Da zeigte sich in Gestalt unseres Reality-TV-Führers das Urbild des Amerikaners: vulgär, unhöflich, ignorant, kriegerisch. Trump mag ja all das sein, doch alle seine Anhänger mit solch einem groben Pinsel zu zeichnen ist so, als beschriebe man halb Deutschland als Bande im Stechschritt marschierender Möchtegern-Nazis. Die äußerst populären Arbeiten von Relotius lesen sich genau wie das, was man von einem schnöseligen, verweichlichten, selbstgerechten, moralische Überlegenheit vortäuschenden und Latte macchiato schlürfenden Europäer über Amerika zu hören erwartet.

Zur Zeit schreibt sich die deutsche Journaille wieder die Finger wund, um alle Kandidaten, die gegen Trump antreten werden – und auch alle seine sonstigen Gegner – hochzujazzen.

Es merkt jedoch sogar Klein Fritzchen, wenn Trump-Gegnerinnen mit Fotos abgebildet werden, die sie möglichst in gutem Licht erscheinen lassen, auch wenn es sich um Antisemiten-Pack handelt. Trumps Reaktion ist angemessen und richtig.

Ich hatte übrigens vorhergesagt, dass Trump die nächsten Präsidentschaftswahlen gewinnen wird.

Foto: El Paso 1979 (die Grenzbrücke zu Mexiko)

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Dauerwürste und preisgekrönte Frauenfreunde

Thomas Fischer auf meedia.de: „Die Branche wälzt sich seit zehn Tagen im erhitzten Öl stellvertretenden Schämens und tiefgründiger Elegien. (…) Die Schraube dreht sich im Zweistundentakt der Updates, denn unter einem Geysir selbstreferentieller Metatexte tut es die Qualitätspresse nicht. (…) Es gibt bekanntlich ungefähr 500 deutsche „Journalistenpreise“, fast so viel wie DLG-prämierte Dauerwürste.“

Muss man bis zum Schluss lesen.

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Qualitätshackjournalismus, reloaded [Update] [2. Update] [3. Update]

hacker

Ihr erwartet hoffentlich nicht, dass ich zu der gerade durch alle Dörfer gejagten Sau „Hacker-Angriff“ etwas sage? Nach den ersten Zeilen habe ich alles in die Rubrik „Volksverdummung“ eingetütet. Viel Rauch um nichts.

Guckst du hier beim Qualitätsjournalismus:

„Ist noch unklar“ – „offenbar“ – „unklar, wo Daten abgegriffen wurden“ – „rätselhaft“ – „was es unwahrscheinlich erscheinen lässt“ – „Vielmehr scheint es“ – „sind die Dokumente zum Teil mehrere Jahre alt“ – „angeblich“ – „der Betreiber soll sich“ – „ist noch völlig unklar.“

Dann gibt es noch den unvermeidlichen Artikel mit dem ebenso unvermeidlichen „So schützen Sie sich….“

„Jedes System kann geknackt werden.“ Falsch. Veracrypt ist nicht zu „knacken“ oder „hacken“. Und noch viel mehr. PGP auch nicht.

„Seien Sie vorsichtig mit E-Mail-Anhängen: Ransomware wird gern über E-Mail-Anhänge eingeschleust, die sich als harmlose Word-Dokumente tarnen.“ Ach. In welchem Jahrhundert? Ich habe gar kein Word. By the way, Word? Das wusste schon Tony Blair.

„Auch ein Back-up kann entwendet werden“. Wer hätte das gedacht? Vor allem meine externen Festplatten mit Hidden Volumes. Da werde ich jetzt noch mehr drauf aufpassen.

„Auch ein Virenschutzprogramm hilft“. Bullshit. Oder warum sollte ich Schlangenöl für Linux einsetzen? Auch meine Windosen haben so etwas nicht.

„Geben Sie Ihre Daten nicht überall an“. Danke. Gut zu wissen. Wäre ich nicht von allein drauf gekommen.

„Behalten Sie den Überblick: Wie viele Computer haben Sie zu Hause, welche Geräte hängen am Internet?“ Ich habe gerade noch mal nachgezählt. Und was macht eigentlich mein Toaster?

„…wenn sich herausstellen sollte, dass eine ausländische Macht hinter den Vorgängen stecken könnte.“ Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Putin oder die Chinesen.

Wer so einen gequirlten Unsinn verzapft, gehört… Ach was, ich wollte mich heute nicht aufregen. Ich vermute, dass ich auch an die besagten Daten gekommen wäre, wenn ich mich angestrengt hätte.

[Update] Telepolis: „Mit völlig übertriebenen Bedrohungsszenarien soll eine Gefahr suggeriert werden.“
[2. Update] Jetzt ist es plötzlich kein „Hacken“, sondern Doxing. Wenn wir noch ein bisschen warten, wird sich vermutlich alles in Luft auflösen.
[3. Update] Das ging ja schnell. „Den Ermittlungen zufolge handelt es sich um einen Einzeltäter. (…) Dabei handelte es sich in vielen Fällen um frei zugängliche Informationen wie Festnetz-Telefonnummern oder E-Mail-Adressen.“ So berichten die Qualitätsmedien. Tztz.

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Catedral Metropolitana

Catedral Metropolitana

Die Kathedrale von Guadalajara, Mexiko (1981).

Die gab es auch als virtuellen Nachbau in Second Life – ich vermute, ich bin der einzige Mensch auf der Welt, der davon Screenshots hat.

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Nur für Kaltduscher

der neu-deutsche Antisemit

Kann man uneingeschränkt empfehlen. Arye Sharuz Shalicar: Der neu-deutsche Antisemit: Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse. Ich habe mich amüsiert, weil er Klartext redet, der dämlichen deutschen Journaille was um die Ohren haut, manchmal musste ich auch schlucken.

Shalicars Perspektive – der im Wedding aufgewachsen ist – gleicht ungefähr der in Fauda: Großartig, spannend, aber auch beklemmend.

Leider wird das Buch wenig bewirken, weil die, die angesprochen werden, solche Bücher erst gar nicht lesen. Frau Chebli sollte es auswendig lernen.

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Nur mal so gesagt

Angela Merkel ist die beste Kanzlerin, die die BRD je hatte. Just saying.

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Not Really the Dark Side

moon
Rückseite des Mondes, Quelle: NASA, Luna 3, 1959

New York Times: „In a spaceflight first, China’s Chang’e-4 has landed where no spacecraft has touched down in one piece before: the far side of the moon.“ (Xinhua hat leider keine Bilder.)

Auf der anderen Seite werden bald die Israelis landen, ein bisschen verspätet. Interessant ist eine Liste des Mülls, den die Menschheit dort schon hinterlassen hat.

Was sonst noch geschah:

– Die griechische Regierung feiert eine U-Bahn ohne U-Bahnen.

– Die Bundesregierung schweigt, obwohl sie vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages attestiert bekommen hat, dass ein Einmarsch der Türkei nach Syrien gegen das Völkerrecht verstoße. Man könnte auch sagen, dass Putin Erdogan ausgepokert hat.

Jeff Jarvis schreibt über den aktuellen „Spiegel“-Skandal.

– Auf Telepolis lobt jemand Marx. (Promotion für ein Buch des Interviewten. Da lese ich doch lieber die Originale, vor allem, weil Marx viel weniger schwurbelt.)

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Baumgart am Styr

baumgart

Ein kurzes Zwischenspiel und ein Beispiel für historische Fummelei, die einem schwierigen Puzzle gleicht. Aus der oral history meiner Familie weiß ich, dass die Vorfahren des Vaters meiner Mutter aus Schwaben nach Russland bzw. Polen gezogen sein sollen. Das erzählte meine Oma Caroline Emma Baumgart (geb. Weiß). Ich habe das angezweifelt, weil nichts dafür sprach und die Möglichkeiten der Recherche in den 30-er Jahren mit den heutigen nicht vergleichbar sind. Meine Mutter erinnert sich, einer der entfernten Verwandten, vielleicht eine Großtante, sei in Odessa gestorben.

Mittlerweile weiß ich, dass die matriarchale Linie Wolhyniendeutsche waren. Viele siedelten im Kirchspiel Roshischtsche, heute heißt der Ort Roschyschtsche am Styr. Aber wann und wie sind die in die heutige Ukraine gekommen, und wie die Vorfahren meines Großvaters nach Polen, westlich von Warschau? Und waren sie Mennoniten?

Eine Karte aus dem Jahr 1927 von Karl Lück zeigt das damalige Wolhynien und die deutschen Sprachinseln.

Roschyschtsche

Mit dieser Karte kann man auch den obigen Sterbeeintrag eines Kirchenbuchs von Rożyszcze (polnische Schreibweise) lokalisieren: Ludwig Baumgart aus Glinsche. Das heißt eigentlich Gliniszcze und läge auf der heutigen Karte bei Kremenez (oder ist identisch mit dem alten Gliniszcze), einem „Ort in der ukrainischen Oblast Wolhynien, Rajon Roschyschtsche“, laut Wikipedia „irrelevant“. [Update] Das „richtige“ Glimcze liegt auf der Karte weiter westlich, südlich von Adamowka.

Interessant ist der letzte Eintrag im obigen Kirchenbuch vom Ludwig Baumgart „Odessa von den russischen Behörden“. Was das genau besagt, kann ich (noch) nicht interpretieren.

Dazu passt ein Fund, den ich schon vor einiger Zeit machte. Es gibt eine Liste der Auswanderer aus Deutschland ins Schwarzmeergebiet 1763 bis 1862. Darin findet man Franz Joseph Baumgart aus Germersheim in der Pfalz, der 1809 nach Taurien ausgewandert sei. Taurien hieß früher die Krim, wo auch später einige Baumgarts nachweisbar sind.

Sollten einige der krimdeutschen Baumgarts wieder zurück nach Polen gewandert sein? Fragen über Fragen…

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An Easy Way For Women To Have More Orgasms

orgasm
Symbolfoto, Quelle: somewhere on the Internet

Archives of Sexual Behaviour: „Women who have sex with women (WSW) are more likely to report experiencing an orgasm during partnered sex, compared to women who have sex with men (WSM).“

Zusammengefasst gibt es das auf IFLScience: „There’s An Easy Way For Women To Have More Orgasms, But Men Aren’t Going To Like It“.

Alles fußt u.a. auf der Untersuchung (2017): „Differences in Orgasm Frequency Among Gay, Lesbian, Bisexual, and Heterosexual Men and Women in a U.S. National Sample“.

Fazit: „Compared to women who orgasmed less frequently, women who orgasmed more frequently were more likely to: receive more oral sex, have longer duration of last sex, be more satisfied with their relationship, ask for what they want in bed, praise their partner for something they did in bed, call/email to tease about doing something sexual, wear sexy lingerie, try new sexual positions, anal stimulation, act out fantasies, incorporate sexy talk, and express love during sex.“

Schon klar.

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Design versus Usability

usability

Ich hatte die naive Idee, dass jemand, der handwerkelt, auch dabei nachdenkt.

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Unter Fremdenhassern

„Der Täter äußerte sich fremdenfeindlich“. Oder: „Autofahrer verletzt aus Fremdenhass vier Menschen.“ Was für ein Unsinn.

Ich schrieb in Nazis sind Pop (2000):

Der Begriff „Fremdenfeindlichkeit“ – auch „Xenophobie“ – wird meistens in suggestivem Sinn gebraucht: man vermutet, es gäbe ein dem Homo sapiens angeborenes Gefühl, jemandem, der unbekannt ist, „automatisch“ zu fürchten oder ihm aggressiv zu begegnen. Die These vom angeborenen „Fremdenhass“ entstammt einer falschen Analogie aus dem Tierreich und wird von einigen rechtskonservativen Forschern wie Irenäus Eibl-Eibesfeld vertreten. Der „Hass“ gegen das oder den Fremden sei ein evolutionsgeschichtliches Überbleibsel, eine Art Instinkt, der die eigenen Vorräte zum Überleben vor dem Zugriff Fremder schütze. Der Verhaltensforscher Eibl-Eibesfeld behauptet, „Fremdenfeindlichkeit“ sei „stammesgeschichtlich“ angeboren. Jedes Volk wehre sich gegen „Überfremdungen“.

Den „Fremden“ an sich gibt es nicht – genausowenig wie „Fremdenfeindlichkeit“. Soziale und physische Aggression eines Kollektivs gegen bestimmte Gruppen von Menschen setzt voraus, dass man sich vorher darüber verständigt hat, welche Eigenschaften diejenigen haben sollen, gegen die man negative Gefühle wie Hass zeigt. Die „Fremden“ werden immer konstruiert, durch Gesetze oder durch den gesellschaftlichen Diskurs, der sich bestimmter Vorurteile bedient. Die Theorien, die die Begriffe „Fremdenfeindlichkeit“ oder „Xenophobie“ vertreten, reduzieren den Menschen auf Natur und interpretieren soziale Tatsachen biologistisch.

Auch die oft vertretene These, die so genannte „Fremdenfeindlichkeit“ läge in der menschlichen Pyche begründet, ist schlicht grober Unfug. Wer „Fremdenfeindichkeit“ psychologisch definiert, muss auch Rassismus und Antisemitismus aus der Seele ableiten, womöglich aus der deutschen, brasilianischen oder chinesischen Seele ganz speziell. Als „fremd“ gelten manchen Leuten auch Behinderte, Obdachlose, emanzipierte Frauen oder Angehörige bestimmter Subkulturen wie Punks oder Grufties. Im allgemeinen Sprachgebrauch benutzt man „Fremdenfeindlichkeit“ jedoch meistens für Immigranten mit oder ohne deutschen Pass. Psychologische Spekulationen, die „Fremdenfeindlichkeit“ als abweichendes Verhalten klassifizieren zu wollen, bleiben oberflächlich. Sie lassen ausser acht, dass auch „normale“ und unauffällige Menschen Vorurteile haben, also Gruppen von Menschen zu „Fremden“ machen können.

Wer „Fremdenfeindlichkeit“ bestimmen will, muss genau sagen, welche Gruppe als „fremd“ angesehen wird, wie sich diese „Feindschaft“ äussert, und wie sie sich von anderen „Feindlichkeiten“ wie rassistischen und antisemitischen Vorurteilen oder sexueller Diskriminierung unterscheidet. Das Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz aus dem Jahr 1913 bestimmt zum Beispiel, dass eine deutsche Frau, die einen Ausländer heiratet, automatisch zu einer Fremden, das heisst Ausländerin wird… Die deutschen Juden wurden durch 1933 durch das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“, die so genannten „Nürnberger Rassegesetze“, juristisch zu Fremden gemacht. (…)

„Fremdenfeindlichkeit“ ist eine politisch bewusst gewollte soziale Ausgrenzung und kann „künstlich“ erzeugt werden. Wird eine Gruppe von Menschen per Gesetz oder durch soziale und wirtschaftliche Diskriminierung ausgegrenzt, zieht sie automatisch Vorurteile nach sich. Wer von der Gesellschaft ferngehalten wird, entwickelt automatisch alternative Existenz- und Verhaltensweisen, die der Mehrheit fremd sind. Soziale Diskriminierung erzeugt „Fremdheit“ auf beiden Seiten – der Mehrheit und der Minderheit. Dafür gibt es den Begriff der „Selbstethnisierung“: Im Kampf um Anteile an der gesellschaftlichen Macht muss sich jeder eine Gruppe zugehörig fühlen, um eine Chance zu bekommen, gemeinsam mit anderen etwas zu erreichen. Im angelsächsischen Sprachraum gibt es schon lange eine Diskussion darüber, wie und ob die urspründlich „Fremden“, zumeist die Einwanderer und deren Nachfahren, die Nachteile ihrer Herkunft in das Gegenteil zu verkehren.

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