Qualitätshackjournalismus, reloaded [Update] [2. Update] [3. Update]

hacker

Ihr erwartet hoffentlich nicht, dass ich zu der gerade durch alle Dörfer gejagten Sau „Hacker-Angriff“ etwas sage? Nach den ersten Zeilen habe ich alles in die Rubrik „Volksverdummung“ eingetütet. Viel Rauch um nichts.

Guckst du hier beim Qualitätsjournalismus:

„Ist noch unklar“ – „offenbar“ – „unklar, wo Daten abgegriffen wurden“ – „rätselhaft“ – „was es unwahrscheinlich erscheinen lässt“ – „Vielmehr scheint es“ – „sind die Dokumente zum Teil mehrere Jahre alt“ – „angeblich“ – „der Betreiber soll sich“ – „ist noch völlig unklar.“

Dann gibt es noch den unvermeidlichen Artikel mit dem ebenso unvermeidlichen „So schützen Sie sich….“

„Jedes System kann geknackt werden.“ Falsch. Veracrypt ist nicht zu „knacken“ oder „hacken“. Und noch viel mehr. PGP auch nicht.

„Seien Sie vorsichtig mit E-Mail-Anhängen: Ransomware wird gern über E-Mail-Anhänge eingeschleust, die sich als harmlose Word-Dokumente tarnen.“ Ach. In welchem Jahrhundert? Ich habe gar kein Word. By the way, Word? Das wusste schon Tony Blair.

„Auch ein Back-up kann entwendet werden“. Wer hätte das gedacht? Vor allem meine externen Festplatten mit Hidden Volumes. Da werde ich jetzt noch mehr drauf aufpassen.

„Auch ein Virenschutzprogramm hilft“. Bullshit. Oder warum sollte ich Schlangenöl für Linux einsetzen? Auch meine Windosen haben so etwas nicht.

„Geben Sie Ihre Daten nicht überall an“. Danke. Gut zu wissen. Wäre ich nicht von allein drauf gekommen.

„Behalten Sie den Überblick: Wie viele Computer haben Sie zu Hause, welche Geräte hängen am Internet?“ Ich habe gerade noch mal nachgezählt. Und was macht eigentlich mein Toaster?

„…wenn sich herausstellen sollte, dass eine ausländische Macht hinter den Vorgängen stecken könnte.“ Da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Putin oder die Chinesen.

Wer so einen gequirlten Unsinn verzapft, gehört… Ach was, ich wollte mich heute nicht aufregen. Ich vermute, dass ich auch an die besagten Daten gekommen wäre, wenn ich mich angestrengt hätte.

[Update] Telepolis: „Mit völlig übertriebenen Bedrohungsszenarien soll eine Gefahr suggeriert werden.“
[2. Update] Jetzt ist es plötzlich kein „Hacken“, sondern Doxing. Wenn wir noch ein bisschen warten, wird sich vermutlich alles in Luft auflösen.
[3. Update] Das ging ja schnell. „Den Ermittlungen zufolge handelt es sich um einen Einzeltäter. (…) Dabei handelte es sich in vielen Fällen um frei zugängliche Informationen wie Festnetz-Telefonnummern oder E-Mail-Adressen.“ So berichten die Qualitätsmedien. Tztz.