A cheat and a liar [Update]

Foto: Burks prophezeit den Ausgang der nächsten Präsidentschaftswahlen in den USA.

Ich hatte vorhergesagt, dass Trump die Midterm-Wahlen gewinnen würde. Der Tagesspiegel schreibt heute: „Die Republikaner haben ihre Mehrheit im Senat ausbauen können“. Ach. Man muss dazu sagen: Das ist so, obwohl sich die überwältigende Mehrheit der deutschen Journalisten und des Feuilletons die Finger wund schreibt, um das Gegenteil herbeizuzaubern, als wenn sie irgendeinen Einfluss darauf hätten.

Der Merkur meldete vor ein paar Tagen: „Die Mehrheit der Amerikaner halten Trump für einen besseren Präsidenten als Obama“. Das hindert den Tagesspiegel nicht daran zu behaupten: „Ein Großteil der US-Bürger hat genug von Donald Trump.“ Die Welt als Wille und Vorstellung eben.

Die Demokraten haben zwar die Mehrheit im Repräsentantenhaus, aber das ist auch der statischen verifizierbaren Tatsache geschuldet, dass zur Halbzeit dem jeweils regierenden Präsidenten der Mittelfinger gezeigt wird, sozusagen als Warnschuss. Die Wiederwahl Trumps 2020 wird das nicht verhindern. (Ich werde dann sagen. I told you so.)

Um das klarzustellen: „Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuß, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Bourgeoisklasse verwaltet.“ (Karl Marx, Kommunistisches Manifest) Das gilt für den Präsidenten, Kanzler oder wie auch immer er sich nennt, natürlich auch. Es sollte den Linken also völlig egal sein, ob eine Charaktermaske des Kapitals vornehm spricht oder pöbelt, ob er Sexist ist oder nicht. It’s the economy, stupid. „Die allermeisten finden, dass die Wirtschaft gerade perfekt auf allen Zylindern läuft. Seine raue Außenpolitik, vor allem gegenüber China, wird selbst von seinen Gegnern unterstützt.“ Sage ich doch. Der Rest – worüber sich die deutschen Medien aufregen – ist Feuilleton, somit irrelevant.

Ich erwarte von Politikern vor allem, dass das tun, was die Mehrheit der Wähler will. Die Wahrheit ist jeweils unterschiedlich, je nachdem welche Klasse man fragt. „Listen, I’m a politician which means I’m a cheat and a liar, and when I’m not kissing babies I’m stealing their lollipops. But it also means I keep my options open.“

Genau so handelt Trump, und ich bin überhaupt nicht überrascht. Ich frage mich, in welcher naiven Parallelwelt meine Kollegen von der Presse hierzulande leben?!

[Update] Telepolis: „Dass es dann genau so kam, war ein großer Sieg von Trump. Denn mit dem Senat kontrolliert er weiter die US-Politik. Weil praktisch jeder Präsident bei Halbzeitwahlen das Repräsentantenhaus verliert, lag dies im Bereich der Normalität. Zu Recht sprach Trump von einer „Bestätigung“ seiner Politik durch die Mehrheit der „zwei Amerikas“, die bei den Wahlen auf Kollisionskurs waren.“