It’s the economy. revisited

Bernd Stegemann im „Neuen Deutschland“:
Der blinde Fleck der Identitätspolitik ist ihr fehlendes Klassenbewusstsein. In der Ökonomie geht es nie um Moral, immer um Interessen. Wer aber keine Klassen kennt, muss auf moralische Kategorien zurückgreifen. (…)

Als Trump ankündigte, die Arbeitsvisa für die USA restriktiver zu bewilligen, ging ein Aufschrei von den Internetkonzernen in Kalifornien aus. Die Wahrheit ist doch, dass die Arbeitsvisa vor allem dazu gebraucht werden, um hochqualifizierte, aber billige Programmierer ins Land zu holen, die die US-Amerikaner arbeitslos machen und deren Dumpinglöhne die Gewinne der Aktionäre steigen lassen. Hinter der moralischen Panik vor Rassismus verstecken sich also die Interessen des Kapitals, das einen Lohnkampf führt, indem es den Arbeitsmarkt globalisiert. Linke machen sich dabei selbst zu Kollaborateuren. Durch die einseitige Fokussierung auf die Fragen von Race und Gender ist der Diskurs erblindet für die Ausgrenzungen, die aus den Eigentumsverhältnissen resultieren.

Wohl wahr. Das ist fast wörtlich Eribon. Ich habe da aber noch ein paar Fragen. Warum sagt das ein Dramaturg – und nicht ein Politiker der „Linken“? Warum übersetzt eine Zeitung wie das ND das Geschwurbel – so richtig und wahr es sein mag – nicht ins Deutsche? Will man, dass das arbeitende Volk den Text nicht liest?

Identitätspolitik – was war das noch mal gleich? Focussierung? Geht es vielleicht auch ohne Ungs? Nein? Der Diskurs erblindet? Nein, tut er gar nicht. Und wer grenzt wen wohin aus? Aus den Eigentumsverhältnissen resultieren? Geht’s noch?

„Wenn wir etwas mit Mühe lesen, ist der Autor gescheitert.“ (Jorge Luis Borges)




Godess Godiva

lady godiva

Lady Godiva by John Collier, c. 1897, Herbert Art Gallery and Museum

Schönes Bild, würde ich mir sofort aufhängen. (Und das Mädel würde ich auch sofort in mein Schlafzimmer lassen.) Meine Suche nach Lady Godiva wurde inspiriert durch Vintage Everyday: „Scandalous Women in History“.

Who she is: An 11th century Anglo-Saxon noblewomen known for her legendary naked horseback ride.

Why she’s scandalous: According to legend, Lady Godiva felt bad for the people suffering from being heavily taxed by her husband. So in order to convince her husband to give the people relief from the taxes, she stripped naked and rode a horse through the town with nothing but her long hair covering herself. The term „Peeping Tom“ stems from this story, as it was said one man watched Godiva through a hole in his shutters and was struck blind.




Unschönes gemein machen

Fefe: „Glaube ich, dass Wikileaks sich hier unschön mit Trump gemein macht? Aber hallo! Na klar machen sie das! Aber das dürfen sie. Solange sie nicht Dinge über Trump, die ihnen zugespielt werden, nicht veröffentlichen. Dann ist das Totalschaden fürs Image. Daher wäre aus meiner Sicht jetzt das korrekte Play der Amis, Wikileaks ein paar Daten über Russland zu geben, und zu warten, ob Julian die veröffentlicht. Das ist das valide Setup.“

Full ack.




Ab jetzt wird zurückgetrollt

Der Olper Stadtrat Kai Bitzer wurde von kackbraunen Kameraden getrollt. Er trollt jetzt zurück.




Hyperventilation from Uncontrollable Laughter

gary larson

The Complete Far Side ist das Geld wert.

Charles Solomon schreibt: „The Complete Far Side“ contains every strip ever syndicated: more than 4,000 panels. It should probably come with a warning label, „Caution: reading this book may result in hyperventilation from uncontrollable laughter.“

Ich bin erst beim zweiten Band und lache jeden Tag Tränen.




Internationaler Frauentag

Internationaler Frauentag




Die DPolG ist gelb

Lesebefehl für heute: Thomas Fischer nimmt sich Rainer Wendt vor, den Bundesvorsitzenden der „Deutschen Polizeigewerkschaft“ (DPolG).

…der Herr Wendt war auch gar nicht Personalrat der Herzen, sondern wurde nur mal so „faktisch freigestellt“. Das ist ein Status, der allen Menschen einschließlich dem Kolumnisten als der schönste überhaupt erscheint: „Faktisch freigestellt“ zu sein für die ehrenamtlichen Hobbys dieser Welt, und zugleich aus fremden Taschen für einen Dienst besoldet zu werden, den man „natürlich nicht“ tut. Besoldet wurde Herr Wendt vielmehr dafür, die Interessen Dritter (der Gewerkschaftsmitglieder) gegen denjenigen zu vertreten, von dem man sich heimlich bezahlen lässt. Ein Gewerkschaftsführer also mit unsichtbarer gelber Quaste am Revers, und das im Öffentlichen Dienst. Zugegeben: In Rumänien oder in Nigeria würde man so etwas vielleicht nicht so nennen wie in Deutschland. Aber da wäre es ja auch verboten.

Wer nicht weiß, warum hier die Farbe Gelb erwähnt wird, muss nachsitzen oder ist eh schon Sozialdemokrat.




Keep cool and safe

pgp

Nur Heise berichtet nüchtern und sachlich über die neuesten Enthüllungen von Wikileaks. Jürgen Kuri, der schon beim Thema „Online-Durchsuchungen“ als einer der wenigen Journalisten einen kühlen Kopf bewahrt hatte, bringt es auf den Punkt: „Da trommelt ja Wikileaks ganz schön für Zeugs, das eigentlich wenig Substanz für neue Erkenntnisse hat. Und die CIA spioniert aus Botschaften und Konsulaten heraus? Welche Sensation! Dass nun manche gleich wieder übertreiben müssen und die Verschlüsselung etwa für Signal als geknackt berichten, obwohl es in den Dokumenten nur darum geht, über Sicherheitslücken Smartphones zu kapern, macht das Ganze auch nicht wirklich besser.“

Nein, Signal ist weiterhin sicher. Und vieles andere auch. Das Problem sitzt immer vor einem Monitor und hat zwei Ohren.

Man muss es deutlich sagen: Zeit online lügt. Die CIA kann nicht jedes Telefon „hacken.“ Die FAZ lügt: der amerikanische Geheimdienst CIA Menschen kann nicht Telefone „offenbar nach Belieben ausspähen“ („Offenbar“? Soll das Journalismus sein?)

Zur weiteren Lektüre empfehle ich Monika Ermert (Heise) und Bruce Schneier.

PS: Wie viele Menschen, die „was mit Medien“ machen, schicken mir verschlüsselte E-Mails?




Sind Sie tolerant? Nein.

Gerhard Polt über Toleranz.




Tocharian Tummies

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Lustkauf: The Tarim Mummies: Ancient China and the Mystery of the Earliest Peoples from the West.

Die Mumien, besonders die frühen mit europidem Erscheinungsbild, werden oft mit den Tocharern in Verbindung gebracht, den Sprechern der Tocharischen Sprache im Tarimbecken, obwohl der Zusammenhang nicht eindeutig erwiesen ist und mehrere Jahrhunderte zwischen diesen Mumien und den ersten Bezeugungen der tocharischen Schriftsprache liegen. Die Tocharier werden beschrieben als bärtig, rothaarig oder blond, mit tiefliegenden blauen oder grünen Augen und langen Nasen. [Wikipedia]

Ich habe jetzt Harald Haarmann: Auf den Spuren der Indoeuropäer: Von den neolithischen Steppennomaden bis zu den frühen Hochkulturen ausgelesen, wahnsinnig spannend, selten so viel gelernt beim Lesen eines Buches. Haarmann gab das obige Buch in der Literaturliste an. Demnächst mehr dazu.




Am Solimões, revisited

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Solimões wird der Amazonas von den Brasilianern zwischen dem Dreiländereck Peru-Kolumbien-Brasilien und dem Zusammenfluss mit dem Rio Negro genannt. Die Fotos habe ich 1982 in Leticia (Kolumbien, 1,2) gemacht und am gegenüber liegenden Ufer des Amazonas bzw. Solimões im brasilianischen Tabatinga (3,4,8). Die Fotos auf dem Schiff stammen von meiner anschließenden 10-tägigen Reise auf dem Amazonas nach Manaus. Seltenes Foto: meine Füße in meiner Hängematte. (Privatsphäre sieht anders aus, immerhin schliefen Männer und Frauen getrennt.)

Die Fotos hatte ich im Januar 2011 schon einmal gepostet, ich sehe sie aber immer wieder gern an.




Symbolische Gewalt

Telepolis: „Wie Beherrschte an der über sie ausgeübten Herrschaft mitwirken“. Ein schönes, wenn auch etwas verschwurbeltes Interview über symbolische Gewalt.

„Symbolische Gewalt“ ist ein Konzept, das der französische Soziologe Pierre Bourdieu entwickelt hat, um Erscheinungsformen von Gewalt und Herrschaft zu beschreiben, die sich alltäglich vollziehen und dem „gesunden Menschenverstand“ als etwas ganz Selbstverständliches erscheinen.

Wikipedia ist zu Bourdieu aufschlussreich:
Einige Ergebnisse von Bourdieus empirischen Arbeiten sind:
Er zeigte, dass in Frankreich trotz der formalen Wahlfreiheit in Fragen des ästhetischen Geschmacks künstlerische Präferenzen – wie zum Beispiel klassische Musik, Rock und Chanson – stark mit der („kulturellen“) Klassenzugehörigkeit korrelieren.
Er wies – alltägliche Beobachtungen einbringend – nach, dass Feinheiten der Sprache wie Akzent, Grammatik, Aussprache und Stil einen wesentlichen Faktor in der sozialen Mobilität darstellen, beispielsweise beim Erreichen eines besser bezahlten und höher bewerteten Berufs.
Die von Bildungspolitik und Arbeitslosigkeit ausgelöste Bildungsdynamik bezeichnete er als „Inflation der Bildungsabschlüsse“ oder „Bildungsexpansion“. Die Schulabschlüsse verlieren dadurch an Wert, und die Absolventen aus niedrigeren Schichten haben schlechte Möglichkeiten, ihr durch Schulbildung erworbenes kulturelles Kapital angemessen umzusetzen (vgl. Bildungsparadox).
Durch die zunehmende neoliberale Globalisierung sind nach Bourdieu atypische Arbeitsverhältnisse zur Regel geworden. Diese Prekarisierung trifft nicht nur marginalisierte Gesellschaftsgruppen, sondern zunehmend auch solche mit noch gesichertem Einkommen. Das organisierte Gegeneinander der Lohnabhängigen ist Bestandteil der neoliberalen Hegemonie.

Eribon, ick hör dir trapsen. Jede Wette, dass derartige Themen und Thesen von deutschen Journalisten – bis auf wenige Ausnahmen – ignoriert werden. sie müssten über ihren Klassenhabitus nachdenken und darüber, wie ihre Klasse ihre politische Meinung prägt. Das ist in Deutschland aber so gut wie unmöglich, weil schon der Begriff „Klasse“ im kleinbürgerlichen medialen Mainstream tabuisiert ist.




Kapitalismus macht Sie müde

„Der Ermüdungszuwachs während eines 12-Stunden-Tagdienstes ist dreieinhalb mal höher als an einem arbeitsfreien Tag, außerdem nimmt die Ermüdung bei zwei aufeinanderfolgenden 12-Stunden-Diensten weiter signifikant zu.“ (Medizinische Universität Wien via Telepolis)

Das ist doch lächerlich. Wen interessiert das im Kapitalismus? Ich hatte drei Tage Nachtschicht (mit jeweils 12 Stunden) und habe noch drei Tage Nachtschicht (22 bis 6 Uhr) mit jeweils acht Stunden vor mir.




Bronze Age battle

Ein ganz wunderbarer Artikel in „Science“ über „Slaughter at the bridge: Uncovering a colossal Bronze Age battle“.

About 3200 years ago, two armies clashed at a river crossing near the Baltic Sea. The confrontation can’t be found in any history books—the written word didn’t become common in these parts for another 2000 years—but this was no skirmish between local clans. Thousands of warriors came together in a brutal struggle, perhaps fought on a single day, using weapons crafted from wood, flint, and bronze, a metal that was then the height of military technology.

Die Schlacht fand im heutigen Mecklenburg statt. (Die interessanten Fotos gehören dem Landesamt Für Kultur Und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern/Landesarchäologie, deshalb poste ich hier keine.) Auf Wikipedia gibt es einen Artikel: „Schlachtfeld im Tollensetal“.




Dumm, dümmer, grün

„Auch die Grünen benutzten eine stark veraltete Softwareversion, die zahlreiche Angriffsflächen bietet, reagierten aber auf die BSI-Warnung nicht. Gegenüber dem SPIEGEL verwies die Partei nun darauf, man plane, die Installation bald abzuschalten; man habe dort “insbesondere‘ Wahlkampfmaterialien gelagert. Die Plattform werde „bei einem externen Dienstleister betrieben, der auch für die Sicherheit verantwortlich“ sei. ‚Insofern war von unserer Seite keine Reaktion notwendig.'“




Deniz’e özgürlük!

Deniz’e özgürlük!




Eine Zensur findet statt

Pornoanwalt: „Deutsche Suchmaschinen (z.B. google.de) sperren mehr als 4.500 Websites, welche von der Bundesprüfstelle indiziert und in eine ‚Liste jugendgefährdender Medien‘ aufgenommen wurden. Diese Sperrliste bleibt geheim. Informationsfreiheitsklagen gegen die Bundesprüfstelle sind 2013 und 2016 gescheitert, weil aus richterlicher Warte ‚mit Veröffentlichung eine konkrete Gefährdung der öffentlichen Sicherheit durch Verletzung der Unversehrtheit der Rechtsordnung droht‘. Im Jahr 2014 gelang eine Entschlüsselung der Liste mit über 3.000 Einträgen.“

Ein Grund mehr, nur das englische Google Advanced Search zu benutzen und als Startseite des Browsers zu definieren.




Pubspace

National Aeronautics and Space Administration (via Independent): „Care to learn more about 400-foot tsunamis on Mars? Now you can, after Nasa announced it is making all its publicly funded research available online for free. The space agency has set up a new public web portal called Pubspace, where the public can find Nasa-funded research articles on everything from the chances of life on one of Saturn’s moons to the effects of space station living on the hair follicles of astronauts.




Sprachpolizeiliche Allüren

Zeit online über „Das missbrauchte Geschlecht“. Das Beste, was ich seit langem zum Thema gelesen habe.

Und auf Vorschlag der SPD-Fraktion in den Bezirksparlamenten von Mitte und Lichtenberg sollen Drucksachen nur noch auf der Tagesordnung erscheinen, wenn sie in gegenderter Sprache abgefasst sind. Das bedeutet nichts anderes, als in Standarddeutsch abgefasste Schriftstücke sofort in den Papierkorb zu werfen. Dem kann rechtlich auf verschiedenen Wegen begegnet werden. Es sollte sich jemand finden, der ein Klagerecht besitzt und den Aufwand nicht scheut.




Strange Sighting Of Creepy Turkeys

Heute empfehle ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Link über Truthähne.