Schlangenöl, revisited

Antivirenprogramm

Foto: Mexikanischer Verkäufer von Antivirenprogrammen, Foto: Burks (1982)

Fefe über Schlangenöl:
Aber es stellt sich raus, und das muss ich völlig emotionslos hinnehmen, dass die Leute da draußen wissen, dass Antiviren nichts bringen, potentiell die Dinge schlimmer machen, Geld kosten, und die Werbeversprechen der Hersteller zum Gutteil falsch sind — und das trotzdem für einen nicht nur akzeptablen sondern notwendigen Deal hält.

Ich vermute, dass es da einen bisher unerkannten psychologischen Hintergrund gibt. Meine Vermutung ist, dass das unser Ablassschein dafür ist, dass wir lauter Software einsetzen, der wir nicht vertrauen, und von der wir aus Erfahrung wissen, dass sie unsicher ist. Wir setzen die trotzdem ein, uns müssen diesen offensichtlichen Fehler irgendwie wegrationalisieren. Dafür kaufen wir uns beim Schlangenöllieferanten einen Ablassschein.

Ja, ich denke auch, man kann die Zwangshandlung, ein „Anti-Virus-Programm“ installieren zu wollen, nur ethnologisch oder psychologisch erklären. Mit inhaltlichen Argumenten kommt man so weit wie beim Veganer oder beim Globuli-fressenden Esoteriker.

Ich bin aber im Gegensatz zu Fefe nicht emotionslos, sondern rege mich über Dummheit und Ignoranz auf.

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Kommentare

10 Kommentare zu “Schlangenöl, revisited”

  1. ... der Trittbrettschreiber am April 26th, 2017 7:42 am
  2. Dirk am April 26th, 2017 9:45 am

    Das Problem sind einerseits die Reichweite von Computer-Bild, Chip und Co. und andererseits die Meinungen der vielen 1000 anderen „unabhängigen Expertenmeinungen“, die im Netz zum Thema zu finden sind. Selbst bei Heise-Online findet man keine eindeutige Positionierung.
    Je mehr man sich in die Materie einliest, desto verunsicherter wird man. Wem kann/soll/darf ich vertrauen als Laie? Ich hab Dir vor 3 Jahren vertraut, den Schnitt gemacht und fahre sehr gut damit. Schaffe es aber auch nur selten, andere zu begeistern.

  3. ... der Trittbrettschreiber am April 27th, 2017 5:17 am

    @Dirk

    Kann ich nur bestätigen. Den Missionarsjob habe ich erst garnicht angetreten – die landen, historisch dokumentiert, immer im Kochtopf:

    http://www.globotrip.ch/Reise/Afrika_14/fotoalbum/afrika-mai-14/souvenierschnitzerei-missio.html

  4. tm852 am April 27th, 2017 7:54 am

    Heise muss Anzeigen Kunden bei Laune halten. Da ist die Position gegen Snake Oil nicht so der Bringer. Da die „Security Companies“ den Müll ja auch gerne loswerden wollen, gegen Bares natürlich. Was will man mit Millionen von den Paketen, die nutzlos auf Lager liegen? Besser die Irgendwem andrehen und dann in den Müll drücken lassen. Wegen der Sicherheit und dem Kreislauf. Einfach eine Sache des Wer bezahlt, dessen Musik wird auch gespielt. Nettes Business Modell. Es lohnt wirklich nicht sich darüber aufzuregen.
    Bei Corporate Systemen. Wenn es möglich ist einfach eine virtuelle Maschine, mit einem System dem man vertrauen kann, in dem vom Antivirus verseuchten Corporate System installieren. Darin kann dann ungestört gearbeitet werden. Eventuell läuft das virtuelle Teil dann auch schneller als das Hostsystem. War bei mir der Fall. >8*)

  5. tom am April 27th, 2017 10:54 am

    Burks, ich meine, Du hättest mal verlautbart, keine Ahnung zu haben von dem, was die Veganer treiben.

  6. albatros am April 28th, 2017 10:57 am

    Burks, ich frage mich so wie so, warum Sie als bekennender Aasfresser und begeisteter Leichenteileverzehrer sich abwertend über eine Gruppe vom Menschen äußern, die sich dieser Ernährungsweise entziehen.

  7. admin am April 28th, 2017 12:40 pm

    Schlangenöl ist vegan?

  8. Crazy Eddie am April 29th, 2017 8:35 am

    1993, in einem Hotel in Iguala logierten im Nachbarzimmer zwei Handelsreisende in Molchsalbe gegen allerlei Zipperlein und Gebrechen. Dazu hatten sie mehrere kleine Aquarien in ihrem Hotelzimmer, in welchen die lebenden Molche (Leguane?) herumplodderten. Abends ab 10 saßen wir dann zusammen im Innenhof, tranken Bier aus Dosen, deren Spundlöcher mit Chilipaste umrandet wurden und warteten auf das Eintreffen des lokalen Polizisten, der sich seinen Drink abholen kam. Am Morgen darauf verteilte ich dann Immodiumtabletten gegen die schlimmen Magenschmerzen und galt schon fast als Wunderheiler.

  9. Eike am April 30th, 2017 3:23 pm

    Wozu der Zorn? In die IT geht man nicht, weil man zu den Guten gehören will. Die Entwicklung trägt dem Rechnung. Die IT wurde nur so groß, weil Soe den Bankstern die Infrastruktur für Ihre High Swap Trades aufgebaut hat, die aus steuerlichen Mitteln gefördert wurde und wird.

  10. yt am Mai 5th, 2017 2:00 pm

    Ich bin mal ehrlich interessiert,
    was würdet ihr denn einem kleinen Dienstleister empfehlen, die mit einer halben Person im Office arbeitet und der Rest mit den Rechnern nichts zu tun hat?

    Es müssen Dateien vom Kunden angenommen werden, in allen nur erdenklichen Dateiformaten.
    Kunden wegen falscher Formate abzulehnen ist keine Lösung, dann geht der Laden pleite.
    Linux ist keine Lösung, weil der meiste Umsatz mit den Dateiformaten erzielt wird die aus proprietärer Software stammt.

    Auch die Software für Maschinen läuft nur auf Windows.

    Zu den eMails werden auch Datenträger von Kunden angenommen.

    Wenn einer von den 3 abgefangenen Ransomwares, einen der 3 Computer erreicht hätte, hätter die Arbeitszeiteinbuße soviel wie ein Kundenauftrag gekostet. War das jetzt falsch einen Scanner zu nutzen?

    Laden dicht machen?
    Experten engagieren die mehr Kosten als ein Quartalsgewinn?
    Beten und hoffen das die Kunden schlau werden?

    Was empfehlen die Experten? Mal so ganz Praxisnah für einen kleinen Betrieb unter 10 Personen und mit nur 3 Computern im Windows Universum?

    Würde mich wirklich mal interessieren.

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