Stromlinien

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Kommentare

3 Kommentare zu “Stromlinien”

  1. Horst Horstmann am Mai 21st, 2017 9:15 pm
  2. ... der Trittbrettschreiber am Mai 21st, 2017 9:29 pm

    Das Antlitz eines Straßenkreuzers versetzt mich meist in verklärendes Entzücken. So oder ähnlich muss ich die mich versorgende, in einem Korbkinderwagen durch die frühen fünfziger schiebende Elterngeneration wahrgenommen haben. Dieser Wagen ist unzweifelhaft das gelungene Pendant zu meiner Tante Charlotte, die mir Zelluloid bebrillt, rotlippig und ‚american smilend‘ an meinem mit Rasseln aller Geschmacksverirrungen jener Zeit bestückten Gummiband vorbei die ersten Farben und Formen in meine verwindelt milchige Leinenkopfkissenkratzkinderwagenwelt hinein schrillte, die mein Frauenbild lange prägen sollten. Über ihre Schulter grinste mit weiß-goldenem Gebiss Onkel Arthur, ihr schwarzhaariger Ehemann, Kriegsversehrter mit Holzbein links, der nicht nur dicke Zigarren rauchte, sondern der Tante just in den Momenten ihrer Baby-im-Kinderwagen-Verzückung an den vom Wahlzahnkorsett betonten, die allerseits übliche Wespentaille der Damenwelt unterstreichenden Hintern griff und zwei- dreimal zukniff. Seither steht mir jedes Mal der Mund weit offen, wenn ich Pumps, Zigarrenrauch und von Frauen erzeugtes Girren wahrnehme. Solch ein Wagen toppt dann natürlich alles. Die zweite, folgende Empfindung, die das fasziniert sein etwas unsanft beiseite schiebt und mir einen Cocktail aus Trauer und Angst mit einem Schuss Ekel reicht, ist der diese Autos umgebende Flair von beklunkerten, Nadelstreifenanzüge tragenden Machos, deren nach Bier und Whisky grölende Macht erst durch die Seidenkopftuch und Faltenrock tragende Damenwelt in dieser von rosa Petticoats raschelnden Zeit erst möglich gemacht wurde. Das dritte Gefühl ist vom Widerstand getragen, die Zeit meines Säuglingsdaseins eben durch diese von heutigen Vorgaben getrübte Brille zu sehen, denn diese Menschen waren in einer gewissen, von spürbarer Dankbarkeit begleiteten Fröhlichkeit leidenschaftlich und liebevoll. In ihren Gesichtern leuchtete etwas, das ich im Laufe meines Lebens ringsum langsam erlöschen sah – Lebensmut und ein gesunder Hunger auf Zukunft.

    Gelsenkirchener Choral der Eichen im Dorf:
    Chryslerchrom und Silberford, die müssen verzaubert sein. Borgward, Loyd und Messerschmitt, sie sind schon lange tot – was rostet der Dodge so allein?

  3. Wolf-Dieter Busch am Mai 21st, 2017 11:15 pm

    Von außen: Stromlinie und Bullaugen.

    Von unten: Blattfedern.

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